Augen zu

ZEIT ONLINE

Was macht große Kunst aus? Darf man Beuys einen Scharlatan nennen? Muss man Botticelli lieben? Mit Leidenschaft, Fachwissen und Witz entführen die beiden Gastgeber einmal im Monat ihre Zuhörerinnen und Zuhörer in die wunderbare Welt der Kunst. Jede Folge widmet sich einem Künstler oder einer Künstlerin, ihren biografischen Wendungen, ihren besten Werken, ihren seltsamsten Ansichten. Überraschende Telefonjoker bieten jeweils neue Einblicke. Und am Ende hat jeder – auch mit geschlossenen Augen – einen Kopf voller Bilder. Florian Illies schreibt, seit er denken und sehen kann, über Kunst. Er gründete nach seinem Kunstgeschichtsstudium das Magazin “Monopol” und war lange Jahre Leiter des Auktionshauses Villa Grisebach. Er ist Autor der Bücher “1913" und “Generation Golf” und Mitglied des Herausgeberrats der ZEIT. Giovanni di Lorenzo ist Chefredakteur der ZEIT und ein leidenschaftlicher Kunstliebhaber. Dieser Podcast wird produziert von Pool Artists.

  • 43 minutes 33 seconds
    Blau, blau, blau blüht der Tizian

    Lange Zeit stand sein Name ein wenig im Schatten des großen Dreigestirns der italienischen Renaissancemalerei, doch inzwischen zeigt sich, dass nicht Leonardo, nicht Michelangelo und nicht Raffael die Menschen des 21. Jahrhunderts noch immer mit all ihren Werken in den Bann ziehen, sondern: Tizian. In der neuesten Folge des Podcasts "Augen zu" fragen Florian Illies und Giovanni di Lorenzo nach dem Warum.

    Während die drei anderen Genies der Hochrenaissance von der Linie her kamen, dachte der Venezianer Tizian (1488–1576) immer aus der Farbe heraus: Seine Rottöne glühen, und sein Blau überstrahlt das Blau jedes anderen Malers seiner Zeit, ja, seine Farben entfalten eine Magie, die sich bis heute erhalten hat. Daneben aber – das ist auch das Thema des Podcasts – gelang es Tizian auch immer wieder, in seinen Bildern die klassischen Kompositionen für biblische oder mythologische Geschichten neu zu denken.

    Doch wahrscheinlich, da sind sich Florian Illies und Giovanni di Lorenzo einig, sind es weder seine Farbwahl noch sein Kompositionsgeschick, die Tizian seinen fortwährenden Ruhm schenkten, sondern seine besondere Fähigkeit, Menschen zu malen. Päpste in vollem Ornat genauso wie die berühmte nackte Venus von Urbino. Sie scheinen zu atmen, aus Fleisch und Blut zu sein. Und wirken deshalb auch heute noch so lebendig.

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    3 December 2025, 4:55 am
  • 35 minutes 37 seconds
    Das Leid von der Seele malen – Maria Lassnig

    In der neuesten Folge des Podcasts "Augen zu" geht es um eine außergewöhnliche österreichische Malerin, die eine Ikone der feministischen Malerei ist: Maria Lassnig.

    Die 1919 geborene Malerin erlebte eine Kindheit in Armut und emotionaler Kälte. Sie fühlte sich abgelehnt von der Mutter und dem Vater und musste ein Leben lang gegen dieses Trauma anmalen. Sie hat es trotzdem gewagt, sich immer wieder selbst zu porträtieren: in aller Verletzlichkeit, in aller Wut, in aller Erbärmlichkeit, in aller Sehnsucht.

    Und am Ende hat genau diese radikale Selbstbefragung mit den Mitteln der modernen Malerei dazu geführt, ihrem Werk eine große Eigenständigkeit zu verleihen. Florian Illies und Giovanni di Lorenzo sprechen in dem Podcast über den langen Weg dorthin – und der spezifisch österreichischen Tradition einer selbstentblößenden Kunst von Egon Schiele über Arnulf Rainer bis zu Maria Lassnig.

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    5 November 2025, 4:55 am
  • 45 minutes 16 seconds
    Der Farbzauberer vom Wannsee: Max Liebermann

    Mit seinem Haus am Wannsee hat sich der Maler Max Liebermann kurz vor dem Ersten Weltkrieg ein verträumtes Refugium fern des explodierenden Berlin geschaffen – und mit den Gemälden und Pastellen, die er in den nächsten zwanzig Jahren malte, hat er es zum Teil der Kunstgeschichte gemacht. Die Birkenallee, der Blick aufs Wasser, die Gemüsebeete, dahinter das gelb leuchtende Landhaus – selten ist der deutsche Impressionismus schöner zu fassen als hier. Und glücklicherweise kann man das Haus und den Garten heute als Museum wieder besichtigen – und so den Maler Max Liebermann an seinem Lieblingsort kennenlernen.

    Florian Illies und Giovanni di Lorenzo erzählen in der neuesten Folge Ihres Kunstpodcasts "Augen zu" von der außergewöhnlichen Persönlichkeit Liebermann – er begann als Realist und Naturalist, machte Holland zu seiner "Malheimat", um dann ab der Jahrhundertwende in Berlin zur zentralen Figur des Kunstgeschehens zu werden, als Funktionär genauso wie als Maler. Und als Sammler – nirgendwo in Deutschland konnte man vor 1914 eine schönere Kollektion der französischen Impressionisten sehen als in seinem Haus am Brandenburger Tor.  "Augen zu" erzählt von all dem – und warum bei seinem Tod 1935 der Grabredner das Gefühl hatte, mit Liebermann gehe eine ganze Epoche zu Ende.

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    1 October 2025, 3:55 am
  • 52 minutes 4 seconds
    "Krieg böse" - Martin Kippenbergers Kampf gegen die Scheinheiligkeit

    Er kam aus dem Ruhrgebiet, brach Schulen, Lehren und Studien ab, um dann im wilden Kreuzberg der späten Siebzigerjahre zu landen – und sich als Künstler zu erfinden: Martin Kippenberger. Im Podcast "Augen zu" von Florian Illies und Giovanni di Lorenzo dreht sich alles um das große "enfant terrible" der deutschen Kunst der 1980er und 1990er Jahre. Sein Künstlertum war ein dauernder Exzess – als er 44 Jahre alt war, versagte seine Leber. Seitdem feiert ihn die Kunstwelt weltweit mit großen Ausstellungen – seine Mischung aus anarchischem Witz, großer Melancholie und einer grundsätzlichen Befragung der Rolle des Künstlers in der Gegenwart habe eine zeitlose Kraft. 

    Mit Bildern wie "Die sympathische Kommunistin", "Krieg böse" und "Ich kann beim besten Willen kein Hakenkreuz erkennen" unterwanderte er die großen politischen Debatten der 70er- und 80er-Jahre und ihre Scheinheiligkeit. Mit seiner Serie "Lieber Maler, male mir" stellte er die Frage nach der Authentizität als Grundlage von großer Kunst. "Augen zu" erzählt das außergewöhnliche Leben dieses traurigen Künstlers, der zeitlebens davon träumte, dass die Menschen sich an ihn als einen erinnern, der "gute Laune" verbreitete.

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    3 September 2025, 3:55 am
  • 48 minutes 23 seconds
    Heißer Sommertag, mittags: Wie Camille Pissarro die Tageszeit zur Kunst macht

    Erst malte er nur Palmen, denn der Vater der Impressionisten wuchs in der Südsee auf – vielleicht haben ihn diese vielen Jahre in der Karibik so neugierig auf Frankreich gemacht. Vielleicht hatte er so viel Sonne gesehen, dass er ab den 1860er-Jahren in Frankreich damit beginnen konnte, den dunklen Zauber eines Wintertages einzufangen und die trübe Stille eines wolkenverhangenen Julitages. Ja, sehr viele von Camille Pissarros Bildern tragen diese Bezeichnungen, er will genau benennen, zu welcher Jahreszeit und zu welcher Tageszeit sie entstanden sind, damit wir das Licht darauf verstehen. Und die Farben, die das Licht in der Natur im April so anders hervorzaubert als im August.

    Im neuesten Podcast "Augen zu" der ZEIT diskutieren Florian Illies und Giovanni di Lorenzo live vor Publikum über diesen französischen Ausnahmekünstler – und zwar im Museum Barberini in Potsdam, wo bis zum September die große Pissarro-Ausstellung "Mit offenem Blick" zu sehen ist, die auf beeindruckende Weise den Künstler in seiner Tiefe und seiner Vielschichtigkeit zum Leuchten bringt.

    Vielleicht war Claude Monet virtuoser, vielleicht sind seine Kompositionen kühner – aber niemand hat so demütig auf die Welt geschaut wie Pissarro, niemand eine so große Palette gehabt, niemand so viele Grüntöne gesehen und gemalt wie er. Ja, wahrscheinlich ist die Wahrhaftigkeit der Naturwahrnehmung bei keinem anderen Impressionisten so groß wie bei diesem stillen, bescheidenen Künstler, der lange nicht von seiner Kunst leben konnte – weil ihre Motive so pur und so wahrhaftig sind. Er malte immer eine Natur, die von Menschenhand verändert ist. Er zeigt die Wege, die die Felder durchziehen, die Bauern auf den Feldern, die Nutzgärten der Menschen, oft malt er seine Frau darin, es ist eine erdverwurzelte Kunst, die zeigen will, was ist. Vielleicht kann man das Revolutionäre des Impressionismus an diesem stillen und präzisen Künstler am besten erleben: die weltverändernde Kraft des Lichts und die weltverändernde Präsenz des Menschen in der Natur.

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    2 July 2025, 3:55 am
  • 40 minutes 19 seconds
    Hannah Höch – die Frau mit den Scherenhänden

    Sie kommt aus der Tiefe der Geschichte und doch ist ihre Kunst von großer Gegenwärtigkeit – das liegt sicherlich am Medium der Collage, das sie sich ab dem Ersten Weltkrieg erobert hat und das in seiner Fragmentierung, seinen Brüchen wie eine Kunst aus unseren Tagen wirkt.

    In "Augen zu", dem Podcast von ZEIT und ZEIT ONLINE, widmen sich Florian Illies und Giovanni di Lorenzo einer deutschen Ausnahmekünstlerin, vielleicht mit Paula Modersohn-Becker und Käthe Kollwitz einer der bedeutendsten der ersten Jahrhunderthälfte: Hannah Höch. Sie war sehr früh mit der deutschen Dada-Bewegung um Kurt Schwitters verbunden, aber genauso mit der holländischen Gruppe De Stijl um Piet Mondrian. Und mit dem Werk "Schnitt mit dem Küchenmesser. Dada durch die letzte Weimarer Bierbauchkulturepoche Deutschlands" beendete sie die Weimarer Republik im Jahre 1919 bereits, obwohl sie eigentlich gerade erst begonnen hatte.

    In den Dreißigerjahren war ihre Kunst in Deutschland "entartet", da sollte in der Kunst wieder Realismus herrschen und nicht Dada und Collage, und Höch versteckte sich in ihrem Haus in Berlin-Heiligensee, versuchte, sich mit kleinen Jobs über Wasser zu halten. Nach 1945 setzte sie dann ihre Kunst der Zwanzigerjahre fort – immer wieder gelang es ihr dabei, mit ihrer ungeheuren kompositorischen Begabung das Material so verblüffend und poetisch anzuordnen, dass ihr Collagen von größter Zeitlosigkeit gelangen.

    Von den Qualitäten dieser Kunst erzählen Florian Illies und Giovanni di Lorenzo in diesem Podcast – und von ihrem traurigen, entbehrungsreichen Leben.

    Die Aufzeichnung des nächsten Podcasts "Augen zu" findet übrigens live statt – am 25. Juni im Museum Barberini, es geht um den französischen Impressionisten Camille Pissarro, der genau dort gerade mit einer großen Ausstellung gefeiert wird.

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    4 June 2025, 3:55 am
  • 43 minutes 34 seconds
    Günther Uecker trifft den Nagel auf den Kopf

    Er ist der einzige große Künstler aus Deutschland, der nur durch seine Materialien berühmt geworden ist: Günther Uecker. Ende der Fünfzigerjahre begann er damit, Nägel in die Leinwand zu schlagen. Und das tat er so spielerisch und so poetisch, dass das harte Metall der Nägel unter seinen Hammerschlägen zu vibrieren schien. Längst hängen seine Nagelbilder in allen großen Museen der Welt.

    Jetzt ist Günther Uecker 95 Jahre alt geworden. In "Augen zu" sprechen Florian Illies und Giovanni di Lorenzo über ihn – und mit ihm über ein Jahrhundert voller Kunst und Leben.

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    7 May 2025, 4:00 am
  • 50 minutes 3 seconds
    Emil Nolde – ein Mann im Farbrausch

    In der neuesten Folge des Podcasts "Augen zu" von ZEIT und ZEIT ONLINE beschäftigen sich Florian Illies und Giovanni di Lorenzo mit einem der wichtigsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts: Emil Nolde. Sie erzählen dabei zum einen von seinem künstlerischen Weg, der ihn über expressionistische Anfänge zur Künstlergruppe Die Brücke führt, dann nach Berlin und in die Südsee und schließlich nach Seebüll an der dänischen Grenze, wo er in seinem Garten und unter dem weiten Himmel des Nordens Tag um Tag seine farbintensiven Aquarelle und Gemälde schuf.

    Genauso wichtig ist es aber auch auf die Person und die öffentliche Figur Nolde zu schauen: Spätestens seit dem Roman "Deutschstunde" von Siegrfried Lenz, in dem Nolde als ein trotziger Widerständler gegen das Nazi-Regime geschildert wurde, und seit Bundeskanzler Helmut Schmidt ihn zu seinem Lieblingskünstler erklärt hatte, wurde er zu einer Art Staatskünstler der Bundesrepublik. Doch als vor zehn Jahren immer mehr Fakten über seinen glühenden Antisemitismus bekannt wurden, hängte Angela Merkel die beiden großen Nolde-Gemälde im Bundeskanzleramt ab. In "Augen zu" wird nun gefragt, ob das die richtige Form ist, mit der problematischen Persönlichkeit eines Künstlers umzugehen, dessen Werke man eigentlich geschätzt hat. Wie sind Werk und Autor im Falle von Emil Nolde zu trennen? Wie beeinflusst sein Menschenbild unseren Blick auf seine Kunst?

    In "Augen zu" wird neben dieser Diskussion aber Noldes große Leistung als eines der wichtigsten Koloristen gewürdigt, die es je in Deutschland gab. Florian Illies und Giovanni di Lorenzo bekennen persönlich, welche Werke sie schätzen – und welche nicht. Die biblischen Szenen mit den kantigen Figuren haben es zum Beispiel beiden nicht angetan. Um sein Werk am besten kennenzulernen, empfehlen sie zwei Dinge: den Besuch der prachtvollen Nolde Ausstellung "Nolde – Welt und Heimat" im Würth-Museum in Künzelsau (7. April bis 28. September 2025). Und den Besuch in Seebüll, in der Nolde-Stiftung, wo man bis heute Haus und Atelier und Garten des Künstlers besichtigen kann, also direkt innerhalb seiner Motive Noldes Kunst besser kennenlernt.

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    2 April 2025, 4:00 am
  • 37 minutes 25 seconds
    Mit Hieronymus Bosch in den Garten der Lüste

    Selten hat ein Maler mit so einem kleinen Werk eine so große Wirkung hinterlassen: Wir kennen kaum 25 Gemälde von Hieronymus Bosch und nur genau so viele Zeichnungen. Aber diese 50 Kunstwerke haben gereicht, um seinen Ruhm über fünf Jahrhunderte nicht nur zu bewahren, sondern auch zu mehren. Ja, jede Zeit entdeckt Bosch neu – die Surrealisten hatten das Gefühl, hier male ihr einziger echter Vorfahre, die 68er verehrten ihn als Vorreiter der Libertinage wegen seines "Gartens der Lüste" und unsere Gegenwart faszinieren seine Wimmelbilder, weil ihre Kreaturen modernen Horrorfilmen und Computerspielen entstiegen sein könnten.

    In der neuesten Folge von "Augen zu", dem Kunstpodcast von ZEIT und ZEIT ONLINE erkunden Florian Illies und Giovanni die Lorenzo die Lebensgeschichte dieses Mannes, die so viel geordneter verlief als bei fast allen anderen Künstlern, die sie in ihrem Podcast über die letzten Jahre vorgestellt haben. Offenbar verließ Bosch nie das niederländische s'-Herzogenbosch, wo er um 1450 geboren wurde und 1518 starb. Ja, nicht aus Reisen nach Italien oder in andere Kunstzentren der Spätgotik und Frührenaissance holte er seine Anregungen, wie so viele andere Maler seiner Zeit, Dürer etwa, sondern aus sich selbst. Er war das, was Peter Sloterdijk einen "intellektuellen Selbstversorger" nannte. Aus den Winkeln seiner eigenen Seele holte er die schrecklichen Visionen einer untergehenden Welt, die er in Malerei umsetzte. Allein die Apokalypse der Bibel nahm er als visionäre Anregerin ernst.


    Bosch war tiefgläubig, gehörte einer Bruderschaft an und seine Ausmalungen der Lüste und der Schrecken der Welt sollten vor allem warnende und abschreckende Wirkung haben – dass sie bis heute auch als erste malerische Feiern der dunklen Seiten des Lebens gesehen werden, das hätte ihrem Schöpfer wohl weniger gefallen.

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    5 March 2025, 5:00 am
  • 52 minutes 1 second
    Wie Meret Oppenheim den Männerclub der Surrealisten aufmischte

    Als die 19-jährige Meret Oppenheim im Jahre 1932 mit ihrer Freundin, der Malerin Irène Zurkinden, nach Paris kam, da wurde sie sehr schnell zum umschwärmten Mittelpunkt der Männergesellschaft des Surrealismus. Max Ernst begann 1933 eine Liebesbeziehung mit ihr, Man Ray fotografierte sie für eine seiner bekanntesten Serien nackt vor der Druckerpresse, und Alberto Giacometti schrieb ihr verliebte Karten. Doch dann fing sie an, sich zu emanzipieren – sie zeichnete das Ohr von Giacometti und machte eine Skulptur daraus. Sie liebte Paris und die Traumwelten der Surrealisten, sie neckte sie und war Teil der kühnen Bewegung, aber fühlte sich immer unwohler in ihrer Rolle als deren Muse. Und als Picasso einmal im Café du Dôme einen Scherz über ihr Pelzarmband machte – da parierte sie souverän. Sie ließ sich vom Kellner eine leere Tasse bringen und begann am selben Tag, sie mit Pelz zu ummanteln. So entstand ihr berühmtestes Kunstwerk – die Tasse und der Löffel im Pelz, die schon 1936 in New York gezeigt und prompt vom Museum of Modern Art angekauft wurde.

    In "Augen zu" dem Kunstpodcast von ZEIT und ZEIT ONLINE sprechen Florian Illies und Giovanni di Lorenzo über die paradoxen Folgen dieser Emanzipation von Meret Oppenheim. Denn ein Jahr später zieht sie aus Paris in die Schweiz und fällt in eine fünfzehnjährige Depression und Schaffenskrise. Aber die Zeichnungen und Objekte, die sie schafft, machen sie für alle Zeiten zu einer der interessantesten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts: Sie sind immer sehr klug, sehr gewitzt und haben eine ungeheuer subtile formale Ästhetik, die immer an den Schmerzpunkten des Geschlechterverhältnisses ansetzt. Genau damit hatte sie eine wegweisende Rolle für Künstlerinnen wie Louise Bourgeois oder Tracey Emin, die ohne den Leistungen von Meret Oppenheim nicht denkbar sind.

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    5 February 2025, 4:55 am
  • 47 minutes 41 seconds
    Rembrandt – warum ist er einer der größten Maler überhaupt?

    Van Gogh war von niemandem seiner niederländischen Vorgänger so beeindruckt wie von Rembrandt. Er rühmte dessen Liebe zur Wahrheit und seine Gütigkeit, mit der er die Menschen erfasste, gleich ob es seine Nachbarn waren oder die Gestalten der Bibel. Bis heute hat Rembrandt diesen Zauber bewahrt – sein Spiel mit dem Hell-Dunkel und sein verblüffender Realismus ziehen die Menschen auch fünf Jahrhunderte später noch immer in ihren Bann. Auch sich selbst hat der große Maler (1606 bis 1669) immer wieder gemalt, 80 Mal insgesamt, und in seinem Gesicht spiegeln sich all die Wechselfälle seines Lebens wider: das Glück der Liebe, der Verlust der Frau und der Kinder, der Stolz über den frühen Aufstieg und die Verlegenheit über den späteren Abstieg. Und was man seinem Gesicht auch ansieht: Seine Lust auf das Leben und seine Lust auf den Wein, ja, Rembrandt kannte sich – und er kannte die Menschen. So wurde er zur großen Malerfigur im Goldenen Zeitalter des niederländischen Barocks, Inspirator für unzählige Nachfolger, durchglüht von Genie und Wärme. Seine Gemälde leben von einem vibrierenden Kolorit, und auch seine einzigartigen Radierungen von Liniengeflechten, aus deren Schwarz-Weiß sich immer wieder die Buntheit der Wirklichkeit und der biblischen Geschichten herausschält.

    In der neuesten Folge von "Augen zu", dem Kunstpodcast von ZEIT und ZEIT ONLINE werden Florian Illies und Giovanni di Lorenzo sehr persönlich: Di Lorenzo erzählt, wie er als Kind zu Rembrandts "Nachtwache" in Amsterdam gebracht wurde und wie die überwältigende Größe des Bildes bei ihm bis heute in der Erinnerung lebt. Und Florian Illies hatte ein ähnlich prägendes Erlebnis in Kindertagen: Er fuhr im Kindergarten und in der Schule mehrfach ins nahe Kassel, wo in Schloss Wilhelmshöhe eine ungeheure Anzahl von Rembrandts zu sehen ist und sich ihm vor allem der "Segen Jakobs" einprägte, die gütige, segnende Hand des alten, weisen Mannes.

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    1 January 2025, 4:55 am
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