Mein Name ist Nora. Und irgendwie fühlten sich Menschen in meiner Umgebung schon immer veranlasst, mich „Frau Nora“ zu nennen. In den unterschiedlichsten Gemütszuständen. Das kann ein „Mensch, Frau Nora!“ sein wie in: Schön, dass du da bist, lange nicht gesehen. Oder ein „Mensch, Frau Nora!“ wie in: Das ist ja mal ein dickes Ding. Oder ein „Mensch, Frau Nora!“ wie in: Was hast du denn da schon wieder angestellt?!
Sportartikelhersteller Nike präsentiert eine Auswahl an Outfits für Athlet*innen bei den Olympischen Spielen in Paris 2024. Einige dieser Outfits sind so knapp, dass schnell Sexismus im Raum steht. Vor allem Athletinnen machen sich darüber lustig und werfen Nike Sexismus vor – und viele Medien springen auf diesen Zug auf. Ob das ein von Nike kalkulierter Skandal ist, bleibt schwer zu sagen. Über diese Outfits diskutieren lässt sich natürlich trotzdem. Auch wenn wir die Diskussion in dieser Podcast-Folge ein wenig öffnen wollen.
Zu Gast: Theresa Lachner ist Journalist, Podcasterin, Buchautorin, systemische Sexualberaterin und Gründerin von Deutschlands größtem Sexblog Lvstprinzip. Ihr findet sie zum Beispiel unter @lvstprinzip auf instagram. Da erfahrt ihr zum Beispiel, wenn sie in ihrem Lvstprinzip-Podcast über Künstliche Intelligenz im Zusammenhang mit Sexualität spricht. Oder darüber, warum Haare auf dem Kopf einer Frau sexy sind – überall sonst am Körper aber verpönt sind. Und in dieser Folge „Mensch, Frau Nora!“ geht es um Sexismus im Sport.
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Asha Hedayati ist Anwältin und arbeitet vor allem im Bereich Familienrecht. Aber auch Mediation und Ausländerrecht gehören zu ihren Arbeitsgebieten. In sozialen Netzwerken berichtet sie anonymisiert von ihren Fällen. Dabei geht es fast immer auch um häusliche und sexualisierte Gewalt, Misogynie, Frauenhass. Und um in gesellschaftliches System, das dieser alltäglichen Gewalt nicht, die ihre Mandantinnen erleben, nicht adäquat entspricht. Denn häufig erlebt sie misogyne Vorurteile auch im Gerichtssaal - ihren Mandantinnen gegenüber, aber auch sie selbst ist davon mitunter betroffen.
Mit all ihrer Erfahrung ist Asha Hedayati für mich deswegen die perfekte Gesprächspartnerin, um über den Fall der spanischen Fußballspielerin und Weltmeisterin Jennifer Hermoso zu sprechen, die vor den Augen der Weltöffentlichkeit erdulden musste, dass Verbandspräsident Luis Rubiales sich ihren Kopf greift, um ihr seinen Mund auf ihre Lippen zu drücken. Ein sexueller Übergriff in aller Öffentlichkeit.
Wie überlebt man eigentlich eine schwere Depression? Wie schafft man es trotz Traumata und Krebserkrankungen zurück ins Leben? Meine wunderbare Freundin Jasmin Faust bloggt unter "How to get lost" und war in Folge 17 schon einmal Gast im "Mensch, Frau Nora!" Podcast. Das ist jetzt zweieinhalb Jahre her. Dazwischen zwei Jahre Corona und eine weitere Krebserkrankung bei Jasmin. Und trotzdem sitzt mir ein anderer Mensch gegenüber. Also nicht komplett anders, aber doch auch.
Falls ihr an Depressionen erkrankt seid oder jemanden kennt, der oder die depressiv ist: In dieser Liste findet ihr Hilfsangebote.
LINKLISTE MIT HILFSANGEBOTEN:
Sobald in einer entsprechenden Situation unmittelbare Selbst- oder Fremdgefährdung (insbesondere Suizidgefährdung) besteht, sollte man nicht zögern, sofort einen psychiatrischen Notdienst, den Rettungsdienst (112) oder die Polizei zu verständigen.
Rebekka Endler ist Journalistin und seit neuestem auch Buchautorin. Sie hat "Das Patriarchat der Dinge" geschrieben. Darin erklärt sie, warum die Welt Frauen nicht nicht passt. Oder besser gesagt Frauen und allen anderen nicht-cis-männlichen Personen. Denn die Welt ist für Cis-Männer gemacht. Cis steht für cisgender und bedeutet, dass sich Menschen mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt anhand der äußeren Geschlechtsmerkmalen zugewiesen wurde, voll identifizieren können.
Und weil sich bei vielen Menschen schon an dieser Stelle innerer Widerspruch regt: Die Welt ist für Männer gemacht, weil Frauen sehr lange Zeit in dieser Welt gar nicht vorgesehen waren. Weder im öffentlichen Leben noch in Machtpositionen. Mit ganz wenigen Ausnahmen. Und für diese Ausnahmen wurde jetzt nicht extra die Welt geändert. Dabei stellen Frauen mindestens 50 Prozent der Weltbevölkerung dar. Und auch hier in Deutschland müssen wir nicht sehr weit in den Geschichtsbüchern zurückblättern, um festzustellen: Nope, Frauen war eigentlich eine Rolle innerhalb der eigenen vier Wände zugedacht. Ebenso übrigens den Kindern, den Alten, Schwachen und Kranken. Der öffentliche Raum, der ist für körperlich einigermaßen fitte Männer gemacht.
Steile These findest du? Dann freue ich mich, wenn du den Podcast hörst. Denn natürlich belegen wir diese Thesen. Dabei geht es nicht darum, irgendwen an den Pranger zu stellen. Es geht um eine Erweiterung der Perspektive. Eine Chance, die Welt mal wieder mit anderen Augen wahrzunehmen als den eigenen. Es ist eine Chance, die unmittelbare Umgebung neu zu entdecken. Mehr dazu erfährst du in Rebekkas Buch: "Das Patriarchat der Dinge".
Bahar Aslan ist Lehrerin an einer Hauptschule in Gelsenkirchen. Sie unterrichtet an einer sogenannten Brennpunkt-Schule Englisch und Sozialwissenschaften. Ihre Schülerinnen und Schüler sind von der Pandemie noch stärker betroffen als viele andere. Denn vielen fehlen schlicht die Voraussetzungen, damit digitaler Unterricht sinnvoll eingesetzt werden kann. Nicht nur technisch, sondern auch räumlich und sozial.
Mediale oder politische Aufmerksamkeit für ihre Schüler:innen gibt es kaum, sagt die Lehrerin. Wir sprechen über Bildungschancen, Bildungsgerechtigkeit und die besondere Herausforderung für digitalen Unterricht mit Schüler:innen, für die nicht nur Schule ein wichtiger Ort ist, sondern Lehrer:innen auch wichtige Bezugspersonen auf dem Weg durchs Leben.
Julia Gámez Martín ist Sängerin, Comedienne und ein Teil des musikalischen Kabarett-Duos Suchtpotenzial. Gemeinsam mit der Musikerin und Multiinstrumentalistin Ariane Müller bringt sie Menschen zum Lachen. Wenn man sie lässt. Denn seit dem 1. November 2020 sind Bühnen, Theater und Veranstaltungshallen geschlossen. Ein "Lock Down light" soll dafür sorgen, dass die Infektionszahlen wieder sinken, die zuletzt stark angestiegen waren.
Es ist das zweite Mal, dass die Kunst- und Kulturbranche von den Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie getroffen ist. Und obwohl auch Künstler:innen, Veranstalter:innen und Theaterbetreiber:innen die Maßnahmen grundsätzlich unterstützen - viele von ihnen bringt das in Existenznot. Unter dem Hashtag #alarmstuferot ruft die IG #Kulturerhalten deshalb auch für den 2. November 2020 zu Protesten auf. Sie fordern schnellere und besser Hilfen für Kulturschaffende und Soloselbständige, aber eben auch für Spielstätten. Denn viele von ihnen haben - wie auch die Gastronomie - massiv in Hygienekonzepte investiert. Hygienekonzepte, die nach ersten Untersuchungen gut funktionieren, wenn sich alle an die Maßnahmen halten.
Ich habe mit Julia Gámez Martín darüber gesprochen, wie es ihr während der ersten Phase der massiven Kontaktbeschränkungen und für sie beruflichen Einschränkungen ging. Wie sie sich gemeinsam mit Ariane Müller über Wasser gehalten hat. Und wie groß auch die Dankbarkeit seitens der Fans war, dass sie ihr Programm ins Digitale verlegt haben. Außerdem sprechen wir darüber, wie die Sängerin und Comedienne die Situation in Spanien erlebt hat, wo große Teile ihrer Familie leben.
Das Interview haben wir am 31. Oktober 2020 coronakonform auf der Dachterasse eines Kölner Hotels geführt.
Es gibt inzwischen einen ganzen Zoo von Corona-Apps, sagt Marit Hansen. Die Diplom-Informatikerin ist Landesbeauftragte für Datenschutz des Landes Schleswig-Holstein und befasst sich gerade intensiv mit dem Thema. Denn egal ob Datenspende, Tracking oder Tracing - sobald personenbezogene Daten im Spiel sind, greifen die Datenschutzgesetze. Und es müssen entscheidende Fragen geklärt werden, denn Gesundheitsdaten sind besonders sensibel und damit schützenswert. Bei den aktuellen Entwicklungen geht es deshalb vor allem darum, welche Daten werden von wem zu welchem Zweck gesammelt? Wo werden die Daten gespeichert? Wie können sie geschützt werden? Und wer sollte überhaupt Zugriff auf solche Daten haben? Dabei ist das nicht nur eine rechtliche Frage, sondern auch eine Vertrauensfrage. Niemand möchte das Gefühl haben, überwacht zu werden. Und niemand möchte, dass die Daten, wenn sie schon mal gesammelt sind, nachher für andere Zwecke missbraucht werden.
Mit Marit Hansen kläre ich den Unterschied zwischen Tracking und Tracing, was anonymisierte Daten sind, und wann wir pseudonymisierte Daten brauchen und wir besprechen die Vor- und Nachteile von zentraler und dezentraler Speicherung.
Eigentlich könnte es doch mal langsam gut sein, ständig nur über Corona zu sprechen. Auf der anderen Seite wirkt die Pandemie in so viele unserer Lebensbereiche hinein, dass es durchaus sinnvoll ist, doch nochmal einen Blick darauf zu werfen, was das eigentlich mit uns macht. Zum Beispiel, was das eigentlich für eine Herausforderung ist, ständig neue Regeln befolgen zu müssen. Oder dass die Lockerungen nicht allen sinnvoll erscheinen und je nach Bundesland unterschiedlich gehandhabt werden. Auch die Maskenpflicht ist für viele eine Herausforderung. Nicht nur, weil die Wirksamkeit, eine Maske zu tragen, noch nicht hinreichend wissenschaftlich belegt ist - sie schränkt uns auch in unserer Kommunikation sein. Ganz besonders zu spüren bekommen das schwerhörige oder gehörlose Menschen. Aber auch für Menschen, die keine Probleme mit ihrem Gehör haben, ist die Kommunikation jetzt eine Herausforderung: Denn die Maske verdeckt einen großen Teil unserer Mimik - das erschwert uns zu entziffern, wie unser Gegenüber etwas gemeint haben könnte. Ulrike Sckaer rät deshalb, sich vermehrt Gedanken über unterstützende Gesten zu machen - nicht nur in der direkten Kommunikation miteinander.
Bei Fragen oder Anmerkungen erreicht ihr mich auf Twitter unter @fraunora oder bei Mastodon - da unter @[email protected]
Was ist das soziale Netzwerk Mastodon?
Wer gerade in Zeiten der Corona-Pandemie schlechte Laune hat oder Ängste oder keine Energie, die Krise für sich positiv zu wenden, hat es schwer. Denn in den sozialen Netzwerken wird vor allem die kreative Energie sichtbar, die einige Menschen zur Bewältigung der Krise in sich entdecken. Das ist auf der einen Seite schön, für all diejenigen, die so einen Strategie für sich gefunden haben. Es übt aber auch einen unglaublichen Druck auf all jene aus, die das eben gerade nicht können. Die sich niedergeschlagen fühlen, die nicht weiter wissen und die sich isoliert fühlen. Gefühle, die eine Berechtigung haben, sagt die Psychotherapeutin Ulrike Sckaer - und kämpft in dieser Podcast-Episode für ein Recht auf "Scheißlaune".
Ein Recht, dass übrigens auch diejenigen vor Herausforderungen stellt, die gerne helfen wollen. Freunde, Verwandte, Bekannte, die schnell mit guten Ratschlägen zu Hilfe eilen wollen. Viel wichtiger ist es aber, sagt die Psychotherapeutin, zuzuhören. Und auch mal anzuerkennen, dass eine Situation wirklich nicht toll ist - und zuzugeben, dass man da jetzt auch keine Lösung hat.
Denn wenn wir ehrlich sind: Niemand von uns hat die Situation gerade unter Kontrolle. Wir können die Entwicklungen nicht voraussehen - und die Corona-Pandemie lässt sich auch nicht so einfach kontrollieren. Auch wenn es der einen oder dem anderen gelingt, zumindest die Auswirkungen auf das eigene Leben in gewissem Maße unter Kontrolle zu bringen. Aber ausgesucht hat sich das niemand von uns.
"Miese Stimmung: Eine Streitschrift gegen positives Denken" von Arnold Retzer erschienen im August 2012 im S. Fischer Verlag. Könnt ihr vertrauensvoll in der lokalen Buchhandlung eures Vertrauens bestellen.
Golineh Atai ist Journalistin und arbeitet für den WDR. Vielleicht kennt ihr sie aus Monitor. Oder aber aus ihrer Zeit als Russland-Korrespondentin. Denn von 2013 bis 2018 war sie für die ARD in Moskau und hat von dort berichtet. Ihr Leben und ihre Arbeit als Korrespondentin hatte sich Golineh Atai aber ganz anders vorgestellt. Sie wollte das Land bereisen, die Menschen zeigen, lange Reportagen machen, zum Beispiel für den Weltspiegel. Dann bricht der Krieg in der Ukraine aus - und Golineh Atai befindet sich als Journalistin im Kriegseinsatz.
Über ihre Erfahrungen hat sie ein Buch geschrieben, das im Juni 2019 im Rohwohlt-Verlag erschienen ist: "Die Wahrheit ist der Feind. Warum Russland so anders ist."
In dieser Podcast-Episode spreche ich mit Golineh Atai darüber, warum sie dieses Buch geschrieben hat. Sie hat erlebt, wie dem eigentlichen Krieg ein Informationskrieg vorausgegangen ist und wie sich immer schwerer herausfinden ließ, was eigentilch wahr ist und was wahr sein soll. Und für wen.
Ein Faktor, der auch jetzt während der Corona-Pandemie entscheidend ist. Wer gibt welche Zahlen und Informationen raus? Wie wichtig sind die Informationen, die sich Staaten untereinander vermitteln - und was, wenn das nicht passiert. Wenn Informationen verschwiegen werden? Wer profitiert von der Krise - und wer versucht, sie politisch für sich zu nutzen?
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