Literaturclub

In der Gesprächssendung werden jeweils vier bis fünf Neuerscheinungen besprochen. Spannende, kontroverse Gespräche geben Orientierung im Markt der Bücher.

  • 1 hour 15 minutes
    Salman Rushdie und das Attentat
    Laura de Weck, Elke Heidenreich, Rene Aguigah und – als Gast – die Kabarettistin Lisa Christ diskutieren über «Knife. Gedanken nach einem Mordversuch» von Salman Rushdie, «James » von Percival Everett, den Kollektiv-Roman «Wir kommen» sowie «Tiere, vor denen man Angst haben muss» von Alina Herbing.
    14 May 2024, 8:30 pm
  • 1 hour 17 minutes
    Deborah Feldman: Bücher versöhnen mit der Welt
    Jennifer Khakshouri, Nina Kunz, Thomas Strässle sowie die Autorin Deborah Feldman sprechen über «Am Meer» von Elizabeth Strout, «Die Zukunft der Wahrheit» von Werner Herzog, «Birobidschan» von Tomer Dotan-Dreyfus und «Herr Kiyak dachte, jetzt fängt der schöne Teil des Lebens an» von Mely Kiyak. Was ist Wahrheit? Gerade in Zeiten von Fake News und Künstlicher Intelligenz? Dieser Frage geht der weltberühmte Filmemacher Werner Herzog in seinem Essay nach. In «Die Zukunft der Wahrheit» beschreibt er auch seine eigene künstlerische Suche nach einer Wahrheit, die nicht deckungsgleich mit Fakten ist. Sogar Lügen können für den Extremregisseur Herzog die Wahrheit offenbaren - solange man offenlegt, dass es Lügen sind. «Birobidschan» ist das Debut des deutsch-israelischen Schriftstellers Tomer Dotan-Dreyfus. Mit seinem Roman wagt er ein literarisches Experiment, Das real existierende Birobidschan ist gescheitert: ein jüdisch-sozialistisches Schtetl in Sibirien, mit Jiddisch als offizieller Sprache. Der Roman erzählt eine Alternativgeschichte. In einer sehr zeitgenössischen Sprache knüpft Dotan-Dreyfus dabei an jiddische Erzähltraditionen an. Die deutsche Autorin Mely Kiyak schreibt über die Krebserkrankung ihres Vaters, der als Gastarbeiter in Deutschland gelebt hat. «Herr Kiyak dachte, jetzt fängt der schöne Teil des Lebens an». Ist ein dringliches Buch über eine brachiale Krankheit und Kommunikation in der Welt der Medizin. Kiyaks Text ist dabei keine Lektüre, die schwermütig stimmt. Denn er erzählt auch von der grossen Liebe zu ihrem Vater – und darüber, welch grosses Geschenk das Leben ist. Die US-Amerikanerin Elizabeth Strout ist Spezialistin für komplexe Familienromane. Sie erzählt warmherzig, aber nicht sentimental. Strouts Romane spielen immer am Meer im US-Bundesstaat Maine, und ihre Figuren leben in den folgenden Büchern jeweils weiter. Das aktuelle Buch «Am Meer» spielt in den Anfängen der Corona-Pandemie. Lucy Barton flieht vor dem Virus mit ihrem Ex-Mann aus New York an die Küste. Aus ein paar Wochen Flucht aus der Krise wird dabei ein neues Leben.
    2 April 2024, 8:30 pm
  • 1 hour 12 minutes
    Katja Riemann liest Ferdinand von Schirach
    Laura de Weck, Lukas Bärfuss, Daniela Strigl sowie – als Gast – die Schauspielerin Katja Riemann sprechen über «Sie sagt. Er sagt.» von Ferdinand von Schirach, «Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung» von Barbara Yelin, «Glänzende Aussicht» von Fang Fang sowie über «Minihorror» von Barbi Marković. Ferdinand von Schirach ist einer der erfolgreichsten Schriftsteller Deutschlands. Die Werke des Juristen sind stets eine Auseinandersetzung mit unserem Rechtssystem – und nahezu alles, was er schreibt, wird zum Bestseller. In seinem aktuellen Stück «Sie sagt. Er sagt.» geht es um unsere Vorstellung davon, was eine Vergewaltigung ist. Und wie schwer es ist, eine Vergewaltigung vor Gericht zu beweisen. Bekannt wurde die chinesische Schriftstellerin Fang Fang mit ihrem «Wuhan Diary», ihrem Tagebuch über die Pandemie in ihrer Heimatstadt Wuhan. Nun erscheint Fang Fangs erster Roman «Glänzende Aussicht» auf Deutsch. Darin beschreibt sie eine Arbeiterfamilie, die in krasser Armut lebt. Die Grausamkeit jedoch beschreibt sie mit Leichtigkeit und sogar mit Witz. «Minihorror» nennt sich der Band mit Geschichten der Wiener Autorin Barbi Markovic, die in Belgrad geboren ist. In den Episoden kippt der Alltag immer wieder ins Phantastische. Dabei hat Markovic einen comichaften Stil gefunden, der Figuren zerfallen und explodieren lässt. Mit Experimentierlust und absurdem Witz erzählt Markovic von Identität, Sprachwechsel und dem Clash der Kulturen. Die vielfach ausgezeichnete Comic-Künstlerin Barbara Yelin erzählt in «Die Farbe der Erinnerung» die Lebensgeschichte der Holocaustüberlebenden Emmie Arbel als berührende Graphic Novel. Mit vier Jahren wurde Arbel ins Konzentrationslager deportiert. Sie verlor Mutter und Grosseltern, aber nicht ihre Geschwister, mit denen sie erst in Holland aufgenommen wurde und sich danach ein Leben Israel aufbaute.
    27 February 2024, 9:25 pm
  • 1 hour 16 minutes
    Murakami, Auster und die Entdeckerin van Goghs
    Jennifer Khakshouri, Elke Heidenreich, Philipp Tingler und – als Gast – die Museumsdirektorin Ann Demeester diskutieren über «Die Stadt und ihre ungewisse Mauer» von Haruki Murakami, «Baumgartner» von Paul Auster «Die Entflammten» von Simone Meier sowie «Die Verletzlichen» von Sigrid Nunez. Die Bücher von Haruki Murakami erkunden die Grenzbereiche zwischen Realität und Fantasie. Pünktlich zum 75. Geburtstag des scheuen japanischen Kult-Autors ist der Roman «Die Stadt und ihre ungewisse Mauer» erschienen. Ein namenloser Ich-Erzähler folgt der Liebe seines Lebens in eine rätselhafte Stadt, an deren Toren er seinen Schatten zurücklassen muss. Wem verdankt Vincent van Gogh, dass er weltbekannt wurde? Es war seine Schwägerin Jo van Gogh-Bonger. Über diese Frau im Hintergrund schreibt die junge Schriftstellerin Gina ihren ersten Roman. Mehr und mehr verschmilzt ihre eigene Geschichte mit der van Goghs. In «Die Entflammten» verbindet die Schweizer Autorin Simone Meier in einer Mischung aus Roman, Essay und Biografie die Leben der beiden Frauen miteinander. Eine Schriftstellerin mit Schreibblockade streift durch ein von Corona leergefegtes New York. In Sigrid Nunez’ «Die Verletzlichen» landet die Hauptfigur in einer Wohngemeinschaft mit einem Papagei und einen verwöhnten jungen Mann. In diesem Roman voller Anekdoten und Erinnerungsfragmente sucht die Ich-Erzählerin nach einer neuen Form des Schreibens. Paul Austers neuester Roman «Baumgartner» kreist um Verlust, Trauer, Alter und die grosse Frage: Was bleibt am Ende eines Lebens? Seymour Baumgartner leidet unter Phantomschmerzen. Er hat seine Frau bei einem tragischen Unfall verloren und vermisst sie nach zehn Jahren noch so sehr, als sei sie erst gerade gestorben. Die Bücher der Sendung sind: – Haruki Murakami: «Die Stadt und ihre ungewisse Mauer» (Dumont); – Simone Meier: «Die Entflammten» (Kein & Aber); – Sigrid Nunez: «Die Verletzlichen» (Aufbau); und – Paul Auster: «Baumgartner» (Rowohlt). Gast der Sendung ist Ann Demeester, die Direktorin des Kunsthauses Zürich.
    30 January 2024, 9:28 pm
  • 1 hour 13 minutes
    Achtsamer Asterix und Klimawandel literarisch
    Jennifer Khakshouri, Milo Rau, Usama Al Shahmani und – als Gast – die Buchhändlerin Marianne Sax diskutieren über den neuen «Asterix», «Die weite Wildnis» von Lauren Groff, «Mittsommertage» von Ulrich Woelk, «Hinter der Hecke die Welt» von Gianna Molinari sowie «Der Fluch des Hasen» von Bora Chung. Der neue «Asterix»-Band «Die weisse Iris» überzeugt sogar die Fans der frühen, legendären «Asterix»-Folgen. Schriftsteller und Musiker Fabcaro hat die Texte geschrieben und dabei heutige Zeitgeistthemen wie Achtsamkeit und Selbstoptimierung parodiert. Ist die grosse Begeisterung gerechtfertigt? Ein «absolutes Meisterwerk» sieht Literaturclub-Kritiker Milo Rau im neuen Roman von Lauren Groff. In «Die weite Wildnis» beschreibt die US-amerikanische Schriftstellerin den Überlebenskampf eines Mädchens im Wald, im 17. Jahrhundert. Ein «Robinson Crusoe» aus weiblicher Perspektive? Ulrich Woelk bringt im Roman «Mittsommertage» Aktuelles zur Sprache – auch die jüngsten Klimaproteste werden zum Thema. Heldin des Romans ist eine Ethik-Professorin, deren Leben in sich zusammenstürzt: Sie sieht sich selbst mit ihrem Engagement bei der Protestbewegung in den 80er-Jahre konfrontiert. Die Schweizer Autorin Gianna Molinari spürt den Verlusten durch den Klimawandel poetisch nach. Mit «Hinter der Hecke die Welt» beschreibt sie wissenschaftliche Tiefenbohrungen in den schwindenden Gletschern der Arktis. Andererseits begleitet sie die Lesenden in ein Dorf, in dem alles schrumpft – ausser einer riesigen Hecke. Überraschend und mitunter verstörend sind die Kurzgeschichten, die die Koreanerin Bora Chung in ihrem Band «Der Fluch des Hasen» versammelt. Es sind surreale, märchenhafte und auch gesellschaftskritische Texte, die scheinbar alltäglich beginnen und meisterhaft in Albträume driften.
    14 November 2023, 9:31 pm
  • 1 hour 15 minutes
    «Literaturclub» mit Laura de Weck
    In ihrer ersten Sendung diskutiert Laura de Weck mit Lukas Bärfuss, Elke Heidenreich und der Alt-Bundesrätin Doris Leuthard. Im ersten «Literaturclub» mit Laura de Weck als Moderatorin werden die folgenden Bücher besprochen: «Lichtspiel» von Daniel Kehlmann, «Nicht Anfang und nicht Ende» von Plinio Martini, «Hässlichkeit» von Moshtari Hilal sowie «Louise» von Ursel Bäumer. Die Neuerscheinung «Lichtspiel» von Daniel Kehlmann entführt den Lesenden in die Filmwelt der 1930er-Jahre. Nach der Machtergreifung flieht der Regisseur G.W. Pabst nach Hollywood. Doch während er in Deutschland gefeiert wurde, fühlt er sich in Kalifornien plötzlich wie ein Zwerg. Zurück in seiner Heimat in Österreich wird er schon bald vom Propagandaminister in Berlin umworben. Während Pabst noch glaubt, der Diktatur widerstehen zu können, bewegt er sich bald in rettungslose Verstrickungen. Plinio Martinis Roman «Nicht Anfang und nicht Ende» berichtet vom Leben der armen Bauern aus dem Maggiatal. Gori kehrt nach 20 Jahren aus Kalifornien in seine Heimat zurück. Doch nichts ist mehr so, wie er es in Erinnerung hatte. Seine grosse Jugendliebe Maddalena ist tot, seine Mutter behindert und sein Vater alt und gebrechlich. Seine Heimat ist ihm fremd geworden. Was bedeutet Hässlichkeit und wieso fürchten so viele sich vor ihr? Moshtari Hilals Essay mit dem Titel «Hässlichkeit» behandelt eben diese Fragen. Sie schreibt von Kim Kardashian, Darwins Evolutionstheorie und von Schönheitsidealen und deren Herkunftt - und erzählt von eigenen Erfahrungen und alten Selbstzweifeln. Vom Aufwachsen der Künstlerin Louise Bourgeois erzählt Ursel Bäumer in ihrem Buch «Louise». Das literarische Porträt schildert ein von Arbeit und Pflichtbewusstsein geprägtes Leben der jungen Louise, mit einer schwerkranken Mutter und einem abwesenden Vater. Jahre später wird die Zerrissenheit der Kindheit in ihren Kunstwerken Gestalt annehmen. Gast der Sendung ist die alt Bundesrätin Doris Leuthard.
    10 October 2023, 8:28 pm
  • 1 hour 16 minutes
    «Literaturclub» mit Jennifer Khakshouri
    Ab September 2023 moderieren Laura de Weck und Jennifer Khakshouri abwechselnd den «Literaturclub». In ihrer ersten Sendung diskutiert Jennifer Khakshouri mit Daniela Strigl, Philipp Tingler und – als Gast – dem Satiriker und KI-Experten Patrick Karpiczenko. Im ersten «Literaturclub» mit Jennifer Khakshouri werden die folgenden Neuerscheinungen besprochen: «Mama Odessa» von Maxim Biller, «Der Apparat» von J.O. Morgan, «Muna oder die Hälfte des Lebens» von Terézia Mora sowie «Augustblau» von Deborah Levy. Maxim Biller ist berühmt für scharfe Polemik – als Schriftsteller für Romane, die meist an seiner Biografie entlang erzählt sind. In «Mama Odessa» verarbeitet er das Leben seiner Mutter, die spät zur Schriftstellerin wurde. Es ist auch eine Liebeserklärung an die Stadt der Vorfahren seines Ich-Erzählers Mischa Grinbaum, Odessa, deren jüdische Geschichte er erzählt. Künstliche Intelligenz und ihr Einsatz in der Zukunft: Ein Thema, das mit grosser Dringlichkeit gesellschaftlich diskutiert wird. Auch die Literatur greift dieses Thema auf. Der schottische Autor J.O. Morgan schreibt auf hintersinnige Weise darüber, ohne den Begriff nur einmal beim Namen zu nennen. Sein satirisch-utopischer Text «Der Apparat» wirft die entscheidenden Fragen auf. «Muna oder die Hälfte des Lebens» heisst der neue Roman der preisgekrönten Schriftstellerin Terézia Mora. Sie folgt ihrer Heldin, der begabten, lebenshungrigen Muna von der Wendezeit um 1989 über zwei Jahrzehnte hinweg. Munas Leben wird ausgebremst durch die Abhängigkeit von einem meist abwesenden Mann: Eine Beziehung, die sie sich immer wieder in Briefen zurechtfantasiert. Deborah Levys Roman «Augustblau» fängt das unwirkliche Gefühl der späten Corona-Pandemie literarisch ein. Die englische Schriftstellerin, in Südafrika aufgewachsen, beschreibt in diesem spielerisch-verträumten Roman eine Suchende: Eine weltberühmte Pianistin vermasselt ein wichtiges Konzert und bleibt allen Bühnen fern. Stattdessen treibt sie als Klavierlehrerin quer durch Europa, auf der Suche nach sich selbst. Gast der Sendung ist der Satiriker und KI-Spezialist Patrick Karpiczenko.
    5 September 2023, 8:30 pm
  • 1 hour 16 minutes
    Letzter Literaturclub mit Nicola Steiner
    Nicola Steiner, Lukas Bärfuss, Raoul Schrott und – als Gast – die Kabarettistin und Sängerin Maren Kroymann diskutieren über «Astrologie» von Liv Strömquist, «Kochen im falschen Jahrhundert» von Teresa Präauer, «Bild ohne Mädchen» von Sarah Elena Müller sowie «Der Fall» von Albert Camus. Seit ihrem Bestseller «Der Ursprung der Welt» ist die schwedische Comic-Zeichnerin Liv Strömquist eine wichtige und populäre feministische Stimme. Ihr neuester Band widmet sich der Astrologie. Mit viel Humor fragt Strömquist, warum diese einen Aufschwung erlebt und die Menschheit 300 Jahre nach der Aufklärung noch immer beschäftigt. In «Essen im falschen Jahrhundert» nimmt Teresa Präauer gleich dreimal Anlauf, um die gleiche Geschichte zu erzählen: Ein Freundeskreis um die 40 trifft sich zu einem Abendessen. Genüsslich und mit viel Witz führt Präauer heutige Selbstinszenierung vor. Sie beschreibt «die feinen Unterschiede» nicht nur in kulinarischen Vorlieben, sondern auch in der Sprache. Die Schweizer Autorin Sarah Elena Müller hat einen beklemmenden Roman über das Thema Kindesmissbrauch geschrieben. «Bild ohne Mädchen» zeigt in hochliterarischer Form, wie Kindesmissbrauch jahrelang stattfinden kann, weil niemand das Offensichtliche wahrhaben will. Das Denken von Albert Camus hat in dieser krisengeschüttelten Zeit wieder an Aktualität und Popularität gewonnen. Sein dritter Roman «Der Fall» ist gerade neu übersetzt worden. Diese literarische Beichte, die viel Autobiografisches enthält, erschien bereits 1957 – ein Jahr, bevor Camus den Literaturnobelpreis erhielt. Die Bücher der Sendung sind: – Liv Strömquist: «Astrologie» (Avant); – Teresa Präauer: «Kochen im falschen Jahrhundert» (Wallstein); – Sarah Elena Müller: «Bild ohne Mädchen» (Limmat); und – Albert Camus: «Der Fall» (Rowohlt). Gast der Sendung ist die Kabarettistin und Sängerin Maren Kroymann.
    4 July 2023, 8:25 pm
  • 1 hour 15 minutes
    Stationen des Lebens: Bücher von Claire Keegan, John M. Coetzee, Birgit Birnbacher und C.F. Ramuz
    Nicola Steiner, Martin Ebel, Daniela Strigl und – als Gast – der Schauspieler Robert Hunger-Bühler diskutieren über «Das dritte Licht» von Claire Keegan, «Der Pole» von J.M. Coetzee, «Wovon wir leben» von Birgit Birnbacher sowie «Sturz in die Sonne» von C.F. Ramuz. Claire Keegan als wichtige literarische Stimme Irlands gilt es für viele noch zu entdecken. Ihre so kurze wie berührende Erzählung «Das dritte Licht» erschien bereits vor Jahren. Im Zentrum steht ein Mädchen aus prekären Verhältnissen, das in die Pflege bei kinderlosen Verwandten gegeben wird. Mit kriminalistischem Gespür beschreibt Keegan, wie sich eine neue Welt eröffnet. Nun ist dieser Text in einer überarbeiteten Version neu aufgelegt worden – anlässlich der Verfilmung «The Quiet Girl», die in diesem Jahr für die Oscars nominiert war. Der südafrikanische Literatur-Nobelpreisträger J.M.Coetzee überrascht in seinem neuen Roman «Der Pole» mit einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte: Eine spanische Society-Lady widersetzt sich ihren Gefühlen zu einem polnischen Pianisten und Chopin-Interpreten. Die beiden lernen sich nach einem Konzert in Barcelona kennen. Coetzee interpretiert die legendäre Liebe zwischen Dante und Beatrice neu. In diesem Sinne kürt der in die Jahre gekommene Pianist Witold die jüngere Beatrice zu seiner Muse – in einer Geschichte voller Missverständnisse und Übersetzungsfallen. Über den Sinn, den uns Arbeit im Leben verleiht, schreibt die österreichische Autorin Birgit Birnbacher in ihrem Roman «Wovon wir leben». Literarisch verwebt sie Themen wie Pflege-Arbeit, die Benachteiligung von Frauen und bedingungsloses Grundeinkommen. Im Zentrum steht die Geschichte einer Krankenschwester, die aufgrund einer fatalen Namensverwechslung ihre Stelle verliert. Darauf sucht sie Schutz bei ihren Eltern im Innergebirg, einem entlegenen Tal – nur um wieder in der Rolle der Frau zu enden, die sich um Vater und Bruder kümmern muss. 1922 hat der Schweizer Schriftsteller Charles Ferdinand Ramuz das Ende der Welt beschrieben. «Durch einen Unfall im Gravitationssystem stürzt die Erde in die Sonne zurück» heisst es gleich am Anfang des Textes. In Zeiten von Hitzesommern und globaler Erderwärmung erscheint Ramuz´ experimenteller Roman geradezu prophetisch. Nun wurde er unter dem Titel «Sturz in die Sonne» erstmals ins Deutsche übersetzt. Es geht darin um die Frage, wie sich der Mensch angesichts des Todes verhält. Eine längst überfällige literarische Entdeckung. Die Bücher der Sendung sind: – Claire Keegan: «Das dritte Licht» (Steidl); – J.M. Coetzee: «Der Pole» (S. Fischer); – Birgit Birnbacher: «Wovon wir leben» (Zsolnay); und – C.F. Ramuz: «Sturz in die Sonne» (Limmat). Gast der Sendung ist der Schauspieler und Regisseur Robert Hunger-Bühler.
    23 May 2023, 8:26 pm
  • 1 hour 16 minutes
    «Literaturclub» mit Campino
    Nicola Steiner, Elke Heidenreich, Philipp Tingler und – als Gast – Campino diskutieren über «Besser allein als in schlechter Gesellschaft» von Adriana Altaras, «Young Mungo» von Douglas Stuart, «Gentleman über Bord» von Herbert Clyde Lewis sowie über «An das Wilde glauben» von Nastassja Martin. Für einmal tauscht Andreas Frege, Campinos bürgerlicher Name, die grosse Bühne gegen eine übersichtliche Diskussionsrunde: Im «Literaturclub» vom April nimmt das Gesicht der erfolgreichen deutschen Band Die Toten Hosen neben Moderatorin Nicola Steiner, Elke Heidenreich und Philipp Tingler Platz und diskutiert wichtige Bücher des Monats; etwa «Gentleman über Bord» von Herbert Clyde Lewis, das Campino für die Sendung ausgewählt hat. Das Werk über einen New Yorker Börsenmakler in den Fluten des Pazifiks wurde bereits 1937 geschrieben und erscheint jetzt erstmals in deutscher Übersetzung. Die Bücher der Sendung sind: – «Gentleman über Bord» von Herbert Clyde Lewis; – «An das Wilde glauben» von Nastassja Martin; – «Young Mungo» von Douglas Stuart; und – «Besser allein als in schlechter Gesellschaft» von Adriana Altaras.
    11 April 2023, 8:26 pm
  • 1 hour 14 minutes
    Macht und Einsamkeit: Neue Bücher von Giuliano da Empoli, Sarah Jollien-Fardel, Anita Brookner und Christian Haller
    Nicola Steiner, Usama Al Shahmani, Milo Rau und – als Gast – die Autorin und Journalistin Anuschka Roshani diskutieren über «Der Magier im Kreml» von Giuliano da Empoli, «Lieblingstochter» von Sarah Jollien-Fardel, «Seht mich an» von Anita Brookner sowie «Sich lichtende Nebel» von Christian Haller. Was treibt Putin an? Giuliano da Empoli gilt als Experte in Fragen von Macht, Propaganda und Manipulation. Nun hat der Wissenschaftler und Politikberater einen Roman über das Zentrum der russischen Macht geschrieben. In «Der Magier im Kreml» versetzt er sich in den Kopf eines Mannes, der bis vor ein paar Jahren als engster Berater Putins galt. Fast dokumentarisch genau beschreibt der Roman die zeithistorischen Kontexte, die Putin an die Macht gebracht und dort gehalten haben. Mit ihrem Debut-Roman «Lieblingstochter» hatte die Walliser Autorin Sarah Jollien-Fardel zunächst im französischen Sprachraum riesigen Erfolg. Jetzt erscheint das Buch auf Deutsch. In einem Dorf im Wallis schlägt ein Familienvater seine Frau und die beiden Töchter; die ältere missbraucht er sogar sexuell. Das Dorf weiss, was vor sich geht und schweigt. Aus dem Trauma dieser Kindheit voller unvorhersehbarer Gewalt muss die Ich-Erzählerin Jeanne ihren Weg finden. Die britische Schriftstellerin Anita Brookner begann erst in ihren Fünfzigern literarisch zu schreiben. In 24 Romanen beschrieb sie meist alleinstehende Charaktere, die versuchen, Anschluss zu finden. Im Roman «Seht mich an» erzählt Brookner die Geschichte einer unverheirateten Frau, die nach dem Tod der Mutter mit der Haushälterin in ihrem Haus lebt. Eines Tages lernt sie ein schillerndes Paar kennen, die für sie das Tor zu einer neuen Welt sind. Der Schweizer Schriftsteller Christian Haller – der auch Biologe ist – hat vor kurzem seinen 80. Geburtstag gefeiert. In seinem literarischen Werk kommt immer wieder auch sein Interesse für Naturwissenschaft zum Tragen. In der jüngst erschienenen Novelle «Sich lichtende Nebel» erzählt Haller von einer rätselhaften abendlichen Begegnung zweier Männer in einem Kopenhagener Park. Den Beobachter dieser Szene, Werner Heisenberg, führt sie zur Entwicklung der Theorie der Quantenmechanik – die ein neues Weltbild schuf. Die Bücher der Sendung sind: – Giuliano da Empoli: «Der Magier im Kreml» (C.H.Beck); – Sarah Jollien-Fardel: «Lieblingstocher» (Aufbau); – Anita Brookner: «Seht mich an» (Eisele); und – Christian Haller: «Sich lichtende Nebel» (Luchterhand). Gast der Sendung ist die Autorin und Journalistin Anuschka Roshani.
    7 March 2023, 9:25 pm
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