Sternstunde Philosophie

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)

Sternstunde Philosophie

  • 59 minutes 26 seconds
    Ist das noch Amerika? – Die USA nach der Wahl
    Die Welt hält den Atem an: Was bedeutet der Ausgang der Präsidentschaftswahl in den USA? Wird sich das «Land der Freien» neu vereinen? Oder aber weiter kritisch, gar kriegerisch spalten? Ein Gespräch über das Schicksal der wichtigsten Demokratie der Welt. Seit ihrer Unabhängigkeit vor bald 250 Jahren waren die Vereinigten Staaten von Amerika mehr als nur eine weitere Nation auf Erden. Vielmehr verkörperten sie ein demokratisches Experiment und liberales Versprechen, dessen globale Strahlkraft bis ins 21. Jahrhundert wirkte. Als letzte verbliebene Grossmacht nach dem Kalten Krieg verbürgten die USA zunehmend – gerade auch für Europa – Stabilität und militärische Stärke. Mit der Präsidentschaftswahl 2024 zwischen Donald Trump und Kamala Harris scheint all dies auf der Kippe zu stehen. Nicht nur zeigt sich die Nation gespalten wie nie, auch ihre demokratische Substanz scheint schwer angegriffen. Welche Richtung werden die USA nach dieser Wahl einschlagen? Wird es noch einmal gelingen, die Vereinigten Staaten als neue Hoffnung der freien Welt zu etablieren? Oder steht dem «Land der Freien» eine Zeitenwende bevor, die auch das globale Koordinatensystem fundamental verändern wird? Im Gespräch mit der Literaturwissenschaftlerin und Amerikanistin Elisabeth Bronfen und dem Historiker Manfred Berg, Autor von «Das gespaltene Haus – Eine Geschichte der Vereinigten Staaten von 1950 bis heute», erkundet Wolfram Eilenberger die Folgen des Wahlausgangs.
    9 November 2024, 10:00 am
  • 58 minutes 14 seconds
    Marina Abramovic – Die Kunst der Überwindung
    Marina Abramovic ist mit Sicherheit eine der bedeutendsten Künstlerinnen unserer Zeit. Mit ihren legendären Performances schrieb sie Kunstgeschichte. Grenzen scheinen für das Ausnahmetalent dazu da, sie zu brechen – egal ob es den eigenen Körper betrifft oder traditionelle Vorstellungen von Kunst. Sie berührt Menschen auf der ganzen Welt mit ihren Performances und wird von ihrem Millionenpublikum gefeiert wie ein Popstar: Die Künstlerin Marina Abramovic. 1946 in Belgrad geboren, entwickelte sie sich ab den 1960er Jahren zu einer der radikalsten Performance-Künstlerinnen der Welt. Ihr Werk ist derzeit in einer umfassenden Retrospektive im Kunsthaus Zürich zu entdecken. 2016 erschien ihre Autobiografie «Durch Mauern gehen». Der Titel ist Programm: Seit ihren Zwanzigern setzt sie sich immer wieder Extremsituationen aus und lädt das Publikum ein, Teil von diesen Grenzüberschreitungen zu werden: ihr Gewalt anzutun oder sie tagelang zu beobachten, wie sie schläft, duscht oder an der Wand steht, oder sich ihr schweigend gegenüberzusetzen. Das Publikum soll auf diese Weise in eigene innere Abgründe blicken und schliesslich transformiert werden. Ihre Erfahrungen gibt Abramovic heute auch in Kursen und Büchern weiter, in denen sie dazu auffordert, Reiskörner zu zählen, rückwärts durch den Wald zu gehen oder zu schweigen. Wird Kunst damit zur spirituellen Praxis? Barbara Bleisch trifft Marina Abramovic zum Gespräch.
    2 November 2024, 10:00 am
  • 1 hour 3 seconds
    Sex mit Freunden? – Partnerschaft und Liebe neu denken
    Mehrere Liebespartner oder offene Beziehungen – neue Formen der Partnerschaft und der Liebe boomen, vor allem bei jungen Menschen. Ist die Zeit reif für eine Befreiung der Liebe? Yves Bossart spricht mit der Paartherapeutin Felizitas Ambauen und mit dem Philosophen Ole Liebl. Immer mehr junge Menschen suchen nach neuen Beziehungsmodellen, nach Polyamorie, einer offenen Beziehung oder nach «Freundschaft plus». Alternative und queere Lebens- und Liebesformen finden vermehrt Anklang. Die traditionelle heterosexuelle Partnerschaft bekommt Konkurrenz. Doch welche Tücken stecken in den neuen Beziehungsmodellen? Wie umgehen mit Eifersucht und Verlustängsten? Und was spricht für die Monogamie? Darüber spricht Yves Bossart mit der Psycho- und Paartherapeutin Felizitas Ambauen, bekannt durch den Podcast «Beziehungskosmos», und mit dem Philosophen und Social-Media-Host Ole Liebl, Autor des Buches «Freunde lieben. Die Revolte in unseren engsten Beziehungen».
    26 October 2024, 9:00 am
  • 59 minutes 18 seconds
    Bleibt frei und konservativ! Weckruf eines Kulturpessimisten
    Themen wie Moral, Gender und Klima sind zu Ersatzreligionen geworden, meint der deutsche Philosoph Alexander Grau. Es brauche wieder mehr Konservative, mehr Freiheiten und weniger Staat. Yves Bossart spricht mit dem Kulturpessimisten über Hafermilch und den Untergang des Abendlandes. Konservative und Liberale seien wie Sand im Getriebe des links-grünen Mainstreams, meint der Philosoph und Publizist Alexander Grau. In seinen Büchern und Kolumnen lästert er gerne über den Zeitgeist – von der «Hypermoral» bis zum «Staatsfeminismus». Für Grau ist klar: Der Mensch der Gegenwart ist noch immer ein Gläubiger, nur hat er Gott durch zahlreiche neue Götzen ersetzt, von Gender bis zu Klima. Expertinnen und Experten seien die neuen Priester und das Ich sei der neue Erlösergott, meint Grau. Yves Bossart spricht mit dem streitbaren Konservativen über neue Zwänge, alte Überfremdungsängste und den Wald als Übungsanlage der Freiheit.
    19 October 2024, 9:00 am
  • 56 minutes 14 seconds
    Wie lässt sich der Kreislauf von Trauma und Gewalt durchbrechen?
    Maggie Schauer ist Psychologin und eine ausgewiesene Expertin zur Behandlung von Traumafolgestörungen. Ihre Expertise führt sie rund um den Globus in Kriegsgebiete und Krisenregionen, zu Menschen, die Naturkatastrophen erlebten, und zu ehemaligen Kindersoldaten. Sie sagt: Trauma geht alle an. Traumatisierungen sind keineswegs selten. Denn traumatisierend wirken nicht nur körperliche Gewalt oder extreme Entbehrungen, sondern ebenso tiefe Kränkungen, Mobbing oder Liebesentzug. Besonders schwer wiegen Traumata, die Kindern zugeführt werden. Ob Betroffene auch psychisch erkranken, hängt weniger von der Schwere des Erlebten ab, als von der Häufung, sagt die Psychotraumatologin Maggie Schauer. Wer eine geborgene Kindheit hatte, steckt eine Naturkatastrophe oder eine Flucht später besser weg. Traumafolgeerkrankungen gehören aber nicht nur behandelt wegen des enormen Leidensdrucks, den sie verursachen, sondern ebenso, weil ihnen unbehandelt ein grosses Gefahrenpotential innewohnt: Traumata werden nicht nur weitergegeben, sondern führen nicht selten zu Gewaltausbrüchen. Trauma geht deshalb alle an, ist Schauer überzeugt, und fordert, dass auch traumatisierte Asylsuchende Therapieplätze erhalten. Barbara Bleisch trifft die renommierte Expertin zum Gespräch.
    5 October 2024, 9:00 am
  • 56 minutes 55 seconds
    Burnout und Erschöpfung – Wie finden wir zu neuer Energie?
    Zwei Drittel der Menschen in der Schweiz fühlen sich erschöpft und müde. Erschöpfung sei die vorherrschende Pandemie der heutigen Zeit, meint die Kulturhistorikerin Anna Katharina Schaffner, die selbst ein Burnout hatte. Yves Bossart spricht mit ihr über Ursachen und Auswege aus der Erschöpfung. Die Gegenwart ist geprägt von einem kollektiven Gefühl der Erschöpfung. Das behauptet die Kulturhistorikerin Anna Katharina Schaffner. In ihrem aktuellen Buch «Erschöpft? Belebende Perspektiven für müde Menschen» erzählt Schaffner die Geschichte der Erschöpfung und bietet Hilfestellungen für Menschen, die an Erschöpfung leiden. Schaffner selbst erlebte ein Burnout, gab ihre Professur an der Universität auf und begleitet heute Menschen mit Erschöpfungssymptomen. Sie plädiert für eine radikale Selbstfürsorge, für eine klare Trennung von Arbeit und Freizeit – und für mehr zweckfreie Hobbies. Mit Yves Bossart spricht sie über die inneren und äusseren Ursachen von Erschöpfung, über ihr eigenes Burnout und über mögliche Auswege aus dem Hamsterrad.
    21 September 2024, 9:00 am
  • 57 minutes 30 seconds
    Philipp Hübl – Dient Moral nur noch dem eigenen Image?
    Die richtige Haltung ist heute ein Statussymbol, sagt der Philosoph Philipp Hübl. In seinem neusten Buch «Moralspektakel» schreibt er gegen Tugendprotzerei an und verteidigt dennoch universelle Werte. Ob das gut gehen kann? Eigentlich ginge es in der Moral um Werte und Normen und darum, was zu tun ist, um eine gerechtere Gesellschaft und Weltordnung zu erschaffen und friedlich zusammenzuleben. Doch wenn heute der Begriff «Moral» fällt, denken viele eher an die Frage, ob sich Kinder noch als Indianer verkleiden dürfen, ob man gendern muss und ob Denkmäler von Staatsmännern, die nachweislich in den Kolonialismus verstrickt waren, entfernt werden sollen. Viele dieser Fragen sind längst zur Symbolpolitik geworden, sagt der Philosoph und Bestsellerautor Philipp Hübl. Mit negativen Folgen: Die Wurzeln von Unrecht packe man mit solchen Debatten nämlich nicht an. Die Moral werde stattdessen zu einem Spektakel degradiert, in dem es den meisten mehr ums eigene Image statt um die Sache geht. Schüttet Hübl damit das Kind nicht mit dem Bade aus? Und welche Moral braucht es, wenn die Welt gerechter werden soll? Barbara Bleisch trifft den Philosophen, der in diesen Tagen mit dem Tractatus-Preis ausgezeichnet wird, zum Gespräch.
    14 September 2024, 9:00 am
  • 58 minutes 23 seconds
    Florian Schroeder – Ein Satiriker will das Böse abschaffen
    Satiriker und Philosoph Florian Schroeder weiss, wovon er spricht, wenn er über das Böse schreibt: Sein Vater war ein verurteilter Straftäter. Von der Kategorie des Bösen hält er dennoch wenig: Sie dämonisiert das Gegenüber, statt es zu verstehen. Ein Gespräch über Widersprüche, Wahnsinn und Humor. Wenn die Welt in schwarz und weiss eingeteilt wird, erlebt das Böse eine Renaissance. Und böse sind immer die anderen, sagt Florian Schroeder. Der bekannte Comedian, der so viele Menschen zum Lachen bringt, will das Böse verstehen und traf für sein Buch Psychologinnen, Sexualstraftäter, jugendliche Schläger und einen Mann, der ein Doppelleben führte. Schroeder plädiert für Nachsicht und ist sich sicher, dass niemand von Grund auf böse ist, sondern die Umstände es sind, die jemanden falsch handeln lassen. Doch soll und kann man wirklich jede Gräueltat verstehen? Heisst verstehen nicht fast schon entschuldigen? Und wie weit reicht sein Verständnis, wenn menschenverachtende Parolen verbreitet werden? Barbara Bleisch spricht mit Florian Schroeder über die Kunst des Verstehens und ihre Grenzen und darüber, was Comedy mit Verstehen zu tun hat.
    31 August 2024, 9:00 am
  • 57 minutes 10 seconds
    Elke Heidenreich – Worin liegt das Glück des Älterwerdens?
    Schmerzen, Einsamkeit, Abhängigkeit – Älterwerden kann hart sein. Aber das Alter schenkt auch Dankbarkeit und Zufriedenheit, meint die bekannte Literaturkritikerin Elke Heidenreich. Mit Yves Bossart spricht sie über ihr turbulentes Leben, über die allgemeine Weltlage und das Glück des Älterwerdens. Die «Literaturpäpstin» und Bestsellerautorin Elke Heidenreich hatte ein bewegtes Leben. Als Kind wurde sie von ihrer Mutter geschlagen und vernachlässigt. Hinzu kam eine schwere Lungenkrankheit. Die Bücher waren ihre Zuflucht, ihr Trost. Später überlebte sie eine Krebserkrankung und zwei Scheidungen. Heute schaut sie mit 81 Jahren auf ihr Leben zurück und empfindet vor allem eines: Dankbarkeit. Mit Yves Bossart spricht die vielfach preisgekrönte Literaturkritikerin, Autorin und Moderatorin über Zufriedenheit im Alter, über Einsamkeit, Affären und den Tod.
    24 August 2024, 9:00 am
  • 1 hour 29 minutes
    Das Leben umarmen – Mit Freud und Leid
    Ein Kuss, ein Erfolg, ein Lottogewinn: Das Leben kann pures Glück sein. Doch auch das Gegenteil gehört dazu: Verlust, Krankheit und Tod. Wie aber hängen Freud und Leid zusammen? Und wie weiter nach dem Schicksalsschlag? Eine «Sternstunde der Nacht» zum Auf und Ab des Lebens. Das Leben ist oft beides: Himmel und Hölle zugleich. Da sind all die Kriege, das Elend, die Katastrophen. Gleichzeitig gibt es diese wundervollen Glücksmomente: das Lächeln eines Kindes, die neue Liebe, ein medizinischer Durchbruch. Wie hängen diese Gegensätze des Lebens zusammen? Braucht es Leid, um wahres Glück zu empfinden? Und wie verändern Schicksalsschläge den Blick auf das eigene Leben, auf die Welt als Ganzes? Olivia Röllin und Yves Bossart begeben sich auf die Achterbahn des Lebens und sprechen in der Sendung «Sternstunde der Nacht» mit ihren Gästen über Freud und Leid, unverhofftes Glück und tragische Schicksalsschläge. Gäste: – Thomas Zurbuchen, Astrophysiker und ehemaliger Wissenschaftsdirektor der Nasa; – Verena Kast, Psychologin und Psychoanalytikerin; – Werner van Gent, Korrespondent und ehemaliger Kriegsreporter; – Dabu Bucher, Sänger von Dabu Fantastic; – Susanne Schmetkamp, Philosophin und Ethikerin; – Farah de Tomi, Auswanderin und Tierschützerin; und – Alex Oberholzer, Filmkritiker und Buchautor.
    23 August 2024, 10:00 am
  • 55 minutes 46 seconds
    Rache – der Ursprung der Moral?
    Und, an wem haben Sie sich zuletzt gerächt? Über Rache spricht man nicht gern. Dennoch ist sie überall. Auch und gerade in unseren modernen Gesellschaften. Der Philosoph Fabian Bernhardt spricht über die wahre Macht der Rache – und ihre entscheidende Bedeutung für die gegenwärtige Politik und Moral. Kein Mensch, der sie nicht schon einmal verspürt hätte: die Lust, sich an jemandem zu rächen. Für eine erlittene Kränkung, Ungerechtigkeit, Zurücksetzung. Doch wehe, man wagt es, die Gerechtigkeit tatsächlich in eigene Hände zu nehmen. Kein Gefühl wird konsequenter geschmäht als die Rache. Sie gilt als blind, asozial, zerstörerisch. Tatsächlich, so analysiert der Philosoph Fabian Bernhardt in seinem Buch «Rache – Über einen blinden Fleck der Moderne», zeichnen sich unsere modernen Gesellschaften durch eine Tabuisierung der Rache aus. Doch hat Rache nicht auch gute Seiten? Wäre der Drang, sich zu rächen, gar der Ursprung moralischen Empfindens? Wie sähe eine menschliche Existenz aus, die ganz auf Rache verzichten wollte? Erleben wir derzeit, durch Krieg und Populismus, gar eine Rückkehr der Rache in den politischen Diskurs? Wenn ja, mit welchen Folgen, Gefahren, Möglichkeiten? Im Gespräch mit Wolfram Eilenberger legt Fabian Bernhardt die wahre Macht und Bedeutung der Rache für unser Zusammenleben frei.
    29 June 2024, 9:00 am
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