WDR Zeitzeichen

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Der tägliche Podcast über Geschichte von der Antike bis heute, über Europa und die Welt, über die Geschichte der Menschheit: 15 Minuten zu historischen Persönlichkeiten und Erfindungen. Von George Washington bis Rosa Luxemburg, vom Büstenhalter bis Breaking Bad.

  • 14 minutes 44 seconds
    Das geheime Leben der DDR-Elite: die Waldsiedlung Wandlitz

    Die Waldsiedlung Wandlitz, fast 30 Jahre exklusiver Wohnort für SED-Politbüromitglieder. Am 23.11.1989 gewährt erstmals eine TV-Reportage der Öffentlichkeit Einblick.



    Offiziell existiert die Waldsiedlung Wandlitz nicht. Das Gebiet ist auf keiner Karte verzeichnet. Es ist scheinbar Niemandsland. Die DDR-Öffentlichkeit erfährt nichts von der Siedlung. Intern gilt die Regel: Wer Mitglied oder Kandidat des SED-Politbüros wird, muss nach Wandlitz umziehen. Es reicht also nicht aus, nur Minister oder Vorsitzender einer Blockpartei zu sein.

    Im Herbst 1989 versucht das DDR-Fernsehen erstmals, die Siedlung zu besichtigen. Reporter Jan Carpentier fährt mit einem Kamerateam für die Jugendsendung "Elf99" dorthin, wo die politische Macht Ostdeutschlands wohnt. Doch sie werden abgewiesen. Es handele sich um ein militärisch gesichertes Objekt.

    Erst zwei Tage später, am 23. November, gibt es den ersten offiziellen Termin zur Besichtigung der Politbürosiedlung. Ein Mensch, der sich als Schmidt vorstellt, führt die Pressevertreter durch ein schon länger leer stehendes Wohnhaus und behauptet, die Einrichtung stamme aus DDR-Produktion. Nur einige Sanitärarmaturen seien importiert worden.

    In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Klug:

    • in welchem Teil von Berlin die DDR-Führung zunächst wohnt,
    • was der russische Dichter Wladimir Majakowski damit zu tun hat,
    • warum die SED-Prominenz 1953 nach Berlin-Karlshorst umzieht,
    • wann sich die ersten Funktionäre in der Wandlitzer Waldsiedlung niederlassen,
    • wie das Haus von SED-Chef Walter Ulbricht ausgestattet ist.

    Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
    • Ulrich Mählert (Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)

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    Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
    Autor: Thomas Klug
    Redaktion: Christoph Tiegel und Matti Hesse
    22 November 2024, 11:01 pm
  • 14 minutes 33 seconds
    Start ins Chaos: Konferenz zur Rechtschreibreform (22.11.1994)

    Groß, klein, zusammen, getrennt - die deutsche Rechtschreibung ist voller Fallstricke. Mit einer Reform sollte sie vereinheitlicht und vereinfacht werden - mit gemischtem Erfolg.



    Fachleute aus der BRD, DDR, Österreich und der Schweiz beraten über viele Jahre, wie die Rechtschreibung einfacher, einheitlicher, verständlicher für Lernende werden kann: 1964 wird das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim gegründet, als wissenschaftliche Einrichtung zur Erforschung der deutschen Sprache.

    1987 beauftragt die Kultusministerkonferenz der Länder das Institut, ein Regelwerk zu erstellen. Sieben Jahre später ist es soweit. Vom 22. bis 24. November 1994 treffen sich Wissenschaftlerinnen, Fach-Beamte und Verbände zur Wiener Orthographiekonferenz. Sie empfehlen eine umfassende Rechtschreibreform.

    Schließlich beschließt die Kultusministerkonferenz die Einführung der neuen Rechtschreibung zum 1. August 1998. Als die Vorschläge bekannt werden, bricht eine Protestwelle los. Doch das Bundesverfassungsgericht entscheidet: Die Reform ist rechtmäßig und darf bis zum Jahr 2005 in Behörden, Verwaltungen, Schulen und Hochschulen eingeführt werden. Auch sie wird in den folgenden Jahren mehrmals reformiert.


    In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Kosfeld:

    • was Konrad Duden 1876 anlässlich einer ersten Rechtschreib-Konferenz erklärt,
    • welche wichtigen Änderungen die "Neue Rechtschreibung" von 1901 enthält,
    • wie viele Germanisten an der Wiener Orthographie-Konferenz teilnehmen,
    • warum 2004 der "Rat für Deutsche Rechtschreibung" gegründet wird,
    • wie wichtig das Lernen von Rechtschreibregeln trotz KI und Textprüf-Programmen ist.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
    • Sabine Krome (Projektleiterin Orthographieforschung am Leibniz Institut für Deutsche Sprache Mannheim, Ex-Geschäftsführerin des "Rats für deutsche Rechtschreibung")
    • Ilpo Tapani Piirainen: Der Weg zur deutschen Rechtschreibreform von 1998. Zur Geschichte einer Kulturfertigkeit. In: Orbis Linguarum, 1999
    • Günther Thomé: Deutsche Orthographie: historisch - systematisch - didaktisch. Grundlagen der Wortschreibung. Oldenburg 2019

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    Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
    Autor: Christian Kosfeld
    Redaktion: Frank Zirpins
    21 November 2024, 11:01 pm
  • 14 minutes 37 seconds
    Der Schelm Nasreddin Hoca: Humorist der islamischen Welt

    Nasreddin Hoca (Todesjahr 1284) begeistert mit seinen humorvollen Geschichten seit Jahrhunderten. Er zeigt, wie Islam und Humor zusammenpassen.



    Im Herzen der Türkei, in der mittelanatolischen Stadt Akşehir, steht ein Mausoleum, dessen Tür ein überdimensionales Vorhängeschloss sichert – reinste Ironie, denn ansonsten ist die Grabstätte ringsum frei zugänglich.

    Das Grab von Nasreddin Hoca ist mit einem übergroßen Turban aus Marmor geschmückt. Darauf steht: Gestorben 683 Hedschra. Nach christlicher Zeitrechnung also 1284. Ob er aber tatsächlich existiert hat oder nicht, ist nicht bekannt.

    Heute geht man davon aus, dass Nasreddin Hoca eine historische Persönlichkeit des 13. oder 14. Jahrhunderts gewesen sein könnte. Damals erscheinen die ersten Nachrichten über ihn. Sie berichten über ein Schlitzohr, das verschmitzt und mit Schläue, manchmal auch frech, die Schwächen der Menschen humorvoll karikiert.

    In diesem Zeitzeichen erzählt Marfa Heimbach:

    • Warum Nasreddin Hoca in der Erzählforschung als "Kristallisations-Figur" bezeichnet wird,
    • welche Art von Anekdoten und Geschichten von ihm stammen sollen,
    • wie groß das Spektrum der Themen ist,
    • welche Rolle die Gestalt des berühmten mongolischen Eroberers Timur Leng spielt,
    • was Michail Gorbatschow mit Nasreddin Hoca zu tun hat.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
    • Professor Ulrich Marzolph (Islamwissenschaftler, Universität Göttingen)
    • Ulrich Marzolph (Hg.): Nasreddin Hoca – 666 wahre Geschichten. München 1996
    • Ulrich Marzolph: Arabia Ridens. Frankfurt 1992
    • Celal Özcan (Hg.): Die besten Geschichten von Nasreddin Hoca. München 2014

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    Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
    Autorin: Marfa Heimbach
    Redaktion: David Rother
    Technik: Sarah Fitzek
    20 November 2024, 11:01 pm
  • 13 minutes 48 seconds
    Der Jahrhundertroman: 100 Jahre "Zauberberg"

    Bequem, lustig und auf begrenztem Raum - so stellt sich Thomas Mann sein neues Werk vor. Am Ende ufert die Arbeit so aus wie der Aufenthalt von Hans Castorp im Sanatorium. Im November 1924 kommt das Buch erstmals in den Handel.



    Thomas Manns Roman begleitet den jungen Hans Castorp, der seinen kranken Vetter im Berghof besucht. Er will eigentlich nur ein paar Wochen bleiben, doch schon bald verändert sich sein Leben – und das Verständnis von Zeit. In der dünnen Bergluft wird er mit Liebe, Tod und philosophischen Fragen konfrontiert, die ihn bis zum Ersten Weltkrieg begleiten.

    Mann verarbeitet in seinem Jahrhundertroman mit präziser Sprache und feiner Ironie sein eigenes Leben. Im Frühsommer 1912 begibt sich der 36-Jährige in die Schweizer Berge, um seine an Tuberkulose erkrankte Frau Katia zu besuchen. Im Sanatorium von Davos begegnet er einer faszinierenden Welt aus Kranken und Genesenden, deren seltsames Verhalten seine Fantasie anregt. Noch lange nach seiner Reise spielt er mit den Eindrücken, und aus diesen keimen die ersten Ideen für seinen großen Roman.

    Über Jahre hinweg geschrieben, entfaltet sich "Der Zauberberg" als psychologisches und geistiges Abenteuer, das tief in die Zeitgeschichte der Vorkriegsjahre eintaucht. Es ist ein literarisches Monument über den Wandel der Wahrnehmung und die Komplexität des Lebens, das auch ein Jahrhundert nach seiner Veröffentlichung zum Nachdenken und Staunen anregt.

    In diesem Zeitzeichen erzählt Monika Buschey:

    • wie der Roman mit seinen langen Dialogen und tiefgründigen Reflexionen auch zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der eigenen Wahrnehmung anregt,
    • wie die Charaktere des Romans, Leo Naphta und Ludovico Settembrini, zentrale Fragen des 20. Jahrhunderts behandeln und dabei die politische Landschaft der damaligen Zeit widerspiegeln,
    • und wie das Buch den Leser in eine Welt entführt, in der Entschleunigung den Tag bestimmt.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
    • Prof. Dr. Ralph Köhnen, Ruhr Universität Bochum
    • Thomas Mann: Der Zauberberg, Frankfurt am Main 1924.
    • Hans Wysling: Thomas Mann. Selbstkommentare: „Der Zauberberg“, Informationen und Materialien zur Literatur, Berlin 1939.

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    Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
    Autorin: Monika Buschey
    Redaktion: Frank Zirpins
    Technik: Sarah Fitzek
    19 November 2024, 11:01 pm
  • 15 minutes 36 seconds
    Dritter Stern für das Restaurant "Aubergine" (am 19.11.1979)

    Mit seinem Restaurant "Aubergine" kocht sich Eckart Witzigmann an die Spitze der deutschen Gastro-Szene. Eineinhalb Jahrzehnte lang hält er die höchste Auszeichnung - drei Michelin-Sterne.



    Nachdem er sich mit dem Restaurant "Tantris" bereits zwei Guide-Michelin-Sterne erkocht hat, öffnet Eckart Witzigmann 1978 sein Restaurant "Aubergine" in München. Ein Jahr später schon erhält er das größtmögliche Lob: Der Guide Michelin vergibt am 19. November 1979 die höchste Auszeichnung.

    Die "Aubergine" erhält als erstes deutsches Restaurant einen dritten Stern. Der 38-jährige Witzigmann ist damit einer der wenigen Nicht-Franzosen, denen das damals gelingt.

    Schon in den 1920er-Jahren werden für den Guide Michelin anonyme Tester losgeschickt, sogenannte "Inspektoren", wie sie bis heute heißen. Es sind im weitesten Sinn Leute aus der Gastronomiebranche - Hoteliers, professionelle Köche, Lebensmittelexperten. 1926 wird der Michelinstern eingeführt. Seit 1966 gibt es den Guide Michelin auch für Deutschland. Die Redaktion hat ihren Sitz in Karlsruhe.

    Eckart Witzigmann behält seine drei Sterne von 1979 bis 1994, bis das Restaurant zugemacht wird. Im März 1993 wird Witzigmann wegen Kokainbesitzes zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Er verliert die Konzession für die "Aubergine".

    Eine zu harte Strafe finden manche. Der Gault&Millau - neben dem Guide Michelin ein weiterer einflussreicher Restaurantführer - adelt Eckart Witzigmann auch deshalb mit dem Titel "Koch des Jahrhunderts", um seine außerordentliche Klasse herauszustellen.

    In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Klasen:

    • wie Witzigmann mit einer Brühe eine Kollegin verzaubert,
    • wie sich für Witzigmann am Schweizer Tellerlift die Tür zur französischen Spitzengastronomie öffnet,
    • warum sich Frankreich zum kulinarischen Schlaraffenland entwickelt,
    • warum ein Bauunternehmer Witzigmann nach München holt,
    • dass Publikum und Nouvelle Cuisine erst allmählich zueinander finden müssen.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen:

    Weiterführender Link:

    Hörtipp:
    • Reinhören: "Alles in Butter" ist der Genuss-Podcast von WDR 5. Neue Folgen gibt’s immer freitags in der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.

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    Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
    Autorin: Andrea Klasen
    Redaktion: Christoph Tiegel, Frank Zirpins
    Technik: Nico Söllner
    18 November 2024, 11:01 pm
  • 14 minutes 48 seconds
    Das kulturelle Zentrum Japans: Kyoto wird Hauptstadt

    Kyoto, die alte Kaiserstadt, war und ist das kulturelle Zentrum Japans: Hier entstanden die schönsten Tempel und die schachbrettartige Architektur der Stadt. 794 wurde Kyoto zur Hauptstadt Japans ernannt.



    Kyōto, die historische Kaiserstadt Japans, zieht mit ihren jahrhundertealten Tempeln und Teehäusern Besucher aus aller Welt in ihren Bann. Doch wer genau hinsieht, entdeckt weit mehr als nur schöne Fotomotive: Kyōto ist Japans kulturelles Herz und war einst Mittelpunkt der politischen Macht.

    Im Jahr 794 entscheidet Kaiser Kanmu, seine Residenz nach Heian-kyō - das heutige Kyōto - zu verlegen. Diese Entscheidung begründet nicht nur eine neue Hauptstadt, sondern auch eine Epoche kultureller Blüte, die bis heute nachhallt.

    Nach chinesischem Vorbild ist Kyōto als Schachbrettstadt angelegt, um die gesellschaftlichen Strukturen abzubilden. Der Rang einer Person bestimmt, wie weit ihr Wohnort von der Residenz des Kaisers im Norden entfernt ist. Auch Tempel, Schreine und die Nähe zur Natur spielen bei der Konstruktion der Stadt eine zentrale Rolle.

    In Kyōto leben alte Traditionen bis heute weiter. Ob Handwerkskunst, Räucherstäbchenläden oder Süßigkeiten aus Bohnen, für die Japan berühmt ist: Die Stadt vereint Vergangenheit und Gegenwart in einmaliger Weise. Ein Besuch in Kyōto ist wie eine Zeitreise an einen Ort, an dem die Seele des Landes spürbar bleibt.

    In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Friedrich:

    • Was Kyōto zu jeder Zeit des Jahres in einem anderen Licht erstrahlen lässt,
    • warum die historischen Bezirke Kyōtos das Stadtbild seit Jahrhunderten prägen,
    • wie die Kunst der Landschaftsgestaltung zur Meditationspraxis erhoben wird,
    • wie sich die traditionelle Teezeremonie in Kyōto vom Rest Japans unterscheidet, und welche tiefe Bedeutung sie für die Einheimischen hat,
    • wo man die schönsten Kirschblüten- und Herbstlaub-Spots abseits des großen Trubels findet.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen:
    • Wolfgang Schwentker: Geschichte Japans, München 2022
    • Matsuo Bashō, In: Haiku. Frankfurt am Main 2016
    • Matsuo Bashō: Hundertelf Haiku, Zürich 2009
    • Murasaki Shikibu: Die Geschichte vom Prinzen Genji, Frankfurt am Main 1994. Sei Shōnagon: Kopfkissenbuch, Zürich 2015

    Und das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin:
    • Dr. Chantal Weber, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Japanologie am Ostasiatischen Institut der Universität zu Köln

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    Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen:
    Autorin: Claudia Friedrich
    Redaktion: Sefa Inci Suvak
    18 November 2024, 5:00 am
  • 13 minutes 38 seconds
    Einmachen in Blech: Nicolas Appert, Erfinder der Konservendose

    Die Konservendose, eine nützliche Erfindung, die sich vielleicht ewig hält. Wir verdanken sie dem französischen Koch Nicolas Appert, geboren am 17.11.1749.



    Nicolas Appert, französischer Koch mit Erfindergeist, revolutioniert vor über 200 Jahren die Art, wie wir Lebensmittel haltbar machen – eine Leistung, die ihm den Titel "Wohltäter der Menschheit" einbringt.

    Seine Idee: Nahrung luftdicht verschließen und schonend erhitzen zu können. Für die damalige Zeit klingt das zunächst wie ein Experiment aus einer anderen Welt. Doch genau diese Technik perfektioniert er mit einfachen Küchenutensilien in seiner kleinen Werkstatt nahe Paris.

    Apperts Werdegang ist ebenso faszinierend wie seine Erfindung. Vom jüngsten Sohn eines Gastwirtes entwickelt er sich zum Hofkoch und später zu einem innovativen Unternehmer. Seine Erkenntnisse über die Haltbarmachung von Lebensmitteln entspringen auch der drängenden Frage, wie man Soldaten im Feld mit Nahrung versorgen kann.

    So baut er nicht nur die erste Konservenfabrik, sondern legt auch den Grundstein für die moderne Ernährung, die noch heute auf seinen Prinzipien basiert.

    In diesem Zeitzeichen erzählt Kay Bandermann:

    • welche Erfahrungen aus verschiedenen gastronomischen Betrieben Appert bei der Erfindung helfen,
    • wie der Koch von Glasbehältern zu robusten Blechdosen wechselt und damit die Konservierung revolutioniert,
    • wie die napoleonischen Kriege Apperts Innovationen vorantreiben,
    • was ihn dazu bringt, seine Methode zur Haltbarmachung von Lebensmitteln öffentlich zu machen,
    • und welche Entdeckungen der Mikrobiologe Louis Pasteur Jahrzehnte nach Apperts Tod macht.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

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    Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
    Autor: Kay Bandermann
    Redaktion: Christoph Tiegel und Sefa Inci Suvak
    Technik: Sascha Schiemann
    16 November 2024, 11:01 pm
  • 14 minutes 47 seconds
    Aufstieg zur "Perle der Karibik": Die Gründung von Havanna

    Havanna wird in der Bucht Puerto de Carenas 1519 gegründet, ist viele Jahre spanische Kolonie und kurzzeitig sogar von den Briten besetzt. Die bewegte Geschichte findet sich bis heute überall in der Stadt wieder.



    Havanna wird gleich dreimal gegründet, in der Bucht Puerto de Carenas - dem heutigen Hafen von Havanna - dann am 16. November 1519. Die spanischen Eroberer brauchen die Stadt "San Cristóbal de La Habana" als Stützpunkt für ihre Silberflotten. Am Anfang ist es ein armseliges Nest aus Hütten und staubigen Straßen. Aufgrund der strategisch günstigen Lage wird Havanna jedoch schnell zur wichtigsten Hafenstadt in der Karibik. 1552 löst sie das im Süden der Insel gelegene Santiago de Cuba als Hauptstadt ab.

    Später steigt Havanna durch Zucker und Tabak zur reichsten Stadt der Karibik auf. Der Wohlstand wächst aber nur bei der kleinen Schicht der Herrschenden - die meisten Menschen leben weiter in Elend und Armut. Ende des 19. Jahrhunderts ist Havanna berühmt als die "Perle der Karibik", in den 1950er Jahren als El Dorado für die Mafia und vergnügungssuchende US-amerikanische Touristen.

    Heute ist Havanna eine zweigeteilte Stadt: Die renovierte Altstadt mit vielen alten Kolonialbauten und funktionierender Infrastruktur. Und der ganze Rest, der aufgrund von Krisen und Mangelwirtschaft allmählich in sich zusammenfällt.

    In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:

    • von der Legende, wie die Stadt Havanna zu ihrem Namen kommt,
    • wie die einjährige Besatzungszeit durch die Briten Havanna für immer verändert,
    • wie afrikanische Sklaven Kuba zu wirtschaftlicher Blüte verhelfen,
    • warum eine Schiffskatastrophe Kuba zur Unabhängigkeit verhilft,
    • von einem Havanna zwischen verwitterten Prachtbauten, chromblitzenden Cadillacs und Salsa-Rhythmen.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
    • Dick Cluster, US-amerikanischer Sachbuchautor und Übersetzer
    • Dick Cluster und Rafael Hernández: The History of Havana. 2018
    • Graham Greene: Unser Mann in Havanna. 3. Aufl., 1995
    • Berge & Meer Touristik GmbH: Kuba.de
    • Bundeszentrale für politische Bildung: Kleine Geschichte des Widerstands in Kuba

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    Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
    Autorin: Andrea Kath
    Redaktion: Matti Hesse
    Technik: Christina Gabriel
    15 November 2024, 11:01 pm
  • 14 minutes 51 seconds
    Als General Sherman 1864 Atlanta niederbrennen ließ

    Es ist ein gnadenloser Akt, als Nordstaaten-General Shermann am 15.11.1864 die Stadt Atlanta niederbrennen lässt - und ein Wendepunkt im US-Bürgerkrieg.



    Der US-amerikanische Bürgerkrieg beginnt im April 1861 klein und begrenzt. Doch dann eskalieren Scharmützel zu Schlachten, die Zahl der Toten und Verwundeten geht in die Zehntausende. Im Kampf geht es mit Gewehr, Revolver und Bajonett oft Mann gegen Mann.

    Im April 1864 schreibt Ulysses S. Grant, Oberbefehlshaber der Unions-Armeen, an General William T. Sherman, dass es jetzt darum geht, Joseph Eggleston Johnstons Konföderierte Armee zu zerschlagen, so weit wie möglich ins Feindesland vorzurücken und dabei möglichst viele der feindlichen Kriegsressourcen zu zerstören.

    Sherman gilt als "harter Hund" und tut, wie ihm geheißen. Er marschiert gegen Atlanta, durchtrennt bei seinem Vormarsch die Lebensadern der Stadt, zerstört Transportwege und Gleise, die er unbrauchbar machen lässt. "Sherman-Schlips" nennen seine Leute die grotesk verbogenen Schienen.

    Bisher war die Zivilbevölkerung weitgehend vom Krieg verschont geblieben. Doch Shermans Strategie zielt jetzt auf eine Demoralisierung der Bürger des Südens - abgesegnet von höchster Stelle.

    Am 1. September 1864 rückt die letzte bei Atlanta stationierte Südstaatenarmee unter John Bell Hood aus der Stadt ab. Doch Sherman ist noch nicht fertig mit Atlanta. Am 15. November 1864 lässt der General die Stadt in Flammen aufgehen.

    Die Zerstörung Atlantas gilt als ein Wendepunkt des Krieges. Der Brand führt den Südstaaten die kommende Niederlage vor Augen, General Sherman fühlt sich in seiner brutalen Strategie bestätigt.

    In diesem Zeitzeichen erzählt Herwig Katzer:

    • Dass die Sklavenbefreiung zunächst gar nicht im Fokus Präsident Lincolns und seines Kabinetts liegen,
    • welche Rollen neue Waffen und Taktiken im Sezessionskrieg spielen,
    • wie die Eisenbahn entscheidend auf den Kriegsverlauf wirkt,
    • warum das Großfeuer im Film "Vom Winde verweht" mit dem realen Geschehen in Atlanta nichts zu tun hat,
    • wie General William T. Sherman mit dem Marsch nach Savannah die Niederlage der Südstaaten besiegelt.

    Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
    • Norbert Finzsch, Historiker

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    Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
    Autor: Herwig Katzer
    Redaktion: Matti Hesse
    14 November 2024, 11:01 pm
  • 14 minutes 45 seconds
    Nellie Bly reist in 72 Tagen um die Welt - im Jahr 1889

    Am 14.11.1889 startet die unerschrockene Reporterin Nellie Bly ein abenteurliches Wettrennen um die Welt - in einer Zeit, in der andere Journalistinnen nur mit männlicher Begleitung auf die Straße gehen.



    Nellie Bly ist im ausgehenden 19. Jahrhundert eine sogenannte Stuntreporterin, das ist eine ziemlich abfällige Bezeichnung für das, was sie tatsächlich tut: Sie arbeitet als Undercover-Journalistin, um soziale Ungerechtigkeit aufzudecken; die Arbeitsbedingungen in einer Fabrik zum Beispiel oder Skandale im Gesundheitssystem.

    Ende des Jahres 1888 hat sie aber eine ungeheuerliche Idee: Sie will es Phileas Fogg gleichtun, dem Helden aus Jules Vernes Welterfolg "In 80 Tagen um die Welt". Ihr New Yorker Verleger Joseph Pulitzer hält Blys Idee für völlig abwegig. Schließlich ist sie eine Frau.

    Nachdem Blys Idee zunächst abgebügelt wird, darf sie ein Jahr später doch starten. Unversehens wird das Unternehmen zum Wettrennen, denn das Konkurrenzblatt "Cosmopolitan" schickt mit Elizabeth Bisland in entgegengesetzter Route ebenfalls eine Frau auf Weltreise.

    Das Rennen um die Welt bleibt bis zuletzt spannend. Während das Schiff von Elizabeth Bisland von den Stürmen im Nordatlantik aufgehalten wird, kämpft der Zug von Nellie Bly mit dem Schnee im mittleren Westen.

    Nellie Bly umrundet die Welt in 72 Tagen, sechs Stunden und elf Minuten. In New York wird sie von einer jubelnden Menschenmenge begrüßt und von einer Ecke des Landes zur anderen gefeiert. Als Elizabeth Bisland vier Tage später ankommt, bemerkt es kaum jemand, und es ist fast niemand da, um sie zu begrüßen.

    In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Tiemann:

    • Welch großen persönlichen Einsatz Nellie Bly bei ihren Recherchen bringt,
    • warum Frauen als Jounalistinnen Ende des 19. Jahrhunderts meist unter Pseudonym schreiben,
    • unter welchen Einschränkungen Journalistinnen arbeiten,
    • wen Nellie Bly mit einem kleinen Umweg besucht,
    • wie die New York World mit einem Ratespiel ihre Auflage zusätzlich ankurbelt.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
    • Matthew Goodman, Journalist
    • Matthew Goodman: 80 days. Nellie Bly and Elisabeth Bisland’s History Making Race Around the World
    • Nellie Bly: Around the World in Seventy-Two Days
    • Elizabeth Bisland: In Seven Stages: A Flying Trip Around the World

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    Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
    Autor: Christoph Tiemann
    Redaktion: David Rother
    13 November 2024, 11:01 pm
  • 14 minutes 45 seconds
    Kriegsreporter Peter Arnett: Arbeiten unter Lebensgefahr

    Vietnam, Afghanistan, Irak - der Journalist und Reporter Peter Arnett ist auf den Kriegsschauplätzen dieser Welt fast immer dabei. Oft ist er in Lebensgefahr.



    "Es gibt Geschichten, für die man sein Leben riskieren muss", sagte einst Peter Arnett. Drei Jahrzehnte berichtet der gebürtige Neuseeländer für US-Medien von den Kriegsschauplätzen dieser Welt. Seine Feuertaufe erlebt Arnett im Vietnamkrieg. Von 1962 bis 1970 berichtet der Journalist für die Nachrichtenagentur AP von den Fronten in Südostasien. Für seine ungeschminkten Reportagen wird er mit dem Pulitzerpreis geehrt.

    1980 gründet Ted Turner mit CNN den weltweit ersten reinen Nachrichtenkanal und holt den erfahrenen Reporter zum Fernsehen. Mit seinen Reportagen aus Bagdad bringt Arnett 1991 den Irakkrieg in die Wohnzimmer der Welt - und CNN den Durchbruch im Newsgeschäft. Unter anderem schildert der Reporter mit dem schütteren Haar live vom Dach eines Hotels, wie die Bomben und Raketen rings um ihn herum in der irakischen Hauptstadt einschlagen.

    Einen Namen macht Arnett sich auch durch seine Interviews etwa mit Saddam Hussein oder 1997 mit dem damals noch weithin unbekannten Al-Qaida-Führer Osama bin Laden. Arnetts Erfolge als Reporter und Kriegsberichterstatter sind unbestritten - ebenso wie seine Eitelkeit. 1999 verlässt er CNN nach einigen Auseinandersetzungen.

    Arnett wechselt noch einige Male den Arbeitgeber, ehe er 2007 seine Reporter-Laufbahn im Alter von 73 Jahren beendet. Er zieht sich ins Privatleben zurück und lebt seitdem in Los Angeles.

    In diesem Zeitzeichen erzählt Anja Arp:

    • unter welch extremen Bedingungen Arnett vom Vietnamkrieg berichtet,
    • wie der Reporter einmal 16 Stunden live sendet und damit die Kriegsberichterstattung verändert,
    • welcher Maxime Arnett in seiner Laufbahn stets treu bleibt,
    • von Kriegsberichterstattung in Zeiten von Social Media, Fake News und Cyberwar.

    Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
    • Professor Martin Löffelholz (Medienwissenschaftler an der TU Ilmenau
    • Hrsg. Martin Löffelholz, Kathrin Schleicher, Christian F. Trippe: Krieg der Narrative - Russland, Die Ukraine und der Westen. 2024
    • Katrin Eigendorf: Putins Krieg - Wie die Menschen in der Ukraine für die Freiheit kämpfen.2023

    Weiterführende Links:
    ZeitZeichen: 21.07.1977 - Todestag der Fotografin Lee Miller
    Stichtag: 19. November 1938 - Ted Turner wird geboren
    Stichtag: 11. August 1988 - Erstes Treffen zur Gründung der Al-Qaida
    Stichtag: 7. August 1964 - US-Kongress billigt Vietnamkrieg

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    Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
    Autorin: Anja Arp
    Redaktion: Sefa-Inci Suvak
    12 November 2024, 11:01 pm
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