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Redaktion NachDenkSeiten

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  • 7 minutes 48 seconds
    Spiegel-Redakteur fragt: „Sind wir bereit, unsere Kinder in den Krieg zu schicken?“

    „Sind wir bereit, unsere Kinder in den Krieg zu schicken?“, fragt ein Spiegel-Redakteur in einem aktuellen Beitrag. Was daraufhin folgt, ist keine Grundsatzkritik an dem politischen Großvorhaben Kriegstüchtigkeit, sondern ein journalistischer Offenbarungseid. Das Schlimme daran ist nicht einmal, dass das ehemalige Nachrichtenmagazin einmal mehr zeigt, wie wenig es noch von Politik versteht. Das Schlimme ist: Mit Beiträgen dieser Art reißen Medien immer weiter die Räume für eine Politik auf, die sich in einen Wahn von einem russischen Angriff hineinsteigert. Ein Kommentar von Marcus Klöckner.

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    „Die deutsche Gesellschaft muss sich zügig die Frage stellen: Will sie ihre Söhne und Töchter in den Kriegstod schicken?“ Mit dieser Frage beginnt die Einleitung meines neuen Buches zum Thema „Kriegstüchtigkeit“. Dass ich diese Frage direkt zu Beginn aufwerfe, hat seine Gründe. In der einen oder anderen privaten Unterhaltung wurde mir die Frage gestellt, ob diese Frage nicht zu übertrieben sei. Schließlich: So weit seien wir nicht. Die Reaktion kann ich einerseits nachvollziehen. Doch wenn man sich als Autor damit auseinandersetzt, wie die gesamte Republik nicht nur auf „Verteidigungsfähigkeit“, sondern auf Kriegstüchtigkeit getrimmt werden soll, drängt sich ein anderes Fazit auf. Was gerade in Deutschland unter der Bezeichnung Kriegstüchtigkeit passiert, ist gefährlich. Schritt für Schritt erschaffen nämlich Politiker, Journalisten und Experten eine Realität, von der sie vorgeben, sie verhindern zu wollen. Es „droht“ keine Gefahr eines russischen Angriffs (siehe hier), sondern die Gefahr einer Politik, die sich zunehmend in einen Kriegswahn hineinsteigert.

    Die Frage des Spiegel-Redakteurs baut dann auch nicht etwa auf eine dringend benötigte Grundsatzkritik. Sie baut vielmehr auf ein Bündel an falschen Annahmen und Vorstellungen – und bedient so den politischen Wahn. Während meine Frage darauf abzielt, die Gesellschaft wachzurütteln, um der Politik ein „Nein!“ entgegenzurufen, bedient der Spiegel-Redakteur den Geist der vorherrschenden Politik.

    Und dennoch spüre ich beim Lesen des Artikels von Lothar Gorris fast so etwas wie Mitleid. Der Begriff „tragisch“ schießt mir durch den Kopf. Da sinniert ein erfahrener Journalist (Jahrgang 1960) über seinen 18-jährigen Sohn und darüber, wie es wohl mit ihm in Anbetracht der gegenwärtigen politischen Lage „weitergehen“ wird. Schnell wird klar, worum es geht. „Putins Angriffskrieg“ und alles, was damit eben aus Sicht des Mainstreams einhergeht: Darum drehen sich die Gedanken des Redakteurs.

    „Nun haben“, so schreibt Gorris, „der Angriff Putins und die Drohung der neuen US-Regierung, die Nato zu verlassen, alles verändert.“ Der Spiegel-Redakteur bezieht sich hier auf das von Deutschland über Jahre verfehlte Zwei-Prozent-Ziel der NATO.

    Gorris lässt seinen Gedanken freien Lauf: „Vielleicht sind diese Tage eine Art Moment persönlicher Zeitenwende. Die Nachkriegszeit endet, eine Vorkriegszeit beginnt. Es ist der Moment, in dem sich die Idee des ewigen Friedens, die sich so lange realistisch und natürlich angefühlt hatte, als Illusion erweist.“

    Die Zeilen reichen aus, um zu verstehen, durch welche „Brille“ der Journalist auf das Projekt Kriegstüchtigkeit blickt. Die politische „Wahrheit“, wie sie der Medienmainstream hoch und runter „berichtet“, zeigt ihre Früchte.

    Der Feind wurde erkannt. Es ist Russland. Von ihm geht Gefahr aus.

    Wie unterkomplex und ja: wie eklatant falsch die Vorstellungen vom bösen Russland und vom guten Westen in der Realität sind, sollte doch längst bis in die Köpfe von Spiegel-Redakteuren vorgedrungen sein.

    Gerade hat die New York Times in einem Artikel darüber geschrieben, dass die USA viel tiefer in den Ukraine-Krieg verstrickt sind, als viele es angenommen haben.

    „Offiziere des Militärs und der CIA in Wiesbaden halfen bei der Planung und Unterstützung einer Kampagne ukrainischer Angriffe auf der von Russland annektierten Krim. Schließlich erhielten das Militär und dann die CIA grünes Licht für gezielte Angriffe tief in Russland selbst. In gewisser Weise war die Ukraine auf breiterer Ebene ein Rückspiel in einer langen Geschichte von Stellvertreterkriegen zwischen den USA und Russland – Vietnam in den 1960er-Jahren, Afghanistan in den 1980er-Jahren, Syrien drei Jahrzehnte später.“

    Die CIA hat nicht nur schon frühzeitig – lange vor dem russischen Angriff – in der Ukraine agiert, sondern CIA-Vertreter waren laut der US-Zeitung sogar aus Wiesbaden arbeitend mit Planungen im Krieg betraut. Und: Dass es sich bei diesem Krieg selbstverständlich um einen Stellvertreterkrieg handelt, erwähnt das Blatt so nebenbei – während weite Teile der deutschen Medien seit über drei Jahren den Stellvertreterkrieg leugnen.

    In der Sinnwelt des Spiegel-Artikels kommt die Dimension der Geostrategie so wenig vor wie die dreckige Tiefenpolitik der USA. Und das ist der Punkt, wo das Mitleid dann doch schwindet. Denn hier schreibt ja nicht der „Mann von der Straße“, hier schreibt jemand über die große Politik in einem der angesehensten Magazine des Landes, der im Grunde genommen über alle Fähigkeiten verfügen sollte, um das Propagandaprojekt Kriegstüchtigkeit zu durchschauen.

    Einerseits möchte man Gorris auf die Seite nehmen, um mit ihm mal in Ruhe zu reden und ihm den Krieg in der Ukraine zu erklären. Doch wozu würde das führen? Was Russland angeht, verhält es sich bei vielen Journalisten so wie beim Glauben an die Corona-Maßnahmen: Die Maske wurde getragen, und der Impfung hat man sich unterzogen, weil man damit sich und andere schützte. Punkt. Ende der Diskussion. Zweifel an diesen Grundprämissen gelten bis heute als völlig abwegig – egal, wie die Wahrheit aussieht. Selbst wenn die Annahmen falsch sind: In der Welt der Ignoranz bleiben sie dennoch wahr.

    Was Russland und den Ukraine-Krieg angeht, liegen längst die Fakten auf dem Tisch. Ein Stellvertreterkrieg? Ohne jeden Zweifel. Boris Johnson, Marco Rubio, John Mearsheimer, Erich Vad, Michael Wyss … und wie sie auch alle heißen, haben das Kind beim Namen genannt.

    Aber es hilft ja alles nichts, wenn persönliche Überzeugung die Realität sticht. Meine Erfahrung aus schier endlosen Diskussionsversuchen ist: An der „Gefahr“ durch Russland wollen viele festhalten. Manche würden sogar so weit gehen, lieber ihre eigenen Kinder und die Kinder ihrer Nachbarn unter einem falschen Feindbildglauben in einen Krieg mit Russland zu schicken als in Betracht zu ziehen, dass sie falschen Realitätsvorstellungen unterliegen.

    Gorris erzählt in dem Artikel von einer Autofahrt, bei der er ein Interview im Deutschlandfunk gehört habe. Und da vervollständigt sich dann auch das Gesamtbild. Deutschlandfunk?

    Bei gesellschaftlichen und politisch relevanten Fragen nutzen kritische Geister den Medienmainstream allenfalls noch als Kontraindikator. Einfach das Gegenteil annehmen von dem, was gesagt wird – und dann passt es fast immer. Nicht, dass man am Ende noch bereit ist, die eigenen Kinder in einen Krieg zu schicken, den skrupellose politische Eliten herbeifantasieren.

    Titelbild: Screenshot SPIEGEL.de

    2 April 2025, 10:00 am
  • 13 minutes 36 seconds
    Der enthüllte Wahnsinn: Die „New York Times“ glorifiziert ein Kriegsverbrechen

    Ein aktueller Artikel der New York Times, verfasst von Adam Entous, offenbart auf schockierende Weise die operative Tiefe der US-amerikanischen Kriegsführung in der Ukraine – und entlarvt zugleich das jahrelange Narrativ vom „Stellvertreterkrieg“ als bewusste Täuschung. Doch statt diesen Skandal als solchen zu benennen, feiert die Zeitung den massenhaften Tod junger Ukrainer als strategisches Kalkül. Der Artikel ist nicht nur ein journalistisches Dokument, sondern ein moralisches Desaster – es ist ein Mahnmal einer entgrenzten Kriegsführung, die jedes menschliche Maß verloren hat. Ein Meinungsbeitrag von Sabiene Jahn.

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    Am 29. März 2025 veröffentlichte die New York Times unter der Feder von Journalist Adam Entous den Artikel „The Partnership: The Secret History of the War in Ukraine“ (Die Partnerschaft: Die geheime Geschichte des Krieges in der Ukraine) – ein 26-seitiges Dokument, das die direkte und umfassende Verstrickung der USA und der NATO in den Ukraine-Krieg offenlegt. Basierend auf über 300 Interviews mit Vertretern aus Regierungen, Militär und Geheimdiensten, darunter aus den USA, Großbritannien, Deutschland, Polen, Belgien, Lettland, Litauen, Estland, der Türkei und der Ukraine, zeichnet Entous ein Bild, das die bisherigen Narrative der Biden-Regierung und westlicher Medien als Lüge entlarvt. Doch statt diese Enthüllungen als Skandal zu brandmarken, verpackt er sie in eine heroische Erzählung – ein moralisches Desaster, das den Tod Hunderttausender glorifiziert. Der Beitrag bedeutet eine tektonische Verschiebung – nicht, weil er neue Wahrheiten zutage fördert, sondern weil er die lange bekannten, aber medial verschwiegenen Tatsachen über die Rolle der USA im Ukraine-Krieg nun öffentlich legitimiert.

    Was jahrzehntelang als „Verschwörungstheorie“ diffamiert wurde, wird jetzt zur offiziellen Heldensaga einer imperialen Kriegsmaschinerie umgedeutet. Wer den Artikel liest, hält nicht etwa eine investigativ-journalistische Aufarbeitung in der Hand, sondern eine moralisch enthemmte Propagandanarration – verfasst im Ton eines Hollywood-Drehbuchs, das den Tod von Hunderttausenden als notwendiges Opfer auf dem Altar amerikanischer Weltordnung verklärt. Der Artikel belegt auch, was kritische Analysten längst sagten: Die Ukraine ist kein eigenständiger Akteur in diesem Konflikt, sondern ein vollständig integrierter Satellit in einer „Kill Chain“, die von Washington über die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden bis an die russische Grenze reicht. Entous selbst schreibt, dass die Amerikaner nicht nur Waffen lieferten, sondern taktische Operationen planten, Zielkoordinaten lieferten, Angriffe steuerten und das Kommando faktisch ausübten. Ukrainische Generäle reisten regelmäßig ins US-Kommandozentrum nach Wiesbaden, wo die entscheidenden Schlachtpläne geschmiedet wurden. Das ukrainische Militär war – und ist – Exekutor einer westlich bestimmten Agenda.

    Buchhaltung des Mordens

    Doch statt dieses Eingeständnis mit der gebotenen Scham oder wenigstens Neutralität zu präsentieren, feiert Entous den massenhaften Tod junger Menschen als Beweis einer funktionierenden „Partnerschaft“. Besonders erschütternd: Die wiederholte Klage darüber, dass nicht genügend Ukrainer geopfert wurden. Man forderte – ganz offen – die Mobilisierung 18-jähriger Jungen für den Tod an der Front. Dass dieser Zynismus nicht einmal mehr verschleiert, sondern als strategische Vernunft verkauft wird, ist ein journalistischer Tiefpunkt – und ein moralischer Offenbarungseid.

    Verteidigungsminister Austin wird zitiert, wie er bei einem Besuch in Kiew verwundert war, dass „so viele junge Männer in Zivil“ durch die Straßen liefen, anstatt an der Front zu sterben. General Cavoli mahnte: „Bringt eure 18-Jährigen ins Spiel.“ Das ist kein milder Rat. Das ist ein Befehl zur Menschenopferung. Und genau das ist die Schlüsselerkenntnis dieses Artikels: Die USA betrachten die Ukraine als Schlachtfeld ihrer eigenen geopolitischen Ambitionen – und die Ukrainer als entbehrliche Bauern im Spiel gegen Russland.

    Entous schreibt von einem „Missverhältnis an Arbeitskräften“ – als ginge es um Fabrikproduktion, nicht um Menschenleben. Was wir lesen, ist nicht nur ein Eingeständnis einer tiefen operativen Integration – es ist eine entmenschlichte Bilanzierung von Toten, eine Buchhaltung des Mordens, in der junge ukrainische Leben als kalkulierbare Ressource betrachtet werden. Die Ukraine wurde unterworfen – militärisch, politisch und moralisch. Ihre Führung, wie der Artikel zwischen den Zeilen erkennen lässt, war nichts weiter als ein Ausführungsorgan westlicher Interessen. Und das alles wird in der New York Times nicht etwa angeklagt – sondern verklärt.

    Koordinatoren des Krieges werden zu Halbgöttern

    Erinnern wir uns: Im April 2022 lagen auf dem Verhandlungstisch in Istanbul greifbare Friedensvereinbarungen. Die russische Seite zeigte sich bereit, die Kämpfe einzustellen – bei gegenseitigen Sicherheitsgarantien und Neutralität der Ukraine. Doch der Westen wollte keinen Frieden. Boris Johnson reiste nach Kiew, um Selenskyj zum Rückzug aus den Verhandlungen zu bewegen. Der Krieg sollte weitergehen – und er ging weiter, weil die USA es wollten.

    Die New York Times inszeniert das als geopolitisches Heldenepos. Doch was dieser Artikel eigentlich ist, ist das schriftgewordene Eingeständnis eines imperialen Verbrechens. Die USA haben diesen Krieg geplant, befeuert, eskaliert – und bis zur letzten ukrainischen Patrone geführt. Sie haben einen ganzen Staat zur Operationsbasis umfunktioniert. Sie haben Kinder und Alte zum Kanonenfutter gemacht. Und jetzt, da alles scheitert, weil Russland die strategische Oberhand gewinnt, versuchen sie, das Scheitern den Ukrainern in die Schuhe zu schieben – weil sie nicht „genug Männer opfern wollten“.

    Wir stehen an einem zivilisatorischen Abgrund. Und Adam Entous hat ihn für das Weltarchiv kartografiert – nicht als Mahnmal, sondern als Kriegserzählung im Glanz amerikanischer „Führungsstärke“. Es ist ein Zeugnis, das bleiben wird. Und das uns später – in noch finstereren Tagen – den Maßstab liefern könnte, nach dem wir die Schuld bemessen. Was Adam Entous mit seinem Artikel in der New York Times enthüllt, ist nicht nur eine weitere Eskalationsstufe in der Erzählung eines „wohlmeinenden“ US-Imperialismus – es ist ein personifiziertes Tableau einer neuen Kriegsbürokratie, deren Protagonisten sich in einer Welt der Entgrenzung bewegen. Menschen wie General Christopher Cavoli, Verteidigungsminister Lloyd Austin, CIA-Schattenkrieger General Donahue und „Koordinatoren“ wie General Milley erscheinen in Entous’ Text nicht als Kriegsverantwortliche, sondern als strategische Überflieger, fast als Halbgötter einer modernen Kriegsreligion. Die Ideologie: Amerikanische Planung, ukrainisches Blut, geopolitischer Endsieg.

    Dabei ist das Maß der Perversion an vielen Stellen geradezu greifbar. Nehmen wir General Cavoli, der sich laut Entous über das ukrainische Mobilisierungsalter von 27 Jahren beschwerte. Wörtlich wird er mit den Worten zitiert: „Bringt eure 18-Jährigen ins Spiel.“ Diese erschütternde Kaltschnäuzigkeit gegenüber menschlichem Leben spricht Bände über die innere Haltung jener, die sich „Verbündete“ nennen – aber ihre Partner wie Verbrauchsmaterial behandeln. Noch entlarvender ist eine andere Szene, die Entous beschreibt: Verteidigungsminister Lloyd Austin beobachtet bei einem Besuch in Kiew aus dem Fenster seines gepanzerten Fahrzeugs die jungen Männer in den Straßen – „zu viele von ihnen nicht in Uniform“, wie er feststellt. Der Subtext ist klar: Diese Männer, diese Söhne, Brüder, Studenten, jungen Väter – sie sollten nicht leben, sondern sterben. Für die USA. Für eine Strategie, die in Wiesbaden gezeichnet wurde, in Washington genehmigt, in Kiew ausgeführt. Die zynische Konsequenz? Wer nicht bereit ist, mehr Leiber zu opfern, versagt im Auge der Planer.

    General einer CIA-Todeseinheit wird zur Schlüsselfigur

    Und damit sind wir beim zweiten Strang der Entous’schen Erzählung, die schon ein Jahr zuvor angelegt wurde: In seinem Artikel über die seit 2016 verdeckten CIA-Operationen in der Ukraine – erschienen 2024 in der New York Times – hatte er bereits minutiös beschrieben, wie die USA über Jahre hinweg das ukrainische Militärsystem durchdrangen. Die CIA bildete Spezialkräfte aus, errichtete Geheimdienststrukturen mit „Schläferzellen“ in Russland, organisierte Attentatsversuche und Sabotageakte tief im feindlichen Gebiet – alles im Vorfeld der „russischen Aggression“. Das Eingeständnis: Die „militärische Spezialeinheit“, die heute tötet, wurde von der CIA aufgebaut, geschult und mit tödlicher Intelligenz versorgt – noch bevor ein russischer Soldat ukrainischen Boden betreten hatte.

    Diese doppelte Artikellinie – erst die CIA-Offensive, dann die operative Kill-Chain – macht eines klar: Was Entous beschreibt, ist keine spontane Antwort auf russisches Handeln, sondern ein lang geplantes Szenario, in dem die Ukraine das perfekte Versuchslabor darstellte. General Donahue, ein Mann, der aus geheimen CIA-Todeseinheiten stammt und in Syrien, Afghanistan und Libyen „Zielpersonen eliminierte“, wurde an die Spitze der ukrainischen Kommando-Verbindung gestellt. Ein Mann, der gelernt hat, wie man ganze Staaten destabilisiert, wurde zur Schlüsselfigur eines „demokratischen Verteidigungskampfes“. Das ist keine Realsatire – das ist tödlicher Zynismus. Entous konstruiert dabei ein groteskes Heldensystem. General Milley, der bei einem Treffen in Ramstein den ukrainischen Generälen sagte: „Das sind eure Leute. Ihr müsst mit ihnen zusammenarbeiten.“ – wird im Artikel nicht als Befehlshaber dargestellt, sondern als diplomatischer Mentor. Aus einem Zwang wird ein Vertrauensbekenntnis gemacht. Die Hierarchie wird mit der warmen Rhetorik einer Kameradschaft übertüncht, die in Wahrheit nie existierte. Die Ukrainer durften wählen – zwischen Ausführung oder Isolation.

    Materiallager für die westliche Waffenindustrie

    Interessant ist, wie selektiv Entous seine ukrainischen Protagonisten wählt. Drei Namen tauchen auf: Verteidigungsminister Oleksij Resnikow, der inzwischen wegen Korruption entlassen wurde. General Syrsky, der unter Soldaten als „Blutgeneral“ gefürchtet ist, weil er in Bachmut tausende Männer opfern ließ. Und General Mykhailo Zabrodskyi – laut Artikel der zentrale Verbindungsmann zu den Amerikanern. Diese drei erscheinen wie Staffagefiguren, Platzhalter, deren einzige Funktion darin besteht, den amerikanischen Willen umzusetzen. Sie sprechen nicht – sie empfangen. Und das wird als „Partnerschaft“ verkauft. Der vielleicht erschütterndste Moment im Text aber ist der Moment des Dankes. General Donahue dankt den Ukrainern – nicht etwa für politische Standfestigkeit oder militärische Tapferkeit, sondern dafür, dass sie ihr Blut vergossen, damit amerikanische Taktiken verfeinert, neue Waffen getestet, operative Schlüsse gezogen werden konnten. „Dank euch“, so Donahue, „haben wir Dinge geschaffen, die wir allein nie hätten schaffen können.“ Das ist der wahre Kern dieses Krieges: ein imperialer Feldversuch mit echtem Blut.

    Die Ukraine als lebendiges Schlachtfeld für Pentagon-Strategen, als Materiallager für die westliche Waffenindustrie, als Bühne für ideologisch aufgeladene Narrative eines „freiheitlichen“ Krieges gegen das „Böse“. Und all das wird durch eine Zeitung legitimiert, die sich einst dem investigativen Journalismus verschrieben hatte. Die New York Times ist nicht nur Mitwisserin – sie ist Mitgestalterin eines historischen Betrugs, bei dem der geopolitische Zynismus zur humanitären Tugend erklärt wird. Am Ende bleibt ein Gefühl der Leere – und eine Warnung. Denn was Entous beschreibt, ist nicht das Ende einer Episode, sondern der Auftakt für neue Konflikte. Die amerikanische Kriegsmaschinerie hat gelernt, wie man fremde Nationen zerschlägt, ohne selbst Truppen zu verlieren. Und sie hat gelernt, wie man das moralisch rechtfertigt: Mit Hollywood-Narrativen, NATO-Flaggen – und dem nächsten Artikel in der New York Times.

    Titelbild: Tada Images/shutterstock.com

    2 April 2025, 9:00 am
  • 14 minutes 21 seconds
    Nacht über Syrien: Warum die Syrer Anspruch auf unsere Hilfe haben

    Seit die islamistische HTS, vormals Al-Nusra Front, die Macht in Syrien übernommen hat, herrscht insbesondere unter den religiösen Minderheiten, den Christen, Alewiten und Drusen die pure Angst. Die neuen Machthaber betreiben – unter dem Beifall des Westens – eine radikale Islamisierung des Landes, die mittlerweile alle Bereiche der Gesellschaft, Schulen, Universitäten, Justiz und Medien erfasst. Während Frauen bisher Spitzenpositionen in Staat und Gesellschaft innehatten, müssen sie diese heute abgeben, sollen sie sich in der Öffentlichkeit verschleiern, haben in den Bussen getrennt von den Männern im hinteren Teil zu sitzen. Von Bernd Duschner.

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    Wie berechtigt die Angst ist, zeigt der tägliche Terror, von dem frühere Staatsbedienstete und insbesondere die Alewiten betroffen sind. Ihr Eigentum wird geplündert, sie selbst aus ihren Wohnungen vertrieben, willkürlich verhaftet, verschleppt und in den letzten Wochen zu Tausenden bestialisch abgeschlachtet. Den Jihadisten ist diese schiitische Religionsgemeinschaft, deren Frauen sich nicht verschleiern, die dem Ramadan wenig Bedeutung zumessen, viele christliche Feiertage wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten feiern und verständlicherweise Befürworter eines säkularen Syriens sind, als „Abtrünnige“ besonders verhasst.[1] Der organisierte Terror gegen sie und Personen, die ihnen Unterschlupf und Hilfe gewähren, soll jeden Gedanken an Widerstand im Keim ersticken.

    Seit 2016 arbeitet unser Verein „Freundschaft mit Valjevo e.V.“ mit dem Italienischen Krankenhaus in Damaskus zusammen. Wir helfen ihm mit Spendengeldern, die wir zum erheblichen Teil von Lesern der NachDenkSeiten erhalten, seine Existenz zu sichern, medizinische Geräte zu kaufen und humanitäre Projekte für Bedürftige durchzuführen. Die Zusammenarbeit mit diesem Krankenhaus und seinen rund 200 Beschäftigten, darunter vielen Christen und Alewiten, führen wir auch nach der Machtübernahme durch HTS unverändert weiter.

    Zerstörung einer Nation

    Seit 2011 haben die NATO-Staaten mit den USA an der Spitze, Israel und die reaktionären Golfmonarchien Krieg gegen Syrien geführt. Erinnern wir uns: Das Land konnte bis dahin Wachstumsraten von jährlich rund 5 Prozent vorweisen, seine Bevölkerung reichlich ernähren, war selbstständig in seiner Energieversorgung, bot seinen Bürgern ein anerkannt gutes, kostenloses Bildungs- und Gesundheitswesen. Der syrische Staat ermöglichte seinen Bürgern unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Glaubensgemeinschaft oder Ethnie eine gleichberechtigte Teilnahme am politischen und gesellschaftlichen Leben.[2] Der 11. Entwicklungsplan für die Periode 2011-2015 legte einen Schwerpunkt auf die Verbesserung der sozialen Situation der breiten Bevölkerung: Die Armutsrate sollte verringert, das Gesundheits- und Bildungswesen weiter ausgebaut, ein Fonds für Sozialhilfe und die finanzielle Absicherung im Fall von Arbeitslosigkeit geschaffen werden. Der Entwicklung von Landwirtschaft, Industrie, Wasserwirtschaft und Infrastruktur wurde in diesem Plan besonders große Bedeutung beigemessen. [3]

    Weil Syrien eine eigenständige Politik verfolgte, sich den Forderungen des Westens und seiner internationalen Konzerne nicht unterwarf, freundschaftliche Beziehungen zu Russland und Iran pflegte, und konsequent an der Seite des libanesischen und palästinensischen Volkes gegen die israelische Aggression stand, war es den NATO-Staaten, Israel und den reaktionären Golfstaaten ein Dorn im Auge. Kurz: „Um US-Interessen zu schützen, darf Assad nicht triumphieren“, so die US–Denkfabrik Brookings im März 2012. [4]

    Seit 2011 hatte die Koalition umfassende Wirtschafts- und Finanzsanktionen gegen das kleine Land mit dem offen erklärten Ziel verhängt, seine Wirtschaft lahmzulegen, Massenarbeitslosigkeit und für die syrische Bevölkerung unerträgliches Elend zu schaffen, um sie zum Aufstand gegen die eigene Regierung zu treiben. [5] Zynisch schrieb die Wirtschaftswoche in ihrer Ausgabe vom 1.9.2012 über ihre Auswirkungen: „Nicht nur das Assad-Regime gerät in Bedrängnis, auch die Situation der Bevölkerung spitzt sich zu: der Strom fällt bis zu sechs Stunden täglich aus, das Getreide wird knapp, bei einer Inflation von 20 Prozent verteuern sich die Alltagsgüter rasant, die Arbeitslosigkeit stieg auf 45%. „Sanktionen können die Zivilbevölkerung schonen, aber nie komplett aussparen – und das sollen sie vermutlich auch nicht. Denn sie haben die psychologische Funktion, die Moral zu untergraben, sagt Heiko Wimmen. Ist die Bevölkerung mit den Lebensbedingungen unzufrieden oder fürchtet sich die Elite vor politischer Isolation, dann unterstützen sie bestenfalls die Rebellen.“ [6] Gleichzeitig haben sie unter dem verlogenen Namen „Freunde Syriens“ islamistische Terrorgruppen finanziert, bewaffnet und unterstützt von eigenen „Spezialtruppen“ über die Türkei und Jordanien zum Kampf gegen die syrische Regierung in das Land gebracht.

    Die deutsche Grenzöffnung speziell für syrische Flüchtlinge 2015 war integraler Bestandteil dieser Politik. Damals standen die Terroristen des ISIS bereits vor Damaskus. In dieser kritischen Situation, während die Sanktionen aufrechterhalten und die finanziellen Hilfen für syrische Flüchtlinge vor Ort drastisch zusammengestrichen wurden [7], hatte die Regierung Merkel verkündet, Flüchtlingen aus Syrien in einem vereinfachten Verfahren ohne mündliche Anhörung umgehend den attraktiven Flüchtlingsstatus mit Zugang zu Sprachkursen, Arbeits- und Bildungsmarkt und Anspruch auf Familiennachzug zu gewähren. Die Dublin-Regelung wurde für sie außer Kraft gesetzt. [8] Der syrischen Regierung sollten mit dieser Entscheidung Hunderttausende junger Männer, die sie als Soldaten zur Abwehr gegen ISIS benötigte, entzogen [9] und dem deutschen Arbeitsmarkt gut ausgebildete, billige Arbeitskräfte aus den syrischen Mittelschichten zugeführt werden. Nur sie hatten die finanziellen Mittel für die Flucht nach Europa. Groß war damals der Jubel in den deutschen Konzernfilialen für diese Entscheidung, die unserer Bevölkerung bis heute als „humanitäre Maßnahme“ verkauft wird. [10] Für die syrische Gesellschaft bedeutete sie einen gewaltigen Aderlass mit langfristig andauernden, destabilisierenden Folgen.

    Nach 14 Jahren Aushungern mittels der Sanktionen, 14 Jahren militärischer Aggression, dazu seit 2019 die Besetzung und Plünderung der syrischen Ölvorkommen im Nordosten des Landes durch US-Truppen, das Erdbeben 2022, ständige israelische Luftangriffe und schließlich die israelische Aggression im Libanon, über das Syrien noch ein wenig Außenhandel abwickeln konnte, war die Widerstandskraft der syrischen Bevölkerung völlig erschöpft und der Weg für die Machtübernahme der Jihadisten in Damaskus frei. Wenn heute Islamisten in Damaskus regieren und die syrische Bevölkerung terrorisieren, so tragen EU und deutsche Regierung daran erhebliche Mitschuld.

    Führende Vertreter der „Linkspartei“ im Schlepptau der NATO

    In zahlreichen Berichten hatten Vertreter der UN, vor Ort tätige Hilfsorganisationen und die syrischen Kirchen immer wieder auf die Folgen der Sanktionen für die syrische Bevölkerung hingewiesen:

    • Die Verelendung der syrischen Bevölkerung durch die Sanktionen hatte den finanziell gut ausgestatteten Kräften wie ISIS und Al Nusra die Rekrutierung von islamistischen Kämpfern entscheidend erleichtert. [11] Über 600.000 Tote, 6,3 Millionen Flüchtlinge und 7,2 Millionen Binnenflüchtlinge sind das Ergebnis.
    • Das Bruttoinlandsprodukt Syriens stürzte bereits bis 2020 auf weniger als 10% des Niveaus von 2010 ab.
    • Mehr als die Hälfte der syrischen Bevölkerung hat heute keine gesicherte Versorgung mit Lebensmitteln. Mehr als 600.000 Kinder im Alter unter 5 Jahren leiden unter akuter Unterernährung und Wachstumsstörungen. Schätzungsweise 90 Prozent der Kinder in Syrien sind auf humanitäre Hilfe zum Überleben angewiesen.
    • Millionen schulpflichtiger Kinder besuchen keine Schule mehr, weil sie gezwungen sind, für ihre Familien mitzuverdienen.
    • In den Krankenhäusern fehlt es an elementarster medizinischer Ausrüstung und lebensrettenden Medikamenten wie für Krebs, Nierendialyse, Bluthochdruck, Diabetes. [12]

    Ist es zu ermessen, welches menschliche Leid die Sanktionen über 14 Jahre über Millionen Syrer gebracht haben? Den Verantwortlichen in Brüssel und Berlin war das wohl bekannt. Sie haben die Sanktionen trotzdem Jahr für Jahr erneut verlängert.

    Es ist beschämend, dass die deutschen Gewerkschaften, die Kirchen und selbst die sogenannte „Linkspartei“ mit wenigen Ausnahmen wie z.B. Frau Dagdelen (jetzt BSW) über 14 Jahre zum gezielten Aushungern des syrischen Volkes geschwiegen haben. Sie waren nicht bereit, sich ernsthaft für eine Aufhebung der Sanktionen einzusetzen. Aufschlussreich ist dazu die Diskussion am 19. Januar 2012 in der aktuellen Stunde im Deutschen Bundestag. [13] Stattdessen wollten führende Politiker der „Linkspartei“ den Herrschenden beweisen, dass sie sich auf sie verlassen können. Ihre frühere Vorsitzende Katja Kipping und ihr heutiger Vorsitzender Jan van Aken unterschrieben gemeinsam mit Ruprecht Polenz (CDU), Andrea Nahles (SPD) und Claudia Roth (Grüne) den Aufruf „Adopt a revolution“ und machten sich an deren Seite stark für den Umsturz in Syrien. [14]. Das muss nicht wundern: Van Aken hatte schon beim Angriffskrieg der NATO gegen Libyen 2011 gefordert, den Vertreter des angegriffenen Staates, den libyschen Revolutionsführer Gaddafi, vor dem Internationalen Strafgerichtshof anzuklagen, und seinen Sturz ausdrücklich begrüßt. [15] Im Krieg gegen Syrien gehörten die Sympathie und Unterstützung der Mehrheit der Parteiführung der Linkspartei genau denjenigen Politikern der Kurden, die, militärisch von USA und Israel ausgerüstet, eine Abtrennung der ölreichen und für die Lebensmittelversorgung Syriens unverzichtbaren Landesteile östlich des Euphrat betrieben, US-Truppen ins Land geholt, ihnen die Errichtung von Militärstützpunkten auf syrischen Boden und die Plünderung der syrischen Ölvorkommen ermöglicht haben.

    Unsere Solidarität und humanitäre Hilfe müssen weitergehen

    Nach der Machtübernahme durch die islamistische HTS hat sich die wirtschaftliche Lage für die syrische Bevölkerung keineswegs verbessert. Das Elend, in das sie durch die Sanktionen planmäßig gestürzt wurden, ist geblieben. Zusätzlich wurden jetzt Hunderttausende Staatsbedienstete auf die Straße gesetzt. Ihre Familien sind ohne jegliches Einkommen. Zehntausende Syrer sind auf der Flucht vor den Jihadisten in den Libanon oder suchen wie viele Alewiten eine Unterkunft in gemischt-religiösen Stadtteilen, in denen sie sich sicherer fühlen.

    Die aktuellen Massaker machen deutlich: Wir müssen die direkten Kontakte zu syrischen Bürgern aufrechterhalten. Es gilt, Öffentlichkeit über die Entwicklung in Syrien zu schaffen und Druck auf die deutsche Regierung auszuüben, damit die HTS-Regierung gezwungen wird, ihren Terror gegen religiöse Minderheiten, Andersdenkende und Sympathisanten der vorherigen Regierung einzustellen. Die Zukunft Syriens ist noch nicht entschieden, sie hängt auch von uns ab.

    Die humanitäre Hilfe muss weitergehen. Wir haben deshalb in den letzten Monaten Hunderte von Lebensmittelpaketen an bedürftige Familien verteilen und für Bewohner von Altenheimen wieder Winterkleidung produzieren lassen. Gleichzeitig führen wir in Zusammenarbeit mit dem Italienischen Krankenhaus das Projekt „Zusatzunterricht für 150 Kinder in Mathematik und einer Fremdsprache“ weiter. Die Kinder, die in den letzten Jahren viel Gewalt gesehen haben, werden psychologisch betreut. Einrichtungen wie das „Italienische Krankenhaus“, das medizinische und humanitäre Hilfe vor Ort betreibt, müssen gerade jetzt erhalten bleiben.

    Dafür bittet unser Verein „Freundschaft mit Valjevo e.V.“ weiterhin um Spenden auf unser Konto bei der Sparkasse Pfaffenhofen, IBAN DE06 7215 1650 0008 0119 91. Stichwort: Italienisches Krankenhaus

    Titelbild: quetions123 / Shutterstock

    [«1] Bahar Kimyongür: Syriana. La conquete continue, Seite 75 ff.

    [«2] Fulvio Grimaldi: Siria, La Posta in Gioco: Morte al sociale – Deregulation, privatizzazione, monetarismo

    [«3] Italia Istituto nazionale per il Commercio estero. Aggiornamento al 1. semestro 2010 Siria

    [«4] brookings.edu/articles/saving-syria-assessing-options-for-regime-change/

    [«5] tagesschau.de/ausland/syrien-ts-194.html

    [«6] Wirtschaftswoche online, 1.9.2012: Embargo. Syrien geht der Sprit aus

    [«7] unhcr.org/news/stories/wfp-food-cuts-threaten-tens-thousands-syrian-families-unhcr-warns

    [«8] merkur.de/politik/dublin-pruefung-fuer-syrische-fluechtlinge-ausgesetzt-zr-5384685.html / Spiegel online, 14.08.2015: Ansturm auf die Botschaft

    [«9] faz.net/aktuell/politik/ausland/naher-osten/krieg-in-syrien-assads-armee-gehen-die-maenner-aus-13811121.html

    [«10] German Foreign Policy, Kriegsopfer als Humankapital, 2.9.2015 und 22.9.2015

    [«11] hintergrund.de/globales/kriege/syrischer-klerus-fordert-ende-der-sanktionen/

    [«12] ohchr.org/en/documents/country-reports/ahrc5423add1-visit-syrian-arab-republic-report-special-rapporteur

    [«13] Diskussion im Deutschen Bundestag anlässlich des Aufrufes „Kriegsvorbereitungen stoppen! Embargos beenden!

    [«14] adoptrevolution.org/wp-content/uploads/2012/12/Appell_Syrien_Freiheit_braucht_Beistand.pdf

    [«15] Jan van Aken, 23.02.2011 Pressemitteilung: Libyen: Gewalt verurteilen, Flüchtlinge Aufnehmen, Gaddafi anklagen / Jan van Aken, 17.09.2011 Kolumne im „ND“: Libyen, die UNO und die LINKE

    1 April 2025, 1:30 pm
  • 5 minutes 42 seconds
    Marine Le Pen und die doppelten Standards

    In Frankreich darf sich die aussichtsreiche rechte Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen nach einem Gerichtsurteil nicht zur Wahl stellen. Ein „Kampf gegen Korruption“ ist gut – aber wenn er selektiv bestimmte Personen trifft und auf der anderen Seite schwer belastete Politiker verschont bleiben, dann kann er unter Umständen den Glauben an die Justiz beschädigen. Ein Kommentar von Tobias Riegel.

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    Die aussichtsreiche Kandidatin für das Amt des französischen Präsidenten, Marine Le Pen, darf nun fünf Jahre lang nicht bei Wahlen antreten, wie Medien berichten. Der Vorgang ist beunruhigend. Auch wenn die drei Fälle politisch, juristisch und formal sehr unterschiedlich zu betrachten sind und hier nicht direkt verglichen werden sollen, so rufen die Vorgänge in Frankreich doch auch Erinnerungen an die aktuellen, demokratisch sehr bedenklichen Vorgänge in Rumänien und der Türkei hervor.

    Die Vorwürfe gegen Le Pen sollen hier nicht juristisch beurteilt werden, sie sollen also auch nicht in Zweifel gezogen werden. Und: Wer wollte schon den Kampf gegen Korruption, Veruntreuung usw. kritisieren? Das Problem beim Vorgang um Le Pen ist eine mögliche Ungleichbehandlung. Der EU-Abgeordnete Martin Sonneborn hat in diesem Text auf X mal durchgespielt, wie mit vielen anderen Politikern auf EU-Ebene umzugehen wäre, wenn in ihren Fällen ebenso pingelig recherchiert und geurteilt würde. Sein Eindruck zur sehr unterschiedlichen Motivation von juristischer Verfolgung:

    Tatsächlich scheint die staatsanwaltliche Maschinerie mit großer Akkuratesse und Geschwindigkeit voranzukommen, wenn es um des Präsidenten politische Opponenten geht, wohingegen alle gegen Mitglieder der Regierung (oder Macron persönlich) eingeleiteten Ermittlungsverfahren sich – Jahr um Jahr – ergebnislos in die Länge ziehen.“

    Das bedeutet wie gesagt nicht, dass die juristischen Vorwürfe gegen Le Pen haltlos seien, es geht hier eher um die Milde, die anderen Politikern zuteil wird. Die Berliner Zeitung stellt in diesem Zusammenhang den Vergleich zwischen Le Pen und Christine Lagarde an und kommt ebenfalls zum Fazit, dass hier eine große Ungleichbehandlung stattfindet. Dieses ungleiche Vorgehen, oder zumindest der starke Eindruck davon, könnte dem Restglauben an demokratische und juristische Gerechtigkeit bei vielen Bürgern einen weiteren Schlag versetzen.

    Ein „mutiges“ Urteil?

    Dieser Artikel richtet sich nur an die formalen Vorgänge und die darin zum Ausdruck gebrachte mutmaßliche Ungleichbehandlung. Ich betone, dass ich mir die politischen Inhalte von Le Pen nicht zu eigen mache. Diese politischen Inhalte sind also nicht Thema dieses Textes und sie sind zur Beurteilung der juristischen Vorgänge auch nicht relevant – es sei denn, man wolle eine politische Justiz fordern, die Rechtsextreme vor dem Gesetz anders behandelt als den Rest der Bürger.

    Ich möchte die juristische Ebene wie gesagt noch nicht kommentieren. Es ist aber davon auszugehen, dass jetzt bei vielen Bürgern und vor allem bei den Anhängern von Le Pen der Eindruck einer politisch instrumentalisierten Justiz entstehen könnte – gerade mit dem Wissen um die Milde bezüglich anderer Politiker. Das allein darf natürlich nicht prinzipiell von berechtigten Untersuchungen und einer Verurteilung von konkretem Missverhalten abhalten. Hier wird nicht behauptet, dass das Urteil gegen Le Pen rein politisch ist – aber bezüglich der hier festgestellten unterschiedlichen Standards soll auf allgemeiner Ebene doch warnend festgestellt werden: Wenn die Praxis einer mutmaßlich politisch beeinflussten Justiz nicht in jedem Fall, prinzipiell(!) und öffentlich geächtet wird, dann wird sie sich künftig gegen Politiker jeder Couleur einsetzen lassen.

    Die „Tagesschau“ bezeichnet das Urteil in einem Kommentar als „mutig“ – die Sätze zu einer Justiz, die sich mächtigen Einflüssen widersetzt habe, können zusätzlich als naiv bezeichnet werden:

    Mutig ist das Urteil, weil es zeigt: Egal wie bekannt und einflussreich jemand ist, er oder sie bekommt vor Gericht keinen Bonus. Das Gericht hat sich nicht beeinflussen lassen. Nicht von der lauten Empörung des Rassemblement National, nicht von dem leisen Unbehagen der politischen Konkurrenten Le Pens. Auch nicht von den ungewissen politischen Folgen dieses Urteils – das beweist Mut.“

    Durch die oben im Text von Martin Sonneborn usw. geschilderten doppelten Standards bei der Strafverfolgung werden die Aussagen zu einer „mutigen“ Justiz, die es auch mit der mächtigen Le Pen aufnimmt, erheblich relativiert.

    Titelbild: Victor Velter / Shutterstock

    1 April 2025, 11:24 am
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    „Verstörend“: Neue Informationen werfen weitere Fragen zu Baerbocks Eignung für hohen UN-Posten auf

    Das Thema der kurzfristig zurückgenommenen Nominierung der deutschen Spitzendiplomatin Helga Schmid als Präsidentin der UN-Generalversammlung zu Gunsten von Annalena Baerbock beschäftigte erneut die Bundespressekonferenz. Die NachDenkSeiten wollten vom Auswärtigen Amt (AA) wissen, ob dieses übereinstimmende Berichte aus Berlin und New York bestätigen könne, dass die nur noch geschäftsführend tätige Außenministerin nicht einmal die persönliche Größe besessen hatte, die Rücknahme der Nominierung im persönlichen Gespräch mit Schmid zu kommunizieren, sondern diese nur über Dritte telefonisch informieren ließ. Ebenso kam die Frage auf, ob das AA bestätigen kann, dass selbst für die deutsche UN-Mission in New York die Nominierung von Baerbock überraschend kam. In beiden Fällen gab es kein Dementi. Wie wenig geeignet Baerbock für den neuen Posten ist, zeigte sie einen Tag später auf der Fachkonferenz „Europa25“. Von Florian Warweg.

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    Hintergrund

    Am 18. März hatte die geschäftsführende Bundesregierung verkündet, dass sie die ebenso nur noch geschäftsführend tätige deutsche Außenministerin Annalena Baerbock kurzfristig für das Amt der Präsidentin der UN-Vollversammlung nominiert habe. Da im internen regionalen Rotationssystem der Vereinten Nationen die Besetzung dieses Postens dieses Jahr für Westeuropa vorgesehen ist und Deutschland innerhalb der EU seinen Anspruch auf diesen Posten durchgesetzt hat, gilt die Wahl als reine Formalie.

    Eigentlich war für diesen Posten aber die deutsche Spitzendiplomatin Helga Schmid vorgesehen. Dieselbe Bundesregierung, die jetzt Baerbock nominiert hat, hatte zuvor im Juli 2024 bereits Schmid für diesen Posten nominiert und auch schon EU- und UN-intern diese Entscheidung entsprechend kommuniziert. Schmid hatte zu dem Zeitpunkt bereits Mitarbeiter sowie eine Wohnung in New York ausgesucht.

    Das Verstörende an der Personalie Baerbock ist …“

    Michael Bröcker, Chefredakteur von TABLE.BRIEFINGS, bezeichnete es vor diesem Hintergrund als „verstörend“, dass die noch amtierende Außenministerin seinen Informationen nach nicht einmal die Größe zeigte, Helga Schmid persönlich deren „spontane Demission“ zu Baerbocks eigenen Gunsten mitzuteilen, sondern die Spitzendiplomatin per Telefonanruf informieren ließ:

    Das Verstörende an der Personalie #Baerbock ist, dass die Ministerin nicht mal selbst Frau Helga Schmid deren spontane Demission erklärt hat, sondern sie anriefen ließ. Vielleicht übernimmt Frau Baerbock ja immerhin die Wohnung, die Schmid in NY schon hatte. @ABaerbock

    — Michael Bröcker 💎 (@MichaelBroecker) March 20, 2025

    Diese Darstellung deckt sich mit weiteren Berichten und Informationen der NachDenkSeiten. Da das AA auf Nachfrage dies auch nicht dementierte, ist davon auszugehen, dass diese Darstellung stimmt.

    Dasselbe gilt für die Information, dass selbst die deutsche UN-Mission in New York bis ganz zum Schluss nicht darüber informiert wurde, dass auf Betreiben von Baerbock die bereits breit kommunizierte Nominierung der Topdiplomatin Schmid für den Posten des Vorsitzes der UN-Generalversammlung zurückgenommen worden war. Eine entsprechende Darstellung von gut vernetzten UN-Lobbyisten und Diplomaten, beispielhaft sei auf den UN-Direktor der Crisis Group, Richard Gorwan, verwiesen, dementierte das AA ebenfalls nicht:

    „Eine ziemliche Überraschung. Helga Schmid hatte bereits mit den detaillierten Vorbereitungen für die UN_PGA begonnen, Teammitglieder benannt und war kürzlich zu Konsultationen in New York. Niemand, auch nicht @GermanyUN (die deutsche UN-Mission), hatte dies vor gestern erwartet. Politik ist ein seltsames Geschäft.“

    Quite a lot of surprise. Helga Schmid had already started detailed @UN_PGA prep, identified team members, was in NYC for consultations recently.

    Nobody expected this, including I think @GermanyUN, before yesterday. Politics is a funny business. https://t.co/rxDbmYTN6d

    — Richard Gowan (@RichardGowan1) March 19, 2025

    Wer ist Helga Schmid?

    Schmid, die in München und Paris romanische Sprachen, Geschichte und Politik studierte sowie im Anschluss Völker- und Europarecht an der Diplomatischen Akademie in Wien, begann 1988 mit ihrer Diplomatenausbildung im Auswärtigen Amt. In den letzten Jahren war sie unter anderem Generalsekretärin der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und zuvor Generalsekretärin des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD). Breite internationale Anerkennung verschaffte sie sich durch den maßgeblich von ihr herbeigeführten Verhandlungserfolg im Rahmen der ab 2010 laufenden Verhandlungen zum erfolgreich abgeschlossenen Atomdeal mit dem Iran im Jahr 2015.

    Der ehemalige deutsche Vertreter vor den UN, Christoph Heusgen, kritisierte in diesem Zusammenhang die Nominierung Baerbocks für den UN-Posten in scharfen Worten. Laut ihm sei es „eine Unverschämtheit, die beste und international erfahrenste deutsche Diplomatin durch ein Auslaufmodell zu ersetzen“. Weiter führte er gegenüber dem Tagesspiegel aus, dass es sich bei dem Widerruf der Nominierung der Spitzendiplomatin Helga Schmid zugunsten von Baerbock um eine „Aktion Abendrot“ handle. Mit diesem Begriff werden allgemein die Postenvergaben kurz vor Ablauf der Amtszeit an „verdiente“ Minister und Staatssekretäre benannt. Ein Beispiel in der Ära Merkel war beispielsweise die Vergabe des Postens des deutschen Botschafters in Israel an den Merkel-Sprecher und ehemaligen ZDF-Moderator Steffen Seibert.

    Baerbock blamiert sich auf Fachkonferenz „Europa25“ bis auf die Knochen

    Nur wenige Tage nach ihrer Nominierung nahm Baerbock am 27. März bei der unter anderem von ZEIT, Handelsblatt und Tagesspiegel ausgerichteten Konferenz „Europa25“ teil. Dabei blamierte sie sich mit ihren Redebeiträgen bis auf die Knochen.

    Vom Moderator der Konferenz nach ihrer Motivation für den Posten als Präsidentin der UN-Generalversammlung gefragt, verkündete sie (ab Minute 23:15 im verlinkten Livestream) mit selbstbewusstem Duktus:

    „Es wird sehr viele Gespräche brauchen, gerade im Hintergrund zu erodieren (sic!) und da ist es aus meiner Sicht wichtig, genau zu eridieren (sic!) beim wem könnte ein Kandidat mehrheitsfähig sein…“

    Mal wieder ein klassischer #BaerBock: "Unsere" noch-Außenministerin @ABaerbock enthüllt im Rahmen der "Europa2025"-Konferenz von @zeitonline, @wiwo & Co ihre destruktiven Pläne für die🇺🇳. Sie will dort mittels UN-Hintergrundgespräche "erodieren"…
    🫣😱😂pic.twitter.com/3pHT8p0pHF

    — Florian Warweg (@FWarweg) March 31, 2025

    FakeNews und Verdrehungen in „Europa25“-Rede

    Zuvor hatte die geschäftsführende Außenministerin sich aber noch viel stärker disqualifiziert. Sie behauptete gleich zu Beginn ihrer Rede, und ohne weiteren Kontext anzugeben, Putin hätte mit dem Satz, „Ob du es magst oder nicht – du wirst dich damit abfinden müssen, meine Hübsche“, eine „kaum verhohlene Anspielung auf eine Vergewaltigung“ in Bezug auf die Ukraine getätigt. Dies sei „ein Satz voller Machthunger, voller Zynismus und Menschenverachtung“.

    Faktencheck der Baerbock-Aussage

    Erstens: Wladimir Putin hat diesen Satz tatsächlich so gesagt. Aber wie so oft im Leben, ist Kontext alles. Der Satz fiel auf einer Pressekonferenz mit seinem französischen Amtskollegen Emmanuel Macron am 7. Februar 2022 in Moskau. Die vollständige Version der Aussage von Putin lautet:

    „Der amtierende Präsident [der Ukraine] sagte kürzlich, dass ihm kein einziger Punkt dieser Minsker Vereinbarungen gefällt. Ob es ihm gefällt oder nicht – ertragen Sie es, meine Schöne. Wir müssen sie erfüllen. Anders wird es nicht funktionieren.“

    Putins Aussage bezog sich also eindeutig auf die Forderung nach der Einhaltung von Minsk II. Es ist mithin das Gegenteil von dem, was Baerbock durch ihre verkürzte Darstellung ihren Zuhörern auf der „Europa25“-Konferenz verkaufen wollte.

    Zweitens: Der Verweis der geschäftsführenden Außenministerin, dass diese Zeile aus einem russischen Lied, welches sie als „Anspielung auf eine Vergewaltigung“ interpretiert, stamme, ist auch höchst fragwürdig, vor allem ihre implizite Folgerung, Vergewaltigungen seien Teil russischer Lied-Folklore. So eine Aussage einer Außenministerin über andere Nationen würde wohl unter Volksverhetzung fallen. Aber da es nur um „Russen“ geht…

    Drittens: Die Zeile im Wortlaut gibt es so, im Gegensatz zur Baerbock’schen Darstellung, in gar keinem bekannten „russischen Lied“. Am ähnlichsten ist noch eine Zeile der sowjetisch/russischen Punk-Rock-Band „Roter Schimmel“, in dem Lied „Damit der Gast nicht geht“ (1994), die da lautet „Mag – mag nicht, schlaf/gedulde dich, meine Schöne“. Diese Band soll Putin aber, laut Darstellung seines Pressesprechers Peskow, überhaupt nicht kennen.

    Halten wir fest: Die Frau, die sich selbst in das Amt der Präsidentin der UN-Generalversammlung mobben will, verwechselt auf einer Fachkonferenz von großen deutschen Leitmedien innerhalb weniger Sätze mehrmals „erodieren“ („eridieren“) mit „eruieren“ und verbreitet in ihrer dortigen Rede nachweislich falsche und bewusst aus dem Kontext gerissene Darstellungen zum Präsidenten eines der fünf ständigen Mitglieder im UN-Sicherheitsrat. Was kann mit dieser Personalie auf UN-Ebene schon schiefgehen …

    Auszug aus dem Wortprotokoll der Regierungspressekonferenz vom 26. März 2025

    Frage Warweg
    Noch eine kurze Verständnisfrage an Herrn Wagner: Laut übereinstimmenden Medienberichten hat Frau Baerbock nicht einmal die Größe besessen, nach der Rücknahme der Nominierung der vorherigen Kandidatin für die Präsidentschaft der UN-Generalversammlung, direkt mit ihr ins Gespräch zu treten, sondern sie einfach nur hat anrufen lassen. Können Sie diese Berichte so bestätigen?

    Wagner (AA)
    Herr Warweg, ich kann bestätigen, dass es einen Kontakt zwischen Frau Baerbock und Frau Schmid gab. Das ist alles, was ich zu diesem Thema zu sagen habe.

    Zusatzfrage Warweg
    Noch einmal zur Causa der Nominierung von Frau Baerbock für den Vorsitz der UN-Generalversammlung: Laut dem Direktor der Crisis Group kam diese Nominierung selbst für die deutsche UN-Mission in New York überraschend. Können Sie diese Darstellung bestätigen?

    Wagner (AA)
    Herr Warweg, die noch amtierende Außenministerin Annalena Baerbock ist mittlerweile die Kandidatin der sogenannten WEO-Gruppe, also der Gruppe der westlichen Staaten und anderer. Diese Gruppe hat ihre Nominierung bestätigt, und damit ist sie die Kandidatin dieser Gruppe für den Vorsitz der Generalversammlung in New York.

    Titelbild: Screenshot NachDenkSeiten, Bundespressekonferenz 26.03.2025

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    Speck der Hoffnung für die UNO

    „Der Russe war’s (doch nicht)!“ – Baerbock und Pistorius blamieren sich mit Aussagen zu Ostseekabeln

    1 April 2025, 10:00 am
  • 20 minutes 50 seconds
    Die Sozen von der Stahlhelm-Fraktion: Bedrohungslügner und Kriegsgurgeln

    Sigmar Gabriel, abgehalfterter Ex (-Vizekanzler, -Außenminister, -SPD-Vorsitzender), erklärt in seiner Position als Chefe der Atlantik-Brücke: „Wäre ich Putin, würde ich schon 2028 kommen.“ Zu unserem und der Russen Glück ist er es nicht, sondern bloß ein Sozi aus deren Stahlhelm-Fraktion. Erschwerend kommt hinzu: Er sitzt für fettes Honorar in den Aufsichtsräten kriegswichtiger Unternehmen, zum Beispiel der Deutschen Bank, der Siemens Energy Global, der thyssenkrupp Steel Europe und der Daimler Truck Holding. Kriegsängste Schüren liegt in deren Geschäftsinteresse. Krieg ist ihr Ersatzbegriff für immensen Profit. Sozis von Gabriels Schlage haben das längst verinnerlicht. Von Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam.

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    Weder lernwillig noch lernfähig – schlicht empathielos. Dass bereits zwei deutsche Russland-Feldzüge in neuerer Zeit in Katastrophen mit Millionen Toten endeten, stört sie nicht. Im Ersten Weltkrieg bramarbasierten die Vertreter des Geldadels vom „unausweichlichen Kampf zwischen Germanentum und Slawentum“. Bekanntlich stimmte die SPD damals den Kriegskrediten zu, mit denen das ersehnte Abschlachten finanziert wurde. 23 Jahre später machten die von den Konservativen an die Macht gehievten Nazis weiter. Mit der gleichen Propagandalüge, der „Gefahr aus dem Osten“: 

    „In diesem gemeinsamen Kampf um die gemeinsame Existenz müssen Meinungsverschiedenheiten innerhalb der europäischen Staatengemeinschaft zurücktreten und muss die Pflicht lebendig werden, die gemeinsame Front zu bilden gegenüber dem roten Weltfeind“. (Das Nazi-Blatt Völkischer Beobachter am 16. Juni 1937. Quelle: „Die Bedrohungslüge“, G. Kade, 2. Auflage 1980, S.106).

    Man ersetze „roter Weltfeind“ mit „Machthaber Putin“, schon ist man mittendrin in der Rhetorik unserer Gegenwart. Wir wollen keinen Zweifel lassen, wes Geistes Kind die Zeitgenossen sind, die den Schmarren, „der Russe bedroht Europa“, neuerdings in Umlauf brachten – und welche bösen Hintergedanken sie dabei haben. Deshalb das Zitat eines der schlimmsten Demagogen der Zeitgeschichte: 

    „Es ist nunmehr notwendig, das deutsche Volk psychologisch allmählich umzustellen und ihm langsam klarzumachen ist, dass es Dinge gibt, die, wenn sie nicht mit friedlichen Mitteln durchgesetzt werden können, mit Mitteln der Gewalt durchgesetzt werden müssen … dazu war es notwendig, nicht nur die Gewalt als solche zu propagieren, sondern dem deutschen Volk bestimmte außenpolitische Ereignisse so zu beleuchten, dass die innere Stimme des Volkes selbst langsam nach der Gewalt zu schreien beginnt …“ (Adolf Hitler vor der deutschen Presse am 10. November 1938. Quelle: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Heft 2/1958, S.182 ff)

    Seit Jahrzehnten pinseln journalistische Agitatoren wie Udo Lielischkies, Sylvia Stöber, Ina Ruck, Sabine Adler, Golineh Atai, Thomas Roth und Demian van Osten das Feindbild Russland. Ihre Farbmischung: Unterstellungen, Lügengeschichten, (Heldenlegende Nawalny, Vergiftungssaga Skrypal, Räuberpistole „Cyberattacken“). Die deutschen Systemmedien, angeführt vom „Flaggschiff“ ARD-Tagesschau, waren sich für keine Falschmünzerei zu schade.

    Wir sind wieder so weit

    Wenn irgendein unbedarftes Hornvieh blökt, der „autoritäre“ Putin werde demnächst Krieg gegen Westeuropa und speziell gegen Deutschland führen, dann sind allemal genug hirnrissige Journalisten zur Stelle, um das abzumelken und zu Nachrichtenkäse zu verarbeiten.

    Diesen von logischen Denkprozessen und politischer Sachkenntnis weit entfernten beruflichen Ausfallerscheinungen ist es egal, welchen niederträchtigen Interessen sie dienen: der planvollen Umstellung auf Kriegswirtschaft und Kriegsfinanzierung, der Ablenkung vom „notwendigen“ Sozialabbau und damit der Profitgier der Rüstungswirtschaft und ihrer Aktionäre.

    Das ganze Elend wird manchmal schlaglichtartig sichtbar. Die bayerische Gesundheitsministerin Gerlach forderte kürzlich ein bundesweites Programm zur medizinischen Versorgung im Kriegsfall. Hintergrund sei …

    die militärische Bedrohung durch Russland und eine mögliche Abkehr der USA durch Donald Trump.“

    Na bitte. Und niemand fragt zurück, wann die Frau selbst das letzte Mal beim Arzt war.

    Dass deutsche Friedenspolitik erheblich preiswerter und sinnvoller sein könnte als der Bau von Lazaretten für Kriegsversehrte, kommt bei solchen Tönen niemandem mehr in den Sinn. Obwohl die gedanklichen Parallelen zur kriegsvorbereitenden AgitProp der Nazis kaum zu übersehen sind. Dass hierzulande schon viele neofaschistische Kulissen geschoben werden, stört die Journaille nicht. Sie schiebt selber mit.

    Der erst wenige Monate alte Vorwurf, die Russen planten noch in diesem Jahrzehnt einen „Krieg gegen uns“, wurde planmäßig und skrupellos ins öffentliche Gedächtnis gedrückt. Das lässt sich vom ersten Auftauchen an nachvollziehen. 

    Als Russlands „militärische Sonderoperation“ gegen die Ukraine begann, war nirgendwo von einer russischen Kriegsdrohung gegenüber Resteuropa die Rede. Im Gegenteil, es herrschte eine eher abwartende und distanzierte Haltung vor, wie ein Gutachten der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages widerspiegelt: 

    „…die wichtigsten außen- und sicherheitspolitischen Ziele Russlands sind … internationales Prestige und eine internationale Führungsrolle … der Status einer globalen Wirtschaftsmacht mit einem der höchsten Bruttoinlandsprodukte der Welt. Diese Ziele will Russland unter anderem durch Mitarbeit und Kooperation in internationalen Organisationen erreichen“.

    Auch die unsägliche frühere Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, SPD, sprach vor drei Jahren (mit Blick auf das damals gewünschte 100-Milliarden-Euro-„Sondervermögen“ zum Aufmotzen der Bundeswehr) noch nicht von der Gefahr eines russischen Angriffs, sondern betonte, dass die Schuldenmacherei nur der Verbesserung der deutschen Verteidigungsfähigkeit diene:  

    „Eine angemessene Ausstattung ist essenziell für unseren Schutz und den unserer Bündnispartner.“

    Besen im Hosenanzug

    Dass von russischen Kriegsdrohungen im Frühjahr 2023 noch keine Rede war und sie selbst nichts dergleichen wahrgenommen hatte, ließ auch EU-Präsidentin von der Leyen erkennen. Bis zum Kragen abgefüllt mit Russenhass, tönte sie: 

    „Diese Sanktionen, die treffen Präsident Putin ins Mark und nehmen ihm die Möglichkeit, diese brutalen Kriege, die er führt, weiterzufinanzieren.“ 

    Vier Monate später zeigte sie noch deutlicher, wer da wem mit Drohungen statt Diplomatie begegnete: Sie sei fest davon überzeugt, dass man den russischen Präsidenten Wladimir Putin mit Mut und Solidarität zum Scheitern bringen werde und Europa am Ende die Oberhand gewinne.

    Ich möchte keinen Zweifel daran lassen, dass die Sanktionen von Dauer sein werden … die schärfsten Sanktionen, die die Welt je gesehen hat.

    Vom Verdacht russischer Angriffspläne gegen das restliche Europa kein Wort. Prowestliche Siegesgewissheit erlaubte gar keine Aussage, Russland stelle eine Bedrohung dar. Überheblichkeit war vielmehr journalistischer Standard, sogar noch im Spätsommer vorigen Jahres:  

    „Während die Wirtschaft leidet, gehen Putin die Reserven und Soldaten aus. Der Kreml könnte gezwungen sein, im kommenden Jahr den Waffenstillstand zu suchen.“ 

    Das war so realistisch wie die Behauptung, Schaukelpferdäpfel gäb’s auch beim Bio-Bauern. „Putin verliert“, wurde allen Ernstes behauptet – bis SPD-Minister Pistorius seinen inzwischen „historischen“ Furz im ZDF-Parfümladen „Berlin direkt“ fahren ließ. Ohne Vorwarnung, am 30. Oktober 2023: 

    „Wir müssen uns wieder an den Gedanken gewöhnen, dass die Gefahr eines Krieges in Europa drohen könnte. Und das heißt: Wir müssen kriegstüchtig werden. Wir müssen wehrhaft sein. Und die Bundeswehr und die Gesellschaft dafür aufstellen.“

    Aus dem hohlen Bauch

    Ein Tabubruch, keine Frage. Doch erwähnte Pistorius Russland mit keinem Wort – dafür war er zu schlau. Er „lieferte“ unausgesprochen; er konnte sich darauf verlassen, dass schon genügend Redaktionsbleistifte schnallten, was „dabei gedacht“ war, und dass sie prompt die Russen der Kriegsbrunst bezichtigen würden. Beweise hätte er ja nicht beibringen können. Er schwadronierte nur im Kontext dieser westlichen Geheimdienstspekulationen: Es könnte sein / es wäre denkbar / man könne nicht ausschließen – dass Russland über das für seinen Kampf gegen die Ukraine notwendige Maß hinaus aufrüste und eine spätere Konfrontation mit der NATO suche.

    Nichts als Kaffeesatzleserei im Stil der Geheimdienste, zu deren Handwerk das Erfinden von Gefahren gehört. Sie wickeln ihre parlamentarischen Auftraggeber ein. Bitte anschnallen:

    Geheimdienste schulen Bundestagsabgeordnete. Die Bundestagsfraktionen von CDU/CSU, Grünen und SPD … Als Gäste werden Bruno Kahl, Präsident des Bundesnachrichtendienstes, und Sinan Selen, Vize-Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, erwartet. … ‚Wir sind in Deutschland seit Langem mit andauernden Angriffen konfrontiert‘, sagte Grünen-Fraktionsmanagerin Irene Mihalic.“ 

    Hochverehrte Volksvertreter! Es sollte Ihr Basiswissen sein, dass „Demokratie“ und „Geheimdienst“ sich im Prinzip gegenseitig ausschließen. Und dass es Ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit ist, die diversen deutschen Geheimpolizeien genauestens zu kontrollieren, wenn Sie schon meinen, nicht auf sie verzichten zu dürfen. Sich von diesen finsteren Brüdern schulen zu lassen, ist ein Offenbarungseid. Besagte Geheimdienst-Experten konnten ja nicht mal Bundeskanzlerin Merkels Diensttelefon vor den Spionen der Amis schützen. Bis heute kriegen sie es nicht auf die Reihe, diese NSA- und CIA-Schnüffler abzuwehren …

    Vom Frieden bedroht

    Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik, GDAP, machte im Sommer letzten Jahres den Zünder für die Entwicklung der Bedrohungslüge sichtbar. Den Grund dafür, Kriegsangst zu schüren und damit plötzlich irrsinnige Rüstungsanstrengungen durchsetzbar zu machen: der befürchtete Wahlsieg des US-Präsidenten Trump und dessen Ankündigung, den Ukraine-Krieg sofort beenden zu wollen. 

    Entspannung mit Moskau? Der Albtraum für deutsche Kriegsgewinnler. Er rief die akademischen Gesinnungsfreunde von der DGAP auf den Plan. Deren Empfehlung:  

    „Im Fall eines Wahlsiegs von Trump sollten sie (die europäischen Regierungen) auf seinen transaktionalen Politikstil eingehen, aber deutlich machen, dass sie keine Verhandlungslösungen akzeptieren … Deutschland und die europäischen Regierungen müssen ihre Bemühungen zur Unterstützung der Ukraine verstärken, beschleunigen und verstetigen. … Zugleich ist es entscheidend, die europäische Bevölkerung weiterhin davon zu überzeugen, dass die langfristige Unterstützung einer freien und unabhängigen Ukraine im eigenen Interesse liegt.“

    Dass die „langfristige Unterstützung“ darauf hinausläuft, den täglichen qualvollen Tod und die Verstümmelung Abertausender Mitmenschen zu finanzieren, kümmert DGAP-Schreibtischkrieger nicht. Aber auch zum Zeitpunkt der Veröffentlichung ihrer „Expertise“ – 18. Juni 2024 – war von russischer Angriffsgefahr für Westeuropa förmlich noch keine Rede. Im Gegenteil: Es galt das Wort des damaligen NATO-Generalsekretärs Jens Stoltenberg:

    Wir stellen keine direkten Drohungen (aus Russland) gegenüber einem der Bündnismitglieder fest … Nach dem Ende der Feindseligkeiten (in der Ukraine) kann Russland seine Stärke wiederherstellen, aber das bedeutet nicht, dass wir einer direkten Bedrohung… ausgesetzt sind.

    Der Zeitrahmen-Konstrukteur

    Dem DGAP-„Experten“ Christian Mölling blieb es vorbehalten, zu konkretisieren, was der „kriegstüchtig“-Pistorius gemeint haben könnte: Mölling nannte erstmals einen Zeitrahmen („sechs bis acht Jahre“) für den Beginn eines russischen Angriffskriegs und fantasierte die Notwendigkeit herbei, die Bevölkerung kriegsbereit zu machen. 

    Mölling hatte sich nicht mal 2023 vom Milliarden-„Wumms“ für die Bundeswehr ruhigstellen lassen:  

    „Das, was an „Kriegsniveau, Kriegsfähigkeit oder Verteidigungsfähigkeit“ notwendig sei, um Russland von einem Angriff abzuhalten oder im Angriffsfall bereits an der Nato-Grenze stoppen zu können, sei zurzeit nicht gegeben. Es fehle an Material, Soldaten und vielen Kleinigkeiten“.

    Der Mann weiß, dass er mit seinem Alarmismus Kohle machen kann, ob bei der staatlich finanzierten Stiftung für Wissenschaft und Politik, beim German Marshall Fund of the United States, bei der ebenfalls staatlich und überdies von der Rüstungsindustrie finanzierten Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik oder neuerdings bei der Bertelsmann Stiftung.

    Auszug aus dem DGAP Policy Brief:

    „Das Fenster zu einem möglichen russischen Angriff öffnet sich, sobald Russland den Eindruck hat, ein Angriff, etwa im Baltikum, könnte erfolgreich sein … Experten und Geheimdienste schätzen, dass Russland sechs bis zehn Jahre brauchen wird, um seine Armee so weit wiederaufzubauen, dass es einen Angriff auf die NATO wagen könnte.“

    Reine Behauptungen. Nicht auf Fakten gestützt, sondern auf „opportune Zeugen“, „Experten“ und „Erkenntnisse“ der Geheimdienste. Keine Analyse, sondern eine Berufung auf die Schwarmdummheit. 

    Angriff als beste Verteidigung

    Der öffentlich-rechtliche Rundfunk, Kernstück des zensur-industriellen Komplexes, bot sich als der gegebene Tummelplatz für Hetzer und Kriegstreiber an. Ihr „Wir müssen kriegstüchtig werden, in ein paar Jahren kommt der Russe“ wurde zum Ohrwurm. Der ranghöchste deutsche Soldat, Generalinspekteur Carsten Breuer, knapp 60 Jahre alt, wäre vor seiner Pensionierung wohl gerne wenigstens kurz noch mit von der Partie; er zog daher den Beginn für Iwans Angriff ein wenig vor. „Fünf bis acht Jahre“. Und ließ keinen Zweifel dran aufkommen, dass er es krachen lassen möchte:

    „Kämpfen können, um nicht kämpfen zu müssen, ist nicht mehr genug.“ 

    Sondern? Selbst angreifen, um endlich nicht mehr nur über Verteidigungsbereitschaft quatschen zu dürfen? Jawoll, Herr General! Feuer! 

    Der Mann ist bloß fleischgewordener Zeitenwende-Geist. Kanzlerkandidat Friedrich Merz:

    „Es ist nämlich ein Krieg gegen Europa und nicht nur ein Krieg gegen die territoriale Integrität der Ukraine“ … ein Krieg auch gegen unser Land, der täglich stattfindet: mit Angriffen auf unsere Datennetze, mit der Zerstörung von Versorgungsleitungen, mit Brandanschlägen, mit Auftragsmorden mitten in unserem Land, mit der Ausspähung von Kasernen, mit Desinformationskampagnen …“ (s. dazu: David Goeßmann, „Was steckt hinter dem Vorwurf der hybriden Kriegsführung Russlands gegen Europa?“)

    Erst im Oktober vorigen Jahres wollte Hassredner Merz Russlands Präsident Putin ein Ultimatum stellen:

    „Wenn das nicht aufhört mit den Bombardements, dann ist der erste Schritt der: Reichweiten-Begrenzung (für ukrainische Raketenangriffe auf Russland) aufheben. Und der zweite Schritt der, dass wir die ›Taurus‹ (deutsche Rakete mit großer Reichsweite und Sprengkraft) liefern … Und dann hat Putin es in der Hand, wie weit er diesen Krieg noch weiter eskalieren will.“

    Ob er auch noch als Bundeskanzler den Maulhelden spielt wird, müssen wir leider abwarten. Vielleicht ermannt sich jemand aus seiner Umgebung und macht ihn darauf aufmerksam, dass Putin eine Taurus-Lieferung an Kiew als deutsche Kriegserklärung wertet und „entsprechend“ reagieren will – völkerrechtlich absolut korrekt. Vielleicht erinnert sich Merz auch daran, erst kürzlich von einer russischen Haselnuss gelesen zu haben, deren Wirksamkeit weltweit beeindruckt. Vielleicht.

    Kriegsplaner

    Russland droht der EU nicht mit Krieg. Das bestätigen zahlreiche hochrangige Experten, zum Beispiel US-Chefunterhändler Steve Wittkoff: „Ich habe das Gefühl, Putin will Frieden.“ Der deutsche Ex-Generalinspekteur Harald Kujat hält Behauptungen von einem bevorstehenden russischen Angriffskrieg für „Unsinn“. Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder: absurd. Ex-Oberstleutnant Jochen Scholz: Standardlüge. Ex-Oberst Wolfgang Richter:

    Wenn Russland tatsächlich das Mittel Krieg wahrnimmt zum Erreichen politischer Ziele, warum soll es bis 2029 warten?

    Tja. Warum? Weil Russland an einem Krieg gegen Rest-Europa gar kein Interesse hat. Der italienische Ex-Ministerpräsident Conte nennt deshalb das europäische Hochrüstungsprogramm „eine totale Geldverschwendung.

    Deutschland und die EU haben für Russland keinen Reiz: gigantische Schuldenberge, schrottreif gesparte Infrastruktur, keine nennenswerten Ressourcen von irgendwas. Eine Region, deren politische Vorturner von ihrem wichtigsten „Verbündeten“, der US-Regierung, offen als antidemokratisch verachtet, als Schmarotzer bezeichnet und auf den Topf gesetzt werden.

    Gute Frage an uns alle:

    Wie weiter in einem Land, das dabei ist, zum Selbstbedienungsladen korrupter Regenten und Noch-nicht-Regenten zu verkommen?

    Unsere politischen, journalistischen, akademischen und militärischen Krawallbrüder und -schwestern sind nur Tonverstärker mit W-LAN zum Schattenreich der Geldelite. Der ist vollkommen gleichgültig, was aus den Westeuropäern wird. Sie ist sozial abgehoben, international abgesichert und rechtzeitig offshore, bevor es kracht. Es würde ihr Stellvertreterkrieg. Sein Ziel und zugleich angelsächsischer Wunschtraum: Deutschland zerstört und Kontinentaleuropas Wirtschaft für lange Zeit am Boden.

    Nicht Russland droht mit Krieg gegen Westeuropa. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Deutsche und einige andere Westeuropäer wollen und planen Krieg gegen Russland.

    Anmerkung der Autoren: Unsere Beiträge stehen zur freien Verfügung. Wir schreiben nicht für Honorar, sondern gegen die „mediale Massenverblödung“ (in memoriam Peter Scholl-Latour). Die Texte werden vom Verein „Ständige Publikumskonferenz öffentlich-rechtlicher Medien e.V.“ dokumentiert: publikumskonferenz.de/blog

    Titelbild: KI erzeugtes Symbolbild (Grok)

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    1 April 2025, 8:00 am
  • 4 minutes 49 seconds
    NachDenkSeiten erhalten künftig öffentliche Förderung

    Zwar dauern die Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD noch an, in der Arbeitsgruppe „Kultur und Medien“ konnte man sich jedoch bereits auf die wichtigsten Eckpunkte einigen. Dazu gehört ein neuer Medieninnovationsfonds, der gezielt ausgewählte Medien fördert, die sich im Kampf gegen Desinformation im digitalen Raum engagieren. Die Berliner Zeitung berichtete bereits im Vorfeld über diese Initiative, die auf eine Forderung der SPD zurückgeht. Mit gewissem Stolz können die NachDenkSeiten nun verkünden, dass auch wir auf der Liste der Medien stehen, die künftig in den Genuss öffentlicher Fördergelder kommen. Von Redaktion.

    Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

    Damit komme den NachDenkSeiten die längst verdiente Anerkennung für ihren mehr als zwanzig Jahre währenden Einsatz im Kampf gegen Desinformationen zu, so die SPD-Vorsitzende Saskia Esken. Ausdrücklich dankte Esken dabei dem NachDenkSeiten-Herausgeber Albrecht Müller, der für sie stets ein politisches Vorbild gewesen sei. Der neue Medieninnovationsfonds wird dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien unterstellt sein. Für dieses Amt im Range eines Staatsministers ist der SPD-Politiker Michael Roth als Nachfolger seiner grünen Namensvetterin Claudia Roth im Gespräch. Roth hat gute Beziehungen zu den NachDenkSeiten und wird als Vorsitzender eines neu zu bildenden Beirats dafür Sorge tragen, dass die öffentlichen Fördermittel gemäß der Förderstatuten eingesetzt werden.

    Hintergrund für die Initiative dürfte der plötzliche Wegfall der Fördermittel aus den Programmen von USAID gewesen sein, der auch zahlreiche deutsche Medien, die sich dem Kampf gegen Desinformation verpflichtet haben, hart getroffen hat. Deutschland müsse nun in diese Bresche springen, sonst drohe der Verlust der Deutungshoheit im digitalen Raum, so die künftigen Koalitionäre. In einer Zeit, in der Gegner der liberalen Demokratie systematisch das Vertrauen in die Institutionen untergraben, sei es wichtiger denn je, dass es Medien gibt, die als Fels in der Brandung ihren Lesern Orientierung bieten. Da die klassischen Medien diese Funktion nicht mehr ausübten und der öffentlich-rechtliche Rundfunk aufgrund des demographischen Wandels größtenteils ohnehin nur noch von Rentnern konsumiert werde, für die der digitale Raum beim Faxgerät aufhört, müssten Onlineplattformen wie die NachDenkSeiten nun dieser Fels sein.

    Es gab jedoch auch Widerstand gegen den Medieninnovationsfonds im Allgemeinen und die Förderung der NachDenkSeiten im Speziellen. Insbesondere an den politischen Rändern reagierte das politische Berlin mit Empörung. So lehnt die AfD die Finanzierung „regierungsnaher Medien“ generell ab. Und da die AfD dies ablehnt, sind nun auch die Oppositionsparteien Grüne und Linke dafür, da jede Zustimmung zu AfD-Positionen ja dem Faschismus Tür und Tor öffne. Die Grünen stört es dennoch, dass ihnen nahestehende Medien wie der Volksverpetzer oder die periodisch erscheinende Heftreihe „Der Landser“ bei der Förderung leer ausgehen. Freiheit sei immer die Freiheit des Andersdenkenden, so die scheidende Kultusstaatsministerin Claudia Roth, und es sei in einer liberalen Demokratie unwürdig, wenn die Regierung formal unabhängige Medien oder Stiftungen dafür fördere, Andersdenkende in die Nähe von Desinformation und Demokratiefeindlichkeit zu rücken. Ralf Fücks vom Zentrum Liberale Moderne stimmte dieser Aussage in einer Presseerklärung ausdrücklich zu. Regierungsnahe Medien wie die NachDenkSeiten dafür zu finanzieren, dass sie oppositionelle Kräfte, wie das Zentrum Liberale Moderne, kritisieren, erinnere ihn eher an Nordkorea als an eine westliche Demokratie, so Fücks. Aber da die AfD dies auch kritisiere, unterstütze man den Medieninnovationsfonds dennoch.

    Wie genau die Förderung durch den Medieninnovationsfonds, der als neues Sondervermögen aufgelegt wird, aussieht, wird erst nach Unterzeichnung des Koalitionsvertrags und der Konstitution der neuen Regierung bekanntgegeben. Die NachDenkSeiten werden berichten.

    Titelbild: KI-generiertes Symbolbild (Grok3)

    1 April 2025, 7:00 am
  • 10 minutes 19 seconds
    Sind die EU-Sanktionen gegen Russland wirklich vom Völkerrecht gedeckt?

    Im Zuge der Diskussion um die teilweise Aufhebung von US-Sanktionen gegen Russland kam in der Bundespressekonferenz die Frage auf, wie Deutschland und die EU sich dazu verhalten. Die NachDenkSeiten wollten in diesem Zusammenhang wissen, wie die Bundesregierung die EU-Sanktionen gegen Russland völkerrechtlich bewertet, da die Verhängung dieser Sanktionen ohne Legitimierung durch die Vereinten Nationen erfolgte. Laut Regierungssprecher und Auswärtigem Amt sei dies kein Problem, die EU könne eigenständig Sanktionen verhängen. Doch die Rechtslage ist mitnichten so klar, wie von der Bundesregierung behauptet. Von Florian Warweg.

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    Hintergrund: Die krachende UN-Abstimmungsniederlage von EU und USA gegen ihr einseitiges Sanktionsregime

    Am 3. April 2023 stimmte der UN-Menschenrechtsrat mit überwältigender Mehrheit für eine von der Bewegung der Blockfreien Staaten eingebrachte Resolution, die die Abschaffung von einseitigen Wirtschaftssanktionen, wie sie vornehmlich die USA und die EU anwenden, fordert. Diese „einseitigen Zwangsmaßnahmen“ verstießen gegen die UN-Charta und Grundsätze für friedliche Beziehungen zwischen den Staaten. Lediglich die USA, Großbritannien, die EU-Mitgliedsstaaten sowie Montenegro, Georgien und die Ukraine stimmten gegen die Resolution. Alle Vertreter afrikanischer, asiatischer und lateinamerikanischer Staaten stimmten, bei einer Enthaltung (Mexiko), dafür.

    Die Resolution mit dem Dokumentennamen A/HRC/52/L.18 und dem Titel „Die negativen Auswirkungen einseitiger Zwangsmaßnahmen auf die Wahrung der Menschenrechte“ fordert alle Staaten auf, „keine einseitigen Zwangsmaßnahmen mehr zu ergreifen, beizubehalten, durchzuführen oder einzuhalten“, da diese „gegen die Charta der Vereinten Nationen und die Normen und Grundsätze für friedliche Beziehungen zwischen den Staaten verstoßen“.

    Zudem zeigten sich die Verfasser „alarmiert über die unverhältnismäßigen und unterschiedslosen menschlichen Kosten einseitiger Sanktionen und ihre negativen Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung, insbesondere auf Frauen und Kinder, in den Zielstaaten“ sowie „zutiefst beunruhigt über die negativen Auswirkungen einseitiger Zwangsmaßnahmen auf das Recht auf Leben, das Recht eines Jeden auf das für ihn erreichbare Höchstmaß an körperlicher und geistiger Gesundheit und medizinischer Versorgung, das Recht auf Freiheit von Hunger und das Recht auf einen angemessenen Lebensstandard, auf Nahrung, Bildung, Arbeit und Wohnung sowie das Recht auf Entwicklung und das Recht auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt“.

    Die Verfasser der Resolution fügten hinzu, dass Sanktionen zu „schwerwiegenden Verletzungen der Menschenrechte der betroffenen Bevölkerungsgruppen“ führen, mit „besonderen Folgen für (…) ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen“.

    Weiter hieß es in dem mit großer Mehrheit angenommenen Resolutionstext:

    „(Wir) verurteilen aufs Schärfste die fortgesetzte einseitige Anwendung und Durchsetzung solcher Maßnahmen durch bestimmte Mächte als Druckmittel, einschließlich politischen und wirtschaftlichen Drucks, gegen jedes Land, insbesondere gegen die am wenigsten entwickelten Länder und die Entwicklungsländer, mit dem Ziel, diese Länder daran zu hindern, ihr Recht auszuüben, aus freien Stücken über ihr eigenes politisches, wirtschaftliches und soziales System zu entscheiden.“

    Das Gutachten der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages zu völkerrechtlichen Sanktionen

    Die Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages (WD) veröffentlichten am 8. Juli 2019 einen sogenannten völkerrechtlichen Sachstand mit dem Titel „Rechtsfragen zu völkerrechtlichen Sanktionen“.

    Dort heißt es einführend, dass Sanktionen von der Völkerrechtskommission der Vereinten Nationen definiert sind als „reaktive Maßnahmen, die aufgrund eines Beschlusses einer internationalen Organisation nach einer Verletzung einer internationalen Verpflichtung mit schwerwiegenden Folgen für die internationale Gemeinschaft als Ganzes ergriffen werden, und insbesondere bestimmte Maßnahmen, zu deren Ergreifung die Vereinten Nationen im Rahmen des durch die Charta geschaffenen Systems zur Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit befugt sind“.

    Die Befugnis zu Sanktionen wird hier von der UN-Völkerrechtskommission zumindest explizit nur den Vereinten Nationen zugesprochen. Auch die Autoren des Sachstands der WD ergänzen die Definition um die Bemerkung:

    „Die Maßnahmen müssen darüber hinaus von einer internationalen Organisation (i.d.R.: Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, VN-SR) getragen sein.“

    Der Sachstand verweist im weiteren Verlauf zudem auf die Resolution 34/13 des UN-Menschenrechtsrates von 2017, die zu dem Schluss kommt, „dass einseitige Zwangsmaßnahmen gegen das Völkerrecht, das humanitäre Völkerrecht, die VN-Charta und die Normen und Grundsätze für friedliche Beziehungen zwischen Staaten verstoßen“ (…) und alle Staaten auffordert, „keine einseitigen Zwangsmaßnahmen zu ergreifen und bereits bestehende Sanktionen rückgängig zu machen“.

    Resolutionen des UN-Menschenrechtsrates sind formal betrachtet „nur“ Empfehlungen an die UN-Generalversammlung und begründen für sich allein stehend noch keine Rechtspflichten der Staaten, gleichwohl kommt ihnen, das schreiben auch die Völkerrechtler des Bundestages, „ein starker appellatorischer Charakter zu, zumal sie zur Entwicklung von Völkergewohnheitsrecht beitragen (…)“.

    Die Haltung der EU

    Die EU räumt für sich das Recht ein, auch selbst Sanktionen (sogenannte „autonome Sanktionen“) zu verhängen. Geregelt ist dies in Artikel 29 des Vertrags über die Europäische Union. Durch den erwähnten Artikel 29 wird dem Rat der Europäischen Union die Befugnis übertragen, restriktive Maßnahmen (Sanktionen) gegen Regierungen von Ländern, die nicht in der Europäischen Union (EU) sind, gegen nichtstaatliche Entitäten (zum Beispiel Unternehmen) sowie gegen Personen zu verhängen, um eine Veränderung von deren Politik oder Aktivitäten zu bewirken.

    Die EU erlässt Sanktionen laut Artikel 29 als eigene Maßnahmen unter folgenden Bedingungen:

    1. Wenn nationales Recht oder die Menschenrechte nicht geachtet werden;
    2. Politiken oder Handlungen durchgeführt werden, die gegen die Rechtsstaatlichkeit oder die demokratischen Grundsätze verstoßen.

    Unter „Allgemeiner Rahmen für EU-Sanktionen“ heißt es bei der EU dann aber einschränkend:

    • „Bei diesen Sanktionen handelt es sich um vorbeugende und nicht um strafende Instrumente, die es der EU ermöglichen sollen, in Einklang mit den Prinzipien der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik schnell auf politische Herausforderungen und Entwicklungen zu reagieren.“
    • „EU-Sanktionen sollten im Rahmen eines umfassenderen politischen Dialogs gesehen werden. Restriktive Maßnahmen sollen die Auswirkungen für die zivile Bevölkerung möglichst gering halten.“

    Die Sanktionen gegen Russland haben nachweislich einen „strafenden“ und nicht einen „vorbeugenden“ Charakter und auch die Vorgabe, „EU-Sanktionen sollten im Rahmen eines umfassenderen politischen Dialogs gesehen werden“, sind derzeit nachweislich nicht erfüllt.

    Auszug aus dem Wortprotokoll der Regierungspressekonferenz vom 26. März 2025

    Frage Dr. Rinke (Reuters)
    Ich würde gern noch einmal auf die Sanktionen gegen Russland zurückkommen. Herr Hebestreit, nur um da sicher zu gehen: Russland hat ja Bedingungen gestellt. Unter anderem ist eine Bedingung für diesen zeitweisen Waffenstillstand im Schwarzen Meer, dass eine russische Agrarbank wieder Zugang zu dem internationalen Finanzabwicklungssystem SWIFT erhält. Das wäre eigentlich eine Maßnahme, die nur mit Zustimmung der Europäer und Deutschlands beschlossen werden könnte. Das heißt, diese Forderung wird auf jeden Fall abgelehnt werden. Ist das richtig?

    Regierungssprecher Hebestreit
    Ich kenne keinerlei Bestrebungen innerhalb Europas, diese Sanktionen aufzuheben.

    Frage Warweg
    Nur eine grundsätzliche Verständnisfrage, wenn wir gerade bei Sanktionen der EU sind: Generell gelten Sanktionen nur als völkerrechtlich legitimiert, wenn ihnen eine UN-Resolution unterliegt. Entschuldigen Sie meine Ignoranz, aber können Sie mir noch einmal in Erinnerung rufen, auf welcher UN-Resolution die EU-Sanktionen gegen Russland beruhen?

    Wagner (AA)
    Herr Warweg, das stimmt einfach nicht. Die EU kann natürlich Sanktionen erlassen und tut es auch in verschiedenen Kontexten.

    Ich will noch einmal die Gelegenheit nutzen, weil das jetzt in verschiedenen Fragen hier angeklungen ist, etwas klarzustellen: Es geht, wenn man sich das genau anschaut, nicht um Sanktionen gegen russische Getreidelieferungen oder Düngerlieferungen. Diese Sanktionen gibt es ja nicht. Das ist ein russisches Narrativ, dass es solche Sanktionen gibt. Es gibt Maßnahmen, die zum Beispiel Bankabwicklung usw. betreffen.

    Wenn Sie sich in Erinnerung rufen, wie das im Schwarzen Meer lief, so ist dort ein Getreidedeal abgeschlossen worden, und die Ukraine hat es geschafft, Getreidelieferungen trotz russischer Angriffe wiederherzustellen. Insofern muss man da sehr genau hinschauen, wie die Abläufe wirklich waren. Aber noch einmal, weil Sie jetzt nach Sanktionen auf Getreide- und Düngerlieferungen gefragt haben: Die gibt es in der Form nicht.

    Zusatzfrage Warweg
    Herr Wagner, um es nochmals klar zu haben: Sie sagen also, unilaterale Sanktionen, egal von wem verhangen, sind völkerrechtlich legitimiert, auch wenn dem keine UN-Resolution unterliegt?

    Wagner (AA)
    Die EU erlässt Sanktionen auf Grundlage von EU-Recht.

    Hebestreit
    Ich darf noch einmal von meinem Proseminar Völkerrecht profitieren und sagen: Es gibt drei Arten von Sanktionen, die die Europäische Union erlassen kann. Das sind UN-Sanktionen, die dann in europäisches Recht umgesetzt werden. Es gibt welche zur Ergänzung von UN-Sanktionen, und es gibt eigenständige Sanktionen. Und der dritte Punkt ist das, was wir gerade diskutieren.

    Titelbild: Screenshot NachDenkSeiten, Bundespressekonferenz 26.03.2025

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    31 March 2025, 10:00 am
  • 5 minutes 18 seconds
    Sanktionen: Wie die „Grünen-Connection“ gegen die Vernunft hetzt

    „Moskau-Connection“ und „Putin-Freund“: Wer wie Michael Kretschmer (CDU) im Interesse der Bürger hierzulande eine Entspannung mit Russland sucht, wird von grüner Propaganda aus Politik und Medien diffamiert. Die Partei und ihre befreundeten Journalisten sind ein gefährlicher Bremsklotz auf dem Weg zu einer überfälligen Verständigung. Die große und positive Resonanz, die grüne Meinungsmache regelmäßig in vielen Medien auslöst, ignoriert völlig, dass grüne Politik eigentlich abgewählt wurde. Ein Kommentar von Tobias Riegel.

    Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

    Die Aussage, dass die Grünen die „inkompetenteste, heuchlerischste, verlogenste und, bezogen auf den realen Schaden, den sie anrichten, aktuell die gefährlichste Partei“ sei, „die wir im Bundestag haben“, bestätigt sich immer wieder, auch in den vergangenen Tagen. Aktuell belegen die Grünen einmal mehr, dass sie ein radikaler Bremsklotz sind, bei den Bemühungen darum, das auch und vor allem durch grüne Propaganda zerrüttete Verhältnis zu Russland wieder zu normalisieren.

    Ein Beispiel sind aktuelle grüne Reaktionen auf den vernünftigen Vorstoß des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer zu Lockerungen der Russland-Sanktionen: Wer eine Lockerung der unwirksamen, selbstzerstörerischen und auch politisch-moralisch unsinnigen Russlandsanktionen vorschlägt, ist im Gedankengebäude der Grünen kein pragmatischer Politiker, der für die Interessen seiner eigenen Bürger eintritt. Nein: Er ist ein „Putin-Freund“, der eine „Moskau-Connection“ bedient, so etwa Britta Haßelmann, Fraktionschefin der Grünen. Dass die Diffamierungen vonseiten der Grünen immer wieder große und ihrem kleinen Wahlergebnis nicht angemessene Presse-Reaktionen auslösen, daran hat man sich schon gewöhnt – diese zum Teil nicht gewählte „Grünen-Connection“ ist dennoch eine gesellschaftliche Belastung.

    Die Personen und Parteien, die uns (ohne Not oder höhere Gewalt, sondern aus Ideologie und transatlantischer Unterwerfung) in die bedrohlichen aktuellen Situationen geführt haben (militärisch und wirtschaftlich), die haben jetzt noch die Dreistigkeit, alle, die diese Situationen lösen wollen, indirekt als Vaterlandsverräter zu bezeichnen. Diese Masche folgt dem Motto „Haltet den Dieb“, wir sind etwa in diesem Artikel darauf eingegangen.

    Es ist aber auch zu betonen: Handel und Verständigung mit Russland soll selbstverständlich keine Unterwerfung Deutschlands unter ein „russisches System“ bedeuten, wie ich im Artikel „Wer A sagt, muss nicht B sagen – Er kann auch erkennen, dass A falsch war“ geschrieben habe:

    Zu einer Verständigung zwischen Russland und Resteuropa gibt es keine Alternative, Sicherheitsinteressen aller Seiten müssen respektiert werden, die Bestrebungen vor allem der USA, eine dauerhafte Feindschaft zwischen Deutschland und Russland zu installieren, muss scharf zurückgewiesen werden. Betonen möchte ich aber auch, dass von meiner Seite weder für eine naive „Unterwerfung“ Deutschlands unter Russlands Interessen plädiert wird, noch für einen harten Bruch mit den USA: Deutschland sollte und könnte eine Brücke sein und davon profitieren. Bei alldem ist auch die historische Verantwortung Deutschlands zu beachten, die aus den deutschen Verbrechen gegen die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg erwächst. Und natürlich die Verantwortung für die Zukunft unserer Kinder, die von Kriegslobbyisten momentan unglaublich leichtfertig aufs Spiel gesetzt wird.

    Die Politik und die Meinungsmache der Grünen sind zerstörerische Triebfedern von Angst und Militarismus, und dabei machen sie nicht mal „grüne“ Politik, wie im Artikel „Was interessiert mich mein (grünes) Geschwätz von gestern: Kein Umweltschutz – und nicht mal „Klimaschutz“. Dafür Wirtschaftskrieg” beschrieben wird. Und, liebe Grüne: „Wer hat uns eigentlich in die Gas-Abhängigkeit von Donald Trump geführt?“ (…und hat uns damit an die Oligarchen Trump und Musk ausgeliefert)?

    Um die Kriegsgefahr zu senken, um die lästige emotionale Propaganda loszuwerden, um einen für alle Seiten wichtigen Handel Deutschlands mit Russland (und den USA) zu beflügeln, um die inakzeptable grüne Heuchelei zurückzudrängen, um dem Wahlergebnis gerecht zu werden: Dafür ist der gemessen an Wählerstimmen übermäßige gesellschaftliche Einfluss der Grünen ein ernstes Problem.

    Titelbild: Wirestock Collection / Shutterstock

    31 March 2025, 8:05 am
  • 12 minutes 19 seconds
    Europäisches Friedensprojekt am 9. Mai: „Wir wollen Frieden mit Russland und den russischen Bürgern!“

    Das Motto von Beethovens 9. Sinfonie Alle Menschen werden Brüder, die ja die europäische Hymne ist, gilt auch für die Russen! Das sagt die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot im Interview mit den NachDenkSeiten. Dabei geht es um ein neues Friedensprojekt, das am 9. Mai stattfinden wird. Von Marcus Klöckner.

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    Frau Guérot, am 9. Mai soll ein Zeichen des Friedens gesetzt werden, europaweit. Was ist das für ein Projekt?

    Nun, das Projekt hat zwei Alleinstellungsmerkmale: Es ist nicht nur ein Aufruf, den man unterschreiben kann, sondern es ist ein Projekt der individuellen Teilhabe; und zweitens ist es europaweit und erstreckt sich über den ganzen Kontinent. Jede Bürgerin und jeder Bürger in ganz Europa soll mitmachen können, und zwar bei sich zu Hause, da, wo sie oder er ist! Im Kern geht es darum, am 9. Mai – dem Europatag und gleichzeitig Tag der Befreiung – um genau 17 Uhr das Fenster zu öffnen und zeitgleich in allen europäischen Sprachen ein Manifest des Friedens zu verlesen. Dazu haben wir einen knappen Text in inzwischen rund 20 europäischen Sprachen ins Internet gestellt auf unsere Webseite: Jeder kann sich den Text in seiner Sprache ausdrucken, mitmachen und am 9. Mai um 17 Uhr verlesen. Dabei kann der Text auch gerne verändert und individuell angepasst werden: Wir wollen mit diesem performativen Sprechakt eine Welle des Friedens durch ganz Europa laufen lassen!

    Zusätzlich haben wir sehr schöne künstlerische Plakate für die Aktion zum Download ins Internet gestellt, also Art Work. Die Entwürfe sind von der Neusser Künstlerin Regina Bender. Jeder kann sie sich in seinem Copyshop vor Ort ausdrucken und ans Fenster, in den eigenen Laden oder den Baum vor der Tür hängen, um in den Tagen vorher für das Projekt zu werben. Oder auch auf T-Shirts oder Buttons drucken. Die Entwürfe von Regina Bender werden wir demnächst auf unserer Webseite in einer Auktion versteigern, um etwas Geld für das Projekt zu generieren, das wir zum Beispiel für die Webseite brauchen. Wir bitten auch jeden Teilnehmer, mindestens einen Euro zu spenden.

    Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

    Nun, ich habe 2018 schon einmal europaweit ein ähnliches Projekt durchgeführt, damals zusammen mit dem Schweizer Theaterregisseur Milo Rau und dem österreichischen Schriftsteller Robert Menasse. Damals ging es uns darum, nach der Bankenkrise, der völlig undemokratischen Euro-Governance und der anti-sozialen Austeritätspolitik, die die EU damals gemacht hat, daran zu erinnern, dass Europa eigentlich demokratisch und sozial sein sollte. Das habe ich mit dem Begriff „Europäische Republik“ zu fassen versucht. Darüber hatte ich zuvor, 2016, eine recht erfolgreiche, kleine Utopie geschrieben, „Warum Europa eine Republik werden muss“, die auch in mehrere europäische Sprachen übersetzt wurde. Dieser utopische Entwurf ist das Gegenteil von einem bürokratischen „EU-Superstaat“, sondern die Idee eines bürgerbasierten, demokratischen, sozialen und dezentralen Europas, in dem die europäischen Bürger der Souverän sind, und nicht eine EU-Kommission oder der Europäische Rat.

    Auf dieser Grundlage haben wir 2018 dann in einem ähnlichen Projekt europaweit eine Ausrufung einer „Europäischen Republik“ als performativen Sprechakt inszeniert:

    Damals haben rund 140 europäische Städte und Theater daran teilgenommen, zum Beispiel das Wiener Burgtheater, das Thalia Theater Hamburg oder auch die französische Theatergruppe um Roland Auzet. Das schönste Video zu dem Projekt hat damals das Schauspiel Graz gemacht. Insgesamt haben damals rund 25.000 europäische Bürger teilgenommen und uns danach ihre Fotos und Videoaufnahmen geschickt. Dieses ganze Material haben wir dann im März 2019 in einer Ausstellung in Berlin gezeigt und dann in einem Katalog gedruckt, den man heute noch bestellen kann. Es war ein großer Erfolg. Auch heute bitten wir die Teilnehmer, die sich an der Verlesung beteiligen, uns ihre Fotos und Videoinstallationen zu schicken.

    Was wollen Sie mit diesem Projekt erreichen?

    Zunächst Teilhabe und Freude! Wir möchten den Europatag, den 9. Mai, mit dem Begriff „Frieden“ besetzen, denn es steht zu erwarten, dass wir an diesem Tag viele heuchlerische Reden aus dem Mund von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Emmanuel Macron oder Friedrich Merz hören werden. Es besteht die Gefahr, dass der 9. Mai als Europatag und Tag der Befreiung symbolisch für ein Kriegsprojekt gekapert werden soll, obwohl es doch über 70 Jahre hieß: Europa, das heißt nie wieder Krieg.

    Deswegen wollen wir am 9. Mai auf dem ganzen Kontinent „Frieden“ aus den Fenstern rufen! Wir hoffen, dass zehntausende Bürgerinnen und Bürger in ganz Europa dabei mitmachen, von Dublin bis Thessaloniki und von Lissabon bis Bukarest, so dass der Ruf bis nach Moskau erschallt: wir wollen Frieden mit Russland und den russischen Bürgern! Das Motto von Beethovens 9. Sinfonie, Alle Menschen werden Brüder, die ja die europäische Hymne ist, gilt auch für unsere europäischen Mitbürger in Russland! Wir hoffen sehr, dass vor allem in der durch den Krieg geschundenen Ukraine viele Bürger bei dem Projekt mitmachen werden! In Russland wird man jedenfalls sicher über unser Projekt berichten und das ist gut so!

    Auch werden wir im Nachgang zum 9. Mai zunächst eine Art „digitale Galerie“ oder Ausstellung auf unserer Webseite machen, um zu dokumentieren, dass die europäischen Bürger – ungleich ihrer Regierungen – für den Frieden sind! Und wenn wir es schaffen, werden wir aus dem Material dann auch wieder einen Katalog machen, damit es später, wenn sich die Historiker über die Erforschung dieses Konfliktes beugen werden, ein Dokument gibt, das bezeugt, dass es einen gesamteuropäischen Widerstand gegen den Krieg gab.

    Apropos: Wir haben schon Hinweise erhalten, dass die Abkürzung von European Peace Project EPP ist – wie die European Peoples Party im Europäischen Parlament. Aber das stört uns gar nicht: Sowieso benutzen wir die Abkürzung nicht; vor allem aber würde es ja die Bedeutung EPP rebranden: Peace for the European People! Dass die EPP, also auch die einstige Europa-Partei Deutschlands, nämlich die CDU, das gerade vergisst, sollte allen Spitzenpolitikern in der EU, allen voran Frau von der Leyen und Manfred Weber, eigentlich die Schamesröte ins Gesicht treiben: Helmut Kohl dreht sich sicher im Grab um!

    Wo sind die Stimmen des Friedens in den Medien? Was sind Ihre Gedanken dazu?

    Die Medien in Deutschland scheinen mir inzwischen komplett gelenkt. In den Talkshows sitzen immer die gleichen Personen, die meiner Meinung nach kriegstreiberische Positionen vertreten: Agnes Strack-Zimmermann, Carlo Masala oder Claudia Major, die mit einem fast marionettenhaften „Sprech“ immer die gleichen, schalen Argumente wiederholen, und das seit nunmehr zwei Jahren. Es ist ziemlich lächerlich, zumal die USA inzwischen beidrehen und rund Dreiviertel der Welt sowieso eine andere Analyse des Konfliktes und seiner Ursprünge hat. Die journalistische Verwahrlosung in diesem Land ist inzwischen haarsträubend, aber es fällt Gott-sei-Dank immer mehr Menschen auf. Sogar Richard-David Precht, deutscher Publikumsliebling, der sich bisher nicht durch fundamentale Kritik bemerkbar gemacht hat, hat jüngst von „Massenhysterie“ gesprochen. Das hat einige aufhorchen lassen. Lange wird es m.E. auch nicht mehr dauern, dann wird die Presse beidrehen und die Wendehälse werden sich bemühen, diejenigen in die Sendungen zu holen, die gestern noch als Lumpenpazifisten verschrien wurden.

    Deutschland ist ja auch nicht alleine in Europa. In Italien zum Beispiel gab es am 15. März 2025 großen Straßenprotest unterschiedlicher politischer Couleur für Europa, aber gegen den Krieg, mit Tausenden auf der Straße, die teilweise das antifaschistische Manifest von Ventone in der Hand hielten, einem der Gründungstexte des föderalen Europas. In Spanien wiederum gab es die Tage einen riesengroßen Aufruf, der von Hunderten von sehr bekannten Schauspielern und Künstlern ausging und inzwischen von über 800 spanischen Organisationen unterschrieben wurde, darunter Attac und vielen Gewerkschaften. Das sind eigentlich linke Organisationen, deren Pendants sich bisher in Deutschland bedauerlicherweise nicht durch Appelle für Frieden hervorgetan haben, wahrscheinlich, weil sie in Abhängigkeiten der europäischen Finanzierung von NGOs und Zivilgesellschaft stecken, sodass sie sich nicht zu deutlich gegen den Kriegskurs der EU wenden können, ohne dass sie Mittelkürzungen befürchten müssen. Es wird also interessant sein zu beobachten, ob die italienische oder spanische Welle nach Deutschland hinüberschwappt. Falls ja, dürfte auch in den deutschen Medien etwas passieren bzw. dürften sie umschwenken. Außerdem steht ja Ostern vor der Tür und damit die Ostermärsche: Diese werden dieses Jahr besonders groß. Der ÖRR wird Probleme haben, daran in der Berichterstattung völlig vorbeizugehen.

    Wie blicken Sie auf die aktuellen Entwicklungen im Hinblick auf die derzeitige Situation zwischen NATO und Russland? „Vielleicht ist dieser Sommer der letzte Sommer, den wir noch im Frieden erleben.“ Und: In Köln soll ein unterirdisches Krankenhaus gebaut werden. Was soll das?

    Ich möchte derart vor Dummheit strunzende und unverantwortliche Sätze wie „der letzte Sommer im Frieden“ eigentlich nicht kommentieren. Das Gute ist, dass sie so dumm sind, dass hoffentlich bald jedem auffällt, wie hysterisch sie sind. Genau deswegen machen wir ja am 9. Mai mit unserem Projekt einen performativen Sprechakt: damit wir uns in den Frieden hineinsprechen und nicht hysterisch in den Krieg: Thoughts become words become action become reality! (Anmerk. Red. Aus Gedanken werden Worte, woraus Taten, woraus Realität wird). Gerade wurde das Communiqué der Amerikanisch-Russischen Verhandlungen bzgl. des Schwarzmeers veröffentlicht. Die Verhandlungen in Saudi-Arabien werden jetzt zügig zu Ende geführt und es ist nur noch peinlich, dass die EU weiter von Aufrüstung und Krieg faselt, anstatt bei diesen Verhandlungen konstruktiv dabei zu sein.

    Zu Köln finde ich keine Worte. Ich bin in der Nähe von Köln geboren. Die Stadt hat andere Probleme und kann Geld sicher für andere und bessere Projekte verwenden als für ein unterirdisches Krankenhaus.

    Lesetipp: Ulrike Guérot/Hauke Ritz: Endspiel Europa: Warum das politische Projekt Europa gescheitert ist und wie wir wieder davon träumen können. Westend. 208 Seiten. Okt. 2022. 20 Euro.

    Titelbild: Carmela Negrete Navarro

    31 March 2025, 7:00 am
  • 6 minutes 17 seconds
    Strack-Zimmermann wegen Volksverhetzung anklagen?

    … oder muss man sie für unzurechnungsfähig, also für schuldunfähig halten? Diese Frage geht an juristisch versierte Leserinnen und Leser. – Tobias Riegel hat hier Beispiele für ihre maßlos falschen und grotesken Behauptungen gebracht: Strack-Zimmermann dreht auf: „Putin hat Hunderte von Millionen Menschen unter die Erde gebracht“ und z.B.: „Die Ukraine ernährt 70

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    29 March 2025, 2:00 pm
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