Mehr als ein Loriot-Zitat
Nach Wilhelm Busch ist es erst wieder Loriot gelungen, als Künstler mit geflügelten Worten in allen Schichten volkstümlich zu werden. "Nicht nur zur Weihnachtszeit" hat zwar durch Bölls Satire eine neue, drohende Bedeutung bekommen, doch ist die Redewendung deutlich weniger populär als "Früher war mehr Lametta!"
Opa Hoppenstedts Stoßseufzer
Das muss man aus den Zeitumständen heraus verstehen, denn so etwa ab 1960 setzte sich die Überzeugung durch, man solle es mal "ohne viel Lametta" versuchen. "Ohne viel Lametta" hatte als Redensart fürs Schlichte aber keine Chance gegen Opa Hoppenstedts Stoßseufzer, der bis heute deutschlandweit Heiterkeit auslöst. Ähnlich die Ankündigung "Dicki möchte ein Gedicht aufsagen." Oder das Gedicht selbst: "Zicke Zacke, Hühnerkacke." Oder: "Ach, Kinder, ist das gemütlich!" – und "Es hat Puff gemacht." gehören ebenfalls zum Vorrat adventlichen Frohsinns.
Billige Stanniolstreifen als Eiszapfenersatz
"Weihnachten bei den Hoppenstedts" ist selbst schon sprichwörtlich geworden, während Lametta seine unangefochtene Stellung am Weihnachtsbaum und im Volksmund nicht erfolgreich verteidigen konnte. Zu billig wirkten die Stanniolstreifen am Baum als Ersatz für Eiszapfen aus Glas.
Ordensträger – mit Lametta behängt
Freilich hält sich weiterhin in der Soldatensprache die Bezeichnung "Lametta" und "viel Lametta" für den Behang von Ordensträgern. Auch die Dekoration selbst, die Litzen, Orden, Schützenschnüre, heißt so. Mitte der 1930er-Jahre wurde bereits die Parodie eines durch Claire Waldoff interpretierten Liedes beliebt, die Hermann Görings Ordensprunksucht durch den Kakao zog:
Rechts Lametta, links Lametta,
Und der Bauch wird imma fetta,
Und in Preußen ist er Meester –
Hermann heeßt er!
Quelle: Lied von Claire Waldoff
Weil es sich um Dekoration handelte, die man oft als billig, protzig, altmodisch und damit verzichtbar empfand, ergab sich die abfällige Redewendung "das ganze Lametta" für überflüssigen Kram jeder Art.