Ein Wein-Podcast aus den Untiefen schwarzer Gläser
Weinhandel bei Amazon ist ein Thema, das vermutlich eher die Anderen betrifft. Aber man kann ja mal drüber reden. Dazu gibt es zwei deutsche Weine der Trendklasse.
Es ist eine der Sachen, die ‚wahre Weinkenner‘ höchstens heimlich machen: Ihren Stoff bei Amazon kaufen. Felix hat sich vor einiger Zeit mit dem Thema beschäftigt und Spannendes gelernt. Und weil es in diesem Podcast auch mal um die Randbezirke unserer Bubble geht, erzählt er davon. Es ist Zufall, dass ein anderer Händler Sponsor dieser Episode ist: Zum Wein-Abo von Lobenbergs Gute Weine findet ihr hier mehr Infos.
Sascha serviert einen Weißburgunder aus Baden, der allerdings als Landwein deklariert ist. Wasenhaus Bellen 2020 ist ein ganz sauberer und eher klassischer Wein, der nach hinten raus leider einiges an austrocknender Schärfe zeigt. Mit dem nächsten Schluck lässt sich das zwar prima reparieren, weil der Antrunk wirklich wunderbar ist, aber so richtig fröhlich macht der Wein beide Blindflieger nicht. Das ist eher ein Essensbegleiter als ein Solist.
Karsten Peter ist Gutsdirektor bei Gut Hermannsberg. Da macht er einen tollen Job. Entsprechend neugierig war Felix auf die Weine aus Peters Nebenprojekt in der Pfalz. Der Dürkheimer 1C 2022 ist Pfälzer Riesling in Reinkultur, angenehmerweise mit nur 12 Prozent Alkohol. Die Frucht ist dabei so reif und die Säure so gut integriert, wie man es heute nur noch mit viel Arbeit im Weinberg hinbekommt. Auch wenn die jugendliche Art Sascha erst auf eine falsche Fährte führt, findet der Wein bei beiden Verkostern Anklang.
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Klingt kryptisch und ist doch so normal: Inflation, Baby. Lasst uns die Wirklichkeit umarmen und feststellen: Kostet jetzt halt mehr als früher.
Aber so banal ist es nicht, keine Angst, wir gehen nicht unter die Populisten. Vielmehr stellt Felix fest, dass diese ganze Teuerung mehr als nur ein Achselzucken in ihm auslöst. Es ist ein Umdenken, das sich vor allem auch darum dreht, dass unsere Hörer gerne miterleben wollen. Also sollen sie und wir reden es ihnen nicht aus. Und wenn das jetzt ein bisschen kryptisch klingt, ist das auch in Ordnung, soll ja schließlich motivieren, die Episode zu hören.
Flo arbeitet nach und bringt einen Wein, der eigentlich noch zur letzten Folge und der Riesling-Liste gehört. Der Graacher Himmelreich Riesling Kabinett 2016 von Schloss Lieser ist unfassbar lecker und hat eine wunderbare Textur, gefällt Felix aber eher als Spätlese denn als Kabi, was heißen soll, dass er mehr schmeichelt als elektrisiert – Willkommen in Nerdhausen! Es ist in jedem Fall ein sehr lebendiger Moselriesling am Beginn der Trinkreife mit vielen Jahren weiterer Lebenserwartung und ein schöner Start in den Abend.
Andreas Durst macht Fotos und Wein, lebt in der Pfalz und ist ein alter Bekannter von Flo. Felix hat den Teilzeitwinzer von 11 Jahren im Rheingau kennengelernt. Als er ihn neulich auf der Mainzer Weinbörse traf, entstand der Plan, dass Felix Flo einen Wein einschenkt, an dem dieser in früheren Jahren sogar mitgearbeitet hat. Wird er ihn erkennen? Der Portugieser Wurzelecht, aus alten Reben 2021 ist ein ganz schlanker und eleganter Wein mit 11,8 Prozent Alkohol, viel Frische und einer Anmutung, wie sie nur wenige deutsche Rotweine bieten können. Wer es sich leisten mag, der sollte diesen Wein (und auch den Silvaner) von Andreas Durst einmal getrunken haben.
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Vor etwas über einem Jahr hat Felix seine Analyse der neuen Wirklichkeit vom Kampf gegen Alkohol als legale Substanz hier veröffentlicht und mit ein paar Prognosen verknüpft. Die sind jetzt alle eingetroffen, also brauchen wir ein paar neue Vorhersagen. Als Bonustrack gibt es einen letzten Lösungsvorschlag.
Alkohol ist durch und durch giftig und hat nicht die geringste positive Eigenschaft. Diese Haltung erhebt eine gut finanzierte Sekte mit legalen aber unmoralischen Mitteln gerade zur Staatsposition in diversen westlichen Ländern. Die Zielscheiben dieses Angriffs glauben sich zu wehren, und bedienen doch nur die Strategie des Gegners. Der deutsche Wein bräuchte eine Lobby-Organisation, die diesen Namen im postfaktischen Zeitalter noch verdient. Doch die Damen und Herren möchten sich die Hände nicht schmutzig machen. Also gehen sie stilvoll unter – und mit ihnen die deutsche Weinbranche.
Wenn Felix schon laut rumpoltert, so schenkt er Sascha doch wenigstens einen Wein ein, der ein zartes, leises und trotzdem ausdrucksstarkes Liedchen singt. Lisa Bunns Chardonnay vom Kalkstein 2023 ist vielleicht derzeit das Nonplusultra im Einstiegsbereich bei dieser Traube. Für Sascha ist das ungewohnt, denn wir trinken sehr selten die Basisqualitäten vom Chardonnay. Er mag den Wein sehr, kann ihn allerdings nicht einordnen. Sehr gut: Überraschungen sind doch irgendwie das Salz in der Suppe. Der Wein ist ein Neuzugang in Felix‘ Vipino-Kollektion.
Vor allem, weil Sascha das genaue Gegenteil im Gepäck hat: vollmundigen, schweren Chardonnay mit Holz und Röstnoten. Der Wein kommt nach dem Transport etwas wärmer ins Glas, weswegen Felix sich nicht zwischen Weiß- und Rotwein entscheiden kann. Doch das macht gar nichts. Das für Sascha und Felix faszinierendste an Olivier Bernsteins Puligny-Montrachet 1er Cru Champ Gain 2011 ist, dass man ihn aus dem schwarzen Glas fröhlich als beides trinken kann und er funktioniert gleichermaßen. Das ist einfach burgundisches Weinvergnügen auf höchstem Niveau.
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Flo hat seine Hausaufgaben erledigt, den ganzen Sommer gegrübelt. Und was ist dabei herausgekommen? Spannende Empfehlungen. Ins Glas kriegt er den Bonuswein.
Weine, die man mal getrunken haben muss, sind ein schönes Thema – zumindest wenn man etwas Hirnschmalz reinsteckt, um nicht einfach eine Liste von wahllosen Distinktionsmonstern zusammenzuschreiben. Flo hat sich den Sommer über das Hirn zermatert. Klar kommt auch er nicht ohne Klassiker wie Dschay Dschay aus. Bürklin-Wolf muss für den Pfälzer ohnehin sein. Aber es gibt auch spannende Preis-Genuss-Meister und Perlen des Nonkonformismus.
Das Riesling GG Zellerweg am schwarzen Herrgott 2023 von Battenfeld-Spanier aus Rheinhessen findet sich auch in Flos Liste – als Repräsentant des außergewöhnlichen Lagenportfolios von Hans-Oliver Spanier und Caroline Spanier-Gillot. Dieser Jahrgang hat Felix schon in Wiesbaden gefallen. Gerade eine Woche war seine letzte Begegnung her. Die Beschreibung im Blog ist nicht so weit weg von dem, was jetzt im Glas brilliert. 18 Stunden Luft und eine gut geschüttelte Fahrradfahrt verändern den Wein, jedoch keinesfalls zum Negativen. Großer Stoff.
Den Steinberger Wild Ferment 2020, Riesling trocken Versteigerungswein von Kloster Eberbach im Rheingau hat Felix nach der Aufzeichnung noch in eine Probe eingebaut und hier beschrieben. Einen längeren Bericht zum Weingut gibt es hier. Der Wein ist anders, fordernd, wild, aber eben nicht reduktiv-stinkig, sondern brillant und strahlend. Die Zitrusfrucht ist typisch für die Lage, die Phenolik zurrt ein bisschen an der Zunge, lässt den Rieslingfan aber nur nach mehr lechzen. Flo ist schwer angetan. Nächstes Jhr im Frühjahr steht der Wein zur Versteigerung an.
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Der Sommer war zu kurz, aber was soll man machen? Seit drei Tagen herrscht in Berlin Rotweinwetter, also trinken wir Rotwein.
Der Sommer bot nur mäßig Anlass zur Freude, doch wollen wir nicht jammern. Wir haben schließlich eines unserer Lieblingsthemen am Wickel: Die GG-Vorpremiere des VDP. Dazu geht es um die Frage, ob wir alle nicht ein bisschen demütiger sein wollen, wenn es um das wunderschöne Thema Wein geht.
Sascha legt los mit einem sehr spannenden Vergleich: ein perfekt gelagerter Wein aus spät reifendem Jahrgang und der gleiche Stoff aus miserabler Lagerung und eher klassischem Jahr. Chateau Talbot aus Saint Julien (Bordeaux) Jahrgänge 1986 und 1990. Das macht Felix viel Spaß, auch wenn beim 90er eine Faszination am Grusel mitspielt. Der 1986er ist von vorne bis hinten ein ganz wunderbares Erlebnis. Anbei findet Ihr die Weinliste des ersten Tasting-Events von Sascha und Flo am 21. September 2024.
NameRebsortePoggio Di Sotto Brunello De Montalcino 2016SangiovesePoggio Di Sotto Brunello De Montalcino Riserva 2016SangioveseTenuta Nuova Casanova di Neri Brunelli 2016SangioveseReimitz 2016SangioveseOrnellaia 2016BlendAntinori Tignanello 2016BlendSolaia 2016BlendFelix hat sowas wie den neuen heißen Sch*** des italienischen Merlot aufgetrieben. Der Volta die Bertinga 2016 IGT aus der Toskana ist reinsortig, kommt aus dem Chianti-Gebiet und wurde bisher aus den Jahrgängen 2015, 2016 und 2019 vorgestellt. Mit kräftiger Säure und bezaubernd frischer Frucht schleicht er sich an und macht dann langsam süchtig. Wir mussten die Flasche nach der Aufzeichnung leider austrinken.
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Über Sinn und Unsinn von Bucket-Listen lässt sich trefflich sinnieren. Machen wir heute. Und am Ende haben wir auch ein paar Weine für selbige.
Hörerwünsche werden ernst genommen in diesem Podcast. Es kann nur manchmal etwas dauern, bis wir uns ihnen widmen können. Jetzt also endlich der Versuch einer Antwort auf die Frage: Was muss man mal getrunken haben? Felix und Flo sind sich rasch einig, dass jede Generation einen eigenen Kanon haben sollte. Aber wie der aussieht und welche Rolle die teuersten Weine der Welt in so einer Liste spielen – das gilt es erst einmal auszudiskutieren
Felix hat extra für diese Episode und zu dieser Fragestellung einen Wein besorgt, den er auf einer solchen Liste sieht. Der Sauvignon Blanc GSTK Ried Moarfeitl 2021 von Neumeister aus der Steiermark ist für Felix zwar nicht der beste Sauvignon Blanc der Welt (Kandidaten dafür wären etwa die Alten Reben von Neumeister oder der IZ von Tement), aber es ist der Wein, der alles zeigt, was Sauvignon Blanc sein kann und schon nahe an der Perfektion – für weniger als 50 Euro. Denn am Ende sollte eine solche Liste verfügbare und bezahlbare Weine enthalten. Wenn die dann so einschlagen, wie der Moarfeitl bei Flo, dann ergeben sich daraus Anknüpfungspunkte und Begehrlichkeiten, die ein Vielfaches teurer sein können.
Flo hat einen Herzenswein im Gepäck: Luddite Chenin Blanc 2022 aus Südafrika. Felix ist auch ein Fan des Weinguts, hatte die Weine schon häufig im Glas und war stets glücklich. Aber der Wein hat einen gewissen Anteil aus maischevergorenen Partien und das ist häufig schwarzglasinkompatibel. Es riecht manchmal ein bisschen ältlich, aber nicht so deutlich wie bei reinem Orange-Wein, der auch im blickdichten Glas seine Machart verrät und die Erwartungen neu kalibriert. So ist das halt mit der totalen Blindverkostung: so viele Vorteile sie hat, sie ist nicht das universale Mittel zur Bewertung von Weinen.
Den von Flo zitierten Artikel über das MW-Examen findet Ihr hier.
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Eine Podcast-Episode zur Frage wo die Freude am Schönen aufhört und alberne Heldenverehrung anfängt – wir streifen heute durch die Welt der Überdrüberweine.
Es ist eine der schwierigsten Disziplinen der Weinkritik: die Bewertung von Wein-Ikonen. Viele scheitern daran und im Ergebnis entsteht der Eindruck, die Großen Weine der Welt seien selbst in kleinen Jahren noch ein Erlebnis vom anderen Stern. Sie sind es nicht, oder wie Felix es formuliert: 89 Premier-Grand-Cru-Punkte schmecken nicht besser als 89 Chianti-Classico-Punkte, sie kosten nur das Vierzigfache.
Sascha startet mit einem Bericht zur Probe von 13 Jahrgängen Salon und diversen Bordeaux aus der Kategorie Endstufe. Eine wirklich einmalige Erfahrung, die man gut auf zwei Abende hätte verteilen können. Aber an einem Abend war es auch sehr schön (Zwinkersmiley). Dazu serviert er einen Weißwein, den Felix auch mit Freuden in die Kategorie Endstufe einsortiert. Das Weingut Roc d’Anglade aus Südfrankrewich hatten wir schon mit einem Rosé im Podcast. Jetzt also der Blanc 2020. Unglaublich harmonisch, angenehm trocken, fast ein bisschen streng, aber mit voller Frucht versöhnend und animierend. Ein absoluter Traum.
Felix kommt mit der Basis von Ca‘ del Bosco aus der Franciacorta, der 45a Edizione und Gedanken zur Frage, wie sehr der Aufwand, den ein Weingut betreibt, eigentlich in die Bewertung des Weines einfließen sollte. Seine Meinung ist sehr deutlich: gar nicht. Sascha gefällt der italienische Prickler mit seiner kräftigen Säure, gepuffert von ein wenig Dosage ausgesprochen gut, denn es muss ja nicht immer Salon sein.
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Weingläser beeinflussen den Geschmack des Weines. Es ist faszinierend, wie viele Menschen das glauben – meist, weil sie es ja selber jeden Tag erleben. Wir müssen mal über die Studienlage reden. Die ist vernichtend.
Ollie ist nach langer Pause mal wieder mit von der Partie und hat ebenfalls fleißig Studien gewälzt. Ausnahmsweise sei hier noch einmal kurz die Geschichte aus dem Podcast wiederholt, um etwas Kontext in die Links zu bringen. Angefangen hat die ganze Geschichte mit den Gläsern der Riedel Vinum Serie. Mehr als ein Jahrzehnt waren das die einzigen Gläser auf der Welt, deren Produzent behauptete, sie würden den Geschmack des Weines verändern.
Das Wirkunsgprinzip beruhte auf den Geschmackszonen der Zunge. Mit diesen begründet Riedel noch heute den angeblichen Effekt. Hier findet sich ein entsprechender Text im Shop des Unternehmens. Sollte sich das ändern anbei der Screenshot aus dem Juni 2024. Das Problem mit den Zungenzonen ist: es gibt sie nicht. Wie hier schon einmal erzählt, entspringen sie einem Übertragungsfehler. Eine alternative Erklärung für die Wirkung der Gläser hat bis heute kein Produzent angeführt.
Da die Wirkung auf einem Prinzip beruht, das gar nicht existiert, hat sich die Wissenschaft lange schwer getan mit Forschung zum Thema. In einer recht aufwändigen Glas-Studie von 1999 entschieden sich die Autoren aus genau diesem Grund gegen Geschmackstests. Hier kann man die Studie herunterladen. Sie kommt allerdings zu dem Schluss, dass die Form eines Glases den Geruchseindruck beeinflusst. Leider korreliert dieser Effekt mit dem Füllstand. Eine einheitliche Wirkung hätte ein Glas nur, wenn man es nach jedem Schluck nachfüllt und immer den gleichen Pegel hält sowie es immer im gleichen Winkel zur Nase führt. Eher unpraktisch.
Einige Jahre später, als Riedel vor allem in den USA mit seiner Glas-Story punkten konnte, folgten dann doch Forschungen zum Thema Geschmack. In diesem Artikel sind etliche davon erwähnt und deren Autoren befragt. Am Ende kommt auch das Unternehmen zu Wort und man darf die Situation wohl so beschreiben: 2005 war eigentlich alles zum Thema gesagt. Doch 2006 erschien die Firma Zalto auf dem Markt und führte die Legende auf das nächste Level. Denn auf einmal konnte sogar ein einzelnes Universalglas mit der immer gleichen Form die verschiedensten Weine positiv beeinflussen. Alle Welt war begeistert und überzeugt, dass das funktioniert.
Wie würde man die Behauptung ein bestimmtes Glas könne aufgrund seiner Form den Geschmack eines Weines positiv beeinflussen am besten verifizieren oder falsifizieren? Zum einen, indem man einen Blindtest mit Gläsern mehrfach durchführt. Die Erwartung wäre dann, das ein Glas immer gewinnt (wahr) oder in einem Test gewinnt und im nächsten unter ferner liefen landet (falsch). Die zweite Methode wäre, zwei Mal die gleiche Form in den Test zu bringen. Dann hieße Falsifikation, dass das Glas völlig unterschiedlich bewertet wird und Verifikation, dass beide Gläser sehr ähnlich abschneiden.
Etliche Gläsertests hat es seit 2009 gegeben. In jenem ersten, von der Zeitschrift Stern durchgeführt, gewann Zalto in allen Kategorien. 2016 bei der Zeitschrift Vinum landete dann aber das Zalto Universal außerhalb der Top 6. Das Gabriel, das den Vinum-Test gewann, war in jenem zwei Mal angetreten, in der maschinell und handgefertigten Variante, die sich in der Form allerdings nicht unterscheiden. Neben dem ersten gab es auch einen der hinteren Plätze. Damit haben – unabhängig von der im Artikel von 2005 zitierten Laborforschung – auch die Praxistests die These klassisch falsifiziert. Das wird aber sicher nichts daran ändern, dass eine Mehrheit der Weinfreaks weiter an die Geschichte der geschmacksoptimierenden Gläser glauben wird. Davon geht die Welt nicht unter.
Wein gibt es auch zu trinken in dieser Episode. Das Riesling GG Rüdesheimer Schlossberg 2021 von Künstler ist Rheingau in absoluter Perfektion. Ollie muss sich erst noch eingrooven, weil der Wein eben nicht über Wucht oder Konzentration kommt, sondern über Tiefe und Länge. Startet wie ein süffiger Schoppen und dreht dann auf bis an den Anschlag. Das ist großer Riesling.
Ollie schenkt Felix einen Wein aus Bolivien ein. Der Negra Criolla Jardín Oculto 2022 von Finca San Roque ist weiß gekeltert aus schwarzen Trauben. Das ist im schwarzen Glas besonders schwer zu bewerten, denn das hat auch viel von Rotwein. Insgesamt ein schöner Wein, wenngleich zwei bis drei Ligen unter dem Riesling spielend.
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Ganz ohne Absprache servieren wir uns zwei richtig dicke Brummer. Dazu sprechen wir über den Produktionsaufwand eines Weinpodcasts und Preisbildung im Zeitalter der Koppelgeschäfte.
Es ist alles nur Spekulation, so viel sei gleich gesagt. Doch die bei vielen Fine-Wine-Liebhabern verhassten Koppelgeschäfte erreichen neue Dimensionen. Kaufen Sie sechs Flaschen von diesem eher ungeliebten Tropfen, damit Sie eine Flasche vom heißbegehrten Stoff abbekommen. Das gab es schon immer. Doch jetzt hört man von eher verstörenden Produktkombinationen. Wer weiß, wo das endet…
Sascha hat einen perlenden Hauswein vom Schwager im Gepäck, der eine interessante Aromatik zeigt. Doch das ist nur ein kleiner Aufgalopp. Eigentlicher Wein des Tages ist der Gourt de Mautens 2016 von Jerome Bressy. Der gefällt Felix eigentlich ganz gut, kann seine 16 Prozent Alkohol aber nicht ganz verstecken. Deswegen gibt es ein paar Abzüge in der B-Note, insbesondere weil wir in der allerersten Folge des Podcast schon mal einen deutlich schlankeren 2001er im schwarzen Glas hatten.
Den Wein, den Felix einschenkt, haben Sascha und er vor sechs Jahren zusammen verkostet und sehr gemocht. Der Grüne Veltliner Stockkultur 2012 von Neustifter aus dem Weinviertel ist einer der teuersten Weißweine Österreichs, wird dort aber nicht gerade besonders gefeiert. Dabei hat dieser ausgesprochen schwere Weißwein durchaus Klasse. Man muss die Wucht mögen, aber das fällt unseren beiden Podcastern überhaupt nicht schwer.
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Was macht eine hochwertige Rebsorte aus? Und wann ist eine Sorte minderwertig? Und welche Zukunft hat die Getränkedose in der Weinbranche? Wir sammeln ein paar Themen auf, die immer mal wieder aufpoppen. Dazu gibt es ambitionierte Weine.
Jeder Weintrinker kennt vermutlich ein paar Rebsorten, deren Erzeugnisse ihr oder ihm gar nicht munden. Und es gibt Rebsorten mit vielen Fans oder eher wenigen. Andererseits sind im Supermarkt erfolgreiche Rebsorten wie Dornfelder bei Kennern eher ungeliebt. Felix versucht daraus etwas abzuleiten, was eine Wertigkeitsrangliste der gängigen Rebsorten darstellen könnte. So richtig gelingen will das nicht, aber Hauptsache, wir haben mal drüber geredet. Ähnlich verhält es sich mit der Aluminiumdose, deren Erfolg in der Weinbranche auf sich warten lässt. Flo weiß zu berichten, woran das liegt.
Vor einiger Zeit war das Weingut Materne & Schmitt Thema im Podcast, als es zum ersten Mal um das mittlerweile regelmäßig diskutierte Thema der defekten Feedbackschleife zwischen Produzent und Konsument ging. Als Beispiel ausgesucht hatte Felix es, weil er noch nie einen Wein der beiden Winzerinnen getrunken hatte – mithin keine eigene Meinung hatte. Das erschien im Kontext sinnvoll. Ein Hörer nahm das zum Anlass, ihm eine Flasche zu schicken, auf dass er sich ein Bild machen möge. Warum nicht live? Also schenkt Felix den Winninger Ortsriesling 2019 ein und Flo findet ihn ausgesprochen angenehm.
Wir hatten das schon verschiedentlich: es gibt Weine, die sind nicht für das schwarze Glas geschaffen. Rosé gehört dazu und viele Spielarten von maischevergorenen Weißweinen auch. Die Scheurebe ‚O‘ 2022 von Pfeffingen ist so ein maischevergorenes Exemplar, das mit seiner jugendlichen Kraft viel Luft und beesser auch ein wenig Kontext vertragen kann. Erst der letzte Schluck macht Felix richtig glücklich. Wie es mit dem Wein über die nächsten Tage weiterging, verraten wir dann in der nächsten Episode.
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Wir haben Rücken! Und das setzt merkwürdige Assoziationsketten in Gang. Da müsst Ihr durch. Zur Belohnung gibt es ganz große Weine zum bezahlbaren Preis, gleich zwei Mal.
Sascha weint ein bisschen. Früher war alles besser, als die Weine noch ein bisschen einfacher waren. Das riecht nach einem Thema, dass wir weiter beleuchten werden. Schließlich hoffen wir heimlich alle, dass das teure Zeuch gar nicht glücklich macht. Den besten Beweis liefern unsere beiden heutigen Weine. Die sind besonders – in so vielfacher Hinsicht, dass wir das hier nicht aufschreiben werden. Das müsst Ihr schon selber hören.
Sascha hatte im Keller plötzlich diesen Wein in der Hand und fragte sich: mit wem soll ich das denn trinken? Das ist keine schlechte Voraussetzung für den Blindflug. Der Wein ist der Soave ‚La Rocca‘ 2010 von Pieropan und Felix ist schockverliebt. Das ist ein Strukturwein aus dem Bilderbuch und ganz großer Stoff für einen ganz kleinen Taler. Wohlfühlbombe mit kräftig Pfeffer im Hintern – es gibt Weine, die sind ganz einfach zu beschreiben.
Der Picaro del Aguila Clarete Rosado 2017 von der Dominio del Aguila ist das Gegenteil. Felix braucht allein drei Minuten um halbwegs zu erklären, warum dieser Rosé eigentlich kein Rosé ist, aber selbstverständlich einer der beiden Rosés aus Spanien, die man mal getrunken haben muss. (Er stammt übrigens aus Ribera del Duero und nicht, wie im Eifer des Gefechts erzählt, aus der Rioja. Zum Glück haben wir aufmerksame Hörer.) Der Wein hat Holz, erstaunlich kräftige Säure, eine fordernde Nase und allerlei Eigenschaften, die ihn spannend machen. Dazu ist er ziemlich limitiert. Aber eines ist er nicht: teures Zeuch. In diesem Sinne: We’ll keep you posted.
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