Sachbücher gelten als trockene, oft schwer zu bewältigende Lektüre. Zu Unrecht! Autorin Alexandra Tobor pickt die Rosinen aus den Wissensbuchregalen und fasst deren Inhalt aus ihrem persönlichen Blickwinkel in 20-minütigen Podcast-Episoden zusammen.
Über Barbara Bleisch: „Mitte des Lebens: Eine Philosophie der besten Jahre“
Im Leben ist irgendwann vieles entschieden: wen wir lieben, wo wir arbeiten, wie wir wohnen. Manche sind froh, angekommen zu sein – andere fürchten, festzustecken in einem Leben voller Routinen, und fragen sich, ob es das schon war. Wie finden wir neue Lebensziele, wenn vieles erreicht ist? Wie gehen wir damit um, dass sich die Zeithorizonte langsam verengen und einige Züge mittlerweile abgefahren sind?
(Klappentext)
In ihrem Buch „Mitte des Lebens: Eine Philosophie der besten Jahre“ (HANSER) kartographiert Barbara Bleisch die besondere Landschaft, die sich zwischen dem 40-sten und dem 65-sten Lebensjahr vor uns auftut. Ihre Überlegungen geben Orientierung für die Wanderung durchs finstere Tal, weisen aber auch den Weg zu den blühenden Wiesen und ertragreichen Feldern. Ein Buch voller Lebensweisheit, das Trost spendet und Mut macht!
Über Hartmut Rosa: „When Monsters Roar and Angels Sing: Eine kleine Soziologie des Heavy Metal“
Ehemals Musik junger Abgehängter und Outlaws, ist Heavy Metal heute mehr und mehr in der Mitte der Gesellschaft angekommen: Wohl mehr als 10 Millionen Deutsche hören Heavy Metal. Aber warum tun sie das? Was suchen und was finden sie in dieser Musik, die von Außenstehenden oft als purer Lärm empfunden wird? Was erleben Metalfans, wenn sie ihre Musik hören – und welche Erfahrung treibt sie immer wieder ins Konzert? Worum geht es im Heavy Metal wirklich?
(Klappentext)
In „When Monsters Roar and Angels Sing: Eine kleine Soziologie des Heavy Metal“ ergründet Hartmut Rosa, selbst bekennender Metalhead, den Reiz dieser mürrischen Musik und macht sich dabei das Instrumentarium seiner Resonanztheorie zunutze. Unbedingte Lese- und Hörempfehlung für alle, die Metal lieben – oder verstehen wollen.
Eine Spotify-Playlist mit allen von Rosa besprochenen Metal-Klassikern findet ihr hier.
Das Interview mit Doro Pesch könnt ihr bei Reflektor nachhören.
Kleine Berichtigung: Die Netflix-Komödie heißt „Metal Lords“ (nicht „Lords of Metal“) und die Szene aus „Dead to me“ könnt ihr euch hier ansehen.
Über Yves Bossart: „Trotzdem lachen – Eine kurze Philosophie des Humors“
Bei Umberto Eco heißt es, das Lachen sei die „Kunst der Vernichtung von Angst“. Darum ist der Humor vielen Angstmachern ein Dorn im Auge. Der Humor hilft uns, zu unseren Meinungen auf Distanz zu gehen und sie infrage zu stellen. Er ist also nicht nur eine Waffe gegen jede Art von Fanatismus, sondern auch eine Grundvoraussetzung für Offenheit und freie Meinungsbildung.
(Klappentext)
In „Trotzdem lachen“ unternimmt Yves Bossart eine erhellende philosophische Tour durch die Welt des Humors. Warum lachen wir überhaupt, was geschieht mit Geist und Körper, wenn wir etwas komisch finden? Ist Humor nur eine Frage des Geschmacks, hat er ethische Grenzen – und welche Gedanken haben sich Platon, Nietzsche und Kant zu diesem urmenschlichen Phänomen gemacht?
Über Claire Marin: „An seinem Platz sein“
Die Hierarchie der Plätze ist auch eine Hackordnung. Die Brutalität, mit der uns ein Rang zugewiesen werden kann, erklärt unsere Fluchten, Aufbrüche und Ausstiege. Bestimmte Plätze sind subjektiv oder objektiv unbewohnbar, gar unerträglich. Wir können dort nicht mehr atmen. Wir fliehen, um uns zu retten. Manchmal handelt es sich nur um ein einfaches Unbehagen, das Gefühl, fehl am Platz zu sein, dort nicht hinzugehören. Wir sind der Misston in der Melodie, der Sand im Getriebe, der Eindringling.
(Klappentext)
Welche Position habe ich – in der Gesellschaft, in der Familie, in meinem Umfeld? Welcher Raum steht mir zu, welche Grenzen darf ich überschreiten, welche neuen Welten erobern? Und möchte ich das überhaupt? Claire Marin ergründet in »An seinem Platz sein« zwischenmenschliche und gesellschaftliche Beziehungen mit Blick auf konkrete Körper in konkreten Räumen – und gelangt dabei immer wieder zu verblüffenden Einsichten.
Über Martha Nussbaum: „Zorn und Vergebung: Plädoyer für eine Kultur der Gelassenheit“
Die Philosophin Martha Nussbaum erforscht, mit einem großen Repertoire von literarischen und philosophischen Referenzen, die Konzepte von Zorn und Vergebung im persönlichen und politischen Zusammenhang. Dabei kommt sie zu dem Schluss, dass diese nicht die richtige Antwort auf eine Kränkung sind. Ähnlich den griechischen Stoikern plädiert sie für eine Kultur der Gelassenheit. Nussbaum fordert, dass der Mensch sich bewusst wird, wie belanglos die meisten Kränkungen sind, und damit den Zorn erst gar nicht entstehen lässt.
(Klappentext)
Wut ist eine Basis-Emotion und als solche ein natürlicher Teil des Menschseins. Sie ist in unserer Kultur stark verwurzelt und wuchert oft über das gesunde Maß hinaus. Die Folgen ihrer Destruktivität sind verheerend. Müssen wir sie loswerden, um in Frieden zu leben? Oder lässt sich die Wut kultivieren und nutzbar machen? Im Buch „Zorn und Vergebung“ habe ich viele Antworten dazu erhalten.
Über Michel Pastoureau: „Schwarz. Geschichte einer Farbe“
Ob Farbe der Mönche oder des Teufels, der Armen oder der Reichen, der Mode oder des Protests: Erstaunlich ist die Vielfalt und der Wandel der Bedeutungen, die Schwarz zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Gesellschaften zukommt. Michel Pastoureau schreibt eine ungewöhnliche Kulturgeschichte der Farbe Schwarz. Von der Antike bis heue verfolgt er ihren Symbolgehalt.
(Klappentext)
Wie jedes Jahr widme ich mich zu Beginn der dunklen Jahreszeit einem dunklen Thema. Diesmal der Farbe Schwarz. Es war ein finsteres Vergnügen, dazu durch den Bildband von Michel Pastoureau zu blättern und dank der vielen Abbildungen zu erfahren, wie Schwarz in Religion, Politik, Kunst und Alltag zum Ausdruck kommt.
Über Hartmut Rosa: „Unverfügbarkeit“
Das zentrale Bestreben der Moderne gilt der Vergrößerung der eigenen Reichweite, des Zugriffs auf die Welt: Diese verfügbare Welt ist jedoch, so Hartmut Rosas brisante These, eine verstummte, mit ihr gibt es keinen Dialog mehr. Gegen diese fortschreitende Entfremdung zwischen Mensch und Welt setzt Rosa die Resonanz, als klingende, unberechenbare Beziehung mit einer nicht-verfügbaren Welt. Zur Resonanz kommt es, wenn wir uns auf Fremdes, Irritierendes einlassen, auf all das, was sich außerhalb unserer kontrollierenden Reichweite befindet. Das Ergebnis dieses Prozesses lässt sich nicht vorhersagen oder planen, daher eignet dem Ereignis der Resonanz immer auch ein Moment der Unverfügbarkeit.
(Klappentext)
Es war schon lange mein Wunsch, das Werk von Hartmut Rosa im Podcast zu besprechen. „Beschleunigung“ und „Resonanz“ sind jedoch so umfangreiche Wälzer, dass ich daran gescheitert bin. Mit „Unverfügbarkeit“ ist nun im Residenz Verlag endlich ein schlanker Essay erschienen, in dem Rosa seine Beschleunigungstheorie komprimiert und einen Aspekt der Resonanztheorie genauer unter die Lupe nimmt. Trotz der Kürze: Sprengstoff fürs Gehirn!
Über Thomas Bauer: „Die Vereindeutigung der Welt“
Was haben das Verschwinden von Apfelsorten, das Auftreten von Politikern in Talkshows, religiöser Fundamentalismus und der Kunst- und Musikmarkt miteinander gemeinsam? Überall wird Vielfalt reduziert, Unerwartetes und Unangepasstes zurückgedrängt. An die Stelle des eigentümlichen Inhalts rückt vermeintliche Authentizität: Nicht mehr das »was« zählt, sondern nur noch das »wie«. Die Fähigkeit zur Ambiguitätstoleranz – Uneindeutigkeit und Widersprüchlichkeit auszuhalten – nimmt in den westlichen Gesellschaften rapide ab. Thomas Bauer zeigt die Konsequenzen auf, sollten wir diesen fatalen Weg des Verlustes von Vielfalt weiter beschreiten.
(Klappentext)
„Die Vereindeutigung der Welt“ von Thomas Bauer ist ein Essay, der auf wenigen Seiten sehr viel Denkstoff liefert. Er ist eine Warnung, aber auch Einladung, eine eigene Haltung zur Komplexität der Welt zu finden.
Lesenswertes Interview mit Thomas Bauer im Tagesspiegel
Artikel von Tina Uebel: Der große Verlust (Um den Artikel lesen zu können, reicht es, sich auf ZEIT Online zu registrieren, d.h. man muss kein Abonnent sein!)
Über Carlo Strenger: „Die Angst vor der Bedeutungslosigkeit“
Das Individuum ist heute mit der gesellschaftlichen Leitidee konfrontiert, alles sei möglich und jedes Ziel erreichbar. Das führt zu einer weit verbreiteten Angst, die eigenen Potenziale nicht voll auszuschöpfen und ein unbedeutendes, erfolgloses Leben zu führen. Die Entwicklung eines stabilen Selbstwertgefühls wird so erschwert. Die Vorherrschaft einer kommerzialisierten Selbsthilfekultur der Selbstoptimierung verhindert eine intensive Beschäftigung mit grundlegenden existenziellen Fragen. Mithilfe philosophischer, psychologischer, soziologischer und ökonomischer Theorien analysiert und kritisiert Carlo Strenger in einzigartiger Weise diese Entwicklung und zeigt, wie durch eine aktive Anerkennung des eigenen Selbst und durch eine ernsthafte intellektuelle Auseinandersetzung mit dem eigenen Weltbild eine bedeutungsvolle Lebensführung gelingen kann.
(Klappentext)
Fühlt ihr euch auch nur ein bisschen angesprochen? Dann beschäftigt euch mit den Thesen in diesem Buch! Die Angst vor Bedeutungslosigkeit (Englischer Originaltitel: The Fear of Insignificance) ist eine philosophische Therapie gegen die Schäden, die unsere Selbstachtung in social media nimmt.
Korrektur: Das Buch ist nicht 2011, sondern 2016 im Psychosozial-Verlag auf deutsch erschienen. Das englische Original gibt es jedoch seit 2011.
Über Hubert Filser: „Menschen brauchen Monster: Alles über gruselige Gestalten und das Dunkle in uns“
Seit Jahrtausenden ersinnen wir Ungeheuer und Fabelwesen, die uns zugleich Furcht einjagen und faszinieren. Wir brauchen sie, um unseren Ängsten eine Gestalt zu geben und sie so beherrschbar zu machen. Hubert Filser zeigt, wie jede Gesellschaft ihre eigenen Monster hervorbringt und was diese über die Menschen verraten, die sie erdacht haben. Ob Hundsköpfige, anmutige Sirenen oder Dracula – eins verbindet all diese schaurigen Kreaturen: Sie sind ein Spiegelbild gesellschaftlicher Strömungen und sagen viel darüber aus, was zum Zeitpunkt ihrer Entstehung als normal galt und was nicht. Monster sind anders, wild und unberechenbar – und deshalb ungemein spannend!
(Klappentext)
Das fand ich auch schon immer, und erst recht, nachdem ich „Menschen brauchen Monster“ von Hubert Filser gelesen hatte. In diesem Halloween-Spezial erzähle ich euch, wo die schrecklichsten Kreaturen wohnen, wie wir mit ihnen klarkommen können und warum wir uns eigentlich gruseln… ?
Empfehlungen aus dem Podcast:
Über Lambert Wiesing: „Luxus“
Luxus – allein das Wort erzeugt vielfältige Vorstellungen: von teurem Schnickschnack, Überfluss und Verschwendung, von Reichtum und Komfort, Geltungskonsum und Statussymbolen. Und es provoziert offenbar klare Meinungen, denn Luxus wird zumeist entweder scharf verurteilt oder vehement verteidigt. Aber wissen die zahlreichen Kritiker und Apologeten des Luxus überhaupt, wovon sie reden? Es gibt nämlich keine Luxusforschung, die vor aller Bewertung systematisch zu bestimmen versucht, wann etwas Luxus ist. Daher steht die Antwort auf eine scheinbar einfache Frage noch aus. Sie lautet: »Was ist Luxus?«
(Klappentext)
Als Luxus-Podcasterin, die ich in letzter Zeit war (selten! rar!), kam für mein Comeback kein anderes Thema in Frage. Dazu las ich ein ganzes Buch über einen einzigen Begriff und die Frage nach seiner korrekten Verwendung. Ein echter Luxus, den der Philosoph Lambert Wiesing sich da erlaubt hat!
Wenn ihr die Kochschinkenstyle-Szene in meinem aktuellen Roman nachlesen wollt, besorgt euch Minigolf Paradiso.
Und wer vom Thema Luxus immer noch nicht genug hat, hört weiter bei Anekdotisch Evident, meiner neuen Podcastreihe zusammen mit Katrin Rönicke.
Your feedback is valuable to us. Should you encounter any bugs, glitches, lack of functionality or other problems, please email us on [email protected] or join Moon.FM Telegram Group where you can talk directly to the dev team who are happy to answer any queries.