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Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)

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  • 28 minutes 55 seconds
    Ost und West in Europa – die Beziehung bleibt schwierig
    Es war ein Meilenstein für Europa, als sich vor zwanzig Jahren gleich mehrere ehemals kommunistische Länder der EU anschlossen. Doch inzwischen ist der Glanz des grossen europäischen Projekts da und dort verblasst. Zwanzig Jahre Osterweiterung: die Vermählung der Ungleichen und ihre Nachwirkungen. Am Anfang standen grosse Erwartungen. Die Europäische Union wuchs 2004 auf einen Schlag von 15 auf 25 Länder. Die meisten Neumitglieder kamen aus dem Osten. Die Menschen dort versprachen sich von der neuen Epoche Wohlstand und Stabilität. Und freuten sich auf die neuen Freiheiten. Viele versuchten ihr Glück in den westlichen Ländern. Nicht wenige sind inzwischen in den Osten zurückgekehrt. Vier von ihnen erzählen hier ihre Geschichte: Von der engagierten tschechischen Professorin, die 2004 zuvorderst im EU-Abstimmungskampf stand, bis zum desillusionierten polnischen Kranführer, der den übertriebenen Einfluss der EU kritisiert. Die Rückkehrerinnen und Rückkehrer erzählen mit ihren persönlichen Geschichten auch einen Teil der Geschichte der EU und ihrer Erweiterung. Eine Geschichte, die noch immer mäandriert zwischen Hoffnung und Enttäuschung, zwischen Aufbruch und Stagnation.
    18 May 2024, 7:08 am
  • 29 minutes 8 seconds
    Born to be Opfer? Nein! sagen engagierte Wendekinder
    1989 waren sie klein, doch auch ihre Welt war ins Wanken geraten. Manche haben gelitten unter der rechten Gewalt der 90-er Jahre, andere genossen die Freiheit des rechtsfreien Raums. Heute teilen sie die Lust, ihre ostdeutsche Heimat zu gestalten und dem verbreiteten Frust etwas entgegenzusetzen. «Die meisten von uns waren so drauf: Wir machen es einfach selbst» sagt Patrick Hinz. «Das Coole war, dass es hier den Raum dafür gibt». Hinz leitet in Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern eine Lokalzeitung. Dort deckt er mutig rechte Strukturen auf. Die Zeitung will zugleich zivilgesellschaftliche Initiativen unterstützen, denn «es gibt so viele, so gute Leute hier». Nadine Förster ist wie er in den 80-er Jahren in der DDR geboren und in der chaotischen Umbruchszeit gross geworden. Das selbsternannte «Inselkind» von Rügen tat, was ihre Eltern nicht durften: Sie bereiste die Welt und erkannte, wie einmalig ihre Heimat an der Ostsee ist. Jetzt kämpft sie als Lokalpolitikerin gegen den Ausverkauf ihres Dorfs. Auch Anna Stiede führt einen Kampf – es ist oft einer gegen das eigene Trauma der Vergangenheit. Ihre Jugend in den 90-er Jahren in Thüringen war umgeben von grauer Tristesse, Arbeitslosigkeit und rechter Gewalt. «Ich weiss selber, dass ich einen Schaden davongetragen habe». Sie verarbeitet den Wendeschmerz in Kunstprojekten. Janine Herntier schliesslich haute ab aus der düsteren brandenburgischen Provinz. Doch das Herz war stärker – jetzt ist sie mit ihrer Familie zurück.
    11 May 2024, 7:08 am
  • 27 minutes 9 seconds
    Die Renaissance Detroits
    Detroit. Der Name galt lange als das Synonym des Niedergangs. Doch seit einiger Zeit geht es aufwärts. Mittlerweile gilt Detroit als eine der aufregendsten Städte der USA. Möglich wurde dies dank dem besonderen Charakter seiner Einwohner und Einwohnerinnen. 2013 lag die Stadt am Boden: Nach einem jahrelangen Niedergang war Detroit Bankrott und wurde unter die Verwaltung des Bundesstaates Michigan gestellt. Fabrikschliessungen hatten aus der einst blühenden Autostadt ein Symbol für Verwahrlosung und Kriminalität gemacht. Nun soll ausgerechnet die Firma Ford Teil der Wiederauferstehung sein. Galt der Autobauer wegen des Wegzugs eines Grossteils der Produktionsstätten lange als mitverantwortlich für die Krise, investiert Ford nun wieder in grossem Stil in die Stadt. Detroit soll zu einem weltweiten Zentrum der Innovation werden. Kaum ein Gebäude illustriert diesen Wandel besser als der stillgelegte Bahnhof. Bis vor kurzem noch leer und verwahrlost, soll der ikonische Bau im Juni mit einer neuen Nutzung neueröffnet werden. Private Investoren aber auch die Politik erhoffen sich viel vom Projekt. Der Wandel, der im Zentrum der Stadt bereits sichtbar ist, soll nun endlich auch die ärmeren Aussenquartiere erreichen. Damit dies überhaupt möglich war, liegt an den Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt. Aller Widrigkeiten zum Trotz gaben sie ihre Stadt nie auf und fanden stetig neue Wege, um weiterzumachen. Dieser Geist ist überall in der Stadt zu spüren: Nachbarschaften schliessen sich zu urbanen Landwirtschaftsprojekten zusammen, Menschen ziehen hierher, um Start-Ups zu gründen. Doch es bleibt die Frage: Profitieren am Ende wirklich alle Bewohnerinnen und Bewohner Detroits von diesem Wandel.
    4 May 2024, 7:08 am
  • 25 minutes 46 seconds
    Indiens heilige Kühe machen Politik
    Im Hinduismus gelten Kühe als heilig. Unter Indiens hindu-nationalistischem Premier Narendra Modi ist der Schutz der Kühe Teil der politischen Agenda geworden. Das schürt Hass gegen religiöse Minderheiten wie Muslime, die von nationalistischen Gruppen als Kuh-Schmuggler verfolgt werden. Der Bauer Samiuddin erinnert sich noch genau an den Tag im Juni vor sechs Jahren. Er sei auf dem Feld gewesen. Auf einmal sah er den Ziegenhändler Qasim übers Feld rennen, verfolgt von einer Gruppe von 25 Männern. Diese schlugen erst Qasim und dann ihn. Zur Begründung hätten sie gesagt: «Du und Qasim, ihr habt eine Kuh geschlachtet.» Qasim starb, Samiuddin überlebte schwer verletzt. Sie hätten keine Kuh geschlachtet, sagt er. Es sei nur ein Gerücht gewesen. Der Lynch-Anschlag, der kein Einzelfall ist, hat das Leben des Bauern und seines Umfelds für immer verändert. Früher hätten die muslimische und die hinduistische Bevölkerung in seiner Region in Frieden gelebt. Jetzt nicht mehr. «Unter dem Vorwand, Kühe schützen zu wollen, schüren die Politiker Hass gegen uns Muslime», sagt der 66-Jährige. Rund 80 Prozent der 1,4 Milliarden Inderinnen und Inder sind Hindus. Seit seinem Amtsantritt verfolgt Premier Modi das Ziel, Indien auch politisch nach den Vorstellungen des Hinduismus auszurichten, obwohl die Verfassung säkular ist. Um alle Hindus hinter sich zu vereinen, schafft Modi einen gemeinsamen Feind: die muslimische Minderheit. Exemplarisch dafür ist sein Kampf um die heiligen Kühe.
    27 April 2024, 7:08 am
  • 30 minutes 16 seconds
    Waldbrände und Klimakrise: Das Beispiel Griechenland
    Mit der Sommerhitze kommen die Waldbrände, die Klimakrise macht sie intensiver, die Feuerwehr bringt die Flammen oft kaum unter Kontrolle, riesige Waldflächen gehen verloren. Doch Griechenland will lernen aus früheren Desastern und sich besser wappnen, auch mit europäischer Hilfe. «Der Wald war unser Lebenselixier, er hat uns Arbeit gegeben. Hier im Dorf hast du eingeatmet und es hat nach Pinie geduftet»., sagt Dimitris Afendras im Örtchen Pappades auf der griechischen Insel Euböa. Davon ist nichts mehr übrig. Wo einst die Pinien dicht an dicht standen, ragen nur noch verkohlte Baumreste in den Himmel. Ein Grossfeuer im Sommer 2021 zerstörte einen grossen Teil des Pinienwalds im Norden von Euböa. «Die Wucht des Feuers war unglaublich. Wir sahen die Flammen und innert einer halben Stunde war das Dorf vom Feuer bereits umzingelt», sagt Giorgos Antoniou, der Dorfvorsteher. Schon immer war Griechenland mit seinen heissen, trockenen Sommermonaten ein Land der Waldbrände. Doch die Feuer werden grösser, die Konsequenzen gravierender. Das hat auch mit dem Klimawandel zu tun, sagen die Fachleute. Griechenland versucht sich darauf einzustellen. Die Regierung investiert in die Brandbekämpfung, die Feuerwehren werden aufgerüstet. Zugleich soll die Prävention verbessert werden. Es werden Schneisen in die Wälder geschlagen, das Unterholz, das als Brandbeschleuniger wirkt, soll entfernt werden. Griechenland zählt dabei auch auf Gelder aus Brüssel. Und die europäische Union investiert ihrerseits in den Kampf gegen die Waldbrände, sie koordiniert die Nachbarschaftshilfe unter Mitgliedstaaten und baut eine eigene Flotte von Löschflugzeugen auf, um besonders exponierten Ländern wie Griechenland künftig schneller helfen zu können.
    20 April 2024, 7:08 am
  • 28 minutes 34 seconds
    Immer weniger Junge in der «Werkstatt Italien»
    Italien gehört zu den wichtigsten Industrienationen. Eigentlich müsste das Land viele Handwerkerinnen und Fachkräfte ausbilden. Doch nur wenige Junge machen eine Berufslehre, denn die Berufsbildung findet fast ausschliesslich an Schulen statt. Und immer mehr Junge zieht es an Unis. Berufslehren, wie wir sie in der Schweiz kennen, sind auch in Italien möglich. Allerdings bieten sie nur wenige Betriebe an. Denn Italien bildet angehende Coiffeure, Pizzabäckerinnen oder Schreiner fast ausschliesslich an Schulen aus. Übung und Praxis kommen erst später dazu. Das hat historische Gründe, ist heute aber ein Nachteil. Die Berufsbildung an Schulen ist nicht besonders beliebt. Und vor allem im Süden ist die Zahl der Schulabbrüche hoch, während im wirtschaftlich starken Norditalien Firmen händeringend nach Nachwuchs suchen. Die Geburtenschwäche Italiens verschärft den Fachkräftemangel. Oder die Tatsache, dass in technischen Brufen Frauen weitgehend fehlen. Zudem verliert Italien wegen tiefer Löhne gut ausgebildete Fachkräfte ans Ausland. Italiens Regierung versucht Gegensteuer zu geben, bisher ohne Erfolg.
    13 April 2024, 7:08 am
  • 29 minutes 50 seconds
    Israel/Palästina – Die Grüne Linie und die Zweistaatenlösung
    Die «grüne Linie» sollte einst die Grenze zwischen Israel und einem künftigen Palästinenserstaat werden. Eine Reise entlang der grünen Linie zeigt jedoch: eine Zweistaatenlösung scheint utopisch: geografisch und psychisch. Erst recht, solange noch Krieg ist. Noch steht die israelische Bevölkerung unter dem Schock des Hamas-Terrors vom 7. Oktober. Noch geht der blutige Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen weiter. Im letzten halben Jahr sind in Israel, im Gazastreifen und im besetzten Westjordanland Zehntausende getötet worden. Und ausgerechnet jetzt fordert die Welt – allen voran US-Präsident Joe Biden – die Rückbesinnung auf die Zweistaatenlösung, um dem endlosen Blutvergiessen zwischen Israeli und Palästinensern ein Ende zu setzen. Neben Israel einen unabhängigen palästinensischen Staat zu schaffen, ist eine alte Forderung. Im Kontext der Staatsgründung Israels kam es 1947 – 1949 zum Palästinakrieg, dem ersten israelisch-arabischen Krieg. Als dieser mit einem Waffenstillstand endete, zeichneten die Kriegsparteien – in grüner Tinte – auf der Karte der Region die grüne Linie ein. Diese sollte die Grenze zwischen Israel und einem künftigen Staat Palästina bilden. Nach gescheiterten Friedensverhandlungen und Jahrzehnten des Blutvergiessens bleibt die Forderung unerfüllt. Palästinenserinnen und Palästinenser sagen, die grüne Linie sei heute nicht einmal mehr das Papier wert, auf das sie einst gezeichnet wurde. Ihr Land hinter der grünen Linie ist durchsetzt von israelischen Siedlungen, die israelische Armee hat die Kontrolle. Israeli befürchten, ein palästinensischer Staat wäre für ihr Land eine existentielle Bedrohung: nach dem Hamas-Terror vom 7. Oktober erst recht. Bleibt von der «grüne Linie» also nur noch Mauer und Stacheldraht? Von Beit Sahur im besetzten Westjordanland bis zum Kibbutz Mifalsim an der Grenze zum Gazastreifen: eine Reportage zwischen Verzweiflung und kleinen Funken von Hoffnung.
    6 April 2024, 7:08 am
  • 28 minutes 23 seconds
    Umstrittene Superknollen im Meeresgrund
    In drei- bis sechstausend Metern Tiefe auf dem Meeresboden liegen Manganknollen: Diese beinhalten grosse Mengen an wertvollen Metallen, die zum Beispiel für den Bau von E-Autos wichtig sind. Liegt im Meeresgrund die Lösung für die Energiewende oder zerstört der Tiefseebergbau das Ökosystem Meer? Es sind wahre Schätze, die im Meer lagern – wie Kopfsteinpflaster, aber tausende Meter unter der Wasseroberfläche. Die polymetallischen Knollen, wie sie auch heissen, versprechen grosse Profite. Denn die Metalle, die in ihnen lagern, sind gefragt: so beispielsweise Kupfer, Nickel, Kobalt oder Mangan. Viele der Knollen liegen in internationalem Gebiet, zuständig ist für sie die Meeresbodenbehörde ISA mit Sitz in Jamaika – eine Institution der Vereinigten Nationen. Die ISA hat bislang dreissig Genehmigungen zur Erforschung der Knollen erteilt, die meisten betreffen die Clarion-Clipperton-Zone zwischen Mexiko und Hawaii. Ob aber auch die Förderung der Bodenschätze erlaubt werden soll, und wenn ja, unter welchen Bedingungen: Das ist stark umstritten. Einige Ländern wittern das grosse Geschäft, während Umweltorganisationen befürchten, dass der Abbau irreparable Schäden für die Natur nach sich ziehen würde. Eine kontroverse Reportage mit Stimmen aus Ostasien und dem Südpazifik.
    30 March 2024, 8:08 am
  • 27 minutes 32 seconds
    Wohnungsnot in Spanien: Im Land der WGs wider Willen
    Menschen, die mit über dreissig noch immer bei ihren Eltern leben. Paare, die sich getrennt haben, aber weiter zusammenwohnen. Viele Spanierinnen und Spanier können es sich nicht mehr leisten, eine Wohnung für sich allein zu mieten. Ein Missstand mit Folgen. Eigentlich sind Concha und ihr Mann bereits seit rund zehn Jahren kein Paar mehr. Aber sie teilen sich weiterhin die Wohnung. «Es ist sehr kompliziert, eine Wohnung in Madrid zu mieten oder zu kaufen. Und sehr teuer», sagt die 62-jährige Concha. «Deshalb machen wir einfach weiter wie vorher.» Diese «WG mit dem Ex» ist nur ein Beispiel unter vielen. Die Spanierinnen und Spanier leiden seit Jahren unter steigenden Wohnkosten, viele können sich keine eigene Wohnung mehr leisten. Besonders betroffen sind auch die Jungen. Ihnen bleibt häufig als Ausweg die «WG mit den Eltern». Über 80 Prozent der unter 30-Jährigen wohnen noch im Elternhaus – das ist mehr als doppelt soviel wie in der Schweiz. Die Wohnungsnot ist auch eines der wichtigsten politischen Themen in Spanien. Das stark polarisierte Land kämpft um die richtige Lösung für das Problem. Die Regierung will die Lage entschärfen – etwa mit der Förderung von sozialem Wohnungsbau und mit Obergrenzen der Mietpreise. Doch wird das neue Wohnungsgesetz, das erste in der Geschichte der spanischen Demokratie, tatsächlich Wirkung zeigen?
    23 March 2024, 8:08 am
  • 27 minutes 51 seconds
    Grossbaustelle Saint-Denis: Olympia in der Banlieue
    Die Olympischen Spiele von Paris werden diesen Sommer zu einem grossen Teil ausserhalb der Stadtgrenze ausgetragen. Am stärksten sind die urbanen Eingriffe dafür im Département Seine-Saint-Denis. Die strukturschwache Banlieue erhofft sich viel davon, weit über die Sportveranstaltung hinaus. An spektakulären Schauplätzen wird es bei den Olympischen Spielen diesen Sommer in Paris nicht mangeln: Basketball oder Skateboard auf der Place de la Concorde, Strandvolleyball neben dem Eiffelturm, Bogenschiessen vor den Invalides. Aber diese Wettkampforte sind provisorisch und werden nach den Spielen wieder abgebaut. Nur fünf Prozent der Spielstätten wurden von Grund auf neu gebaut. Auf Pariser Stadtboden ist dies nur die Arena in Porte de la Chapelle, einem benachteiligten Quartier. Die meisten der Neubauten für die Olympische Spiele entstehen ausserhalb der Ringautobahn, in der nördlichen Banlieue von Paris, einer Gegend, die sonst vor allem durch soziale Spannungen und hohe Kriminalität Schlagzeilen macht: Saint-Denis und die umliegenden Gemeinden sind zur olympischen Grossbaustelle geworden. Der Aufbau der neuen Sportanlagen kostet knapp die Hälfte des gesamten Budgets von rund 8,8 Milliarden Euro. Die Olympischen Spiele werden in der Banlieue von Paris auch langfristig ein Erbe hinterlassen. Das Département Seine-Saint-Denis erhält ein neues Wassersportzentrum und zahlreiche Sportanlagen, die sich arme Vororte sonst nicht leisten können. Und die Olympischen Spiele sind nicht der einzige Entwicklungsmotor in Saint-Denis.
    16 March 2024, 8:08 am
  • 27 minutes 24 seconds
    Peru: Eine Demokratie, die keine mehr ist
    Vor rund einem Jahr starben in Peru 67 Menschen durch Polizeigewalt, bei Demonstrationen gegen Präsidentin Dina Boluarte. Die Todesopfer waren mehrheitlich Indigene. Seither gilt Dina Boluarte, Perus erste Präsidentin überhaupt, als hochumstritten und die peruanische Demokratie als beschädigt. «Wir Indigenen werden keine Ruhe geben, bis wir Gerechtigkeit erhalten», sagt Raúl Samillán. Er spricht stellvertretend für alle Familien, die bei Protesten in Perus Süden letztes Jahr Angehörige verloren, durch Polizeigewalt. Als am 9. Januar 2023 in Juliaca am Titicacasee 19 Menschen bei Demonstrationen starben, verlor Raúl auch seinen Bruder. «Mein Bruder Marco Antonio war Arzt und half an diesem Tag Verletzten, als er erschossen wurde. Niemand hat das Recht jemand anderem das Leben zu nehmen, deshalb sind wir heute in Lima, damit diese Taten nicht straffrei bleiben». Aufgrund der Polizeigewalt zeigten peruanische Anwälte Präsidentin Dina Boluarte und andere Regierungs-Mitglieder vor dem Internationalen Strafgerichtshof an. «Wir sind nicht die Ukraine oder Gaza, aber unser demokratisches System ist unter Druck», sagt Menschenrechts-Anwältin Cruz Silva. Druck müsse jetzt auch die internationale Gemeinschaft ausüben auf die peruanische Regierung, damit sie die Menschenrechte achte. Ein genauerer Blick zeigt: Die peruanische Demokratie ist tatsächlich in Gefahr. Grund ist ein Parlament ausser Rand und Band und demokratische Institutionen, die nur auf dem Papier funktionieren.
    9 March 2024, 8:08 am
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