Treffpunkt Klassik

Südwestrundfunk

Hier dreht sich alles um Klassik: Wir sprechen mit Künstler*innen, berichten über Konzerte und Festivals im Sendegebiet, kommentieren aktuelle Ereignisse im Musikleben, und stellen neue Musik vor.

  • 7 minutes 11 seconds
    Parkinson: Über die erstaunlichen Effekte von Musik in der Therapie

    Mit lauter und rythmischer Musik zum Erfolg

    „Studien belegen, dass Parkinson-Betroffene beweglicher werden, wenn sie nur zehn Minuten lang laute, rhythmische Musik hören“, sagt Professor Stefan Mainka. Der Musiktherapeut und Rehabilitationswissenschaftler arbeitet in einer Parkinson-Fachklinik in Brandenburg und berichtet am Welt-Parkinson-Tag über die erstaunlich positiven Effekte von Musik in der Parkinson-Therapie.
    11 April 2025, 8:05 am
  • 5 minutes 46 seconds
    Zum 50. Todestag von Josephine Baker: Der erste afro-amerikanische Weltstar
    Es gibt mindestens fünf verschiedene Josephine Bakers: die hungernde Straßengöre von St. Louis, das schwarze Sex-Symbol im Bananenröckchen, die „Familien-Josephine“ mit ihrer vielen Adoptivkindern, die Freiheitskämpferin und natürlich: „La Baker“, die Diva.

    Das Sex-Symbol

    Sie ist schrecklich. Sie ist hinreißend. Ob sie schwarz ist oder weiß, ob sie Haare oder einen schwarzbemalten Schädel hat, niemand weiß es. 

    Quelle: Schriftsteller Maurice Sauvage

    So zitiert Maurice Sauvage in einer von insgesamt fünf Autobiografien einen Premieren-Besucher der „Revue nègre“ vom 2. Oktober 1925 in Paris. Ein 19-jähriges Broadway-Sternchen kann darin, so heißt es in einer Zeitung von Oktober 1925 „ihren Körper nahezu unbegrenzt verrenken und dazu Schielaugen machen.“ Es ist das Publikum, das Stielaugen macht – mit wenig auf ihrer dunklen Haut triggert eine Tänzerin, was unter der hellen ihres Publikums liegt: kolonialistische Sehnsüchte nach Sinnlichkeit und Sex, Urwald und Exotik – gefeiert als Göttin, begafft wie ein Tier.

    Aufgeregte Öffentlichkeit

    Josephine Baker zieht gegen Voyeure blank, Presse und Publikum loben und toben; hier stellvertretend der französische Autor Pierre de Régnier: „Dieser Tanz von seltener Unanständigkeit ist ein Triumph der Geilheit.“ In Wien gibt es Gottesdienste gegen Josephine Bakers Auftritte, in Argentinien präsidiale Verfügungen dafür – auf einem Bananenröckchen baut die Tänzerin eine Weltkarriere auf, komplettiert sich durch Gesangs- und Schauspielunterricht zur bestbezahlten Entertainerin der Alten Welt. In den Berliner Magazinen und Zeitungen stand, ich sei eine Gestalt des zeitgenössischen deutschen Expressionismus, des deutschen Primitivismus und so weiter ... Sie sind schon witzig.

    Quelle: Josephine Baker in ihren Memoiren

    Die Stil-Ikone

    Josephine Baker wird zur Stil-Ikone: Paul Colin, Raoul Dufy und Kees van Dongen malen sie, Cocteau und Covarrubias entwerfen Bühnenbilder und Kostüme, Adolf Loos gleich ein ganzes Haus für sie. Henri Matisse hängt einen lebensgroßen Scherenschnitt von ihr in seinem Schlafzimmer auf. Alexander Calder baut sie als Drahtfigur, Charlotte Perriand designt eine Möbelserie nach ihrem Haarschnitt. Dazu Maurice Sauvage in Bakers Memoiren: „Josephine Baker verkörpert etwas Außergewöhnliches, und ihr Erfolg stellt etwas ebenso Außergewöhnliches dar – diese besondere intuitive Lebendigkeit und Intelligenz, mit der sie sich immer auf wunderbare Weise anzupassen wusste, ohne sich je zu unterwerfen.“

    Kampf gegen Rassismus

    Im Krieg spioniert Josephine Baker für die Résistance, macht öffentlich Truppenbetreuung, versteckt Waffen und Flüchtlinge, erhält mehrere Orden, doch später sagt sie: „Als ich die Freiheitsstatue am Horizont verschwinden sah, wusste ich: Jetzt bin ich frei!“ 1936 und 1951 wird sie auf US-Tourneen rassistisch angefeindet. 1963 spricht Josephine Baker vor 200.000 Menschen beim Marsch auf Washington, direkt vor Martin Luther Kings berühmter „I Have a Dream“-Rede: „Dies ist der glücklichste Moment meines ganzen Lebens“ Mit zwölf Adoptiv-Kindern aus aller Welt setzt Baker Rassismus ein starkes Statement entgegen.

    Geldsorgen

    Für diese Kinder braucht sie aber Geld. Immer wieder von der Pleite bedroht und 1964 endgültig aus ihrem Schloss in der Dordogne vertrieben, muss sie immer wieder auf die Bühne. Ich habe dieses künstliche Leben satt, das grelle Scheinwerferlicht. Als Bühnenstar habe ich mich niemals wohlgefühlt.

    Quelle: Josephine Baker

    Die Diva

    Gleichzeitig aber ist sie „La Baker“, die Diva, die etwa 1950 den Hamburger Konzertveranstalter Kurt Collien strapaziert: „Ich stand gestern mit meinen Blümlein am Flughafen – wer nicht ausstieg, war Josephine Baker! Dann rief ich sofort Paris an: Sie führe mit dem Nachtzug, das sei angenehmer. Wir stehen heute früh wieder am Bahnsteig 4 – Josephine Baker ist nicht da! Wir hatten vereinbart in der vorigen Woche telefonisch, dass heute früh um elf Uhr die Proben sein sollten. Punkt viertel vor elf fährt sie mit einem Wagen vor – da ist sie diese 1.000 km von Paris heute Nacht durchgefahren: Ich habe vier entzückende, zauberhafte neue Kleider mitgebracht.'

    20.000 Menschen bei Beerdigung

    Am 8. April 1975 begeht Josephine Baker in der Pariser Music Hall „Bobina“ ein letztes Comeback. Der französische Staatspräsident Giscard d‘Estaing schickt ein Glückwunschtelegramm, die Presse lobt: „Josephine Baker scheint die Schönheit und die Vitalität der Jugend gepachtet zu haben.“ Vier Tage später ist die 69-Jährige tot – ein Schlaganfall. 20.000 Menschen geben ihr das letzten Geleit. 46 Jahre später, am 30. November 2021, wird Josephine Baker in die französische Ruhmeshalle, den Panthéon, aufgenommen.
    11 April 2025, 8:05 am
  • 5 minutes 53 seconds
    Album-Tipp: Alessandro Scarlattis Oratorium „Il Giardino di Rose“

    Die erste Gesamtaufnahme

    Alessandro Scarlatti steht heute etwas im Schatten seines hochbegabten Sohnes Domenico, der als Genie der Cembalo-Sonate in die Musikgeschichte einging. Doch auch der Vater konnte komponieren und schrieb im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts in Rom, wo damals die Oper verboten war, zahlreiche Oratorien. Unter ihnen ist auch „Il Giardino di Rose“ – „Der Rosengarten“, von dem jetzt die erste Gesamtaufnahme erschienen ist. SWR-Kultur-Kritikerin Susanne Benda hat sich sofort in die Musik verliebt.
    11 April 2025, 8:05 am
  • 8 minutes 10 seconds
    Klassik trifft Rap: Samy Deluxe mit dem Takeover Ensemble

    Crossover zwischen Klassik und Rap

    Mihalj Kekenj ist seit 2008 erster Konzertmeister bei den Bergischen Symphonikern. Doch neben der klassischen Musik hat er eine besondere Leidenschaft für den Hip-Hop. Ein striktes Trennen kam für ihn nicht in Frage, im Gegenteil, während sich andere vor dem Begriff „Crossover“ scheuen, sieht Kekenj genau darin seine Aufgabe. Auf der Bühne wird die barocke Musik von fünf Streichern und einer Cambalistin mit Rap von Samy Deluxe kombiniert. Das Kennenlernen zwischen Kekenj und dem Hamburger Rapper fand bei einem Konzert in Potsdam statt, bei dem Kekenj das Babelsberger Filmorchester dirigierte. Samy Deluxe war mit der Arbeit von Kekenj als Arragneur vertraut, die Idee einer gemeinsamen Tour entstand. Dann haben wir uns irgendwann in den Bergen drei Tage auf Schloss Elmau eingeschlossen und haben miteinander geprobt. Und dann ging es auf Tour.

    Quelle: Miki Kekenj, Geiger und Leiter des Takeover Ensembles

    Neues Publikum

    Die Tour mit Samy Deluxe ist nicht die erste ihrer Art,. Bereits seit elf Jahren touren Kekenj und sein Ensemble mit verschiedensten Künstlerinnen und Künstlern durch Deutschland. Bei der Tour mit Samy Deluxe bestehe das Publikum vor allem aus Hip-Hop-Fans, erklärt Kekenj. Für die Konzerthäuser bieten die Konzerte eine Gelegenheit, sonst fremdes Publikum in die Welt der Klassik einzuführen, denn die Konzerte finden fast ausschließlich in klassischen Konzertsälen statt, Zwei Drittel der Besucherinnen und Besucher seien zum ersten Mal in derartigen Sälen, erzählt Kekenj, der stets beim Publikum nachfragt. Höreindruck: Medley zur Tour mit Samy Deluxe und dem Takeover Ensemble
    10 April 2025, 8:05 am
  • 6 minutes
    Nachhaltigkeit in der Kultur: Das Nachhaltigkeitsfestival am Badischen Staatstheater
    Wie kann Nachhaltigkeit in der Kultur gelebt werden? Dieser Frage haben sich Anfang April die Tage der Nachhaltigkeit in Karlsruhe gewidmet. Kultureinrichtungen aller Sparten beteiligten sich – mit Diskussionen, Konzerten, Mitmachaktionen, einem CO₂-neutralen Opernprojekt und einem Sinfoniekonzert, das die Bedeutung der Ozeane zelebrierte.
    9 April 2025, 8:05 am
  • 4 minutes 12 seconds
    David gegen Goliath: Wie Musiker sich gegen Donald Trump stellen
    In den USA höhlt Donald Trump gerade in Rekordzeit die Demokratie aus. Unterstützen Künstlerinnen und Musiker diese Politik, wenn sie jetzt noch zu Gastspielen in die USA reisen – oder sollte man das Land als Ganzes boykottieren? Es ist ein brennender Diskurs.
    9 April 2025, 8:05 am
  • 6 minutes 2 seconds
    Das Gutenberg Jazz Collective in Mainz: Netzwerken mit Stars
    Am 8.4. spielt ein Jazz-Star in Mainz: die Saxofonistin Melissa Aldana tritt im Kulturclub SchonSchön mit einem Exzellenz-Projekt vom Jazz-Campus Mainz auf: das Gutenberg Jazz Collective. Eine handvoll junge Musikerinnen und Musiker kommt an der Musikhochschule in Mainz zusammen und arbeitet dort gemeinsam mit international renommierten. Konrad Bott war vor Ort.
    8 April 2025, 8:05 am
  • 6 minutes 1 second
    Die Musik der Sinti und Roma: Die Aorta des musikalischen Transports
    Franz Liszt, Johannes Brahms, Béla Bartók, Zoltan Kódaly oder Johann Strauss Junior, sie alle wären ohne sie deutlich ärmer: Ohne Sinti und Roma gäbe es keinen Gypsy-Swing und keinen Flamenco, keine Balkan-Brassbands und weitaus weniger slawische Balladen, keine cubanische Rumba, keine Saz und keine Marianne Rosenberg. Henry Altmann über die Aorta des musikalischen Transports, die Musik der Roma und Sinti.
    8 April 2025, 8:05 am
  • 8 minutes 18 seconds
    Ohne Angst ins Musikstudium: Jürgen Oberschmidt macht Mut für den Lehrer-Nachwuchs
    Der Lehrermangel trifft den Musikunterricht besonders hart. Doch warum fehlt der Nachwuchs? Eine Hürde könnten die Eignungsprüfungen sein. Doch Prof. Dr. Jürgen Oberschmidt, Präsident des Bundesverbands Musikunterricht, kann hier Entwarnung geben: Nicht jedes Studium ist hinter diesem möglichen Hindernis verborgen. Im Musikgespräch gibt er weitere Tipps für Unentschlossene.
    8 April 2025, 8:05 am
  • 5 minutes 52 seconds
    Goethes „Faust“ in leichter Sprache und mit viel Musik
    Das Nationaltheater Mannheim wagt ein Experiment: Goethes „Faust“ in einer Übersetzung in leichte Sprache – das heißt in einer um Verständlichkeit bemühten Text-Version. Dabei wird aber auch ganz viel Musik eingesetzt, sie spielt eine zentrale Rolle.
    4 April 2025, 8:05 am
  • 6 minutes
    Sarah Maria Sun: Schweigen ist Gold
    „Silence is Golden“ – so heißt das neue Album von Sarah Maria Sun, und es gehört schon eine ordentliche Portion Selbstironie dazu, als Liedsängerin sein Album so zu nennen, „Schweigen ist Gold“. Sängerin Sarah Maria Sun ist mit Selbstironie ebenso reich gesegnet wie mit einem unstillbaren Durst nach Neuem – mehr als 400 Uraufführungen hat sie bereits gestemmt und es werden stetig mehr. Auf dem Album, das sie mit ihrem Klavierpartner Jan Philipp Schulze und dem Klarinettisten Kilian Herold aufgenommen hat, ist auch wieder eine Ersteinspielung dabei – vor allem aber: Jede Menge musikalischer Klamauk. Unser Autor Thilo Braun findet: Wertvoll und inspirierend.
    4 April 2025, 8:05 am
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