A podcast for all those who try to brush up their German and want to learn about German culture and everyday life.
Manchmal frage ich mich, was eigentlich typisch deutsch ist. Früher waren das Tugenden wie Pünktlichkeit und Ordnung. Aber passt das heute noch? Wahrscheinlich hast Du Deine ganz eigene Vorstellung davon, was typisch deutsch ist. Ich habe mir jedenfalls mal ein paar Reels auf Instagram angesehen und einige Dinge herausgefunden, die auf der Welt als typisch deutsch angesehen werden. Wenn Du diesen Podcast unterstützen möchtest, komm übrigens gerne zu Patreon! Jetzt zum Thema.
Punkt Nummer eins ist das sogenannte Stoßlüften. Sagt dir das was? In Deutschland lüftet man gerne seine Wohnung. Das bedeutet, dass man für ungefähr zehn Minuten möglichst viele Fenster und Türen öffnet, damit die Luft in unseren Wohnräumen ausgetauscht wird. Zum einen kommt dann meistens feuchtere Luft von draußen in die Wohnung, zum anderen kommen natürlich auch schlechte Gerüche aus der Wohnung heraus.
Nummer zwei hängt ein wenig mit dem Stoßlüften zusammen, und zwar sind das Kippfenster. In Deutschland lässt sich eigentlich fast jedes Fenster kippen. Das bedeutet, dass Du es nur oben öffnest, es sieht also kurz so aus, als würde das Fenster auf Dich drauffallen. Tut es aber nicht. Es bleibt nach ungefähr zehn Zentimetern stehen. So hast Du oben am Fenster einen breiten Spalt und es kann ebenfalls frische Luft hereinkommen.
Dann haben sich manche Menschen auf Instagram über Rolltreppen gewundert, die in beide Richtungen fahren können. Gibt es das nicht auf der ganzen Welt? Ich dachte, das sei normal. Jedenfalls haben unsere Rolltreppen manchmal die Fähigkeit, ihre Richtung zu ändern. Dazu siehst du am Beginn der Rolltreppe ein kleines Verkehrszeichen, das leuchtet, es ist ein Dreieck mit Pfeilen in beide Richtungen. Wenn die Rolltreppe gerade nach unten fährt, Du willst aber nach oben, dann musst Du nur warten, bis sie anhält. Dann kannst Du sie betreten, und sie wird die Richtung ändern. Praktisch, oder?
Und das letzte, was mir in Instagram als typisch deutsch präsentiert wurde, ist die Rettungsgasse. Da geht es jetzt um den Autoverkehr. Angenommen, Du bist auf einer Autobahn unterwegs. Die Autobahn hat drei Spuren. Dann entsteht ein Stau, weil zum Beispiel ein Unfall passiert ist. Dann ist die Autobahn voller Autos und der Krankenwagen oder die Polizei kommt nicht bis zur Unfallstelle, oder? Falsch. Denn die Autos auf der linken Spur fahren dann ganz weit nach links, und die Autos auf der Mittelspur fahren auf ihrer Spur möglichst weit rechts. So entsteht genug Platz, damit Rettungsfahrzeuge eine eigene Spur bekommen. Das nennt man Rettungsgasse. Übrigens hat das früher gar nicht gut funktioniert, aber in den vergangenen Jahren gab es viele Aktionen in Radiosendern und anderen Medien, die darauf hingewiesen haben. Mittlerweile klappt es super!
So, fallen Dir noch andere typisch deutsche Dinge ein? Ich bin gespannt, wie Du von außen auf mein Land schaust. Und jetzt erstmal frohe Weihnachten!
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg287kurz.pdf
Willkommen bei einer neuen Episode von „Slow German“. Heute geht es um eine berühmte Figur der deutschen Geschichte: Klaus Störtebeker. Wahrscheinlich habt ihr schon mal von ihm gehört – er war ein berühmter Pirat, der vor über 600 Jahren lebte. Doch wer war dieser Mann? War er wirklich so gefährlich, wie man erzählt? Oder war er ein Held, der den Armen half? Heute klären wir, was es mit Klaus Störtebeker auf sich hat. Wenn du diesen Podcast unterstützen möchtest, komm gerne zu Patreon! Da gibt es auch zu jeder Episode Lernmaterial und eine schnellere Version. Jetzt zum Thema.
Klaus Störtebeker wurde ungefähr um das Jahr 1360 geboren. Sein Geburtsort ist nicht ganz sicher, manche sagen, er stamme aus Wismar, andere behaupten, er käme aus der Hansestadt Hamburg. Sein echter Name war vielleicht Nikolaus oder Clas Störtebeker, aber seine genauen Lebensdaten sind unklar. Damals gab es keine modernen Pässe oder Geburtsurkunden, also ist es schwer, genau zu wissen, wer er wirklich war.
Den Namen „Störtebeker“ bekam er aber wahrscheinlich wegen seines Trinkverhaltens. „Störtebeker“ bedeutet nämlich „Stürz den Becher“, also „trink den Becher auf einen Zug“. Es heißt, dass er mit einem großen Krug Bier anstieß und den Becher dann in einem Zug leerte. Das war im Norden Deutschlands durchaus eine Kunst, die nicht jeder beherrschte. Ob das stimmt oder nur eine Legende ist, wissen wir heute leider nicht. Aber der Name passt gut zu einem Piraten!
Klaus Störtebeker lebte in einer Zeit, in der es viele Konflikte zwischen den Ländern und Städten an der Nord- und Ostsee gab. Besonders die Handelsstädte der sogenannten Hanse waren reich und hatten viele Feinde. Die Hanse war ein Bund von Städten, der den Handel kontrollierte. Sie schützte ihre Schiffe und Waren, war aber auch mächtig und streng gegenüber denen, die sich ihr widersetzten.
In dieser Zeit schloss sich Klaus Störtebeker einer Gruppe von Piraten an, die sich die „Vitalienbrüder“ nannten. Die Vitalienbrüder hatten anfangs sogar einen guten Ruf, denn sie kämpften im Namen des Königs von Schweden gegen den dänischen König. Sie versorgten das belagerte Stockholm mit Lebensmitteln – daher auch ihr Name, denn „Vita“ bedeutet Leben. Doch bald wurden die Vitalienbrüder selbst zu Piraten und griffen Schiffe an, um sie auszurauben.
Störtebeker wurde schnell ein Anführer dieser Gruppe. Er und seine Männer griffen Handelsschiffe an und raubten sie aus. Sie versteckten sich auf Inseln und in abgelegenen Buchten, wo sie schwer zu finden waren. Besonders bekannt waren sie in der Nordsee und im Gebiet rund um Helgoland.
Über Klaus Störtebeker gibt es viele Geschichten, und die meisten von ihnen sind Legenden. Manche Menschen sehen ihn als eine Art Robin Hood. Es heißt, er habe das gestohlene Geld nicht nur für sich behalten, sondern auch den Armen gegeben. Ob das stimmt, weiß allerdings niemand genau. Viele Historiker sagen, dass er wahrscheinlich nur ein normaler Pirat war, der auf seinen eigenen Vorteil bedacht war.
Ein bekanntes Beispiel für die Geschichten um ihn ist seine angebliche Großzügigkeit. Es heißt, dass Störtebeker, bevor er gefangen wurde, versprochen hat, dass er den Leuten helfen würde, die wenig hatten. Das klingt nach Robin Hood, oder? Doch als Pirat lebte er hauptsächlich von Raubzügen. Historiker sind sich nicht einig, ob er wirklich ein „guter“ Pirat war oder ob dies nur Geschichten sind, die ihn sympathisch machen sollen.
Klaus Störtebekers Ende war dramatisch. Die Hanse und andere Mächte wollten die Piraten loswerden, und nach vielen Jahren der Jagd wurde er schließlich gefangen genommen. Im Jahr 1401 verhaftete man ihn in Hamburg. Sein Schicksal war besiegelt: Er und seine Männer wurden zum Tod verurteilt. Die Legende besagt, dass Störtebeker vor seiner Hinrichtung einen ungewöhnlichen Wunsch äußerte.
Er bat, dass man seinen Männern die Freiheit schenkt, wenn er nach seiner Enthauptung noch an seinen Männern vorbeigehen könne. Also ohne Kopf! Der Legende nach habe der Henker zugestimmt und Störtebeker wurde geköpft. Doch nach der Enthauptung soll sein kopfloser Körper tatsächlich noch an mehreren Männern vorbeigegangen sein. Am Ende habe der Henker ihn jedoch gestoppt, und alle Piraten wurden ebenfalls hingerichtet. Natürlich klingt das sehr unwahrscheinlich – aber es ist eine Geschichte, die viele Menschen kennen.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg286kurz.pdf
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Episode von „Slow German“. Wenn du diesen Podcast unterstützen möchtest, dann komm doch zu Patreon! Dort bekommst du dann auch Lernmaterial zu jeder Episode. Aber jetzt zum heutigen Thema.
Heute sprechen wir über ein sehr beliebtes Essen in Deutschland: den Döner. Vielleicht kennst du ihn schon, vielleicht hast du ihn auch schon einmal probiert. Heute erzähle ich dir die Geschichte des Döners und warum er in Deutschland so beliebt ist. Danke an Daniel für diesen Themenvorschlag!
Der Döner ist ein Gericht, das ursprünglich aus der Türkei kommt. In der Türkei gibt es den „Döner Kebab“, was übersetzt „drehendes Fleisch“ bedeutet. Das Fleisch wird in Scheiben auf einen großen Spieß gestapelt und langsam gegrillt. Dabei dreht sich der Spieß, damit das Fleisch außen gleichmäßig braun wird. Wenn es fertig ist, wird das Fleisch am Rand dünn abgeschnitten und serviert. Traditionell isst man Döner in der Türkei mit Reis oder Fladenbrot. Dazu gibt es oft Salat, Joghurt oder Soße.
Aber wie kam der Döner nach Deutschland? In den 1960er-Jahren kamen viele Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland, um hier zu arbeiten. Davon habe ich dir auch schon bei Slow German erzählt. Und diese Menschen aus der Türkei wollten den traditionellen Döner Kebab so anpassen, dass man ihn leichter unterwegs essen kann. So entstand der Döner, wie wir ihn heute in Deutschland kennen: in einem Fladenbrot mit Salat und Soße. Nach Angaben des Vereins Türkischer Dönerhersteller in Europa wurde der erste Döner in Berlin 1972 von einem Mann namens Kadir Nurman hergestellt. Aber darüber wird gestritten, wie auch bei der Currywurst und vielen anderen kulinarischen Erfindungen. Egal wer ihn erfunden hat: Der Döner war ein großer Erfolg und bald gab es Dönerläden in ganz Deutschland.
Wenn du an einer Dönerbude einen Döner bestellst, kannst du selber sagen, was du gerne dazu haben möchtest. Der deutsche Döner wird gerne mit Salat, Gurken, Zwiebeln, Rotkohl und anderen eher deutschen Beilagen angeboten. Gerne mögen die Menschen hier auch Saucen dazu. Sie bestehen meistens aus Mayonnaise oder Joghurt und sind dann mit Curry, Knoblauch oder Kräutern gewürzt. Eine typische Frage am Dönerstand ist auch „Mit scharfer Soße?“ oder kürzer „mit scharf?“. Den Dönerteller gibt es auch: das ist Dönerfleisch ohne Fladenbrot, aber dafür mit Pommes als Beilage.
Heute gehört der Döner zu den beliebtesten Fast-Food-Gerichten in Deutschland. Laut einer Schätzung werden in Europa jeden Tag etwa 400 Tonnen Döner produziert. In Deutschland macht die Döner-Branche angeblich pro Jahr einen Umsatz von 2,4 Milliarden Euro. Es soll zwischen 15.000 und 18.000 Dönerbuden in Deutschland geben.
Das Fleisch, das für den Döner verwendet wird, ist meistens Lamm, Hähnchen oder Kalb. In einigen Dönerläden gibt es aber auch vegetarische oder vegane Varianten, zum Beispiel mit Falafel oder gegrilltem Gemüse.
Es gibt auch einige kuriose Rekorde rund um den Döner. Wusstest du zum Beispiel, dass der größte Döner der Welt 2017 in einem Einkaufszentrum in Berlin gemessen wurde? Man hatte dort einen riesigen Dönerspieß aufgestellt – er wog 423 Kilogramm. Das ganze war eine Werbeaktion eines Radiosenders. Ein Video stelle ich dir auf slowgerman.com, aber dazu eine Warnung: schön ist das nicht.
https://www.youtube.com/watch?v=5fC5h-F0ikMEin Grund, warum der Döner in Deutschland so beliebt ist, könnte sein niedriger Preis sein. Für wenig Geld bekommt man ein großes, sättigendes Essen. Das macht den Döner vor allem bei Studenten und jungen Leuten sehr beliebt. Und es geht schnell, ihn zu machen, zu kaufen und zu essen.
Der Döner ist in Deutschland übrigens mittlerweile auch politisch ein Thema. Im Mai hatte die Partei „Die Linke“ eine Dönerpreisbremse gefordert. Sie wollte, dass niemand mehr als 4,90 Euro für einen Döner zahlen muss. Zum Vergleich: Momentan kostet ein Döner so ungefähr acht Euro, wobei das je nach Ort unterschiedlich sein kann. „Die Linke“ wollte also, dass der Döner staatlich subventioniert wird. Das würde den Staat mehrere Milliarden Euro kosten.
Noch ein anderes politisches Thema kam diesen Sommer auf: Die Türkei hat einen Antrag bei der Europäischen Union gestellt, dass das Gericht als „garantiert traditionelle Spezialität“ anerkannt wird. Dann dürfte aber zum Beispiel nur noch eine bestimmte Art von Fleisch dafür verwendet werden. Der in Deutschland beliebte Döner mit Putenfleisch wäre dann nicht mehr unter diesem Namen möglich. Die deutsche Bundesregierung legte Einspruch in Brüssel ein. Mal sehen, wie dieser Streit ausgeht.
Jetzt wo ich das erzähle, fällt mir noch mehr politisches zum Döner ein: der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war nämlich diesen Sommer zu einem Staatsbesuch beim türkischen Präsidenten Erdogan. Und er brachte ihm als Geschenk einen Dönerspieß aus Berlin mit. Er wollte damit zeigen, dass die Lebensleistung der türkischen Migranten in Deutschland gewürdigt wird – aber diese Geste wurde von vielen Menschen missverstanden.
Oh, und noch etwas politisches zum Thema Döner, aber dann höre ich auch auf damit: In der deutschen Stadt Heilbronn will die CDU, das ist eine konservative Partei, eine Obergrenze für Dönerläden in der Innenstadt festlegen. Diese Partei möchte also, dass es nicht zu viele Dönerläden in der Innenstadt gibt. Dafür wurde sogar ein Wort gefunden: Die Dönerisierung der Innenstädte.
Du merkst also: der Döner ist viel mehr als nur ein einfacher Snack. Er ist ein Teil der deutschen Esskultur geworden und spielt eine Rolle in unserer Politik. Er ist auch ein Symbol für die kulturelle Vielfalt in Deutschland. Stell dir mal vor, wie es in Deutschland ohne all das aussähe, was uns die Gastarbeiter oder Menschen aus anderen Ländern mitgebracht haben: ohne Döner, ohne Pizza, ohne indische Restaurants? Das wäre sehr langweilig. In diesem Sinne: iss mal wieder einen Döner! Ich habe das seit Jahren nicht mehr gemacht, habe jetzt nach dieser Episode aber irgendwie wieder Lust darauf. Guten Appetit!
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg285kurz.pdf
Heute erzähle ich dir etwas über ein Thema aus der Geschichte, und zwar über die Kreuzzüge, und welche Rolle Deutschland dabei spielte. Wenn du diesen Podcast unterstützen möchtest, komm gerne zu Patreon! Jetzt zum Thema.
Die Kreuzzüge waren Kriege, die im Mittelalter stattfanden, vor allem zwischen Christen und Muslimen. Sie begannen im Jahr 1096 und endeten im 13. Jahrhundert. Es ging hauptsächlich um die Kontrolle von Jerusalem und anderen heiligen Orten im Nahen Osten. Aber wusstest du, dass auch viele Menschen aus dem Gebiet des heutigen Deutschlands an den Kreuzzügen beteiligt waren?
Im 11. Jahrhundert war das Gebiet des heutigen Deutschlands ein Teil des Heiligen Römischen Reichs. Dieses Reich wurde von Kaisern regiert, die enge Verbindungen zur katholischen Kirche hatten. Papst Urban II. rief 1095 zum ersten Kreuzzug auf. Viele deutsche Adellige, Ritter und sogar einfache Leute folgten seinem Aufruf. Sie fühlten sich dazu berufen, das „Heilige Land“ von den Muslimen zurückzuerobern und den christlichen Glauben zu verteidigen.
Aber es gab nicht nur religiöse Gründe. Viele deutsche Ritter sahen in den Kreuzzügen auch eine Möglichkeit, Ruhm und Ehre zu erlangen oder ihre Macht zu vergrößern. Es war eine Chance, Abenteuer zu erleben und sich in der weiten Welt zu beweisen. Gleichzeitig versprach die Kirche den Teilnehmern die Vergebung ihrer Sünden, und das war für viele Menschen damals ein sehr starkes Motiv.
Kommen wir zu den deutschen Rittern. Beim zweiten Kreuzzug (1147-1149) zum Beispiel führte der deutsche König Konrad III. eine große Armee in den Nahen Osten. Konrad war der erste deutsche König, der aktiv an einem Kreuzzug teilnahm. Aber sein Kreuzzug war nicht sehr erfolgreich: Seine Armee wurde in der heutigen Türkei von den Muslimen besiegt, und nur wenige Ritter kehrten nach Hause zurück.
Der dritte Kreuzzug (1189-1192) ist der vielleicht bekannteste in der deutschen Geschichte. Papst Gregor VIII hatte zu diesem Kriegszug aufgerufen, weil die Stadt Jerusalem erobert worden war. An diesem Kreuzzug nahm der Kaiser des römisch-deutschen Reiches, Friedrich I., teil, besser bekannt als Friedrich Barbarossa. Barbarossa war einer der mächtigsten Herrscher seiner Zeit. Er führte eine große Armee nach Jerusalem, aber seine Reise endete tragisch: Auf dem Weg durch die heutige Türkei ertrank Barbarossa in einem Fluss, als er sich baden wollte. Das führte dazu, dass viele seiner Soldaten den Kreuzzug abbrachen und wieder nach Hause gingen.
Stell dir das mal vor! Das war eine Zeit lange vor Eisenbahn, Flugzeug oder Auto. Die Menschen sind also zu Fuß und mit Pferden aus Europa bis in den Nahen Osten gezogen. Sie nutzten aber natürlich auch Schiffe. Friedrich startete seine Reise beispielsweise in Regensburg, einer kleinen und wunderschönen Stadt hier in Bayern, direkt an der Donau gelegen. Angeblich hatte er 100.000 Mann mit dabei. Auch hier musst du dir wieder vorstellen, dass das eine Zeit ohne Internet, Zeitungen und ähnliches war. Also allein diese große Menge an Menschen zusammenzurufen, war gar nicht so einfach. Wanderprediger sorgten dafür, dass sich Informationen verbreiteten. Und übrigens waren nicht nur Kämpfer unterwegs, sondern ganze Familien. Das waren Menschen, die noch nie über ihr Dorf hinaus gekommen waren. Jetzt packten sie ihre Sachen und machten sich auf den Weg in die Fremde.
Eine wichtige Gruppe, die aus den Kreuzzügen hervorging, waren die sogenannten Deutschordensritter. Der Deutsche Orden wurde im Jahr 1190 gegründet. Ursprünglich war der Orden eine Krankenpflegergemeinschaft. Sie sollte verwundete Kreuzritter pflegen. Später wurde er aber zu einem mächtigen Ritterorden. Die Deutschordensritter trugen weiße Mäntel mit einem schwarzen Kreuz und kämpften nicht nur im Heiligen Land, sondern auch in Osteuropa. Besonders bekannt wurde der Deutsche Orden durch seine Kreuzzüge im heutigen Polen, in Litauen und Russland. Sie gründeten dort den Staat des Deutschen Ordens, der für viele Jahre eine wichtige Macht in der Region war.
Übrigens fanden die Kreuzzüge nicht nur im Nahen Osten statt. Auch im heutigen Deutschland gab es Kreuzzüge, zum Beispiel den Wendenkreuzzug im Jahr 1147. Dieser Kreuzzug richtete sich gegen die slawischen Völker im Nordosten des heutigen Deutschlands, die sogenannten Wenden. Diese Völker waren keine Christen, und so sahen die deutschen Herrscher und Ritter eine Gelegenheit, sie zu christianisieren und gleichzeitig ihr eigenes Territorium zu erweitern.
Aber zurück zu den Kreuzzügen, die in den Nahen Osten aufgebrochen waren. Da gibt es Berichte, dass die deutschen Ritter oft unter den extremen Temperaturen litten. In ihren schweren Rüstungen schwitzten sie so stark, dass sie manchmal ohnmächtig wurden. Außerdem hatten viele Ritter Schwierigkeiten, sich in den fremden Ländern zurechtzufinden. Das kann ich sehr gut verstehen. Du auch, oder?
Was mich bei der Recherche zu diesem Thema schockiert hat, war der sogenannte „Kinderkreuzzug“ von 1212. In Deutschland glaubten viele Menschen, dass Gott ihnen durch Kinder den Sieg im Heiligen Land bringen würde. Tausende Kinder zogen also los, wie viele es genau waren, ist nicht bekannt. Die meisten von ihnen kamen nie an. Viele wurden unterwegs krank oder als Sklaven verkauft. Manche kehrten nach Hause zurück.
Aber was für eine Bedeutung hatten die Kreuzzüge für die späteren europäischen Länder? Durch die Teilnahme an den Kreuzzügen kamen die Ritter und Kaufleute in Kontakt mit neuen Kulturen und Ideen. Es gab einen regen Austausch von Waren und Wissen. So wurden in Deutschland durch die Kreuzzüge neue Gewürze, Stoffe und sogar medizinisches Wissen bekannt. Durch neue Handelsrouten gab es plötzlich viel mehr Austausch zwischen Europa und dem Orient. Außerdem beeinflussten die Kreuzzüge das Bild des Ritters in der deutschen Kultur. Die Kreuzzüge wurden als ehrenvolle Aufgabe gesehen, und viele Ritterorden, wie der Deutsche Orden, hatten ihren Ursprung in dieser Zeit.
Wie viele Menschen durch die Kreuzzüge insgesamt ums Leben kamen, kann ich nicht sagen. Ich habe unterschiedliche Zahlen gefunden, sie reichen von mehreren Hunderttausend bis über eine Million. Eine Quelle bezifferte sogar 22 Millionen Menschen. Dabei geht es natürlich nicht nur um die Ritter, sondern auch um Zivilisten, die durch Plünderungen, Belagerungen, Krankheiten und Hungersnöte starben.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg284kurz.pdf
Ich möchte Dir heute die Geschichte eines Mannes erzählen, dessen Namen nicht mehr viele Menschen kennen: Kurt Eisner. Er war ein Revolutionär in Bayern und er ist der Grund dafür, warum wir in Bayern heute keinen König mehr haben.
Kurt Eisner war ein deutscher Politiker und Journalist. Er wurde am 14. Mai 1867 in Berlin geboren. Nach der Schule studierte er Philosophie und Germanistik. Er studierte aber nicht fertig, sondern brach das Studium ab. Stattdessen arbeitete er lieber als Journalist. Er interessierte sich früh für Politik und soziale Gerechtigkeit. Und ungerecht fand er das System der Monarchie. 1897 wurde er zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Der Grund war Majestätsbeleidigung, weil er kritische Artikel in einer Zeitung veröffentlicht hatte.
Als er aus dem Gefängnis kam, trat er der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) bei und kämpfte für die Rechte der Arbeiter. Dann kam der Erste Weltkrieg. Kurt Eisner setzte sich gegen den Krieg ein. Er war ein Pazifist, also jemand, der gegen Krieg und Gewalt ist. Das brachte ihm viele Feinde ein. Er zog nach München, weil er die Menschen dort freier fand und nicht so preußisch geprägt. Im Jahr 1918 wurde er verhaftet und erneut ins Gefängnis gesteckt. Der Grund war diesmal, dass er einen Streik organisiert hatte. Doch seine Zeit im Gefängnis machte ihn nur entschlossener.
In München wurde er schnell zum Anführer der bayerischen Revolution. Die Menschen waren vom Krieg und von der Monarchie enttäuscht. Am 7. November 1918 rief Eisner den „Freistaat Bayern“ aus und beendete damit die Herrschaft des Königs Ludwig III. Bayern war nun ein freier Staat und Eisner wurde zum ersten Ministerpräsidenten gewählt.
Als Politiker wollte Eisner viele Veränderungen in Bayern durchsetzen. Er kämpfte für Demokratie und soziale Gerechtigkeit. Doch seine Zeit als Ministerpräsident war nicht leicht. Viele Menschen waren mit seinen Ideen nicht einverstanden. Besonders die konservativen Kräfte und die alten Eliten wollten ihn loswerden.
Am 21. Februar 1919 wollte Kurt Eisner gerade zu einer Sitzung des Landtags gehen. Doch auf dem Weg dorthin wurde er von einem Mann erschossen. Der Mörder war ein junger Adeliger, der gegen Eisners Politik war. Der Tod von Kurt Eisner führte zu großen Unruhen in München. Viele Menschen waren traurig und wütend über seinen Tod. Er war nur 100 Tage Ministerpräsident gewesen.
Kurt Eisner lebte nur 51 Jahre, aber seine Taten haben die Geschichte Deutschlands und Bayerns stark beeinflusst. Er setzte sich für Demokratie und soziale Gerechtigkeit ein und inspirierte viele Menschen. Heute erinnert man sich in Bayern noch an ihn. In München gibt es eine Straße, die nach ihm benannt ist, und jedes Jahr finden Veranstaltungen zu seinen Ehren statt. An der Stelle in der Kardinal-Faulhaber-Straße, an der er getötet wurde, ist eine Metallplatte in den Gehweg eingelassen, die an Kurt Eisner erinnert.
Als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, musste Eisners Familie nach Frankreich flüchten. Denn Adolf Hitler hatte Eisner sogar in seinem Buch „Mein Kampf“ erwähnt und sah ihn als „Rotes Tuch“, also als jemand, der ihn wütend machte. Hier muss ich noch erwähnen, dass Eisners Eltern Juden waren. 1940 nahm sich Eisners Frau in Frankreich das Leben.
Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg253kurz.pdf
Hallo, was machst du hier?
Hallo! Ich tanke mein Auto.
Tanke? Was ist das?
Tanken bedeutet, Benzin oder Diesel in das Auto füllen. Autos brauchen Treibstoff, um zu fahren.
Oh, verstehe. Woher kommt das Benzin?
Das Benzin kommt aus der Zapfsäule. Siehst du diese Maschine? Das ist eine Zapfsäule.
Ja, ich sehe. Und wie funktioniert sie?
Zuerst stecke ich den Zapfhahn in den Tank meines Autos. Dann drücke ich den Hebel und das Benzin fließt in den Tank.
Wie viel Benzin brauchst du?
Ich tanke meistens voll. Das bedeutet, ich fülle den Tank komplett auf. Heute brauche ich 50 Liter.
Verstehe. Und was ist dieser Ort noch?
Das ist eine Tankstelle. Hier kann man nicht nur tanken, sondern auch das Auto waschen, Luft in die Reifen füllen und manchmal kleine Einkäufe im Shop erledigen.
Luft in die Reifen füllen? Warum?
Reifen brauchen Luft, um richtig zu funktionieren. Wenn sie nicht genug Luft haben, kann das Auto nicht gut fahren.
Oh, interessant. Und was kaufst du im Shop?
Ich kaufe oft Snacks oder Getränke für die Fahrt. Manchmal auch Motoröl oder eine Zeitung.
Was ist Motoröl?
Motoröl ist eine Flüssigkeit, die der Motor des Autos braucht, um gut zu laufen. Es hilft, die Teile im Motor zu schmieren.
Danke für die Erklärung. Die Tankstelle ist ein wichtiger Ort, oder?
Ja, das stimmt. Ohne Tankstellen könnten wir nicht weit fahren. Es ist ein wichtiger Teil unseres Lebens. Aber es gibt mittlerweile immer mehr E-Autos, die fahren mit Strom. Die brauchen keine Tankstellen mehr. Zumindest keine, die Benzin und Diesel verkaufen.
Das verstehe ich jetzt. Vielen Dank für deine Hilfe!
Gern geschehen. Gute Reise auf der Erde!
Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg282kurz.pdf
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Stell dir vor, du bist in Deutschland und möchtest ein Buch kaufen. Sagen wir einen Bestseller. Du gehst in einen Buchladen – das Buch kostet 9 Euro. Du gehst in einen Supermarkt – das Buch kostet 9 Euro. Du schaust bei Amazon im Internet – das Buch kostet 9 Euro. Hast du dich auch schon gefragt, warum das so ist? Der Grund ist die deutsche Buchpreisbindung, und das ist eine tolle Sache. Ich erklär’s dir.
Die Buchpreisbindung bedeutet, dass Verlage den Verkaufspreis eines Buches festlegen und dieser Preis für alle Händler verbindlich ist. Das heißt, ein Buch kostet in jeder Buchhandlung, ob groß oder klein, denselben Preis. Diese Regel gilt sowohl für gedruckte Bücher als auch für E-Books.
Die Buchpreisbindung hat eine lange Tradition in Deutschland. Sie wurde bereits im 19. Jahrhundert eingeführt, um den Buchhandel zu schützen und eine vielfältige Buchlandschaft zu erhalten. Offiziell geregelt ist sie im Buchpreisbindungsgesetz von 2002.
Du verstehst nicht, warum das einen Vorteil bietet? Kann ich nachvollziehen. Denn wir Leseratten können daher in Deutschland keine Schnäppchen machen, keine Bücher billiger bekommen. Aber versuche mal, die Seite der Buchhändler zu verstehen:
Durch die Buchpreisbindung können auch kleine Buchhandlungen überleben. Sie müssen nicht mit großen Buchhandelsketten oder Online-Händlern über den Preis konkurrieren. Das sorgt dafür, dass es in vielen Städten und Gemeinden Buchhandlungen gibt und die Vielfalt an Büchern erhalten bleibt. Ein konkretes Beispiel: Stell dir vor, es gäbe keine Buchpreisbindung. Dann könnte Amazon zum Verlag sagen: Ich kaufe dir 100.000 von diesen Büchern ab, dafür will ich sie aber billiger haben. Und dann verkauft Amazon das Buch für 8 Euro, also einen Euro billiger als die anderen Buchläden. Wir Leseratten würden dann alle bei Amazon kaufen – und die kleinen Buchläden wären schnell pleite. Sie würden kein Geschäft mehr machen.
Noch ein Vorteil: Die Buchpreisbindung ermöglicht es Verlagen, auch weniger kommerzielle Titel zu veröffentlichen. Das bedeutet, dass nicht nur Bestseller, sondern auch spezielle Fachbücher, Literatur von neuen Autoren und Nischenprodukte eine Chance haben, auf den Markt zu kommen.
Auch für E-Books gilt in Deutschland die Buchpreisbindung. Das ist in vielen anderen Ländern nicht der Fall. Diese Regelung hilft, den digitalen Buchmarkt zu regulieren und die Interessen der Verlage und Autoren zu schützen. Das heißt aber nicht, dass das E-Book so viel kostet wie das gedruckte Buch. Es kostet in der Regel weniger, weil es ja kein Material benötigt, keine Lagerkosten verursacht und keinen Transport. Aber der Preis des E-Books muss auch wieder überall gleich sein.
In einigen Ländern, wie zum Beispiel den USA, gibt es keine Buchpreisbindung. Dort können Händler die Preise frei festlegen. Das führt oft zu starken Preisschwankungen und einem intensiven Wettbewerb, der kleine Buchhandlungen benachteiligen kann. Ich habe dort auch oft Aktionen gesehen, dass man 3 Bücher kauft und nur 2 bezahlt. Das ginge mit der Buchpreisbindung nicht.
Wobei – Aktionen gibt es hier manchmal auch. Trotz der Buchpreisbindung gibt es in Deutschland bestimmte Zeiten und Anlässe, zu denen Rabatte erlaubt sind. Zum Beispiel dürfen Bücher im Rahmen von Sonderaktionen, wie zum Welttag des Buches, günstiger angeboten werden. Diese Rabatte sind aber streng geregelt und zeitlich begrenzt. Auch wenn ein Buch etwas kaputt gegangen ist beim Transport, darf es als Mängelexemplar billiger verkauft werden – dann hat es aber einen Stempel auf den Seiten, der das auch anzeigt.
Ich finde die Buchpreisbindung super, aber es gibt auch Kritiker. Sie argumentieren, dass sie den Wettbewerb einschränkt und den freien Markt behindert. Manche glauben, dass ohne die Preisbindung Bücher günstiger wären und mehr Menschen lesen würden. Andere meinen, dass die Digitalisierung den Buchmarkt so stark verändert hat, dass die Buchpreisbindung nicht mehr zeitgemäß ist.
Was denkst du? Wie findest du die Buchpreisbindung?
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg281kurz.pdf
Scott hat mir den Vorschlag gemacht, etwas über einen aufregenden Sport zu erzählen: Paragliding! Ich habe das noch nie gemacht und hätte auch nie den Mut dazu, aber ich habe jetzt einiges darüber gelesen und kann dir erzählen, worum es bei diesem Sport geht.
Paragliding heißt auf Deutsch Gleitschirmfliegen. Es ist ein Sport, bei dem man mit einem speziellen Schirm durch die Luft fliegt. Das Paragliding hat seine Wurzeln im Fallschirmspringen. In den 1960er-Jahren begannen einige mutige Sportler in Frankreich damit, mit modifizierten Fallschirmen von Bergen zu springen. Sie wollten längere und kontrolliertere Flüge erleben. Diese Idee verbreitete sich schnell und wurde in den 1970er-Jahren auch in Deutschland populär.
Der erste offizielle Gleitschirmflug in Deutschland fand 1978 statt. In dieser Zeit war die Ausrüstung noch sehr einfach und nicht besonders sicher. Die Schirme waren schwer zu steuern und es gab nur wenige gut ausgebildete Lehrer. Trotzdem begeisterte der neue Sport viele Menschen.
In den 1980er-Jahren wurde die Ausrüstung besser und sicherer. Die Schirme wurden leichter und einfacher zu handhaben. Es gab immer mehr Schulen, in denen man das Gleitschirmfliegen lernen konnte. Auch die Sicherheitsstandards wurden verbessert. So konnte man das Fliegen sicherer und für mehr Menschen zugänglich machen.
Es gibt viele Orte, die perfekt sind für Gleitschirmflieger in Deutschland. Da sind zum Beispiel die bayerischen Alpen. Besonders beliebt sind die Orte Tegelberg und Brauneck. Hier kann man fantastische Aussichten genießen und lange Flüge machen. Aber auch die Schwäbische Alb, der Schwarzwald und die Rhön sind gute Startpunkte für Paraglider.
Wer mit diesem Hobby anfangen möchte, der kann einen Kurs bei einer zertifizierten Flugschule machen. Dort lernt man, wie man den Schirm richtig startet, steuert und landet. Auch Notfalltechniken werden geübt.
Übrigens machen einige Menschen das Gleitschirmfliegen auch zu einem Rekordsport. Es gibt die Deutsche Meisterschaft im Streckenfliegen. Und eine Bundesliga gibt es auch!
Ich dachte ja, dass so ein Flug höchstens 30 oder 40 Kilometer lang ist. Oder eher kürzer. Aber die Rekorde gehen da eher an die 300 Kilometer an einem Tag! Und das ganz ohne Motor oder andere technische Hilfen.
Sehr lachen musste ich, als ich die Geschichte von Kyra las. Kyra ist kein Mensch, sondern ein Hund. Und dieser Hund fliegt mit seinem Herrchen Kurt einfach mit, wenn der mal wieder zum Paragliden geht. Den Link zu einem Video dieser tierischen Fliegerin stelle ich dir auf slowgerman.com: https://www.rtl.de/cms/paragliding-weltrekord-dieser-hund-hebt-gern-ab-4815696.html.
Also, was kann ich abschließend zum Gleitschirmfliegen sagen? Ich sehe die bunten Schirme sehr gerne, wenn ich in den Alpen wandern gehe. Das sieht immer so ruhig und entspannt aus, wie sie ihre Kreise ziehen. Paragliding ist auch ein sehr umweltfreundlicher Sport. Im Gegensatz zu motorisierten Flugzeugen und Helikoptern benötigt man keinen Treibstoff. Man nutzt einfach die natürlichen Aufwinde und Thermik, um zu fliegen. Das schont die Umwelt und ermöglicht ein fast lautloses Schweben durch die Luft. Ich bin sicher, dass das großen Spaß macht – aber ich bleibe doch lieber auf dem Boden. Und du?
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg280kurz.pdf
Ich habe mich in letzter Zeit über die Post geärgert. Und zwar weil ich ein Päckchen verschicken wollte und drei Möglichkeiten nicht funktioniert haben. Kennst du das auch? Früher war das etwas anders, da funktionierte das System noch besser. Also dachte ich mir: Ich mache einfach eine Slow German-Episode über die Geschichte der deutschen Post.
Die Geschichte der Post in Deutschland beginnt im Mittelalter. Damals wurden Nachrichten und Briefe von Boten überbracht, die zu Fuß oder mit dem Pferd unterwegs waren. Diese Boten waren oft sehr mutig, denn die Wege waren gefährlich und lang.
Im Jahr 1490 gründete der römisch-deutsche Kaiser Maximilian I. das erste Postwesen. Es war eine private Organisation, die von der Familie von Thurn und Taxis geleitet wurde. Diese Familie spielte eine wichtige Rolle in der Geschichte der Post. Sie bauten ein Netzwerk von Poststationen auf, die es ermöglichten, Briefe und Pakete schneller zu transportieren. Übrigens ist die Familie von Thurn und Taxis heute eine der reichsten Familien Deutschlands.
Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Post immer wichtiger. Die Preußische Post war eine der bekanntesten Postorganisationen in Deutschland. Im Jahr 1850 wurde das preußische Postwesen verstaatlicht und die „Königlich-Preußische Post“ entstand. Diese Organisation führte viele Neuerungen ein, wie zum Beispiel einheitliche Posttarife und Briefmarken.
Ein interessantes und kurioses Detail aus dieser Zeit ist die Einführung des „Posthorns“. Das Posthorn war ein Musikinstrument, das die Postboten benutzten, um ihre Ankunft anzukündigen. Es war ein wichtiges Symbol der Post und ist auch heute noch im Logo der Deutschen Post zu sehen. Wenn du in Deutschland mal eine Postfiliale siehst, dann achte unbedingt auf dieses Logo!
Mit der Gründung des Deutschen Kaiserreichs im Jahr 1871 wurde die Post zur Reichspost. Das bedeutete, dass es nun eine einheitliche Postorganisation für ganz Deutschland gab. Die Reichspost führte viele neue Dienstleistungen ein, wie zum Beispiel den Paketdienst und den Telegrammdienst. Ein Telegramm konnte man fast in Echtzeit schicken, das war eine Revolution damals. Denn denk dran: E-Mails gab es natürlich noch nicht, und so ein Brief brauchte schon einige Tage, bis er beim Empfänger ankam.
In der Weimarer Republik wurde die Post weiter modernisiert. Es gab nun auch Luftpost und die ersten mechanischen Sortieranlagen. Die Post spielte eine wichtige Rolle im Alltag der Menschen und war ein Symbol für Fortschritt und Modernität.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Post in Deutschland in zwei getrennte Organisationen aufgeteilt: die Deutsche Bundespost in Westdeutschland und die Deutsche Post der DDR in Ostdeutschland. Die Deutsche Bundespost führte viele Innovationen ein, wie zum Beispiel das Postleitzahlensystem. Im Jahr 1961 wurde das vierstellige Postleitzahlensystem eingeführt, um die Zustellung von Briefen und Paketen zu beschleunigen. Meine Postleitzahl, als ich ein Kind war, war 8011. Aber dann, im Jahr 1993, wurde zu fünfstelligen Postleitzahlen gewechselt. Das ganze System wurde umgestellt. Die neue Postleitzahl meiner Heimatgemeinde ist seitdem 85586. Das war eine ganz schöne Umstellung, ich erinnere mich noch gut daran. Aber zurück in die Geschichte.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 wurde die Deutsche Post AG gegründet. AG steht für Aktiengesellschaft. Diese Organisation vereinte die Postdienste aus Ost- und Westdeutschland. Damit war die Post kein staatliches Unternehmen mehr, sie wurde privatisiert.
Die Deutsche Post AG ist heute die größte Postorganisation in Europa und eine der größten weltweit. Sie beschäftigt über 500.000 Menschen und liefert Millionen von Briefen und Paketen täglich aus. Seit 2023 heißt der Konzern DHL Group.
Wie ist mein Eindruck der Deutschen Post? Als ich ein Kind war, kannten wir unseren Postboten. Das war immer der gleiche Mann, der uns jeden Tag die Post brachte. Heute saust der Postbote mit einem Elektrofahrrad durch die Gegend, und er wechselt häufig. Und natürlich sind da auch Frauen dabei! Während früher jeder Ort eine Postfiliale hatte, kann man seine Pakete mittlerweile in sogenannten Paketshops abgeben. Das sind Schalter, die in Supermärkten oder anderen Geschäften aufgemacht wurden. Reine Postfilialen gibt es nicht mehr viele und wenn dann sind deren Öffnungszeiten nach meiner Erfahrung kurz. Aber ich will hier nicht jammern – gut dass es die Post gibt. Ich schreibe dennoch viel weniger Briefe als früher, weil ich das meiste über E-Mails abwickeln kann. Ob wir in 20 Jahren noch Briefkästen haben? Was meinst du?
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg279kurz.pdf
Geert aus Belgien hat mich gebeten, über das Bahnfahren in Deutschland zu sprechen. Ich fahre sehr gerne mit der Bahn, also erzähle ich dir heute etwas darüber. Vor einigen Wochen bin ich sogar mit der Bahn von München bis Paris und weiter nach London gefahren. Das war eine tolle Reise!
Das Bahnfahren in Deutschland hat eine lange Geschichte. Die erste Eisenbahn fuhr 1835 von Nürnberg nach Fürth. Sie hieß „Adler“ und fuhr nur sechs Kilometer. Heute gibt es in Deutschland ein großes Bahnnetz, das fast das ganze Land abdeckt. Die Deutsche Bahn (DB) ist die größte Bahngesellschaft in Deutschland. Es gibt aber auch andere private Bahngesellschaften.
Ein Zugticket zu kaufen ist ganz einfach. Man kann es online auf der Website der Deutschen Bahn oder mit der DB Navigator App kaufen. In den Bahnhöfen gibt es auch Ticketautomaten. Diese Automaten haben oft verschiedene Sprachen zur Auswahl. Man kann auch direkt am Schalter ein Ticket kaufen. Die Mitarbeiter dort helfen dann beim Kauf. Einen Schalter mit Mitarbeitern gibt es aber nur in größeren Bahnhöfen. Wichtig ist, das Ticket vor der Fahrt zu kaufen.
Am Bahnhof werden über Lautsprecher Ansagen gemacht. Diese Ansagen informieren über die Abfahrtszeiten, Verspätungen oder Gleiswechsel. Es ist wichtig, gut zuzuhören, damit man keine wichtigen Informationen verpasst. Aber keine Angst: weil es am Bahnhof sehr laut ist, sind die Ansagen oft schwer zu verstehen. Deswegen gibt es natürlich auch die meisten Informationen in der App.
Außerdem gibt es im Bahnhof generell und auch direkt am Bahnsteig elektronische Anzeigetafeln. Diese Tafeln zeigen die Abfahrtszeiten und das Gleis, von dem der Zug abfährt. Auf diesen Tafeln steht auch, ob der Zug pünktlich ist oder Verspätung hat.
Die meisten Bahnhöfe haben Schließfächer, in denen man sein Gepäck aufbewahren kann. So kann man den Tag in der Stadt verbringen, ohne seine Koffer mitzunehmen. Es gibt auch Geschäfte, Restaurants und Cafés. Hier kann man etwas essen oder trinken, während man auf den Zug wartet.
In großen Bahnhöfen gibt es auch Service-Center. Dort kann man Fragen stellen und Hilfe bekommen. Es gibt oft auch WLAN, das man kostenlos nutzen kann. So kann man die Wartezeit sinnvoll nutzen, um zum Beispiel E-Mails zu checken oder im Internet zu surfen.
Wenn der Zug kommt, muss man am richtigen Gleis sein. Die Gleise sind nummeriert. Auf dem Ticket steht, von welchem Gleis der Zug abfährt. Es ist wichtig, früh genug am Gleis zu sein. Noch ein Tipp: Es gibt den sogenannten Wagenstandsanzeiger. Das ist eine Grafik des Zuges, es gibt sie auf Anzeigen und in der App. Hier kann ich nachsehen, wo sich mein reservierter Platz befindet. Wenn ein Zug sehr lang ist, kann ich dann schon an der richtigen Stelle warten, an der mein Waggon halten wird.
Wenn der Zug einfährt, öffnen sich die Türen automatisch. Man muss einsteigen und einen Sitzplatz finden. In manchen Zügen gibt es reservierte Plätze. Diese Plätze sind mit elektronischen Anzeigen markiert. Wenn man einen Platz reserviert hat, sollte man darauf achten, dass man sich auf den richtigen Platz setzt. Das Gepäck kann man entweder über dem Sitz auf eine Ablage legen oder in speziellen Koffer-Regalen aufbewahren, die es meistens in der Mitte des Waggons gibt. Im ICE kann ich auch den Komfort-Check In wählen: ich kann auf dem Handy bereits einchecken. So weiß der Zugbegleiter, dass ich auf dem richtigen Platz sitze. Er wird mich dann entweder gar nicht kontrollieren oder nur als Stichprobe.
Wer übrigens absichtlich ohne Ticket fährt, der bekommt eine Strafe, wenn er erwischt wird. In der S-Bahn in München sind das 60 Euro. Im Zug ist es das Doppelte des Fahrpreises, wenn man aber angezeigt wird, kann es sogar bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe geben.
Vielfahrer können sich die Bahncard kaufen. Die Bahncard macht die Tickets billiger. Das heißt ich muss ein Mal diese Karte kaufen, und dann kann ich die folgenden Tickets günstiger bekommen. Die Bahncard 25 gibt einen Rabatt von 25%, die Bahncard 50 von 50%, dann kosten die Tickets also nur noch die Hälfte. Und es gibt auch recht neu das Deutschlandticket, es kostet derzeit 49 Euro pro Monat und damit kann man dann fast überall im öffentlichen Nahverkehr fahren. Es gilt aber nicht für Fernzüge wie den ICE. Und es wird in der Politik viel über dieses Ticket diskutiert, es kann sein, dass es bald viel teurer wird.
Die Deutsche Bahn hat jedes Jahr etwa zwei Milliarden Fahrgäste. Es gibt über 33.000 Kilometer Schienen in Deutschland. Während der Fußball-Europameisterschaft haben sich viele Gäste beschwert, weil die Bahn entweder verspätet war oder gar nicht kam. Das ist in der Tat ein großes Problem. Seit Jahren wurde zu wenig Geld in die Bahn investiert. Viele Schienen sind alt, viele technischen Anlagen müssen erneuert werden. In diesem Sommer gibt es daher viele Baustellen, um den Verfall zu stoppen. So soll die Bahn wieder besser werden. Dieses Jahr werden über 2000 Kilometer Gleise, 2000 Weichen, 150 Brücken und 1000 Bahnhöfe erweitert, modernisiert und erneuert. Das soll 16,4 Milliarden Euro kosten.
Der schnellste Zug in Deutschland ist der ICE (Intercity-Express). Er kann bis zu 300 Kilometer pro Stunde fahren. Mit diesem Zug fahre ich am häufigsten, ich mag ihn sehr. Es gibt die Wahl zwischen einem Sitzplatz im Großraumabteil oder im Abteil. Ein Abteil ist wie ein kleines Zimmer im Zug, hier sind dann nur wenige Fahrgäste zusammen, sie sitzen sich gegenüber. Das Großraumabteil ist wie ein Bus, hier sitzt man meist in Zweierreihen und alle schauen in die gleiche Richtung. Das ist mir lieber. Man kann auch einen Platz an einem Tisch reservieren, das ist praktisch wenn man mit Kindern reist. Und es gibt die Wahl zwischen dem Ruheabteil und dem Handyabteil. Es ist also die Frage, ob man lieber Ruhe möchte oder es nicht stört, wenn andere telefonieren. Es gibt auch spezielle Bereiche für Familien.
Wer übrigens einen Zug erwischt, der nicht pünktlich ist, der bekommt eventuell Geld zurück: Bei einer Verspätung von einer Stunde bekommt man 25% des Fahrpreises wieder. Bei 120 Minuten, das sind also zwei Stunden Verspätung, sind es 50%. Ich drücke die Daumen, dass Dein Zug pünktlich fährt.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg278kurz.pdf
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