WDR Zeitzeichen

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Der tägliche Podcast über Geschichte von der Antike bis heute, über Europa und die Welt, über die Geschichte der Menschheit: 15 Minuten zu historischen Persönlichkeiten und Erfindungen. Von George Washington bis Rosa Luxemburg, vom Büstenhalter bis Breaking Bad.

  • 14 minutes 44 seconds
    US-Soldaten erobern die Brücke von Remagen

    Auf ihrem Rückzug soll die Wehrmacht alle Brücken hinter sich sprengen. Die Ludendorff-Brücke über den Rhein bei Remagen aber bleibt stehen - und wird am 7.3.1945 von der US-Armee erobert.



    In diesem Zeitzeichen erzählen Markus Harmann und Joachim Heinz:

    • warum die Rheinbrücke so wichtig für die Alliierten und die Deutschen ist,
    • wie Adolf Hitler auf die misslungene Sprengung reagiert,
    • wie ein kleiner Junge Zeuge des Wunders von Remagen wird,
    • warum die Ludendorff-Brücke doch noch einstürzt, aber nie wieder aufgebaut wird.

    Als der junge US-Leutnant Karl Heinrich Timmermann mit seinen Männern im Zweiten Weltkrieg bei Remagen Rast macht, können sie kaum glauben, was sie sehen: Die Rheinbrücke bei Remagen ist noch intakt, die Deutschen haben sie nicht gesprengt. Nur wenige Wehrmachtsoldaten bewachen die Brücke.

    Als die US-Soldaten vorrücken, versucht die Wehrmacht in aller Eile, die Brücke zu sprengen. Doch die Operation misslingt, die Brücke bleibt stehen - und bietet den US-Amerikanern damit einen schnellen und einfachen Weg auf die andere Rheinseite ins Deutsche Reich.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
    • Volker Thehos, Vorstand des Friedensmuseums Brücke von Remagen
    • Nicholas Johnson, Historiker der Uni Münster
    • Franz Pira, Zeitzeuge aus Remagen
    • Alois Bodenheim, Zeitzeuge aus Birresdorf
    • Rick Atkinson: The Guns at Last Light: The War in Western Europe, 1944-1945. New York 2013
    • Ian Kershaw: Das Ende, München 2011

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    Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
    Autoren: Markus Harmann und Joachim Heinz
    Redaktion: Frank Zirpins
    Technik: Jens Buchheister
    6 March 2025, 11:01 pm
  • 14 minutes 43 seconds
    Eiskalte Revolution: Beginn der Tiefkühlkost-Ära

    Am 6.3.1930 kam erstmals schockgefrorene Tiefkühlkost in den US-Handel, eine von den Inuit abgeschaute Technik, die unsere Ernährungsgewohnheiten verändert hat.



    In diesem Zeitzeichen erzählt Erik Hlacer:

    • warum Tiefkühlkost in New Yorker Gefängnissen erst verboten ist,
    • welche Legenden Clarence Birdseye um seine Tiefkühl-Experimente spinnt,
    • wie sich neben Birdseye zahlreiche Tüftler und Tiefkühl-Pioniere am Schockfrosten von Lebensmitteln versuchen,
    • warum Tiefkühlkost erst ab den 1950er-Jahren zum Massenphänomen wird.

    Clarence Birdseye ist schon in jungen Jahren ein begeisterter Esser und Koch. Auch deshalb beschäftigt ihn die Frage, wie man Essen dauerhaft frisch halten kann. Mit 25 Jahren arbeitet Birdseye für das Landwirtschaftsministerium der USA auf Labrador, einer Halbinsel im Norden Neufundlands. Dort ist es oft so knackig kalt, dass die Fische quasi schockgefrieren, sobald sie aus dem Wasser gezogen werden. Clarence Birdseye ist begeistert und beginnt, mit Eiskristallen und Kohlblättern zu experimentieren.

    Neben Birdseye sind viele weitere Tüftler auf der Suche nach der optimalen Tiefkühltechnik. Birdseye kombiniert zwei dieser Verfahren und verkauft die Methode in ihrer Gesamtheit etwas dreist als die seine, lässt sie 1929 patentieren und wagt den Schritt in den Markt. Am 6. März 1930 ist es so weit: Ein Laden in Springfield, Massachusetts bietet als erster die neuartige Tiefkühlkost an.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
    • Uwe Spiekermann, Ernährungshistoriker und Forscher
    • Mark Kurlansky: Birdseye: The Adventures of a curious Man. 2012
    • Uwe Spiekermann: Künstliche Kost. Ernährung in Deutschland, 1840 bis heute. 2018
    • Harvey Levenstein: Paradox of Plenty. 1993

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    Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
    Autor: Erik Hlacer
    Redaktion: David Rother
    Technik: Holger Maerten
    6 March 2025, 5:00 am
  • 14 minutes 48 seconds
    Von der Kunst zur Macht: Cosimo I. de Medici

    Die Dynastie der Medici bringt Kunst und Architektur nach Florenz. Mit Cosimo I. de Medici kommt politische Macht dazu: Am 5. März 1570 krönt ihn der Papst zum Großherzog.



    In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Dänzer-Vanotti:

    • wie die Krönung Cosimos I. die Medici-Dynastie in der Politik verankert,
    • wie die Kunst in Florenz vom schlechten Gewissen der Medici profitiert,
    • wie Cosimo I. seine Interessen auch mit Gewalt durchsetzt,
    • wie Cosimo I. die Toskana zum Territorialstaat formt.

    Cosimo I. de Medici ist weitgehend unbekannt, selbst Bücher über die Familie Medici erwähnen ihn nur am Rande. Dabei hat er nicht nur Florenz, sondern die ganze Toskana im 16. Jahrhundert politisch neu ausgerichtet. Als Papst Pius V. ihn 1570 zum Großherzog von Florenz krönt, ist Cosimo I. 50 Jahre alt und übt dieses Amt bereits seit mehr als 30 Jahren aus - bis dahin aber eben ohne Krone.

    In seiner Herrschaft schafft Cosimo etliche demokratische Elemente des Stadtstaates ab. Ein Autokrat, aber einer mit Sinn für Kunst. Zu seinem Hofkünstler ernennt Erzherzog Cosimo I. den Architekten Giorgio Vasari, einen der besten Zeichner seiner Zeit. Er wird der Erbauer der Uffizien, wo heute Meister der Renaissance ausgestellt sind: Michelangelo, Leonardo da Vinci oder Botticelli.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
    • Dr. Tobias Daniels, Historiker spezialisiert auf Geschichte Italiens, Ludwig-Maximilians-Universität München
    • Dr. Eike Schmidt, ehem. Leiter des Museums der Uffizien, Florenz
    • Eva Sauer, Künstlerin, Düsseldorf und Florenz
    • Lorenzo de Medici: Die Medici. Geschichte meiner Familie, Bastei Lübbe 2010.
    • Volker Reinhardt: Die Medici. Florenz im Zeitalter der Renaissance, C.H. Beck 2013.

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    Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen:
    Autorin: Irene Dänzer-Vanotti
    Redaktion: Sefa Inci Suvak
    Technik: Sarah Fitzek
    4 March 2025, 11:01 pm
  • 15 minutes 27 seconds
    Vom Fusel zum Qualitätswein? Das Weinpanscherurteil

    Zusätze wie Honig, Zucker oder Frostschutzmittel im Wein sind billig und täuschen Qualität vor. Am 4. März 1985 erhielten zwei Brüder von der Mosel Haftstrafen fürs Weinpanschen.



    In diesem Zeitzeichen erzählt Irene Geuer:

    • dass Weinpanscherei die Geschichte des Weins seit der Antike begleitet,
    • welche Rolle die "Kölschmetropole" Köln in den 1980er-Jahren bei der Aufdeckung der Panschereien spielt,
    • von der positiven Wirkung der Weinskandale auf den Weinbau,
    • wie der Klimawandel die Weinwirtschaft vor neue Herausforderungen stellt.

    In den 1980er-Jahren panschen die Brüder Schmitt an der Mosel einen süffigen süßen Wein, wie er in dieser Zeit beliebt ist. Mit insgesamt 600 Tonnen Zucker "veredeln" sie über Jahre rund zehn Millionen Liter Wein. Aus sauren Trauben werden Spät- und Auslesen, mit denen sie gutes Geld verdienen. Die Anklage schätzt den Mehrgewinn auf zehn Millionen Mark.

    Am 04. März 1985 werden die Brüder zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt. Die Lage an der "Weinfront" könnte sich eigentlich entspannen. Aber danach geht es erst richtig los. Als der "Glykolwein-Skandal" um österreichische Winzer publik wird, klingeln Staatsanwälte und Polizisten bei vielen Winzereien zur Hausdurchsuchung. Die Schäden für die Weinwirtschaft und ihre Glaubwürdigkeit sind immens.

    Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
    • Martin Kühn, Weinprüfer beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in Nordrhein-Westfalen
    • Ludwig Wengenmayr, ehemaliger Weinprüfer

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    Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen:
    Autorin: Irene Geuer
    Redaktion: Sefa Inci Suvak
    Technik: Christine Reinartz
    3 March 2025, 11:01 pm
  • 13 minutes 56 seconds
    Queen Elizabeth: Von der Werft direkt in den Krieg

    Die "Queen Elizabeth" ist luxuriös und das größte Passagierschiff ihrer Zeit - doch ihre Jungfernfahrt am 3.31940 ist nicht von Glamour geprägt, sondern vom Krieg.



    In diesem Zeitzeichen erzählen Joachim Heinz und Markus Harmann:

    • dass selbst der Kapitän der "Queen Elizabeth" vor der Jungfernfahrt nicht das wahre Ziel kennt,
    • was es mit dem "warm bank syndrome" auf sich hat,
    • unter welchen Bedingungen US-amerikanische Soldaten den Atlantik auf der "Queen Elizabeth" überqueren,
    • welche prominenten Persönlichkeiten nach dem Zweiten Weltkrieg den Glamour des Ozeanriesen genießen,
    • wie die "Queen Elizabeth" noch nach ihrem Ende zum Leinwandstar wird.

    Die Jungfernfahrt der "Queen Elizabeth" ist keinesfalls so glanzvoll, wie man es bei einem Kreuzfahrtschiff dieser Zeit vermuten könnte. Mitten im Zweiten Weltkrieg haben Ozeanriesen wie die "Queen Elizabeth" oder ihr Schwesterschiff, die "Queen Mary", für Großbritannien und die USA vor allem strategischen Wert: Anstatt Touristen transportieren sie Soldaten im Kampf gegen Nazi-Deutschland und seine Verbündeten.

    Nach dem Krieg wird die "Queen Elizabeth" für die zivile Schifffahrt umgerüstet und erhält endlich ihre ursprünglich vorgesehene Art-Déco-Einrichtung. Doch die goldene Phase der transatlantischen Schifffahrt währt nur bis in die 1960er-Jahre. Die "Queen Elizabeth" wird unprofitabel und schließlich verkauft. 1972 brennt sie unter bis heute mysteriösen Umständen aus und kentert schließlich durch das Löschwasser. Einige Jahre liegt das Wrack im Hafen von Hongkong, bevor es letztlich ausgeschlachtet wird.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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    Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
    Autor: Joachim Heinz und Markus Harmann
    Redaktion: Frank Zirpins
    Technik: Jürgen Beiner
    2 March 2025, 11:01 pm
  • 14 minutes 37 seconds
    Vor Rosa Parks gegen Rassentrennung im Bus: Claudette Colvin

    Am 2.3.1955 weigert sich Colvin, ihren Sitzplatz einer Weißen zu überlassen. Die 15-Jährige zieht als erste gegen Rassentrennung im Bus vor Gericht - und gewinnt am Ende.



    In diesem Zeitzeichen erzählt Laura Dresch:

    • wie eine 15-Jährige die Segregationsgesetze der USA vor Gericht herausfordert,
    • was Harriet Tubman und Sojourner Truth mit Claudette Colvins Entscheidung zu tun haben,
    • warum Bürgerrechtsorganisationen sich gegen sie als Symbolfigur entschieden,
    • und warum Mut allein manchmal nicht reicht, um Geschichte zu schreiben.

    Es ist der 2. März 1955. In Montgomery, Alabama sitzt die 15-jährige Claudette Colvin in einem Bus – und bleibt sitzen. Sie weigert sich, ihren Platz für eine weiße Passagierin zu räumen. Der Busfahrer ruft die Polizei, Colvin wird brutal festgenommen. Dabei beruft sie sich auf ihre Rechte. Ihre Worte: "Mich hält die Geschichte an meinem Sitz fest."

    Claudette Colvin kämpft – und verliert zunächst. Doch später wird sie eine der Klägerinnen im bahnbrechenden Prozess "Browder v. Gayle", der die Rassentrennung in Bussen für verfassungswidrig erklärt. Trotzdem bleibt ihr Name weitgehend unbekannt. Erst Jahrzehnte später wird ihr Mut offiziell anerkannt.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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    Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
    Autor:in: Laura Dresch
    Redaktion: Carolin Rückl und David Rother
    2 March 2025, 5:00 am
  • 13 minutes 38 seconds
    The Lone Star State: Wie Texas Teil der USA wurde

    Am 1. März 1845 verabschiedet der US-Kongress ein Gesetz, das die Annektierung von Texas ermöglicht. Der ehemalige Norden Mexikos wird zum damals 28. Bundesstaat der USA.



    In diesem Zeitzeichen erzählt Murat Kayi:

    • welche Rolle die Sklaverei bei der Annektierung spielt,
    • wie der "Manifest Destiny"-Gedanke die Expansion der USA rechtfertigt,
    • warum die Annektierung von Texas zum Krieg mit Mexiko führt,
    • welche Spuren die Annektierung bis heute in der texanischen Identität hinterlassen hat.

    Texas, der "Lone Star State", war nicht immer Teil der Vereinigten Staaten. Ursprünglich spanische Kolonie, später mexikanisches Territorium, wird das Land von weißen Siedlern aus den USA geprägt - mit eigenen Interessen.

    Als Mexiko im Jahr 1829 die Sklaverei abschafft, wächst der Widerstand in Texas, dessen Wirtschaft auf der Sklaverei basiert. 1836 erklärt Texas sich zunächst für unabhängig. Doch ein eigener Staat zu sein, erweist sich als schwierig. Erst 1845 wird Texas in die USA aufgenommen - ein Schritt, der das Gleichgewicht zwischen den Nord- und Südstaaten ins Wanken bringt. Die Annexion ist vollzogen - der Konflikt mit Mexiko jedoch nicht vorbei.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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    Autor: Murat Kayi
    Redaktion: Christoph Tiegel / Matti Hesse
    28 February 2025, 11:01 pm
  • 15 minutes 11 seconds
    Henry Every erklärt sich 1695 zum Piraten

    Er mordete, raubte und löste die wohl erste weltweite Fahndung aus: Henry Every ist einer der berühmtesten Piraten. Angeblich im Februar 1695 verfasste er einen historischen Brief...



    In diesem Zeitzeichen erzählt Herwig Katzer:

    • unter welchen Umständen Henry Every vom ersten Maat zum Piraten-Kapitän wird,
    • warum ihn Menschen in Afrika fürchten,
    • mit welcher Brutalität der Pirat Every das Flaggschiff "Ganj-i-Sawai" des Großmoguls von Surat überfällt,
    • wohin sich Piraten nach ihren Beutezügen gern zurückziehen,
    • wie Every von Daniel Defoe im Roman "Captain Singleton" zum Draufgänger stilisiert wird.

    Die Berichte über Henry Everys Massaker auf der "Ganj-i-Sawai" führen zum Aufstand gegen die East India Company, Englands wichtigste Handelsgesellschaft in Indien. Der Mogul von Surat, Aurangzeb, beziffert den Verlust auf 600.000 Pfund und droht damit, den Handel mit England zu beenden. Die Regierung steht unter Druck. Sie jagt Every mit Kriegsschiffen.

    Doch von Every keine Spur. Nach dem Teilen der Beute verstecken sich manche seiner Leute auf Madagaskar, andere flüchten mit ihm in die Karibik. Aber auch dort ist für sie der Boden heiß. Eine letzte Spur führt an die Nordwestküste Irlands, wo er sich von seinen Kumpanen trennt. 24 von ihnen fliegen wenig später auf, weil sie mit Geld und Edelsteinen nur so um sich werfen.

    Doch wo ist Henry Every und sein geraubtes Geld? Nach der Landung im Nordwesten Irlands verschwindet er Ende des 17. Jahrhunderts spurlos, allen Aufspürversuchen zum Trotz. Niemand kennt sein Gesicht, er bleibt ein Phantom – bis heute.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
    • Robert Bohn (Historiker, emeritierter Professor, Uni Flensburg)
    • Robert Bohn: Die Piraten. München 2007
    • Douglas, R. Burgess jr.: Piracy in the Public Sphere: The Henry Every Trials and the Battle for Meaning in 17th Century Print Culture. Journal of British Studies 2009
    • Tyler Joseph Kynn: Pirates and Pilgrims - The Plunder of the Ganj- i Sawai, the Hajj, and a Mughal Captain's Perspective. Journal of the Economic and Social History of the Orient 2022
    • Daniel Defoe: Captain Singleton. 1720

    Das ist unser Hörtipp:
    Vor 500 Jahren fand der größte Volksaufstand in Europa vor der französischen Revolution statt: Der vierteilige ARD-Podcast "Das war der Bauernkrieg" erzählt die Geschichte.

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    Autor: Herwig Katzer
    Redaktion: David Rother
    28 February 2025, 5:00 am
  • 14 minutes 34 seconds
    Märchenhaft: der iranische Schah und Kaiserin Soraya in Bonn

    Sie ist die schönste Frau der Welt, er der Schah von Persien - die Welt liegt ihnen zu Füßen. Bei ihrem Besuch am 27.02.1955 bringen sie Glamour in das graue Nachkriegs-Bonn.



    In diesem Zeitzeichen erzählt Anja Arp:

    • welches Menü dem Herrscher-Paar beim Essen mit Bundespräsident Theodor Heuss serviert wird,
    • warum Soraya fließend Persisch, Deutsch, Französisch und Englisch spricht,
    • wie sich der Schah und Soraya kennenlernen,
    • wie der Staatsbesuch die Damenfrisuren in der Bundesrepublik prägt,
    • mit welchen Worten Soraya später ihre Trennung vom Schah kommentiert.

    Beim Schah-Besuch von 1955, der in Hamburg beginnt und in Bonn seinen protokollarischen Höhepunkt hat, spielt Politik kaum eine Rolle. In der grauen Nachkriegszeit erscheint den Deutschen das Leben seiner Frau, der Kaiserin Soraya, wie ein Märchen: Die Tochter einer deutschen Verkäuferin und eines persischen Adeligen, die mit nur 18 Jahren heiratet und plötzlich weltberühmt ist.

    Das Kaiserpaar aus dem Iran wird quasi zum Ersatz für einen fehlenden deutschen Kaiser und dessen Frau. Das deutsch-iranische Verhältnis ist trotz des brutalen Schah-Regimes damals noch weitgehend ungetrübt. Das ändert sich erst 1967, als der Schah erneut die Bundesrepublik besucht. Mohammad Reza Pahlavi und seine neue Gemahlin Farah Diba treffen diesmal auf den Protest tausende linker Studenten.

    Nach dem Sturz des Schahs während der Islamischen Revolution von 1978/79 kommt im Iran ein antiwestliches Regime an die Macht. Seither ist das Verhältnis zur Bundesrepublik schwierig. Denn einerseits prangert Deutschland die Menschenrechtsverletzungen und die Diskriminierung von Frauen an. Anderseits will man die guten wirtschaftlichen Beziehungen nicht gefährden.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
    • Katajun Amirpur (Iran-Expertin und Professorin für Islamwissenschaft an der Uni Köln)
    • Leontine Gräfin von Schmettow (NDR-Journalistin und Königshausexpertin)
    • Richard Blank: Schah Reza - der letzte deutsche Kaiser. Dokumente aus der Regenbogenpresse. Reinbek bei Hamburg 1979
    • Katajun Amirpur: Iran ohne Islam - Der Aufstand gegen den Gottesstaat. München 2023

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    Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen:
    Autorin: Anja Arp
    Redaktion: Seva Inci Suvak
    26 February 2025, 11:01 pm
  • 14 minutes 30 seconds
    Ein Kämpfer für die Arbeiterrechte: Hans Böckler

    Das fränkische Arbeiterkind Hans Böckler, geboren am 26. Februar 1875, wird zum großen Gewerkschaftspionier, Fürstreiter der Mitbestimmung und erstem Chef des DGB.



    In diesem Zeitzeichen erzählt Edda Dammmüller:

    • wie Hans Böckler als 13-Jähriger die Familie durchbringen muss,
    • welche ernüchternden Erfahrungen er als junger Gewerkschaftssekretär macht,
    • wie Hans Böckler im Nationalsozialismus behandelt wird,
    • wie er nach Ende des Zweiten Weltkrieges die Gewerkschaftsbewegung wiederaufbaut,
    • wie die Konflikte zwischen Konrad Adenauer und Hans Böckler verlaufen.

    Seine Karriere verläuft zielstrebig: Mit 19 tritt Hans Böckler in die SPD und in die Gewerkschaft ein, den Deutschen Metallarbeiter-Verband DMV. Als SPD-Stadtrat gründet Böckler in Fürth die Allgemeine Ortskrankenkasse mit, in die Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu gleichen Teilen einzahlen müssen.

    1907 beginnt Böcklers Aufstieg im DMV. Als Gewerkschaftssekretär wird er an verschiedene Orte geschickt. Häufige Wechsel sind in der Gewerkschaftsbewegung üblich, auch um die Funktionäre vor Repressalien zu schützen. 1927 wird Böckler in Köln Bezirksleiter des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB), dem Vorläufer des DGB. Als SPD-Mann sitzt der Gewerkschafter auch im Stadtrat.

    Unter den Nationalsozialisten wird Böcklers Karriere jäh unterbrochen, geht danach aber steil weiter: Er wird Vorsitzender des Gewerkschaftsbundes und kann kurz vor seinem Tod 1951 in einem Gespräch mit Bundeskanzler Konrad Adenauer die Montan-Mitbestimmung durchsetzen.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
    • Karl Lauschke (Historiker und Böckler-Biograf)
    • Christina Schildmann (Leiterin der Forschungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung)
    • Ulrich Borsdorf: Hans Böckler, Erfahrungen eines Gewerkschafters 1875 bis 1945 (Band 1). Frankfurt am Main 2005
    • Karl Lauschke: Hans Böckler, Gewerkschaftlicher Neubeginn 1945 bis 1951 (Band 2), Frankfurt am Main 2005

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    Autorin: Edda Dammmüller
    Redaktion: Christoph Tiegel und Frank Zirpins
    Technik: Nicolas Dohle
    25 February 2025, 11:01 pm
  • 14 minutes 46 seconds
    Daoguang: chinesischer Kaiser des Untergangs

    In seiner Amtszeit grassiert in China die Opiumsucht: Kaiser Daoguang verliert den Ersten Opiumkrieg gegen die Engländer. Der Herrscher stirbt am 25.02.1850.



    In diesem Zeitzeichen erzählt Almut Finck:

    • welchen persönlichen Grund Kaiser Daoguang für seinen Kampf gegen den Opiumkonsum hat,
    • wie sich das Ende des ersten Opiumkrieges auf Hongkong auswirkt,
    • was die erneute Niederlage im zweiten Opiumkrieg für China bedeutet,
    • wie der Aufstieg von Mao Zedong damit zusammenhängt,
    • warum Mohnblüten-Anstecker 2010 international für diplomatische Verstimmung sorgen.

    Im 17., 18. und 19. Jahrhundert ist China ein Exportland. Der Westen liebt chinesische Waren: Porzellan, Tee, Gewürze, Seide. Das Problem: Die Ausländer müssen dafür mit Silber bezahlen - und der Silberpreis steigt. Der Westen will darum die negative Handelsbilanz ausgleichen.

    Das tut er mit indischem Opium, das von europäischen Handelsgesellschaften nach China eingeführt wird. Um den gewünschten Absatzmarkt zu schaffen, geben die Europäer die Droge zunächst billig ab, um Abhängigkeiten zu erzeugen. Danach schrauben sie den Preis hoch.

    Das will sich Chinas Kaiser Daoguang nicht bieten lassen. Er lässt 20.000 Kisten mit indischem Opium britischer Händler verbrennen - die Hälfte der jährlich nach China geschmuggelten Drogen. Die Briten reagieren militärisch und siegen. Kurz nach dem Ersten Opiumkrieg stirbt Daoguang am 25. Februar 1850. Doch damit ist die aufgezwungene westliche Einflussnahme auf China lange nicht vorbei, mit dramatischen Folgen der Schwächung und Destabilisierung des Landes.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
    • Nadine Böhm-Schnitker (Anglistin und Kulturwissenschaftlerin, Privatdozentin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)
    • Klaus Mühlhahn (Sinologe, FU Berlin, und Präsident Zeppelin Universität, Friedrichshafen)
    • Klaus Mühlhahn: Geschichte des modernen China - Von der Qing-Dynastie bis zur Gegenwart. München 2021
    • Jonathan D. Spence: Chinas Weg in die Moderne. München/Wien 1995
    • Karl Gützlaff: Leben des Kaisers Taokuang. Leipzig 1852

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    Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
    Autorin: Almut Finck
    Redaktion: Sefa Inci Suvak
    Technik: Antonia Herzog und Annette Skrzydlo
    24 February 2025, 11:01 pm
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