Wer ist nun besser: Kehlmann oder Kafka? Und was macht ein wirklich gutes Buch mit seinen Lesern und Leserinnen? Zweimal im Monat streiten und schwärmen wir über Bücher. Wir suchen aus der Fülle der Neuerscheinungen die interessantesten Bücher aus – mit Vorliebe solche, die uns selbst auf neue Gedanken gebracht haben. Es geht um neu erschienene Romane und Sachbücher und literarische Klassiker, die überraschende Schlaglichter auf die Gegenwart werfen. Im Wechsel sprechen aus den ZEIT-Redaktionen Adam Soboczynski und Iris Radisch über Belletristik sowie Maja Beckers und Alexander Cammann über Sachbücher. Falls Sie uns nicht nur hören, sondern auch lesen möchten, testen Sie jetzt 4 Wochen kostenlos Die ZEIT: www.zeit.de/podcast-abo
In der neuen Folge unseres Buch-Podcasts "Was liest du gerade?" sprechen Iris Radisch und Adam Soboczynski über aktuelle Neuerscheinungen des neuen Jahres. Julia Schoch hat ihre autofiktionale Trilogie "Biographie einer Frau" abgeschlossen, in der sie dem Wandel der Liebe in verschiedenen Lebensabschnitten nachgeht. Trifft es zu, dass wir im Lauf unseres Lebens immer größere Wohnungen, aber immer kleinere Gefühle haben? Heute geht es um den letzten Band "Wild nach einem wilden Traum", in dem die Autorin von einer lange zurückliegenden "love affair" mit einem katalanischen Schriftsteller erzählt. Die Liebe, bekennt sie, steht in ihrem Leben immer für etwas Früheres, Älteres, das verloren gegangen ist. Ist sie am Ende vielleicht vor allem Einbildung, also Literatur?
In dem großen Roman "Sehr geehrte Frau Ministerin" von Ursula Krechel ist die Liebe von Einsamkeit und hellsichtiger Desillusion abgelöst worden. Hier werden vier Frauenleben erzählt und kunstvoll miteinander verlinkt: das Leben einer älteren Fachverkäuferin für Reformhausartikel mit ihrem erwachsenen Sohn, das einer Lateinlehrerin mit ihrem Faible für Agrippina, der Mutter des römischen Imperators Nero, und das einer Justizministerin, die beinahe das Schicksal von Agrippina erleidet. Ursula Krechel erzählt von rätselhaften Mutter-Sohn-Beziehungen, von Alter, Krankheit und Gewalt gegen Frauen. "Die Frau", heißt es lakonisch, "ist lästig in der Geschichte, sie muss verschwinden. Am besten, sie räumt sich selber aus dem Weg, sodass kein Schatten von ihr auf die Geschichte fällt und die Männergeschichte unaufhaltsam ihren Lauf nimmt."
Unser Klassiker ist die kleine Rede "Lübeck als geistige Lebensform" aus dem Jahr 1926, in der Thomas Mann, der vor 150 Jahren geboren wurde, sich zu seinen Wurzeln bekannt hat. Lübeck hat dem Jubilar beim Schreiben stets als Kompass gedient. Vom Lübecker Bürger ist er zum Weltbürger geworden, der mit norddeutscher Nüchternheit und Humor zu einem europäischen Humanismus fand.
Unser Zitat des Monats stammt dieses Mal aus dem neuen Roman Wackelkontakt von Wolf Haas.
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Literaturangaben:
Julia Schoch: Wild nach einem wilden Traum, dtv, 176 Seiten, 23 Euro
Ursula Krechel: Sehr geehrte Frau Ministerin, Klett-Cotta, 368 Seiten, 26 Euro
Thomas Mann: Lübeck als geistige Lebensform, erschienen in Essays III, 1926 bis 1933 als Teil der Gesamtausgabe im S. Fischer Verlag
Wolf Haas: Wackelkontakt, Hanser, 240 Seiten, 25 Euro
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Die letzte Sachbuchfolge von "Was liest Du gerade?" 2024 wird diesmal wieder mit einem Gasthost präsentiert: Nora Bossong ist am Mikro dabei, die in diesem Jahr ihren Roman "Reichskanzlerplatz" veröffentlichte und auch schon Sachbücher geschrieben hat. Nebenbei klären wir die Frage, welche Lektüre sie als Schriftstellerin auf die einsame Insel mitnehmen würde – ziemlich wilde Lektüre, so viel sei schon verraten.
Den ersten Satz liefert diesmal Tobias Haberl mit seinem Buch "Unter Heiden": Der Journalist erzählt in persönlichen Erlebnissen und Reflexionen von seiner Glaubenssuche und vom Unverständnis, auf das er heute trifft, wenn er sich als Katholik outet.
Steht heute wieder der Faschismus vor der Tür? Diese Frage wird momentan oft und heftig diskutiert, weil die Demokratie kriselt und die AfD immer stärker wird. Zur Klärung taucht Jens Bisky in seinem Buch "Die Entscheidung" in die Endphase der Weimarer Republik ein und erzählt minutiös von deren Untergang – aber was kann man überhaupt aus dieser Geschichte für heute lernen?
Auf nach Paris! Eine faszinierende Zeitreise dorthin unternimmt László Földényi in seinem Buch "Der lange Schatten der Guillotine": Er flaniert durch die Metropole im 19. Jahrhundert, schaut auf alte Artikel, Bilder und Fotografien, um zu erklären, wie sich an diesem Ort seit der Französischen Revolution unser modernes, nervöses Bewusstsein entwickelte.
Auch die Klassikerin stammt diesmal aus Ungarn: Die 2019 verstorbene Ágnes Heller war eine der wichtigsten philosophischen Stimmen ihrer Zeit. In ihrem Buch "Von der Utopie zur Dystopie" dreht sich alles um die Ängste und die Hoffnungen, mit denen die Menschen seit der Antike auf die Zukunft schauen – und warum die Furcht heute bessere Romane produziert.
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Literaturangaben:
Tobias Haberl: Unter Heiden, btb, 288 Seiten, 22 Euro
Jens Bisky: Die Entscheidung. Deutschland 1929 bis 1933, Rowohlt Berlin, 640 Seiten, 34 Euro
László Földényi: Der lange Schatten der Guillotine. Lebensbilder aus dem Paris des neunzehnten Jahrhunderts, Matthes & Seitz, 302 Seiten, 28 Euro
Ágnes Heller: Von der Utopie zur Dystopie. Was können wir uns wünschen? Edition Konturen, 95 Seiten, 19,80 Euro
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In der neuen Folge unseres Buchpodcasts "Was liest du gerade?" sprechen Iris Radisch und Adam Soboczynski über Samantha Harveys himmlischen Roman "Umlaufbahnen". Die diesjährige Gewinnerin des wichtigsten britischen Literaturpreises, des Man Booker Prize, erzählt von einer Weltraumstation, auf der sechs Astronauten und Kosmonauten um die Erde fliegen. Wie sieht ihr Alltag im All aus? Von welchen Hoffnungen, welchen Sehnsüchten zehren diese Frauen und Männer in der Schwerelosigkeit? Wir lernen: Dieser kleine Planet namens Erde ist nicht nur verdammt verletzlich, er ist ungeheuer schön.
In Lucy Frickes Bestsellerroman "Das Fest" wird Jakob 50 Jahre alt und steckt in der schlimmsten Midlife-Crisis: keine Beziehung, kein Kind, kein Haus. Und der Regisseur ist nicht einmal beruflich sonderlich erfolgreich. Sein Geburtstag wird trotzdem zu einer Feier des Lebens.
Unser Klassiker ist diesmal Simone de Beauvoirs "Die Mandarins von Paris". Sie entführt uns in die Intellektuellenszene Frankreichs am Ende des Zweiten Weltkriegs. Welche Hoffnungen haben die jungen Literaten und Künstlerinnen? Was denken sie über Amerika? Taugt die Sowjetunion als Vorbild? Und: Wie wird geliebt?
Unser Zitat des Monats stammt dieses Mal von den Schriftstellern Martin Suter und Benjamin von Stuckrad-Barre. In ihrem neuen Gesprächsband "Kein Grund, gleich so rumzuschreien" unterhalten sie sich über Hotels, Küchen und schlechten Service, aber auch über existenzielle Fragen des Lebens.
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Diese Woche sind Angela Merkels lang erwartete Memoiren unter dem Titel Freiheit erschienen. 700 Seiten, übersetzt in mehr als 30 Sprachen, nach zwei Tagen waren sie allein in Deutschland 80.000-mal verkauft. Und in Washington präsentiert die Ex-Kanzlerin ihr Buch mit Barack Obama.
Grund genug für ein brandaktuelles Sachbuch-Spezial von Was liest du gerade?, ganz anders als sonst: Alles dreht sich diesmal um Merkels Buch, und zu Gast am Mikro ist Heinz Bude, der Soziologe und Generationen-Experte.
Merkels Memoiren standen sofort im Zentrum der Debatten, momentan wird heftig darüber diskutiert, was ihre politischen Fehler und Irrtümer waren und wie Merkel darüber heute schreibt. In diesem Podcast versuchen wir stattdessen einen anderen, analytischen Blick: Was steckt hinter dem Merkel-Hype und dem Merkel-Bashing? Was will die Ex-Kanzlerin mit ihrem Buch? Wie typisch oder untypisch ist sie für ihre Generation, wie wichtig ist ihre DDR-Herkunft? Versteht man sie nach der Lektüre besser, die erste Kanzlerin, eine Frau aus Ostdeutschland, die dann 16 Jahre lang regierte und Weltpolitik managte? Wir wollen ergründen, wie sie das geschafft hat und was das über die Deutschen sagt – und wie Angela Merkel ihre Geschichte heute für uns erzählt.
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In der neuen Folge unseres Buch-Podcast „Was liest du gerade?“ sprechen Iris Radisch und Adam Soboczynski über die fantastische Aktualität eines der bedeutendsten Romane der deutschen Literatur: „Der Zauberberg“ von Thomas Mann erschien vor genau 100 Jahren und lässt uns in die Debatten einer großen europäischen Umbruchszeit eintauchen, aus denen wir viel für unsere Gegenwart lernen können.
Im neuen Roman „Man kann auch in die Höhe fallen“ von Joachim Meyerhoff geht es auch um eine Krise: in diesem Fall um die Lebens- und Schreibkrise des berühmten deutschen Schauspielers und Autors, aus der er während eines langen Kuraufenthalts bei seiner vor Lebensenergie nur so sprühenden 86-jährigen Mutter an der Ostsee wieder herausfindet – indem er ungemein unterhaltsam von ihr erzählt.
Auch in dem autobiographischen Roman „Vilhelms Zimmer“ von Tove Ditlevsen geht es um die Lebenskrise einer berühmten Autorin, die nicht weiterleben kann, nachdem sie von ihrem vierten Ehemann, dem Chefredakteur einer Kopenhagener Zeitung, verlassen wurde. Anrührend und mit dem mitreißenden Humor der Verzweifelten erzählt die spät wiederentdeckte dänische Schriftstellerin von ihrer gescheiterten Ehe und ihren vergeblichen Versuchen, das Leben durch eine skurrile Heiratsannonce noch einmal neu zu starten.
Unser Zitat des Monats stammt dieses Mal aus dem neuen Buch „Das Schattengetuschel“ von Botho Strauß, der am 2. Dezember 80 Jahre alt wird.
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Literaturangaben:
Thomas Mann: Der Zauberberg, Fischer Taschenbuch Verlag, 1120 Seiten, 22 Euro
Joachim Meyerhoff: Man kann auch in die Höhe fallen, Kiepenheuer und Witsch Verlag, 368 Seiten, 26 Euro
Tove Ditlevsen: Vilhelms Zimmer, Aufbau Verlag, 206 Seiten, 22 Euro
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Die Sachbuch-Folge von "Was liest Du gerade?" diesmal etwas anders als sonst: Thea Dorn ist am Mikro als Gast-Host dabei, die Essayistin, Schriftstellerin und Moderatorin des "Literarischen Quartetts" im ZDF.
Den "Ersten Satz" liefert Svenja Flaßpöhler in ihrem Essay "Streiten": Warum ist Streit so wichtig, privat und gesellschaftlich – und was unterscheidet ihn von der Diskussion, der Debatte, dem Miteinanderreden?
Heftigen Streit ausgelöst hat aktuell die Entertainerlegende Thomas Gottschalk mit seinem Buch "Ungefiltert": Er zieht darin mächtig vom Leder gegen den Zeitgeist, gegen Influencer, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und gegen alles, was ihm sonst momentan nicht passt. Erleben wir das persönliche Drama eines 74-Jährigen oder lohnt sich die Diskussion über einige von Gottschalks Thesen?
Die Journalistin und Historikerin Anne Applebaum hat neulich in Frankfurt den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels bekommen. Jetzt schreibt sie in ihrem Buch "Die Achse der Autokraten", wie gefährlich die neuen Allianzen zwischen China, Russland, Iran und diversen anderen diktatorisch regierten Ländern für die Demokratien weltweit sind.
Wenige Tage vor den Schicksalswahlen in Amerika schauen wir auf eine Klassikerin, die uns dieses faszinierende Land mit seinen politischen Dramen erklärt: Hannah Arendts Buch "Über die Revolution" von 1963. Sie erklärt darin, wie der Amerikanischen Revolution im 18. Jahrhundert die "Gründung der Freiheit" gelang. Wäre Hannah Arendt heute auch noch so optimistisch?
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Literaturangaben:
Svenja Flaßpöhler: Streiten, Hanser Berlin, 128 Seiten, 20 Euro
Thomas Gottschalk: Ungefiltert. Bekenntnisse von einem, der den Mund nicht halten kann, Penguin, 320 Seiten, 24 Euro
Anne Applebaum: Die Achse der Autokraten. Korruption, Kontrolle, Propaganda: Wie Diktatoren sich gegenseitig an der Macht halten, aus dem Englischen von Jürgen Neubauer, Penguin, 208 Seiten, 26 Euro
Hannah Arendt: Über die Revolution, Piper, 544 Seiten, 16 Euro
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In der neuen Folge unseres Buchpodcasts "Was liest du gerade?" sprechen Iris Radisch und Adam Soboczynski über Zurückgebliebene und Aussortierte der Zeitläufe in Berlin und in Paris. Im neuen Roman "Unser Ole" von Katja Lange-Müller geht es um zwei alte Frauen – eine aus dem Westen, eine aus dem Osten –, die zusammen in einem heruntergekommenen Dorfhaus im Speckgürtel Berlins in einer Zweck-WG leben. Doch plötzlich liegt eine der beiden tot auf dem Treppenabsatz, und der seelisch kranke Enkel ist auch verschwunden. Fast ein Krimi, aber auch ein Seelendrama, das ungeschminkt und heiter vom Überleben der Kriegskindergeneration in Deutschland erzählt.
Auch im Roman "Memory Lane" des französischen Literaturnobelpreisträgers Patrick Modiano geht es um Übriggebliebene und Lebenskünstler. In diesem Fall um ein Pariser Freundesgrüppchen, das sich nach dem Zweiten Weltkrieg im verblichenen Glanz früherer Tage sonnt, bis diese Scheinexistenz zusammenkracht und die Freunde sich in alle Winde verstreuen.
Unser Klassiker verbreitet Mut: Bertolt Brechts "Unwürdige Greisin" zeigt uns, wie man im Alter noch einmal ganz neu anfangen kann.
Und unser Zitat des Monats stammt dieses Mal von der frisch gekürten Literaturnobelpreisträgerin Han Kang, die sich auf beeindruckende Weise den dunklen Seiten der koreanischen Geschichte zuwendet.
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Er ist wieder mal ganz oben auf der Bestsellerliste, bei uns liefert er den Ersten Satz: Diesmal hat Hape Kerkeling mit Gebt mir etwas Zeit ein Buch über sich und seine Vorfahren geschrieben – mit auch politisch überraschenden Ergebnissen. Man kann aus seiner Recherche lernen, wie vielfältig Deutschland in Sachen Herkunft seit Jahrhunderten ist. Erfindet sich da ein Entertainer etwa neu?
Die prominente Aktivistin und Bestsellerautorin Naomi Klein begibt sich in ihrem Buch Doppelgänger auf die Spur einer merkwürdigen Geschichte, die sehr viel mit ihr persönlich zu tun hat: Immer wieder wird sie im Internet mit der bekannten Feministin Naomi Wolf verwechselt, die sich von einer linken Ikone in eine rechte Verschwörungstheoretikerin verwandelt hat. Was sagt diese Verwandlung über das Amerika von heute, kurz vor den Präsidentschaftswahlen? Wie konnte so etwas überhaupt in dieser Gesellschaft passieren? Und wie selbstkritisch müssen Linke wie Naomi Klein mit ihren eigenen Illusionen umgehen, wenn es um die Verteidigung von Demokratie und Öffentlichkeit geht?
Verlust – das ist vielleicht das zentrale Gefühl unserer Gegenwart. Jeder kennt es, und ausgerechnet jetzt wirkt es als Krisenverstärker in den westlichen Gesellschaften. Der Soziologe Andreas Reckwitz erklärt in seinem bahnbrechenden Buch Verlust erstmals, weshalb diese Krisen von heute mit Verlust zusammenhängen und warum Fortschritt nicht mehr so wichtig ist. Wie können wir als Gesellschaft lernen, mit Verlusten umzugehen, um die Zukunft zu meistern? Merke: Keine Angst mehr vor Verlust!
Als Klassiker empfehlen unsere Hosts diesmal Walden von Henry David Thoreau: 1845 zog sich der amerikanische Autor in eine Blockhütte zurück, wo er zwei Jahre in der Einsamkeit des Waldes lebte. Über diese existenzielle Erfahrung schrieb er ein berühmtes Buch, das die Natur, Freiraum und menschliches Dasein, Amerikas Geist und die Grenzen der Zivilisation verknüpfte. Hilft uns diese Lektüre heute wieder?
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Literaturangaben:
Hape Kerkeling: Gebt mir etwas Zeit. Meine Chronik der Ereignisse, Piper, 368 Seiten, 24 Euro
Naomi Klein: Doppelgänger. Eine Analyse unserer gestörten Gegenwart. Übersetzt von Peter Robert und Rita Seuß, S. Fischer, 496 S., 29 Euro
Andreas Reckwitz: Verlust. Ein Grundproblem der Moderne, Suhrkamp, 463 Seiten, 32 Euro
Henry David Thoreau: Walden oder Leben in den Wäldern. Diverse Übersetzungen und Ausgaben auf Deutsch
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In der neuen Folge unseres Buchpodcasts Was liest du gerade? lassen Iris Radisch und Adam Soboczynski sich von der deutsch-indischen Autorin Mithu Sanyal auf eine Zeitreise ins London um 1906 mitnehmen. In ihrem neuen Roman Antchristie begegnen wir den Helden der indischen Befreiungsbewegung und erleben die Debatten mit Mahatma Gandhi. Sollen sich die Inder vom Joch des britischen Kolonialismus mit oder ohne Gewalt befreien? Und was ist anders, wenn man die Weltgeschichte konsequent aus indischer Perspektive betrachtet? Eine wichtige Frage ist auch: Schafft es Mithu Sanyal, ihren schon aus Identitti bekannten Sinn für scharfen Witz und Humor in die wortreichen Auseinandersetzungen über den britischen Kolonialismus hineinzuschmuggeln?
David Wagners Roman Verkin fußt auf einer wahren Begebenheit: Er handelt von der Lebensgeschichte einer türkischen Armenierin und dem Schicksal ihrer Familie, die dem Völkermord 1915/16 ausgesetzt war. Verkins Vater gelingt es, als Unternehmer in der türkischen Gesellschaft aufzusteigen, auch mit fragwürdigen Mitteln. Die Tochter, heute Ende siebzig, führt ein illustres Jetset-Leben, das sie immer wieder in die höchsten Kreise und die Popkultur führt. Wagner besucht seine Protagonistin immer wieder in Istanbul. Und ist auch mit einer dunklen Seite Verkins konfrontiert: Wie passt es, dass sie sich für Erdoğans AKP engagiert?
Unser Klassiker ist diesmal eine sensationelle Neuentdeckung: Völlig überraschend sind fünf neue und bedeutende Briefe von Heinrich von Kleist (1777–1811) aufgefunden worden. Wir können ihn erstmals als unmittelbaren Beobachter einer Schlacht erleben – und als einen Agenten in Aktion mit einer politischen Mission. Kleist gehörte einem Kreis von Napoleon-Gegnern an, die sich konspirativ einem Befreiungsprojekt verschrieben haben: Die Deutschen sollten sich vereinen und Napoleon in einem nationalen Volksaufstand niederringen. Als das Vorhaben scheitert, ist Kleist am Boden zerstört. Die Briefe zeigen, wie sich der große Dichter des Zerbrochenen Krugs und der Marquise von O… auch politisch ins Abseits manövrierte.
Unser Zitat des Monats kommt aus Parade, dem neuen Buch der kanadisch-britischen Autorin Rachel Cusk, in dem es um die nur schwer zu erreichende Vereinbarkeit von Mutterschaft und weiblichem Künstlertum geht.
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Der Sommer geht zu Ende, es beginnt der Herbst mit vielen neuen Sachbüchern, die Diskussionen auslösen werden. In Amerika hat das Samuel Moyn schon geschafft: Mit seinem Buch Der Liberalismus gegen sich selbst greift der Ideenhistoriker berühmte Klassiker des liberalen Denkens nach 1945 an, von Hannah Arendt, Isaiah Berlin bis hin zu Karl Popper und Judith Shklar. Alle seien sie mitschuldig am Aufstieg Trumps und der heutigen Schwäche der westlichen Demokratie – denn der Liberalismus dieser Denker sei einseitig gewesen. Hat Moyn recht mit seiner Attacke?
Die Welt der Superreichen ist vor den Blicken der Normalverdiener meistens gut geschützt. Der Journalistin Julia Friedrichs gelingt jetzt ein Blick an Bord der Luxusjachten und hinter die Mauern und Hecken um all die großen Villen: Ihre Recherche schaut auf Statistiken ebenso wie auf ganz normalen superreichen Lebensalltag, auf das gute oder schlechte Gewissen, das auf immensen Reichtum folgt. Die Privilegien kommen ebenso vor wie die Sinnkrisen dieser Elite, während die Autorin nach Antworten sucht, wie eine Gesellschaft, die gerecht sein will, obszöne Ungleichheit in den Griff bekommen kann.
Der "Erste Satz" stammt diesmal aus dem Buch von Barbara Bleisch, Mitte des Lebens: Darin geht es um die schon so oft beklagte Midlife-Crisis – aber diesmal ganz anders als sonst. Denn die Philosophin Bleisch erklärt auf originelle Art, weshalb diese "besten Jahre" eigentlich ziemlich lässig sein können und auch noch überraschend viele neue Chancen bieten.
Als Klassikerin empfehlen unsere Hosts diesmal Hannah Arendt mit zwei neu entdeckten Texten, die in dem Band Über Palästina erschienen sind. Sie zeigen die weltberühmte Denkerin von einer wenig bekannten Seite: als politisch hellwache Zeitgenossin, die sich schon in den 1940er- und 1950er-Jahren Gedanken über Lösungen im Nahostkonflikt machte. Und diese Gedanken sind leider immer noch hochaktuell.
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Literaturangaben:
Barbara Bleisch: Mitte des Lebens. Eine Philosophie der besten Jahre, Hanser, 272 Seiten, 25 Euro
Samuel Moyn: Der Liberalismus gegen sich selbst. Intellektuelle im Kalten Krieg und die Entstehung der Gegenwart, übersetzt von Christine Pries, Suhrkamp, 303 Seiten, 30 Euro
Julia Friedrichs: Crazy Rich. Die geheime Welt der Superreichen, Berlin Verlag, 384 Seiten, 24 Euro
Hannah Arendt: Über Palästina, übersetzt von Mieke Hiegemann, Piper, 272 Seiten, 22 Euro
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Wir sprechen über Alexander Schimmelbuschs neuen Roman „Karma“, der einen Blick in die Zukunft wagt. Wie sieht Deutschland im Jahr 2033 aus? Was wird die Künstliche Intelligenz mit uns machen? Und vor allem: Wie steht es in wenigen Jahren um die Liebe und den Sex?
Auch Martina Hefters neuer Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ handelt von der Liebe im digitalen Zeitalter. Die Heldin des Romans treibt in ihrer Leipziger Wohnung nachts ein aufregendes Spiel mit Love-Scammern. Also mit Männern, die einsamen Frauen auf Instagram Liebe versprechen, um ihnen am Ende ihr Geld abzuknöpfen. Doch hier hält die Erzählerin souverän alle Fäden in der Hand, während ihr schwer kranker Partner im Nebenzimmer an seinem Roman arbeitet.
Unser Klassiker ist Robert Musils erster Roman „Die Verwirrungen des Zöglings Törless“ aus dem Jahr 1906. Er bietet nicht nur erstklassigen Lesegenuss, sondern auch reichlich Stoff, um über den spektakulären Untergang der Welt des 19. Jahrhunderts, sowie über die Entdeckung sexueller und seelischer Abgründe zu diskutieren.
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