WDR Zeitzeichen

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Ob Staatsgründung oder Machtverfall, Lebensdaten großer Frauen und Männer, Wendepunkte der Menschheitsgeschichte, Friedensverträge und Katastrophen, Erfindungen und Entdeckungen - im Zeitzeichen wird Geschichte lebendig.

  • 14 minutes 42 seconds
    Schneller als 100 km/h: Camille Jenatzy Rekordfahrt im E-Auto

    Es ist der 29.04.1899: Der "rote Teufel" Camille Jenatzy tritt zu einem Duell auf der Straße an. Sein Ziel: Die damals magische Grenze von 100 km/h mit dem Auto knacken.



    Motorsport-Enthusiasten und Neugierige versammeln sich auf den staubigen Straßen von Achères, einem Vorort von Paris, um Zeugen eines spektakulären Ereignisses zu werden: das Autorennen, das den legendären "roten Teufel" Camille Jenatzy zur Legende machen sollte.

    Jenatzy, ein charismatischer Belgier mit einem ausgeprägten Sinn für Dramatik und Abenteuer, ist bereits eine bekannte Persönlichkeit in der aufstrebenden Welt des Motorsports. Seine Liebe zur Geschwindigkeit und sein unerschrockener Mut machen ihn zu einem Symbol für Innovation und Kühnheit unter den Rennfahrern seiner Zeit.

    Das Rennen in Achères ist jedoch kein gewöhnliches Rennen. Jenatzy hat kurz zuvor ein revolutionäres Fahrzeug entworfen und gebaut - den "roten Teufel". Dieses Monstrum aus Stahl und Elektrizität ist nicht nur das schnellste Auto seiner Zeit, sondern auch das erste Elektroauto, das je an einem Rennen teilnahm.
    Das Rennen beginnt, die Motoren der konkurrierenden Fahrzeuge brüllen, während der "rote Teufel" still und bedrohlich wirkt, angetrieben von der Kraft seiner elektrischen Batterien. Jenatzy, in ein Teufelskostüm gekleidet, führt das Feld an, seine roten Haare flattern im Wind…

    In diesem Zeitzeichen erzählt Kay Bandermann:

    • von einem „technologischen Dandy“,
    • wieso die Geschwindigkeit zur Zeit der Jahrhundertwende eine besondere Rolle spielt,
    • wie der „rote Teufel“ zur Werbeikone wird,
    • wie der Rennfahrer schließlich bei einem tragischen Unfall - jedoch nicht mit dem Auto - stirbt

    Das sind unsere wichtigsten Quellen:
    • Prof. Dr. Kurt Möser: Über Mobilität; in: Studien zur Geschichte von Technik, Arbeit und Umwelt, Bd 42, 2022.

    Interviewpartner:
    • Prof. Dr. Kurt Möser, Karlsruher Institut für Technologie
    • Peter Becker, Mercedes-Benz classic

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    Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
    Autor: Kay Bandermann
    Redaktion: Matti Hesse
    Technik: Nicolas Dohle
    28 April 2024, 10:01 pm
  • 14 minutes 45 seconds
    Die Meuterei auf der Bounty (am 28.4.1789)

    Bei der berühmtesten Meuterei der Seefahrts-Geschichte war manches nicht wie in der Legende: Kapitän Bligh war kein Tyrann, und Fletcher Christian nicht mal der Anführer der Meuterer...



    Es ist das Jahr 1789: die Besatzung des britischen Schiffes HMS Bounty rebelliert gegen ihren Kapitän William Bligh. Das Ereignis ist inzwischen zur Legende geworden und liefert Stoff für unzählige Romane und Kinofilme und prägt nach wie vor die Vorstellung vieler Menschen über das Leben auf See.

    Wachoffizier Fletcher Christian wird zum berühmten Meuterer – Kapitän William Bligh zum tyrannischen Bootsführer, der seine Mannschaft drangsaliert. Deswegen, so die Erzählung, hätte sie am Ende gegen ihren Kapitän gemeutert. Doch vieles über Christian, Bligh und die Meuterei gehört ins Reich der Legenden. Sehr wahrscheinlich ist Fletcher Christian nicht einmal der Anführer der Meuterei. Und Bligh nachgewiesenermaßen kein tyrannischer Kapitän.

    Als die Meuterer am 28. April 1789 Bligh und 17 treue Männer in einem winzigen Boot im Südpazifik aussetzen, war es Bligh, dem sie ihre Rettung nach 48 Tagen auf See verdanken. Er ist zu seiner Zeit einer der besten Navigatoren der Welt. Diese Überlebensfahrt gehört bis heute zu einer der außergewöhnlichsten Leistungen in der Geschichte der Seefahrt.

    In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:

    • was William Blighs besondere Begabung war,
    • warum die Reise der Bounty von Anfang an unter keinem guten Stern steht,
    • wie sehr sich der echte William Bligh von der fiktiven Romanfigur unterscheidet,
    • wie der Kapitän als Held nach England zurückkehrt,
    • wie die Geschichte zu Ende geht, aber doch einige Fragen offen bleiben.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

    Und das sind unsere Interviewpartner:
    • Caroline Alexander, US-amerikanische Wissenschaftsautorin
    • Simon Young, Bürgermeister von Adamstown, Pitcairn-Inseln

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    Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
    Autorin: Andrea Kath
    Redaktion: David Rother
    Technik: Nicolas Dohle
    28 April 2024, 4:00 am
  • 14 minutes 41 seconds
    Ende der Apartheid: Südafrikas langer Weg zur inneren Einheit

    Die neue Übergangsverfassung Südafrikas vom 27.4.1994 bedeutet eine historische Wende. Bis heute kämpft das Land mit den Folgen des rassistischen Systems.



    Im Februar 1990 wird Nelson Mandela nach fast drei Jahrzehnten aus dem Gefängnis entlassen. Dieses Ereignis symbolisiert den Anfang vom Ende der Apartheid in Südafrika. Als Führer des "African National Congress" (ANC) kämpft Mandela gegen die rassistische Politik der Apartheid und setzt sich nach seiner Freilassung für Verhandlungen ein, die zu den ersten demokratischen Wahlen führen werden.
    Die historischen Wahlen vom 27. April 1994 schließen das dunkle Kapitel der Apartheid. Mandela verkörpert als erster demokratisch gewählter Präsident wie kein anderer die Hoffnung auf Versöhnung und Einheit des Landes.
    Doch wie kann die tiefe soziale und wirtschaftliche Ungleichheit als Folge der jahrzehntelangen Apartheidpolitik überwunden werden? Auch wenn die neuen demokratischen Institutionen eine Grundlage für Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit schaffen, bleiben Armut, Arbeitslosigkeit und soziale Spannungen bestehen.
    Programme der Regierung zur sozialen Entwicklung und wirtschaftlichen Integration sind erste Schritte, die beachtliche Fortschritte erzielen. Als Vertreter afrikanischer Interessen, aber auch als Fürsprecher der Menschenrechte und des Friedens in der Welt spielt Südafrika auch auf internationaler Ebene eine zunehmend wichtige Rolle. Nach 50 Jahren rassistischer Trennungspolitik ist der Weg aber noch lang.

    In diesem Zeitzeichen erzählt Edda Dammüller:

    • welchen Erniedrigungen schwarze Südafrikanerinnen und Südafrikanner Tag für Tag unter der Apartheid aufgeliefert sind,
    • wieso der Westen das System so lange schützt,
    • wer der ANC ist und warum er sich von Israel und China beraten lässt,
    • und wie die südafrikanische Verfassung dennoch zu einem der demokratischsten und umfassendsten Grundrechtekataloge wird.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen:

    Und das sind unsere Interviewpartner:
    • Prof. emer. Christoph Marx, Professor für Außereuropäische Geschichte, Universität Duisburg-Essen
    • Monde Ralo, Shuttle-Unternehmer, Jeffreys Bay, Südafrika

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    Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
    Autorin: Edda Dammmüller
    Redaktion: Matti Hesse
    Technik: Nicolas Dohle
    26 April 2024, 10:01 pm
  • 14 minutes 49 seconds
    Genie und Sturkopf: Ludwig Wittgenstein (Geburtstag, 26.4.1889)

    Der österreichische Philosoph Ludwig Wittgenstein hat unser Denken bahnbrechend verändert. Sein Leben ist wenig glücklich, aber in jeder Hinsicht außergewöhnlich.



    Ludwig Wittgenstein ist ein einflussreicher österreichischer Philosoph, der für seine Beiträge zur Logik, Sprachphilosophie und Philosophie des Geistes bekannt ist. Wittgenstein, der aus einer wohlhabenden Wiener Familie stammt, spendet ein Großteil seines Erbes an Künstler und lebt fast schon asketisch. Er arbeitet zeitweise als Volksschullehrer, im Ersten Weltkrieg dient er als einfacher Soldat.
    Beeinflusst von namhaften Denkern wie Bertrand Russell, veröffentlicht der exzentrische Wissenschaftler zwei bedeutende Werke: „Tractatus Logico-Philosophicus“ (1921) und „Philosophische Untersuchungen“ (1953, posthum). Wittgenstein ist fasziniert von der Frage nach dem Wesen der Sprache und ihrer Beziehung zur Wirklichkeit. In seinem Frühwerk argumentiert er, dass die Grenzen der Sprache die Grenzen unserer Welt sind.
    Die Person Wittgensteins ist so facettenreich wie sein Forschungsgebiet: Er ist getrieben, eigensinnig, schwer depressiv und zeitlebens suizidgefährdet. Gleichzeitig ist er genial, charismatisch und ein brillanter Kopf. Sein privates Glück findet er erst gegen Ende seines Lebens in der Begegnung mit Ben Richard.

    In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:

    • warum Wittgensteins Professor in Cambridge sich nicht sicher ist, ob sein Student ein Genie oder ein Sonderling ist,
    • wieso der Philosoph der Meinung ist, dass ein Nashorn im Raum sein könne, auch wenn man es nicht sähe,
    • dass Wittgensteins Leben voller Schattenseiten ist,
    • und wieso er der Meinung ist, mit seinem Tractatus die Probleme von Welt und Sprache im wesentlichen gelöst zu haben.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
    • Alfred Schmidt (Hrsg.): I think of you constantly with love - Briefwechsel Ludwig Wittgenstein – Ben Richards 1946–1951, 2023.

    Das ist unser Interviewpartner:
    Alfred Schmidt, Österreichische Nationalbibliothek

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    Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
    Autoren: Ulrich Biermann und Veronika Bock
    Redaktion: David Rother
    26 April 2024, 4:00 am
  • 14 minutes 22 seconds
    Rote Nelken in den Gewehrläufen: Portugals Revolution 1974

    Die Nelkenrevolution in Portugal am 25.4.1974 beendet die bislang am längsten dauernde Diktatur Europas mit einem friedlichen Militärputsch. Am Ende siegt die Demokratie.



    In der Nacht zum 25. April 1974 geht ein Lied über den katholischen Rundfunk in Lissabon: "Grândola, Vila Morena". Es ist das verabredete Signal für den Militärputsch der "Bewegung der Streitkräfte", einem Zusammenschluss regimefeindlicher Offiziere.

    Als sie die Hauptstadt Lissabon besetzen, steckt die begeisterte Bevölkerung den Soldaten rote Nelken in die Gewehrläufe. Der Umsturz nach 47 Jahren Faschismus verläuft weitestgehend unblutig. Regierungstreue Truppen schießen allerdings auf unbewaffnete Demonstranten, vier davon sterben.

    Einer der wichtigsten Oppositionspolitiker während der Diktatur ist Mário Soares. 1970 verlässt er Portugal und geht ins Exil. Am 28. April 1974, drei Tage nach der Nelkenrevolution, kommt Soares zurück nach Lissabon. Er begleitet federführend den Gang Portugals in die Demokratie. Nach den ersten Präsidentschaftswahlen nach der Diktatur stellt die sozialistische Partei unter Soares die Regierung,

    In diesem Zeitzeichen erzählt Hans Rubinich:

    • wie eng die Verbindung der katholischen Kirche zur Diktatur ist,
    • wie die Geheimpolizei mit politisch Andersdenkenden umgeht,
    • welche Gründe schließlich zum Putsch führen,
    • in welcher Kleinstadt in NRW die Sozialistische Partei Portugals gegründet wird,
    • wie die Portugiesinnen und Portugiesen heute die Zeit der Diktatur bewerten.

    Das sind unser wichtigsten Interviewpartnerinnen- und partner:
    • Fabian Schmiedel (Politikwissenschaftler und Leiter des Büros der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung in Lissabon)
    • Margarida Peraia-Müller (Vorsitzende der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Lissabon)
    • Nelson Pinto (Doktorand an der Universität Köln im Fach iberische und lateinamerikanische Geschichte)

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    Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
    Autor: Hans Rubinich
    Redaktion: Gesa Rünker
    Technik: Nicolas Dohle
    24 April 2024, 10:01 pm
  • 15 minutes 49 seconds
    Spion im Kanzleramt: Verhaftung von Günter Guillaume

    Am 24.4.1974 erschüttert die Verhaftung des DDR-Spions die BRD. Zwei Wochen später tritt Willy Brandt zurück. War Günter Guillaume aus Sicht der Stasi eine Top-Quelle?



    Es ist einer der bedeutendsten Spionagefälle der deutschen Geschichte und liest sich fast wie Fiktion: Am 24. April 1974 wird Günter Guillaume verhaftet. Als Maulwurf hat der ostdeutsche Agent sich bis in die höchsten politischen Kreise der Bundesrepublik Deutschland eingeschleust und schließlich als persönlicher Referent Willy Brandts gedient.

    Die Enthüllung von Guillaumes Doppelleben löst einen politischen Skandal aus. Obwohl Brandt betont, nichts von Guillaumes Tätigkeiten gewusst zu haben, übernimmt er die politische Verantwortung für den Skandal und tritt im Mai 1974 von seinem Amt als Bundeskanzler zurück.

    Die Verhaftung hat auch weitreichende Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen Ost und West. Sie führt zu einem erheblichen Vertrauensverlust zwischen den beiden deutschen Staaten und erschwert die Bemühungen um eine Annäherung und Entspannungspolitik.

    In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:

    • von der Hauptstadt der Spione,
    • wie der Fall Guillaume trotz Verdachtsmomenten und wegen weiterer Formfehler zunächst nicht weiterverfolgt wird,
    • dass Spione im tatsächlichen Leben eher unauffällig und nicht wie James Bond sind,
    • wie Geburtstagsglückwünsche dann doch zur Enttarnung führen,
    • warum der Bundeskanzler zum Lockvogel werden soll,
    • und warum es in dem Fall nur Verlierer gibt.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen:
    • Arnulf Baring: Machtwechsel, Stuttgart 1982.
    • Willy Brandt: Erinnerungen. Mit den „Notizen zum Fall G“, Berlin und Frankfurt a. M. 1994.
    • Günter Guillaume: Die Aussage – Wie es wirklich war, Tübingen 1990.

    Und das ist unser Interviewpartner:
    Florian Schimikowski (Historiker, Deutsches Spionagemuseum)

    Streaming-Tipp:
    Die ARD-Doku-Serie „WILLY- Verrat am Kanzler“ rekonstruiert die folgenreichste Agentenaffäre der Bundesrepublik – ein Polit- und Spionagethriller voller Geheimnisse, Lügen und Verrat. Erzählt von Expertinnen wie der Vertrauten Brandts und Journalistin Heli Ihlefeld und der DDR-Spionin Lilli Pöttrich. Hier geht es zur Doku-Serie.


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    Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
    Autorin: Martina Meißner
    Redaktion: Gesa Rünker
    Technik: Moritz Raestrup
    23 April 2024, 10:01 pm
  • 14 minutes 45 seconds
    Ein Stück Deutschlands wird belgisch: "Bollenien" 1949-1958

    Ein kurioser Mini-Staat entsteht am 23.4.1949 in der Eifel: "Bollenien" nennt man bald die belgische Verwaltungszone. "Hauptstadt" ist ein Dörfchen bei Aachen...



    Vier Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, am 23. April 1949, annektiert Belgien einen schmalen Streifen entlang der deutsch-belgischen Grenze. Dazu zählen unter anderem der Aachener Stadtteil Bildchen, die Gemeinde Losheim, Hemmeres und einige Höfe im Monschauer Stadtteil Kalterherberg. Das neue Gebiet ist ein 20 Quadratkilometer großer Flickenteppich, den die 1.000 Einwohner Bollenien nennen – nach dem Militärverwalter der neuen Zone, General Paul Bolle.

    Unglücklich sind die Bollenier nicht über ihre neue Staatszugehörigkeit. Die belgische Regierung lässt Telefon- und Stromanschlüsse verlegen, Häuser anstreichen und eine Brücke über die Our bauen. Und im Gegensatz zu Deutschland gibt es in der neuen Zone noch keine Fahrprüfungen. Wer 18 Jahre alt ist, darf Auto fahren.

    Als Bollenien neun Jahre später wieder zurück an die Bundesrepublik fallen soll, weigern sich einige vehement gegen den neuerlichen Wechsel der Staatszugehörigkeit – unter anderem mit einem Protest-Telegramm an Kanzler Konrad Adenauer.

    In diesem Zeitzeichen erzählen Markus Harmann und Joachim Heinz:

    • warum Belgien 1949 "großzügig" auf deutsche Gebiete verzichtet,
    • wie Mützenich belgisch werden möchte,
    • vom Freibier für die neuen Staatsbürger,
    • was für straffällige Bollenier vorgesehen ist.

    Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
    • Christoph Brüll, Historiker, Universität Luxemburg
    • Michael Heinzel, Bonner Heimatforscher

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    Autoren: Markus Harmann und Joachim Heinz
    Redaktion: David Rother
    Technik: Annett Bastian
    22 April 2024, 10:01 pm
  • 14 minutes 43 seconds
    Rita Levi-Montalcini - ihr Gehirn ging nie in Rente

    103 Jahre alt wurde Rita "la professoressa" Levi-Montalcini, Entdeckerin des Nervenwachstumfaktors. Zur Welt kam die Medizin-Nobelpreisträgerin am 22.4.1909 in Turin.



    Rita Levi-Montalcinis Entdeckungen auf dem Gebiet der Neurobiologie gelten als bahnbrechend. Die herausragende italienische Neurologin und Zellbiologin wird am 22. April 1909 in Turin geboren und wächst in einer wohlhabenden jüdischen Familie auf.

    Gemeinsam mit Stanley Cohen erhält Levi-Montalcini 1986 den Nobelpreis für Medizin und Physiologie für die Entdeckung des Nervenwachstumsfaktors (NGF), einem Botenstoff, der das Wachstum von Nervenzellen stimuliert. Dies revolutioniert das Verständnis für Entwicklung und Funktion des Nervensystems und hat weitreichende Auswirkungen auf die Neurobiologie und die Medizin im Allgemeinen.

    "La professoressa", wie sie in Italien bewundernd genannt wird, ist eine unerschrockene Pionierin, die trotz der Hindernisse, mit denen sie als Frau und Jüdin während des Faschismus und des Zweiten Weltkriegs in Italien konfrontiert ist, unermüdlich für wissenschaftliche Erkenntnisse kämpft. Sie sagt: "Im Leben sollte man niemals nachgeben, sich dem Mittelmaß hingeben, sondern sich aus jener Grauzone herausbewegen, in der alles Gewohnheit und passive Resignation ist. Man muss den Mut haben, zu rebellieren." Und dies tut sie, bis zu ihrem Tod mit 103 Jahren.

    In diesem Zeitzeichen erzählt Steffi Tenhaven:

    • wie Rita Levi-Montalcinis besonderer Einfallsreichtum ihre Forschung beflügelt,
    • wie die Grande Dame der Wissenschaft scheinbar alles mit Leichtigkeit nimmt,
    • wieso es nie zu spät ist, Neues zu lernen,
    • welche wichtige Rolle Emotionen beim Lernen spielen,
    • und inwiefern die Wissenschaftlerin selbst der beste Beweis dafür ist, dass ihre Theorien zutreffen.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen:
    • Rita Levi-Montalcini: Die Vorzüge des Alters. Leistungsfähigkeit und geistige Aktivität ein Leben lang, München/Zürich 2005.
    • Charlotte Kerner: Ein Lob der Vollkommenheit. In: Charlotte Kerner: Nicht nur Madame Curie – Frauen, die den Nobelpreis bekamen, Weinheim und Basel 1999.
    • Ralph A. Bradshaw: Rita Levi-Montalcini (1909–2012). In: Nature. Band 493, Nr. 7432, 2013, S. 306.
    • Gisela Baumgart: Levi-Montalcini, Rita. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte, Berlin und New York 2005, S. 847.

    Und das ist unser Interviewpartner
    Dr. Gerald Hüther, Neurobiologe und Autor

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    Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
    Autorin: Steffi Tenhaven
    Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother
    Technik: Nicolas Dohle
    21 April 2024, 10:01 pm
  • 14 minutes 43 seconds
    Der "Game Boy": Wie ein kleiner grauer Kasten die Welt erobert

    Am 21.4.1989 startet der "Game Boy" mit bereits veralteter Technik - und trotzdem verändert er die (Videospiel-)Welt: Spielen wird überall und jederzeit möglich.



    Der "Game Boy" ist lange Zeit weltweit die meistverkaufte Spielkonsole. Und das, obwohl seine technische Ausstattung schon bei der Markteinführung 1989 sehr zu wünschen übrig lässt. Während die Konkurrenz fast zeitgleich mit großzügigen Farbbildschirmen und deutlich komplexerer Grafik aufwarten kann, besitzt der "Game Boy" nur einen grün-schwarzen Mini-Monitor.
    Auch der Hauptprozessor ist bei seinem Einbau in das Gerät bereits 15 Jahre alt. Er wird Ende der 1980er-Jahre eigentlich nur noch für die Steuerung von Wasch- und Nähmaschinen verwendet.
    Aber diese reduzierte technische Ausstattung ist für den "Game Boy" kein Nachteil. Im Gegenteil: Handhelds – Spielkonsolen, die nicht an den Fernseher gekoppelt werden müssen, sondern überall hin mitgenommen werden können – sind damals eine Innovation. Der Game Boy punktet gegenüber Konkurrenzprodukten mit der viel längeren Batterielaufzeit und dem verhältnismäßig günstigen Preis - so wird er zum Massenprodukt.

    In diesem Zeitzeichen erzählt Fritz Schaefer:

    • welches dem "Game Boy" beliegende Spiel ganz entscheidenden Anteil am Erfolg hat,
    • warum es in Japan so viele Anbieter von Computerspielen gibt,
    • was die drei Schriftzeichen Nin-ten-do auf Deutsch bedeuten,
    • welche Einwände Pädagoginnen und Pädagogen gegen den "Game Boy" haben,
    • dass es trotz Smartphones auch heute noch Fans des "Game Boy" gibt.

    Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
    • Christian Schiffer (Journalist BR, Digital- und Gamingexperte für die ARD)

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    Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
    Autor: Fritz Schaefer
    Redaktion: Matti Hesse
    21 April 2024, 4:00 am
  • 14 minutes 39 seconds
    Der Amoklauf an der Columbine High School (am 20.4.1999)

    Die Tat von zwei Schülern in Littleton im US-Bundestaat Colorado erschütterte die USA. Eine Tragödie, die als Wendepunkt in der Geschichte der Vereinigten Staaten gilt.



    Eric Harris und Dylan Klebold müssen sich monatelang vorbereitet haben: Laut Polizeibericht betreten sie um 11.14 Uhr ihre Schule und schießen um sich. Zunächst in der Cafeteria, dann gehen der 17- und 18-Jährige in die Bibliothek. In weniger als einer Stunde töten sie zwölf Schülerinnen und Schüler und einen Lehrer. Danach erschießen sie sich selbst.

    Die Menschen in den USA und der ganzen Welt sind geschockt. Der damalige Präsident Bill Clinton ahnt schon kurz nach der Tat: "Wir kennen noch nicht alle Gründe für diese Tragödie, und vielleicht werden wir sie auch nie ganz verstehen." Er soll Recht behalten. In der Folge wird jedes Detail im Leben der Täter analysiert. Gewaltverherrlichende Musik und so genannte Ego-Shooter-Computerspiele geraten ebenso wie die laxen Waffengesetze der USA als mögliche Treiber für den Amoklauf in Verdacht.

    Viele der ersten Spekulationen werden später widerlegt, aber bis heute beschäftigen sich Forschende mit den Vorfällen an der Columbine High School, um die Täter besser zu verstehen und so zu verhindern, dass es Nachahmer gibt. Auch der 19-Jährige, der 16 Menschen und sich selbst 2002 am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt tötet, hat zuvor zu Columbine recherchiert – genauso wie der 17-jährige Amokläufer von Winnenden.

    In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:

    • wie das Massaker an der Columbine High School zu einem Medienhype wird,
    • warum dieser Amoklauf als Zäsur für Gewalt an Schulen gilt,
    • über die schwierige Suche nach möglichen Motiven der Täter,
    • wie jeder in einem Videospiel zum virtuellen Amokläufer der Columbine High School werden konnte.

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    Redaktion: Matti Hesse
    19 April 2024, 10:01 pm
  • 14 minutes 43 seconds
    Er machte Hits und Stars wie kein zweiter: Hans R. Beierlein

    Er entdeckte Udo Jürgens. Er zog die Fäden im Hintergrund des Mediengeschäfts und der Schlagerbranche: Hans Rudolf Beierlein, geboren am 19.4.1929.



    Der Gourmet und Frankreichliebhaber Hans R. Beierlein pflegt mit allergrößter Sorgfalt seine Kontakte zur französischen Musikelite, schafft es auch, Deutschland-Tourneen für die französischen Top-Stars zu organisieren.

    Der Kritik, dass er keine Ahnung von Musik habe, begegnet Beierlein mit der pragmatischen Antwort, es sei seine Aufgabe, aus Musiknoten Banknoten zu machen.

    Udo Jürgens und Hans R. Beierlein begegnen sich 1963 das erste Mal. Da ist Udo Jürgens ziemlich mutlos. Seine Platten verkaufen sich nicht, er möchte nicht mehr singen, nur noch komponieren. Beierlein erkennt sofort das große Potenzial des Klagenfurters und nimmt ihn unter seine Fittiche. Udo Jürgens gewinnt 1966 den Grand Prix Eurovision de la Chanson. Es ist der Start seiner Weltkarriere.

    2014 verkauft Hans R. Beierlein die Rechte an allen 6.000 Musiktiteln seines Musikverlags Montana und zieht sich ins Private zurück. Im August 2022 stirbt er mit 93 Jahren.

    In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen:

    • wie Beierlein als angehender Journalist in einem Waschraum seine erste Story aufschnappt,
    • welchen Coup Beierlein mit dem Kampflied "Die Internationale" landet,
    • warum Beierlein seine Mitarbeiter vor dem Grand Prix Eurovision de la Chanson 1966 Zeitungen in Kiosken aufkaufen lässt,
    • welche Sonderstellung die Sängerin Alexandra in Beierleins Lebenswerk einnimmt.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
    • Die Textdichter Tobias Reitz und Thomas Woitkewitsch
    • Hubert Bücken: Anders als andere - die montana-Story 1959-2009, München 2009.

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    Autorin: Andrea Klasen
    Redaktion: David Rother
    Technik: Nicolas Dohle
    18 April 2024, 10:01 pm
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