1000 Antworten

Südwestrundfunk

Woher stammt die "Quarantäne"? Wie entsteht ein Schwarzes Loch? Warum fallen Wolken nicht vom Himmel? Jeden Tag erklären wir hier ein kleines Stückchen Welt. | Texte unter http://1000-antworten.de

  • 1 minute 51 seconds
    Gelten außerhalb des Universums andere physikalische Gesetze?

    Multiversum: andere Universen sind vorstellbar

    Es ist vorstellbar, dass es ganz andere Universen gibt, das läuft unter dem Schlagwort Multiversum. In unserem eigenen Universum allerdings sind wir der wissenschaftlichen Meinung, dass die Gesetze überall schon immer galten und auch überall gleichmäßig gelten. Das heißt jedoch nicht, dass wir sie alle schon kennen. Aber die Gesetze, die auf unserer Erde gelten, obwohl wir sie noch nicht alle kennen, gelten auch an anderen Stellen im Universum, sodass wir uns durchaus als ein Produkt eines normalen Prozesses unseres Universums vorstellen können. Wir gehen auch davon aus, dass Leben auf anderen Planeten in unserem Universum stattfinden kann.

    Ferne Galaxien: kein Hinweis auf Notwendigkeit neuer Gesetze

    Wenn wir ferne Galaxien beobachten und erklären, wie diese Sterne aufgebaut sind, wie sie sich bewegen, welche Farben sie haben, dann passt das konsistent zu den physikalischen Gesetzen, die wir bereits kennen. So gibt es keine Notwendigkeit, neue Gesetze anzuwenden. Wenn es tatsächlich noch andere Universen gibt, wäre die Frage, wie man mit diesen in Kontakt treten könnte, um ihre Existenz wissenschaftlich messen zu können. Bis dahin bleibt es eine reine Gedankenkonstruktion und eine Frage der Philosophie.
    14 November 2024, 4:00 pm
  • 1 minute 32 seconds
    Wie atmen Küken im Ei, bevor sie schlüpfen?

    Luftblase im Ei versorgt das Küken mit Sauerstoff

    Was machen wir, wenn wir ein Frühstücksei kochen und verhindern wollen, dass es beim Kochen platzt? Wir stechen es an, an der stumpfen Seite. Warum? Weil da eine Luftblase ist. Diese Luftblase kann sich ausdehnen, wenn sie erhitzt wird, und dann droht sie zu platzen. Genau diese Blase dient dem Küken als Luftreservoir. Dort atmet es. Während das Küken im Ei heranwächst, wird die Luftblase immer größer, weil aus dem Ei Flüssigkeit verdunstet. Damit wächst der Luftanteil im Ei, und so hat auch das Küken mit der Zeit ein immer größeres Luftreservoir zur Verfügung.

    Eierschale hat 10.000 Poren

    Trotzdem klingt es vielleicht seltsam: Das bisschen Luft in dieser doch recht kleinen Blase soll reichen, um ein Küken bis es schlüpft – also drei Wochen lang – mit Sauerstoff zu versorgen? Wie soll das gehen? Denn die Eierschale selbst ist luftdurchlässig. In der Eierschale eines normalen Hühnereis befinden sich 10.000 Poren, über die ein ständiger Luftaustausch stattfindet. So kommt Sauerstoff ins Ei und somit auch in diese Luftblase.

    Wann und wie das Küken schlüpft

    Mit der Zeit wird es im Ei natürlich eng. Dann hämmert das Küken das Ei von innen auf und schlüpft. Draußen gibt es dann in jedem Fall genügend Luft.
    13 November 2024, 7:00 am
  • 4 minutes 14 seconds
    Was war das Milgram-Experiment?
    Das Milgram-Experiment räumte auf mit unseren klassischen Vorstellungen von Gut und Böse. Es hat gezeigt, dass selbst normale Menschen leicht ihre Hemmungen abstreifen, was die Anwendung von Gewalt betrifft. Dazu müssen sie noch nicht einmal angegriffen werden oder in einer außergewöhnlichen Zwangslage sein. Es genügt manchmal, wenn jemand freundlich, aber bestimmt den Ton angibt. Die Ergebnisse des Experiments erschienen 1963 in einer Studie unter dem Titel "Eine Verhaltensstudie über Gehorsam".

    Warum waren die Verbrechen des Nationalsozialismus möglich?

    "Der Anlass des Experiments waren die schrecklichen Vorkommnisse in Deutschland, wo viele Menschen im Nationalsozialismus unglückselige Verbrechen begangen haben. Man fragte sich: Hat das etwas zu tun mit der Persönlichkeit der Menschen? Sind die Deutschen viel schlechtere Menschen als andere Menschen? Oder hat es zum Teil auch mit der Situation zu tun?" ... erläutert die Mannheimer Sozialpsychologin Dagmar Stahlberg. 40 Versuchspersonen wurden von Stanley Milgram ausgewählt, normale Menschen. Ihnen wurde gesagt, es gehe um ein Lernexperiment. Und sie seien der Lehrer, der einer anderen Person – dem Schüler – etwas beibringen müsse. Es gehe um ein Gedächtnisexperiment mithilfe von Elektroschocks. Die Schüler sollten sich Wortpaare einprägen und dann wiedergeben. Wenn sie sie falsch wiedergeben, sollten sie mit Elektroschocks bestraft werden. Alles klar? Alright Teacher, will you take the test and be seated in front of the shock generator in the next room?

    Quelle: Milgram-Experiment (nachgestellte Szene)

    60 Prozent der "Lehrer" verpassen Elektroschocks von bis zu 450 Volt

    Mit jeder falschen Antwort wurde die Stromspannung um 15 Volt erhöht. Das heißt, sie wurde fiktiv erhöht. In Wirklichkeit war der Schüler nämlich gar kein Schüler, sondern ein Schauspieler, der sich so verhielt, wie man es nun mal tut, wenn man Elektroschocks verpasst bekommt: Piep 75 Volt: kurzes Stöhnen. Piep 120 Volt: Schreien Piep 150 Volt: Bitte um Abbruch des Experiments. Die sogenannten Lehrer beginnen, unsicher zu werden. I’m not gonna hurt. I’m not gonna be responsible for this.

    Quelle: "Lehrer" im Milgram-Experiment (nachgestellte Szene)

    Aber der Experimentator weist sie ruhig, jedoch bestimmt an, weiter zu machen. I’m responsible. Now, teacher, continue.

    Quelle: Experimentator im Milgram-Experiment (nachgestellte Szene)

    Piep 200 Volt: Die "Schüler" schreien entsetzlich. Teacher, continue please, the experiment requires that you go on. Now go on, please.

    Quelle: Experimentator im Milgram-Experiment (nachgestellte Szene)

    Und dann: Piep 300 Volt: Stille Dagmar Stahlberg: "Das überraschende Ergebnis der Studie war, dass über 60 Prozent der Teilnehmer an diesem Experiment bereit waren, bis zu 450 Volt zu gehen und zu diesem Zeitpunkt zum Teil annehmen mussten, dass die andere Person gar nicht mehr am Leben war oder zumindest ohnmächtig war. Und viele der Versuchspersonen sagten dann auch: "Ja, ich hätte mir vorstellen können, dass der wirklich ohnmächtig war oder sogar Schlimmeres.""

    Kaum Unterschiede zwischen Geschlechtern und Nationen

    Es gab bei den Versuchen keine wesentlichen Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Das Experiment wurde später in anderen Kulturen wiederholt. Mit überall ähnlichem Ergebnis. Auch 1970 in München. Hier war die Zahl derer, die dem Versuchsleiter bis zuletzt gehorchten, sogar noch etwas größer. Dagmar Stahlberg: "Diese Experimente zeigen: Wir sind alle gefährdet. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist, dass es immer auch Menschen gegeben hat, die nein gesagt haben. Die sich nicht haben anstecken lassen, die keinen Gehorsam gezeigt haben. Die Herausforderung ist zu sehen, wie man Menschen in den richtigen Situationen dazu bringen kann, nein zu sagen und ihnen das entsprechende Selbstbewusstsein und aber auch die Ideen mitzugeben."

    Variationen des Experiments

    Es gab Unterschiede im Versuchsaufbau: Wenn der sogenannte "Schüler" unsichtbar hinter einer Wand saß, war die Bereitschaft, bis zum Äußersten zu gehen größer, als wenn er im gleichen Raum war. Manchmal wurden auch zwei weitere angeblicher Co-Trainer hinzugezogen, die ab einem bestimmten Punkt Widerstand geleistet haben. Dies wiederum führte dazu, dass die Versuchsperson sich sehr viel stärker den Anweisungen des Versuchsleiters widersetzte. Nur noch 10 Prozent zogen dann die Qualen bis zu Ende durch.

    Widerstand wächst, wenn andere sich beteiligen

    Eine Erkenntnis, die heute genutzt wird, wenn es darum geht, Zivilcourage zu trainieren. Denn ob sexuelle Belästigung in der U-Bahn oder Übergriffe auf Ausländer – hier verhalten sich viele nicht anders als die Versuchspersonen bei Milgram. Dagmar Stahlberg: "Alle sagen: "Da würde ich sofort was tun!" Aber wenn Sie die Leute wirklich in die Situation bringen, haben Sie oft die Situation, dass keiner irgendwas tut." So lange, bis ein Erster kommt, der doch einschreitet. Dann wächst die Bereitschaft zum Widerstand. Auch das: wie bei Milgram. Die englischen Originaltöne stammen von einer US-amerikanischen Dokumentation zu Schulzwecken, in der das Experiment nachgestellt wurde.
    13 November 2024, 6:00 am
  • 1 minute 30 seconds
    "Ach du grüne Neune!" – Woher kommt der Ausdruck?
    Über die Herkunft sind sich die Sprach- und Sprichwortforscherinnen und -forscher nicht ganz einig. Eine Idee lautet, dass es von einem Berliner Lokal kommen könnte. Tatsächlich ist es wohl auch im 19. Jahrhundert in Berlin aufgekommen. Dieses Lokal hatte eine Adresse, die man über den Grünweg erreichte, und es hatte die Nummer 9. Dort sei es immer sehr hoch hergegangen, sodass man es sich als Ausdruck der Empörung hätte vorstellen können.

    Viele Redensarten um die Farbe Grün

    Man muss aber wissen, dass es sehr viele Redensarten mit dem Ausdruck "grün" gibt: Auf keinen grünen Zweig kommen, ich bin dir grün, ein grüner Junge sein usw. Es kann auch negativ behaftet sein, etwa in dem Ausdruck "grün und gelb vor Neid sein". Die Neun gehört zu den symbolischen Zahlen. Dahinter könnte demnach auch eine Zahlenmystik stehen. Aber wie gesagt: Hier stochert die Sprichwortforschung im Nebel.
    10 November 2024, 3:00 pm
  • 2 minutes
    Gibt es Schwangerschaftsdemenz wirklich?

    Kognitive Leistung verschlechtert sich vor und nach der Geburt

    Ja, an der Schwangerschaftsdemenz ist tatsächlich was dran. Es gibt Untersuchungen darüber, dass in der Schwangerschaft im letzten Trimenon, also im dritten Schwangerschaftsdrittel, und vor allem nach der Geburt, also postpartal, die kognitive Funktion tatsächlich etwas schlechter ist im Vergleich zu Frauen, die nicht schwanger sind oder nicht entbunden haben.

    Ursachen: 4 mögliche Faktoren lassen sich benennen

    1. Die Prioritätensetzung: Eine hochschwangere Frau oder eine Frau, die stillt, hat den Fokus auf dem Kind. Das ist auch richtig so, auch in der Schwangerschaft: Im letzten Trimester beginnt der Nestbau. Da konzentriert man sich also auf andere Sachen, es rückt anderes in den Fokus, man hat andere Prioritäten. Die Natur hat es gut eingerichtet, dass man dann nicht an andere Sachen denkt, zum Beispiel Berufliches.
    2. Der Schlafmangel, vor allem nach der Geburt, wirkt sich aus.
    3. Die Hormone spielen eine Rolle.
    4. Auch Schmerzen direkt nach der Geburt können Ursache sein.
    Diese Faktoren können tatsächlich die kognitiven Funktionen etwas einschränken.

    Komplette Normalisierung einige Zeit nach der Geburt

    Die gute Nachricht ist: Bei der Kontrolle bzw. bei den Langzeitergebnissen, bei denen man die Frauen noch mal getestet hat, war eine eine komplette Normalisierung festzustellen. Man kann also auch zehn Kinder bekommen und wird sicher nicht dümmer. SWR 2022
    10 November 2024, 9:00 am
  • 3 minutes 39 seconds
    Warum erinnern sich Mütter schlecht an die Kindheit der eigenen Kinder?

    Stilldemenz: Konzentration der Mutter ist ganz aufs Kind gerichtet

    Das ist ganz unterschiedlich, aber das sind tatsächlich spannende Fragen. Wenn die Kinder noch ganz klein sind, sind die Beanspruchung des Körpers und die Aufmerksamkeit so stark auf das Kind gerichtet, dass man hier auch von einer Stilldemenz spricht. Man kann also tatsächlich sehen, dass in den Wochen und Monaten nach der Geburt eines Kindes die Anzahl der synaptischen Kontakte in einem Gehirn, das in einem Körper sitzt, der ein Kind zur Welt gebracht hat, erniedrigt sind. Das bedeutet, dass die Lernfähigkeit und damit auch das Erinnerungsvermögen in dieser Zeit eingeschränkt sind und die volle Aufmerksamkeit eben anderen Aufgaben gilt. Das hält allerdings nicht lange an und ist, zur Beruhigung der Betroffenen, vollkommen reversibel. Man kriegt alles wieder, was man in die Kinder investiert hat.

    Vieles kann mithilfe von Fotos oder Gesprächen doch noch erinnert werden

    Man merkt das auch daran, dass man das, was man aktiv nicht erinnert hat, doch noch gespeichert hat – wenn man Filme aus der Zeit sieht, Fotos anschaut oder wenn Freunde vorbeikommen, die man lange nicht gesehen hat. Die sagen: "Als der noch klein war, war doch dies und jenes passiert." Und auf einmal denkt man: "Stimmt, da war doch was." Und dann kann man die ganze Episode auch wiedergeben. Es ist also viel mehr da, als wir bewusst abrufen können. Aber in der Tat: Direkt nach der Geburt, aber vor allem auch, wenn man zwei Kinder hat, eins vielleicht noch in den Windeln auf dem Arm, das andere rennt schon weg – das sind Situationen, die die Aufmerksamkeit voll auf die Situation richten und nicht darauf, in der Situation etwas abzuspeichern. Das heißt, unsere Aufmerksamkeit ist ständig geteilt zwischen dem, was wir selber tun, und der Beobachtung, was die Kinder gerade machen beziehungsweise den Alltag zu bewältigen. Bei geteilter Aufmerksamkeit ist es immer extrem schwierig, stabile Erinnerungen zu bilden.

    Im Vergessen liegt eine Chance fürs Kind

    Für den Nachwuchs ist es eine große Chance, wenn die Eltern nicht in jedem Moment vor Augen haben, wie die Kinder früher waren. Denn dann sehen sie die Kinder so, wie sie jetzt sind – und nicht immer nur den kleinen Tollpatsch aus den frühen Kindertagen.
    9 November 2024, 7:00 am
  • 2 minutes 52 seconds
    6 Millionen ermordete Juden – Woher stammt diese Zahl?

    Adolf Eichmann prahlte mit hohen Zahlen

    Quelle Nr. 1 für diese Zahlen sind die eigenen Angaben des Hitler-Regimes. SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann, der die Deportationen organisierte, hat mehreren unabhängigen Zeugen zufolge mit diesen Zahlen geprahlt. Sie decken sich auch mit Zahlen aus Unterlagen der Gestapo. Und 1944 schrieben Zeitungen unter Berufung auf offizielle Zahlen, dass 5 Millionen Juden "ausgeschaltet" worden seien. Und das war noch ein Jahr vor Kriegsende! Wenn es nur die Nazis wären, auf die sich die Zahlen stützen, wäre natürlich Skepsis angebracht. Es könnte ja theoretisch sein, dass die Nazi-Propaganda die Zahlen übertrieben hat. Doch es gibt noch andere Quellen.

    Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten 11 Millionen Juden in Europa

    Aus amtlichen Bevölkerungsstatistiken geht hervor, dass bis zum Krieg in Europa etwa 11 Millionen Juden lebten. Mit dieser Zahl rechneten übrigens auch die Organisatoren des Massenmords auf der Wannseekonferenz 1942, auf der die systematische Vernichtung der Juden geplant wurde. Spätere Zahlen nach dem Krieg ergaben, dass 5 Millionen europäische Juden den Holocaust überlebt haben. 11 Millionen hatte es gegeben, 5 Millionen überlebten – die Differenz auch hier: 6 Millionen.

    Forschungsprojekt bestätigt 1991 die Zahlen

    Diese Größenordnung bestätigte sich 1991. Damals, nach dem Fall der Mauer, begann das größte Forschungsprojekt zu dieser Frage. Unter der Leitung des Historikers Wolfgang Benz wurden gründlich die Volkszählungsdaten auch der osteuropäischen Länder ausgewertet. Benz errechnete auf diese Weise, dass mindestens 5,3 Millionen Juden ermordet wurden. Mindestens heißt: Das sind nur die absolut gesicherten Fälle. Doch viele Opfer sind dabei nicht berücksichtigt, und es bleibt eine Dunkelziffer. Zum Beispiel deshalb, weil viele Juden gar nicht registriert waren – etwa, weil sie sich nicht zum Judentum bekannten. Die aber den Rassegesetzen zufolge trotzdem als Juden galten und deshalb von den Nazis ermordet wurden. Auch in Polen und der Sowjetunion waren viele Juden nicht registriert. Wolfgang Benz schätzte in seiner Studie, dass man aufgrund dieser Umstände noch einmal bis zu 800.000 zusätzliche Opfer hinzurechnen muss. So kommt er auf eine Höchstzahl von 6,1 Millionen. Weil die Daten all dieser verschiedenen Quellen zumindest in der Größenordnung übereinstimmen, gilt die gerundete Zahl von 6 Millionen nicht nur als symbolisch, sondern auch als ziemlich verlässlich.
    8 November 2024, 7:00 pm
  • 3 minutes 14 seconds
    "Donald Trump hat keine Kriege geführt." – Stimmt das?

    Angriff auf Chemiewaffenfabriken in Syrien und viele Drohnenangriffe

    Nein, das wird an Stammtischen zwar gelegentlich behauptet, und richtig ist, unter seiner Regierung sind die USA in kein Land neu einmarschiert. Das ist aber eigentlich auch schon alles. Donald Trumps Amtszeit war kürzer als die seiner Vorgänger, und er hatte auch das Glück, dass es in den vier Jahren keine Situation gab wie 2001 mit 9/11, einem von Al Quaida in Afghanistan aus koordinierten Terrorangriff. Aber es ist keineswegs so, dass die USA unter Trump keine Bomben abgeworfen hätten. 2018 ließ er Chemiewaffenfabriken in Syrien angreifen. Vor allem aber gab es unter Trump wie unter seinem Vorgänger Barack Obama tausende Drohnenangriffe gegen mutmaßliche Terroristen vor allem in Afghanistan. Obama hat diese Praxis begonnen, aber Trump hat sie massiv ausgeweitet. Dazu gibt es Zahlen vom "Bureau of Investigative Journalism", das Drohnenschläge erfasst. Demnach gab es in den vier Jahren unter Trump mehr als 12.000 Drohnenangriffe. Das sind sieben Mal so viele wie in den acht Jahren unter Obama. Auch den Krieg gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS) hat Trump weitergeführt.

    Trump hat Truppen aus Konfliktregionen abgezogen

    Richtig ist, dass Trump US-Truppen aus verschiedenen Konfliktregionen abgezogen hat – vor allem in Syrien. Friedlicher und sicherer ist Syrien dadurch aber nicht geworden, im Gegenteil. Auch in Afghanistan hat Trump den Abzug der Streitkräfte noch angeordnet, durchgeführt hat ihn sein Nachfolger Joe Biden. Das Ergebnis war die Machtübernahme durch die Taliban.

    Friedensbilanz eher durchwachsen

    Wie sieht also seine Friedensbilanz insgesamt aus? Trump hat Nordkorea mit völliger Zerstörung gedroht – in der Hoffnung, damit Machthaber Kim Jong Un einzuschüchtern und zu einem Atomabkommen zu bewegen. Das hat bekanntlich nicht geklappt. Nordkorea testet weiter seine Atomraketen. Zugute gehalten wird Trump, dass es unter der Vermittlung seiner Regierung zu diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und zwei Golfstaaten gekommen ist, nämlich Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Ob das so ein großer Fortschritt ist, ist Ansichtssache. Militärisch waren diese beiden Staaten für Israel nicht wirklich eine Bedrohung. Relevanter wären diplomatische Beziehungen mit Saudi-Arabien, aber gerade die sind unter Trump nicht zustande gekommen, obwohl er es gerne gehabt hätte.

    Donald Trump und sein Erzfeind Iran

    Trump ging es auch weniger um Frieden zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn, sondern vor allem um die Bildung eines Bündnisses gegen seinen Erzfeind Iran. Trump war es, der das Atomabkommen mit dem Iran gekündigt hat – mit dem Ergebnis, dass der Iran sein Atomprogramm wieder hochgefahren hat und nach Einschätzung von Beobachtern inzwischen so viel waffenfähiges Uran angereichert hat, dass das Land bald über eigene Atomwaffen verfügen könnte. Ob die Welt damit friedlicher geworden ist, ist zumindest fraglich. Trumps Friedensverständnis zeigt sich auch im Russland-Ukraine-Konflikt: Als die russische Armee unter Putin die Ukraine angegriffen hat, kam von Trump keinerlei Kritik. Im Gegenteil zeigte er Verständnis für Putin und nannte ihn "genial".

    Auch Friedensbilanz im eigenen Land berücksichtigen

    Und zu einer ehrlichen Friedensbilanz gehört auch die im eigenen Land, wo Trump rassistische Gewalttäter verteidigt, seine Anhänger zur gewaltsamen Stürmung des Kapitols ermuntert und sich davon bis heute nicht distanziert hat. SWR 2022
    5 November 2024, 12:10 pm
  • 8 minutes 21 seconds
    Warum klingt die eigene Stimme bei einer Aufnahme so anders?

    Tonaufnahme: So hören uns die anderen

    Das kennen alle, die eine eigene Sprachnachricht auf dem Handy abhören – und alle, die zum ersten Mal im Radio sprechen oder in einem Podcast. Die eigene Stimme klingt dann ganz anders, als man sie aus dem Alltag kennt. Das liegt daran, dass der Schall auf einem anderen Weg beim Ohr ankommt.

    Luftleitung: Schall gelangt durch die Luft ans Trommelfell

    Wenn wir uns auf einer Aufnahme hören, hören wir uns so, wie uns andere hören. Denn der Normalfall ist ja der: Beim Sprechen erzeugt man Schallwellen in der Luft. Die Wellen in der Luft breiten sich aus, bis sie das Ohr des Gegenübers erreichen. Dort treffen sie auf das Trommelfell, das fängt an zu vibrieren – wie eine Trommel eben. Diese Vibration gelangt weiter bis ins Innenohr. Dort sitzen Sinneshärchen, die aus der Vibration einen Höreindruck machen. Dieser Weg über Luft und Trommelfell nennt man Luftleitung, und der ist ziemlich lang.

    Knochenleitung: Schallwellen gehen durch den eigenen Körper

    Wenn man selber spricht, hört man natürlich auch die eigenen Schallwellen, die man selbst in der Luft produziert. Aber es passiert noch etwas anderes. Es kommen Schallwellen über den eigenen Körper. Das nennt sich Knochenleitung. Wer die Knochenleitung hören will: einfach mal die Ohren zuhalten und anfangen zu summen. Plötzlich hört sich das Summen viel tiefer an!

    Abkürzung Knochenleitung: wenn das Innenohr vibriert

    Das kommt so: Wenn man einen Ton erzeugt, fängt auch der eigene Körper an zu vibrieren. Das kann man beim Summen spüren. Auch der Schädelknochen vibriert und in einer Höhle im Schädelknochen liegt ja das Innenohr. Das fängt deswegen an, zu vibrieren. Die Sinneshärchen registrieren das als Geräusch – ohne dass der Schall den Umweg über die Luft, das Trommelfell und das Mittelohr machen musste. Er hat einfach die Abkürzung über die Knochenleitung genommen. Unsere Stimme, so wie sie uns vertraut ist, setzt sich aus beiden Klangwegen zusammen: aus Luft- und Knochenleitung. Wenn man dagegen in ein Mikrofon spricht, kommt beim Mikrofon der Schall nur über die Luftleitung an – so wie wenn man zu einem Gegenüber spricht. Deshalb klingt es anders.               
    4 November 2024, 3:15 pm
  • 54 seconds
    Die Heizung ein Grad kälter stellen – bringt das was?
    Ja, das bringt was. Das sind die berühmten sechs bis sieben Prozent, die man spart, wenn man die Raumtemperatur um ein Grad senkt. Man sollte mit dem Heizungsbauer darüber reden, wie die Heizung eingestellt ist.

    Heizung wichtige Stellschraube beim Energiesparen

    Zwei Drittel des Endenergieverbrauchs der privaten Haushalte werden für Wärme aufgewendet – also für die Heizung. Und da kommt noch Warmwasser drauf. Beleuchtung, kochen, Kommunikationselektronik – das sind alles Peanuts im Vergleich zur Heizenergie. Deswegen ist es so wichtig, dort anzusetzen.
    31 October 2024, 1:15 pm
  • 1 minute 12 seconds
    Warum haben wir "die Faxen dicke"?

    Vom Fickesfackes zu den Faxen

    Es gibt ein altes deutsches Wort, das heißt "fickfacken"; das bedeutet, sich hin und her bewegen. Es hat auch mit "nicht lange fackeln" zu tun. Wenn jemand nicht lange fackelt, dann bewegt er sich nicht lange hin und her. Und das Hin- und Herbewegen empfand man oft als Lavieren, als etwas Unangenehmes sogar. Deswegen gab es irgendwann Fickesfackes als Bezeichnung von Streichen, die jemandem gespielt werden, als etwas sehr, sehr Unangenehmes. Weil Fickesfackes dann doch ein bisschen lang war, hat man nur noch von Fackes gesprochen. Das verkürzte sich zu den Faxen und hat sich bis heute gehalten. Damals aber, also vor locker 300 Jahren, wusste man vom Faxgerät noch nichts.
    31 October 2024, 10:00 am
  • More Episodes? Get the App
© MoonFM 2024. All rights reserved.